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Von Haparanda bis San Francisco Reise-Erinnerungen. Ernst WasserzieherЧитать онлайн книгу.

Von Haparanda bis San Francisco Reise-Erinnerungen - Ernst Wasserzieher


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Oktober 1848 verbrannt. Joe Smith wurde gefangen und bald darauf in seiner Zelle des Gefängnißes zu Carthago (Hauptstadt des Countys) meuchlings umgebracht.[3] Die Reste der Mormonen zogen gen Westen und kamen nach langer, mühseliger Wanderung durch Wildnis, Steppen und Gebirge, die an Abenteuern und Gefahren dem berühmten Zuge der 10000 Griechen nicht nachsteht, in Utah an, wo sie an den Ufern des großen Salzsees ein neues Jerusalem gründeten.

      Der Tempel, der der Stadt Nauvoo noch in seinen Trümmern zur Zierde gereichte, verschwand in den siebziger Jahren ganz vom Erdboden, indem ein gewinnsüchtiger Deutscher, Namens Ritter, ihn kaufte, abbrach und die Steine zum Verkauf ausbot. Es fand sich jedoch kein Käufer, und so liegen sie auf seinem Felde, teils zerschlagen, teils noch in ihren riesigen Dimensionen; die Skulpturen sind meist unkenntlich, ich erinnere mich nur, ein Relief der Sonne in Form eines menschlichen Antlitzes, von Strahlen umgeben, roh aus dem Sandstein gehauen, gesehen zu haben.

      Die verlassenen Häuser der Mormonen, soweit sie nicht zerstört und unbewohnbar waren, wurden von fremden Ansiedlern in Besitz genommen und bezogen; ich wohnte während des Winters 1882/83 in einem solchen. Es war nicht verändert; ein einstöckiger Backsteinbau mit drei Zimmern im Erdgeschoß und einem im Giebel, von dem man den Mississippi sehen konnte. Ein Garten und daran schließende Felder umgeben das einsam liegende Häuschen.[4] Mein Schlafzimmer hatte eine Thür nach dem Garten, die nur mit einem Holzpflock verschließbar war.

      Als Bett diente mir Maisstroh mit einigen Steppdecken. Die Kälte war manchmal so groß, daß das Wasser in dem stets vor meinem Bett stehenden Glase fror, und zwar durch und durch. Zum Heizen hatten wir Holz, das wir uns zu Wagen oder Schlitten aus dem etwa 6-7 km entfernten Walde holten. Hat man ein Stück gehörig abgeholzt, so hört man auf, Steuern darauf zu bezahlen, und das Land fällt dem Staate anheim.

      Seiner günstigen Lage wegen wurde Nauvoo noch einmal zum Experimentierfeld einer Sekte ausersehen, nämlich von französischen Kommunisten unter Führung Cabets. Icaristen nannten sie sich nach dessen Buche „Voyage en Icarie“, in dem in Romanform die Grundsätze des Icarismus in leicht verständlicher und fesselnder Weise entwickelt werden. Etwa hundert an der Zahl, kamen sie 1849 in Nauvoo an, kauften die Tempelruine und waren dabei, sie für ihre Zwecke umzubauen, als ein Sturm das angefangene Werk zerstörte. Sie gaben die „Revue Icarienne“ halb in englischer, halb in französischer Sprache heraus und lebten in völliger Gütergemeinschaft etwa zehn Jahre lang. Dann ging die Kolonie auseinander, weil Cabet gleich Cäsar „voll Herrschsucht war“; ein Teil führte in Adams County im Staate Iowa das kommunistische Leben weiter; andere blieben in Nauvoo, wo sie jetzt noch leben und mit den Deutschen, Engländern und Irländern zusammen Acker- und Weinbau treiben.

      Ihre Mußezeit vertreiben sich die Nauvooer gern durch Theaterspielen. Einer der ehemaligen Icaristen, Herr Balley aus Paris, spielt gewöhnlich die Hauptrollen, sowohl in den englischen, wie in den deutschen Stücken. Französische können nicht gut aufgeführt werden, weil dann die Deutschen und die Engländer sich weder aktiv noch passiv beteiligen könnten. Von den englischen Stücken ist mir erinnerlich „Schinderhannes, the Robber of the Rhine“, von den deutschen „Papa hat's erlaubt“ von Putlitz. Es ist für einen Franzosen in hohem Grade anerkennenswert, drei Sprachen so zu beherrschen, um darin erträglich zu agieren; umsomehr für einen Schuster, wie Herr Valley ist. Herr Cambrai, ein Weinbauer, spielt gut Violine und liebt die deutsche Musik.

      Die Deutschen und die Franzosen, die den Hauptteil der Bevölkerung ausmachen, leben im allgemeinen friedlich zusammen, ausgenommen im Kriegsjahre 1870/71.

      Ihre Nationalität bewahren die Franzosen in Nauvoo, wie überall, besser als die Deutschen. Man merkt das auch an Aeußerlichkeiten. Der Deutsche sagt Country (Land), auch wenn er deutsch spricht, und Cider, letzteres mit englischer Aussprache; der Franzose aber behält sein contrée und spricht cidre französisch aus. Doch zu untersuchen, wie weit die Deutschen sich in der Sprache amerikanisieren, würde eine eigene Abhandlung erfordern.

      Noch einmal könnte Nauvoo vielleicht eine Rolle spielen und aus der Vergessenheit auftauchen, in der es seit einem Menschenalter ruht. Halb im Scherz, halb im Ernst hat man, nicht nur im Nauvooer Independant, sondern auch in auswärtigen Zeitungen davon gesprochen, die Bundeshauptstadt von Washington nach Nauvoo zu verlegen. Das klingt befremdlich, ist aber nicht so toll, wie es aussieht. Die Hauptstädte der amerikanischen Einzelstaaten werden fast ausnahmslos in das geographische Zentrum gelegt; darum ist nicht das große Chicago Hauptstadt von Illinois, sondern das kleine Springfield; nicht das riesige New-York des gleichnamigen Staates, sondern das kleinere, aber zentral gelegene Albany, nicht San Francisco von Californien, sondern das verhältnismäßig unbedeutende Sacramento u.s.f. Diesem Grundsatze zufolge wurde Washington Hauptstadt der dreizehn ersten Staaten; damals hatte es in der That eine zentrale Lage. Jetzt hingegen, nachdem sich das Ländergebiet der Vereinigten Staaten weit nach Westen ausgedehnt hat, müßte auch der Unionsmittelpunkt nach Westen verschoben werden. Ueber den Mississippi, die Hauptverkehrsader hinaus, dürfte die Unionshauptstadt kaum gerückt werden. Eine am Vater der Ströme gelegene Großstadt, wie Sant Louis, würde sich aus Mangel an Platz für die zu erbauenden Ministerien und sonstigen Regierungsgebäude, sowie wegen der vielen Fabriken und der dadurch bedingten Unzuträglichkeiten nicht eignen. Nauvoo hat eine äußerst gesunde Lage und, was die Hauptsache ist, Raum, unbeschränkten Raum. Nauvoo ist von allen Teilen der Union leicht zu erreichen, während Washington für die Senatoren und Repräsentanten des Kongresses aus dem Westen und Südwesten eine sechstägige ununterbrochene Schnellzugsfahrt erfordert. Also auch die Reisevergütungen für die Volksvertreter würden sich erheblich vermindern.

      Aus all den angegebenen Gründen ist es also keineswegs unmöglich, daß die Hauptstadt-Hoffnungen der Nauvooer dereinst in Erfüllung gehen werden.

      FUSSNOTEN:

      [2] 1882-83 bereiste der Verfasser die Vereinigten Staaten. Die beiden folgenden Stücke sind Bruchstücke aus dem damals geführten Tagebuch.

      [3] Sein Degen befindet sich im Besitz eines gewissen Myers in Fort Madison, wo ich ihn sah.

      [4] Siehe das Titelbild

       Inhaltsverzeichnis

      Ausflug in die nordamerikanischen Urwälder und zu den Geysers.

      Das erste, was der San Franciscaner seinem Gaste zu zeigen pflegt, ist das Cliff-Haus, jenes berühmte Wirtshaus am Stillen Ocean. Auch mich ließ mein Onkel, den ich während eines Frühlings und Sommers mit meinem Besuche strafte, gleich am zweiten Tage meiner Ankunft hinauskutschieren. Man fährt eine gute deutsche Meile nach Westen durch den Goldnen-Thor-Park; das Haus liegt auf einen Felsen dicht am Meer; vom Balkon hat man eine herrliche Sicht auf die Brandung und die kleinen felsigen Inseln, auf welchen Hunderte von Seelöwen umherrutschen und ihr wehmütiges Geheul ertönen lassen. Sie stehen unter dem Schutze der Stadt und dürfen nicht geschossen werden. Rechts sieht man die Schiffe aus dem Goldenen Thor majestätisch ins offene Meer hinaussegeln. —

      Die nächsten Wochen benutzte ich dazu, die Sehenswürdigkeiten der Stadt in Augenschein zu nehmen. Nächst dem Chinesentheater interessiert vor allem immer wieder das Leben und Treiben am Hafen, welches auch den zu fesseln vermag, der Hamburg, New-York, London kennt. An Größe, Schönheit der Umgebung und Buntheit und Mannigfaltigkeit der Nationalitäten übertrifft der Hafen der californischen Seestadt die der drei genannten.

      Die Umgegend von San Francisco ladet zu häufigen Ausflügen ein. Man bedient sich dabei der Baidampfer, die an Pracht der Ausstattung kaum den Hudsondampfern (zwischen Albany und New-York) nachstehen. Da ist z.B. Saucelito, wie ein Stück Thüringen an das Gestade des Stillen Weltmeeres versetzt; San Rafael, mitten in Bergen, ebenfalls am Golf, leider mit Mosquitos reichlich gesegnet. Gerade gegenüber San Francisco, am Ostufer der Bai: Oakland, Alameda und nördlicher Berkeley mit der Staatsuniversität für Californien, welche in einem Park am Fuße eines Berges gelegen ist, mit Aussicht auf das Goldene Thor. Ein ganz herrlicher Punkt ist Piedmont Springs, ein Badeort mit Schwefelquellen, weiter im Innern nach Osten zu, in zwei Stunden (abwechselnd mit


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