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Celsissimus. Arthur AchleitnerЧитать онлайн книгу.

Celsissimus - Arthur Achleitner


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wir freudig thun, schöne Göttin; doch nicht harter Deutschwein soll Eure Rosenlippen netzen, wir nehmen edlen Terranto, der unter Vicenzas Himmel gedeiht!“ sprach Wolf Dietrich und wandte sich zum Bürgermeister mit der Frage, ob dieser edle italienische Wein zu haben sei.

      „Zum hohen Glück, Ew. Hochfürstliche Gnaden an dieser Tafel zu wissen, gehört — Thalhammers feinerprobte Zunge!“ schnatterte Ludwig Alt, dem die unvermutete Frage die Gedanken durcheinander brachte.

      „Wie? Was meint Er?“ rief erstaunt der Fürst.

      „Gnädiger Herr wollen mir erlauben, daß ich den dunklen Sinn der Worte meines Ohms erhelle!“ warf Salome schnell ein, „der gute Ohm wollte sagen, daß nur Rat Thalhammer wissen könne, ob für diese Tafel gewünschter Edelwein vorhanden sei!“

      Wolf Dietrich lachte belustigt ob der Schlagfertigkeit seiner schönen Tischgenossin: „Beim Zeus! Ich berufe Euch noch in meinen Hofrat, wir können solche Redekunst fürwahr gebrauchen!“

      „Ob die würdigen Herren da nicht wirren Kopfes werden würden?“ spottete

       Salome.

      „Ihr möget recht haben; für die alten Federfuchser sind die Folianten gut, doch nicht die Blüte weiblicher Schönheit und Anmut! Die Jugend will ihr Recht, sie darf die Hand danach erheben, nicht das mürrische Alter!“

      Der Bürgermeister hatte unterdessen Thalhammer, der am unteren Ende der Tafel saß, citiert, und alsbald konnte der vom Fürsten gewünschte Terranto-Wein kredenzt werden. Zwei Becher wurden gefüllt, und Wolf Dietrich stieß mit Salome an: „Auf Euer Wohl, Königin! Jeder Tropfen dieses edlen Weines aus dem sonnigen Süden, der Heimat von Kunst, Liebe und Wein, verlängere Euer Leben um viele Jahre, jeder Tropfen bedeute eine Fülle von Glück hienieden! Es lebe die Göttin Schönheit, es lebe Salzburgs holdeste Mädchenblume!“

      Salome hatte den Blick gesenkt, tiefe Röte bedeckte ihre Wangen, der

       Becher zitterte in ihrer schmalen Hand.

      „Will meine Königin mir nicht einen Blick aus den süßen Augen gönnen?“ flüsterte Wolf Dietrich.

      Da hob Salome das Auge, die Blicke trafen sich, beklommen, zögernd sprach sie: „Zu viel des Lobes und der Gnade fällt auf mich! Bethörend wirken die Worte! Zu groß ist die Kluft, die uns trennt! Ihr seid der Fürst und hohe Herr, ich eines schlichten Bürgers Tochter! Laßt mich im Erdreich, in dem nur ich gedeihe! —“

      „Ist das Euer Trinkspruch, Salome?“ fragte etwas gedehnt der Fürst.

      „Mein gnädiger Herr und Gebieter, ich trinke auf das Wohl Ew.

       Hochfürstlichen Gnaden und —“

      „Und?“

      „Und bitte, es möge mir Eure Gnade und Huld erhalten bleiben!“

      „Ja, darauf wollen wir trinken! Euch meine Huld immerdar, mir Eure Gnade und —“

      „Und?“

      „Und Liebe!“ flüsterte der junge, feurige Landesherr und sandte einen flammenden Blick zu Salome, die jäh errötete und verstummte.

      Verschiedene Gänge des üppigen Mahles waren inzwischen serviert worden, doch jedesmal hatte Wolf Dietrich durch eine Handbewegung angedeutet, daß er nicht im Gespräch gestört sein wolle. Diesem Beispiel war auch Salome gefolgt, und Ludwig Alt hielt es für seine Pflicht, zu jeglichem Augenblick dem Fürsten zur Verfügung zu sein, daher der Bürgermeister auf das Essen verzichtete. Nach dem Speisezettel, den Ludwig Alt bei sich hatte, sollte nun köstlicher Fasanenbraten an die Reihe kommen, und zwar mit einer Neuerung im Gedeck für diese Zeit. Bisher war es üblich, des öfteren Handwasser mit Handtüchern herumreichen zu lassen, damit die Tafelnden sich die Hände reinigen könnten. Auch heute war das der Fall gewesen. Nun zum Fasanenbraten des heutigen Mahles, zur Erhöhung des Festes war, ausgeheckt von beiden Alts, eine Neuerung geplant, die eben jetzt der Tafelrunde vorgeführt werden sollte, und diese Neuerung bestand in der erstmaligen offiziellen Verabreichung von Gabeln.[2] Ludwig Alt war nicht wenig neugierig auf die Wirkung dieser Neuerung und hatte angeordnet, daß zum „Fasanen-Gang“ dieser Gebrauchsgegenstand solle vorgelegt werden. Natürlich interessierte es den Bürgermeister am meisten zu erfahren, was der Fürst zu sothaner Neuerung sagen werde.

      Wolf Dietrich war aber schon wieder in ein Gespräch mit Salome vertieft und hatte weder Aug' noch Ohr für die übrige Gesellschaft.

      Längeres Zaudern würde eine auffällige Unterbrechung des Mahles herbeiführen, der Bürgermeister mußte daher das Zeichen geben, und sogleich erschienen die Aufwärter, deren jeder eine in der Form noch ziemlich ungeschlachte, zweizinkige Gabel zur Rechten jedes Tafelgastes legte. Von der schwätzenden Menge ward das neue Instrument vielfach nicht beachtet; einigen Gästen aber fiel es doch sofort auf, sie ergriffen die Gabeln, besahen sie, fuhren damit in die Luft, und als von einigen vielgereisten älteren Bürgern der Gebrauch dieser neuen Tischinstrumente erklärt wurde, konnte es an praktischen Erprobungen nicht fehlen. Unter großer Lebhaftigkeit ward aufgespießt, was den überraschten Gästen erreichbar war und die Fasanen kamen hierzu just recht. Völlig unbeachtet blieb die Neuerung am Präsidium der Tafel; den Altschen Familien war sie bekannt, für das heutige Mahl eigens bestimmt, und der Landesvater widmete sich ausschließlich seiner Tischnachbarin.

      Die Edelknaben kamen mit den Fasanen auf silbernen Platten, und unwillig wollte Wolf Dietrich abwinken, da bat Salome, es möge der gnädige Herr doch auf die Atzung nicht ganz vergessen, wasmaßen diese Leib und Seele zusammenhalte. So ließ sich denn der fürstliche Ehrengast von den Fasanen vorlegen, ebenso Salome, und beide bedienten sich der neumodischen Gabeln ohne das geringste Anzeichen einer Überraschung.

      Von Salome wunderte das den Bürgermeister ja nicht, aber die Vertrautheit des Fürsten mit dem neuen Instrument verblüffte und enttäuschte ihn derart, daß Ludwig Alt dem Bruder zuflüsterte: „Der kennt alles!“

      Und Wilhelm raunte zurück: „Stimmt! Der wird uns in allem über!“

      Wolf Dietrich hatte mit Behagen von der leckeren Speise genossen und dann einen Blick über die Tafel geworfen, an der es lebhaft zuging, denn der in großen Mengen genossene schwere Südwein aus Welschland übte auf Männlein und Weiblein seine Wirkung aus. „Meine Salzburger lieben den süffigen Wein!“ meinte der Fürst zum Bürgermeister, der sogleich beteuerte, daß das gewöhnliche Volk sich wohl an das Hopfenbier halte, denn süße Weine seien von wegen der Teuerung und dem kostspieligen Transport nur den bemittelten Ständen erreichbar.

      „Wird denn viel solchen Weines eingeführt ins Erzstift?“

      „Ew. Hochfürstliche Gnaden unterthänigst aufzuwarten, ja; man bringet auf Wasser und Land überflüssig aus allen Landen herzu, als nämlich vom Rhein, Neckher (Nekar), aus Elsaß, Franken, auch Osterwein (aus Österreich), Marchwein (aus Steiermark), aus Hungern (Ungarn), viel aus Welschland, so man sie heißet Terrant, Raifel, Muscatell, Malvasier von Napoli, Romanier, so in Griechenland wachset, Rosatzer auch und Farnätscher, Veltliner, und aus dem Etschland Traminer und Höpfwein und dergleichen noch manche, die des Thalhammer Zunge besser kennet als Dero unterthäniger Knecht!“

      „Ich staune! Wußte wahrlich nicht, daß meine Salzburger so gern und viel der schweren und teuren Weine trinken!“

      Voreilig sprach Ludwig Alt: „Sie trinken nicht, o Herr, sie saufen ihn! Ein Laster ist's, ein allgemeines in ganz Deutschland, und es hilft so viel wie nichts, mag man dagegen wettern oder sich selber eines guten Wandels befleißigen. Der Saufteufel hat sie alle am Kragen, Männerleut und Weibes, ein Halbes können Kinder selbst schon zutrinken, die Eltern lehren's wohl den Kleinen! Ein Kreuz ist's und ein Elend mit dem Weinteufel!“

      „Und der Bürgermeister weiß sich nicht Rat, sothanem Laster wirksam zu steuern?“ fragte der Landesherr.

      „Dero Gnaden unterthänigst aufzuwarten, ich nicht, und besseren Leuten kann ich die Rumorknechte nicht auf den Leib hetzen!“

      „So! Nun es erscheinet mir günstig, daß der Landesherr sich Rats weiß, ich weiß ein Mittel, doch ist es nicht an der Zeit, es


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