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Mami Staffel 3 – Familienroman. Gisela ReutlingЧитать онлайн книгу.

Mami Staffel 3 – Familienroman - Gisela Reutling


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geh’ aufs Gymnasium!«

      »Na und?«

      Beate von Redwitz war jetzt siebenundvierzig. Sie war ein wenig fülliger geworden, was ihr aber ausnehmend gut stand. Ihrem Gesicht schmeichelten die paar Pfunde mehr, und sie kleidete sich auch viel sorgfältiger. Seit kurzem trug sie sogar manchmal etwas Schmuck. Ihr Haar tönte sie alle paar Wochen, so daß das erste Grau mit einem rötlichen Schimmer überdeckt wurde.

      Jetzt, in ihrem Zorn, war ihr nichts vom Liebreiz einer reifen Frau anzusehen. Sandros Aufmüpfigkeit, die sie sonst ohne weiteres in den Griff bekam, ließ sie knallrot anlaufen. Denn Sandros Blick verriet mehr als Trotz. In ihm stand eine kalte Wut, die sogar in Haß umschlagen konnte. Was sollte sie tun? Viel Zeit blieb nicht mehr. In wenigen Minuten würde Klaudia vorfahren. Bis dahin mußte sie ihn überzeugt oder noch besser, kleingekriegt haben. Nur wie?

      Aus der anfänglichen Freundschaft, die sie vor Jahren mit Klaudia verband, war längst eine erbitterte Feindschaft zwischen den Frauen geworden. Klaudia hatte Reinhards Testament vergeblich anzufechten versucht, dann aber vor dem Vormundschaftsgericht erwirkt, daß Sandro ein Wochenende im Monat bei ihr verbringen durfte.

      Obwohl Beate immer gewußt hatte, daß sie das Sorgerecht für Sandro nur dem Leichtsinn ihres Bruders verdankte, gönnte sie ihrer verwitweten Schwägerin keine einzige Stunde mit Sandro. Aber sie wußte auch, wie wichtig es war, sich nichts davon anmerken zu lassen. Jedes unfreundliche Wort über Klaudia ließ Sandro nur noch aufmüpfiger werden.

      Mit aller Kraft rang sie um Gelassenheit. »Ich habe dir das Wochenende bei Klaudia noch nie verwehrt, aber wenn du eine Woche bei ihr verbringen willst, ohne mich vorher um meine Meinung zu fragen, stellen sich bei mir alle Haare auf«, begann sie.

      »Wo denn?« Er machte sich noch größer und versuchte, auf ihren Kopf zu gucken.

      Da ahnte sie mal wieder, daß sie seinen Frechheiten nicht mehr gewachsen war. Aber wen sollte sie um Hilfe bitten? Klaudia? Die hatte leider einen viel zu guten Einfluß auf den Bengel und würde sie nur auslachen. Detlef? Nein, Detlef war immer auf Sandros Seite. Der freute sich doch, wenn der Elfjährige einmal monatlich verschwand und er sie dafür besuchen durfte.

      Sie schluckte. Nicht mal Detlef brachte noch Verständnis für ihre Liebe zu Sandro auf. Er wollte einfach nicht wahrhaben, wie ernst sie ihre Verantwortung für den verwaisten Neffen nahm.

      »Wenn du am nächsten Sonntag nicht bis siebzehn Uhr hier bist, kannst du was erleben.« Sie gab schweren Herzens klein bei. Was blieb ihr sonst, wenn sie sich Sandros Liebe erhalten wollte?

      Da legte er die Arme um sie. »Danke, Tante Bea. Ich bin bestimmt pünktlich zurück. Klaudia muß am Montag ja wieder in die Redaktion. Nach ein paar Tagen mit mir ist sie sowieso immer fix und fertig. Genau wie du.«

      »Ich bin niemals fix und fertig, Sandro!« fuhr Beate empört auf.

      »Doch, bist du. Hast ja auch noch deine Patienten und nicht wie Klaudia eine Karla und einen Günther.« Er zog eine komische Grimasse. »Nur Onkel Detlef. Darf der denn kommen, wenn ich weg bin?«

      Sie sah ihn entgeistert an, aber er fuhr recht unverschämt fort:

      »Kannst ja wieder einen Karottenkuchen backen. Onkel Detlef wird dir schon den Müll raustragen, wenn ich nicht da bin«, neckte er sie und wollte sie mit schelmischem Grinsen küssen. Aber Bea stieß ihn zurück.

      Ach, du Schreck! War er zu weit gegangen?

      »Detlef wird nicht kommen«, sagte sie eisig.

      »Auch gut«, murmelte er. Und witsch! war er aus der Tür, polterte die Treppen hinunter und schlug die Haustür unten lautstark hinter sich zu.

      Nachdem sie sich von dieser letzten Frechheit erholt hatte, trat Beate ans Fenster.

      Tatsächlich! Da unten stand Klaudias Cabriolet vor dem Haus. Wie immer, pünktlich auf die Minute. Sie konnte beobachten, wie ihre Schwägerin aus dem Auto sprang, stürmisch von Sandro umarmt wurde und sich dann lachend hinters Steuer setzte.

      In Beate brauste ein Sturm aus Zorn und Eifersucht auf. Wie gut Klaudia aussah! Natürlich, sie war erst dreiunddreißig und eine Frau, die sich jeden Wunsch erfüllen konnte. Richtig unbelastet und unbekümmert wirkte sie. Nichts an ihr deutete auf das Leid einer alleinstehenden Witwe hin. Sie hatte zwar längere Haare, die sie zu einem kleinen Nackenknoten gebunden trug, aber heute, einfach so in einer hellen Hose und einem karierten Hemd darüber sah sie wie eine Mittzwanzigerin aus. Klaudia hatte wirklich alles, was eine Frau sich nur wünschen konnte. Und jetzt sogar noch eine unbeschwerte Woche mit Sandro vor sich. Und sie? Ihr blieb nur die Angst, Sandro in einigen Jahren an die Rivalin zu verlieren.

      Beate wußte, daß sie sich dieser Angst stellen mußte. Wenn sie ihre Verantwortung ernstnahm, dann mußte sie im Sinn ihres verstorbenen Bruders handeln und Sandro wohl oder übel in zwei Jahren auf ein feines Internat in Schleswig-Holstein schicken. Dort hatte Reinhard die schönsten Jahre seiner Jugend verbracht. Wie oft hatte er erwähnt, er wünsche sich diese Erfahrung einer erstklassigen Erziehung auch für seinen einzigen Sohn! Nur niedergeschrieben hatte er es nicht. Das war ihre einzige Chance. Sie mußte sich also nicht danach richten.

      Aber was war, wenn Klaudia davon wußte und sie eines Tages daran erinnerte? Der war alles zuzutrauen, wenn sie Sandro nur von ihr wegholen konnte. Beate ballte die Fäuste. Wer konnte ihr nur helfen? Minuten später eilte sie in wilder Entschlossenheit nach unten ans Telefon, sagte Termine bei einigen Patienten ab und stieg dann nach oben in ihr Schlafzimmer, um ebenfalls einige Kleidungsstücke in die Reisetasche zu stopfen.

      *

      Zur gleichen Zeit hopste Sandro fröhlich hinter Klaudia auf dem Sitz herum, langte dann nach seiner Jacke und hielt sie ihr vor die Nase.

      Klaudia schob seine Hand aus ihrem Blickfeld. Sie hatte gerade die Autobahn erreicht. »Spinnst du?« lachte sie.

      »Ich will nur wissen, ob die Jacke geht.«

      »Ob die Jacke geht? Seit wann haben Jacken Beine?« neckte sie ihn.

      Sandro spielte den Empörten. »Mensch, Klaudia. Ich will nur wissen, ob die Jacke paßt, wenn wir in Travemünde sind. Du hast versprochen, mal mit mir ins Spielcasino zu gehen.«

      »Huch!« regte sie sich im Scherz auf. »Da war ich wohl nicht ganz bei Sinnen, wie? Du bist doch noch ein Knirps. Knirpse dürfen nicht ins Casino. Und dein Vater würde sich im Grab herumdrehen.«

      »Uff!« ächzte er und warf sich nach hinten zurück. »Tante Bea und du! Immer, wenn ihr nicht weiterwißt, bringt ihr Papi ins Spiel. Ist doch echt mies!«

      »Mag sein, aber du hast deinen Vater sehr geliebt. Es macht nichts, wenn wir dich an ihn erinnern.«

      »Aber doch nicht so, Klaudia.«

      Damit hatte er recht. Klaudia überholte zwei Wagen, dann fuhr sie langsamer. »Also gut. Wir fahren sowieso nicht nach Travemünde.«

      »Wohin denn? Nach Sylt? Du wolltest da doch ein Haus kaufen.«

      Das hatte sie noch vor Monaten vorgehabt, den Plan aber wieder verworfen. Sie ging gar nicht auf seine Frage ein.

      »Nein, wir fahren nach Brädrum. So heißt das Dorf, in dem ein alter Freund von mir wohnt. Er hat mich eingeladen, aber ich habe nur unter der Bedingung zugesagt, daß ich dich mitbringen darf.«

      Sofort richtete Sandro sich wieder auf. »Alter Freund? Ist ja noch mieser. So einer wie Onkel Detlef, wie? Den kann ich nicht leiden. Also dann ist die Woche mit dir ja wohl nichts wie Krampf. Hätte ich ja gleich bei Tante Bea bleiben können. Die läßt Onkel Detlef nur noch ins Haus, wenn ich nicht da bin.« Weil Klaudia nichts sagte, fügte er trotzig stöhnend hinzu: »Ich hätt’ mir den Zoff mit ihr auch ersparen können.«

      »Zoff? Du hast mit ihr Zoff gehabt?«

      »Klar. Sie sagt, du darfst keine ganze Woche mit mir zusammen sein.«

      Der Ausdruck von überschäumender Ferienlaune auf Klaudias Gesicht war im Bruchteil einer Sekunde restlos dahin.


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