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Mami Staffel 3 – Familienroman. Gisela ReutlingЧитать онлайн книгу.

Mami Staffel 3 – Familienroman - Gisela Reutling


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Sie sah vorsichtig an sich herab. Nein, anzusehen war ihr noch nichts.

      »Onkel Detlef!« brach es da aus Sandro heraus. »Der hat mich gestern auf dem Fußballplatz in Niendorf abgefangen. Der hat sie ja nicht alle, der Döskopp!«

      »Was wollte er denn von dir?«

      Sandro nahm einen Keks und steckte ihn in den Mund. Dann blies er auch noch die Backen auf. Er war ein rechter Bengel.

      »Tante Bea will er heiraten.«

      »Ach, das ist doch… also das ist doch toll!«

      »Hab ich auch gedacht. Aber sie will es nur, wenn ich verspreche, mit ihr raus nach Vierlanden zu ziehen. Nun will er mein Wort dafür. Das ist doch Schwachsinn! Was soll ich denn auf seinem Bio-Hof? Karotten ziehen?«

      »Heißt das, Bea ist bereit, ihr Leben auf den Kopf zu stellen und ihr eigenes Haus zu verlassen?«

      Er nickte, ohne sie anzusehen. »Sie will es verkaufen und das Geld in seinen Betrieb stecken.«

      »Und dann?« Klaudia hielt den Atem an. Ihr kleiner geliebter Sandro geriet mal wieder ins Hintertreffen, weil zwei Menschen sich zu ihrer Liebe und ihrem Glück bekannten. Dabei ahnte sie nicht, daß ihre Feindin Bea vor Jahren so ähnlich gedacht hatte. »Du fühlst dich überflüssig, nicht wahr?« stellte sie ihm die Frage, die ihr Herz bewegte.

      Sandro spielte mit der Kordel seines Sweatshirts. »Nicht die Bohne! Sollen sie doch!« murrte er, ohne den Blick zu heben. »Ich bin doch kein Baby mehr. Und Onkel Detlef ist gar nicht so übel. Nur…«

      »So sag schon. Mir kannst du doch vertrauen.«

      Er seufzte. »Ich soll dann bei ihnen in Vierlanden wohnen. Tante Bea will mich bei sich haben. Ich muß dann in eine andere Schule. Nicht in die, die Papi für mich wollte. Meinst du, das ist richtig?«

      »Nein, das ist es nicht. Aber das letzte Wort hat Tante Bea so oder

      so.«

      »Aber mein Papi hat immer gewußt, was gut für mich ist, Klaudia. Immer. Und nun, weil Bea heiratet, ist ihr das wurscht.«

      »Nun ja, sie denkt zum erstenmal in ihrem Leben an sich. Das mußt du verstehen.«

      »Tu ich ja auch. Aber warum kann ich dann nicht in das Internat? Papi hat sich das gewünscht. Weißt du, ich habe einige Jungens daraus gesehen, als ich mit Kai unterwegs war. Schloß Rabenhorst liegt ganz in seiner Nähe. Warum kann ich nicht jetzt schon dahin? Wenn ich mich da mopse, besuch ich ihn einfach.«

      Klaudia wußte nicht, ob sie jubeln oder schimpfen sollte. »Dann lebst du gute zweihundert Kilometer von Tante Bea entfernt«, wandte sie nur ein.

      »Ich kann sie auch besuchen. Nur nicht so oft. Und außerdem… sie hat doch Onkel Detlef.« Er sah sie bittend an. »Ich kann segeln lernen. Kai findet das bestimmt toll.«

      Ich auch! dachte Klaudia und erwischte sich dabei, wie sie von einem friedlichen Leben in Brädrum träumte. Nur wie sollte sich dieser Traum erfüllen? Obwohl Kai sich auf das gemeinsame Kind freute, sprach er nie von der Zukunft. Sollte sie mit dem Baby allein in Hamburg sitzen und sich vorstellen, wie er mit Sandro quietschvergnügt über die Förde segelte?

      Minuten später lehnte Sandro ihr Angebot, ihn jetzt zu Tante Bea zu fahren und alles mit ihr zu besprechen, energisch ab. Tante Bea durfte nicht wissen, daß er sie in der Redaktion besucht hatte. Dieses Geheimnis mußte er genauso wie sein Gespräch mit Onkel Detlef hüten. Er verabschiedete sich mit einer langen Umarmung von ihr.

      »Du wirst mir helfen, wenn es soweit ist?«

      »Ja«, versprach Klaudia, ohne zu wissen, wie ihr das eigentlich gelingen sollte.

      Zwei Stunden später saß sie in ihrem Wagen und preschte nach Brädrum zu Kai. Sie setzte sich zu zwei Patienten ins Wartezimmer. Kai bemerkte sie, als er die Tür öffnete. Ein Blick in seine Augen, und sie begriff, daß er überhaupt nicht überrascht war. Er hatte sie in dem sicheren Gefühl, von ihr gebraucht zu werden, schon seit Wochen erwartet. Klaudia schwankte zwischen einem wundervollen Gefühl der Geborgenheit und einer schleichenden Furcht. Sie wußte, daß sie es war, die eine Entscheidung treffen mußte. Eine, die ihr Leben veränderte.

      Dann servierte ihr Kai einen heißen Tee in seinem karg eingerichteten Wohnzimmer. Draußen hatte es zu regnen begonnen und war kühler geworden.

      »Du siehst wunderschön aus, Klaudia. Nur deinen Augen fehlt der Glanz einer glücklichen Schwangeren. Du weißt doch, daß ich alles für dich und das Kind tun werde? Ich bin zu jedem Opfer bereit, so stolz macht mich unser Kind schon jetzt.«

      »Zu jedem Opfer?« wiederholte sie spitz. »Heißt das, du wirst deine Praxis hier aufgeben und nach Hamburg ziehen, um immer in unserer Nähe zu sein?«

      »Nein, das ist das einzige Opfer, das ich nicht bringen werde.« Er sagte es freundlich, aber bestimmt. Sie hatte eigentlich auch nichts anderes erwartet.

      Seit Wochen machte sie sich deshalb schon Gedanken über ihre Zukunft als alleinerziehende Mutter und zog alle Möglichkeiten in Erwägung.

      Sie konnte nach einer Babypause ihre Arbeit wieder aufnehmen und das Baby Karlas Fürsorge überlassen. Sie konnte sich auch nur noch dem Kind widmen und würde dabei keine finanziellen Abstriche machen müssen. Ja, alles würde ihr gelingen, wenn Kai sich nicht zur Ehe mit ihr entschloß. Und selbst dann würde sie ihm das gemeinsame Kind nicht vorenthalten. Sie waren nicht die einzigen Eltern, die sich auf diese Lebensform einigten, um sich dadurch ein gewisses Maß an eigener Freiheit zu erhalten.

      Aber ab heute war alles ganz anders. Wenn Sandro sich für das Internat Rabenhorst entschied und Beate in ihrem Glück nichts dagegen einzuwenden hatte, dann sah sie ihren kleinen Liebling ja kaum noch. Sandro würde es vorziehen, die Ferien bei Tante Bea zu verbringen, weil er sich jetzt mit Onkel Detlef verstand. Aber seine freie Zeit an den Wochenenden, die gehörte dann Kai. Mit Kai zu segeln, war für ihn doch interessanter als in der Hamburger Villa herumzuhängen und das Geschrei ihres Babies zu ertragen. Klaudia hätte mit den Zähnen knirschen können!

      »Geht es dir nicht gut?« fragte er besorgt und nahm ihre Hand.

      »Nein, Kai. Mir geht es nicht gut.«

      »Morgendliche Übelkeit?«

      »Nein, Angst vor der Zukunft.«

      Er hob die Augenbrauen. »Aber das mußt du nicht. Wir haben doch alles besprochen. Du und das Baby werdet immer mit mir rechnen können, ihr seid hier immer willkommen. Ich verspreche dir, ein vorbildlicher Vater zu sein. Du, als moderne, wohlhabende und unabhängige Frau kannst es doch gar nicht besser treffen.«

      Sie sah ihn an und mußte wieder dieses starke Verlangen bekämpfen. Sie sehnte sich nach dem Geruch seiner Haut und der Berührung seiner Arme. Sie wünschte sich, ihn Zärtlichkeiten flüstern zu hören und dabei in diesen rauschhaften Zustand zu geraten, den sein heißes Begehren bei ihr auslöste.

      Um nicht in Versuchung zu geraten, dachte sie wieder an Sandro. Der Gedanke an den Sohn ihres verstorbenen Mannes schenkte ihr plötzlich eine unerwartete Kraft.

      »Doch, Kai. Ich kann es besser treffen – wenn du Hasenfuß endlich den Mut findest, mich zu heiraten.«

      »Was? Oho!« Er stutzte. »Hasenfuß? Ich bin kein Hasenfuß, Klaudia. Ich liebe dich über alles und bekenne mich mutig zu meiner Vernunft. Darum erwarte ich nicht von dir, einen kleinen Arzt wie mich zu heiraten.« Er lachte über ihren entsetzten Blick und schloß sie in die Arme. »Gut, wir heiraten, wenn du es willst. Ich bin begeistert. Und ich werde dich jedes Wochenende in deiner Villa in Hamburg besuchen und den Windeldienst verrichten.«

      Da schob sie ihn von sich. »Das glaube ich nicht. Eher wirst du die Wochenenden mit Sandro verbringen. Er will nämlich aufs Internat Rabenhorst und träumt schon davon, mit dir zu segeln.«

      »So. Davon träumt er? Das ehrt mich.«

      »Mich ärgert es. Ich werde euch beide vermissen.« Sie lächelte, ihre Augen strahlten ihn an, bis sie sie schloß und er sie mit


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