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Mami Staffel 3 – Familienroman. Gisela ReutlingЧитать онлайн книгу.

Mami Staffel 3 – Familienroman - Gisela Reutling


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ihre höhere Autorität erkannte er meistens doch an.

      »Was denn für einen Verdacht?« fragte er jetzt und streckte sich auf den alten Kissen und Decken aus, die den Boden ihres Verstecks polsterten.

      »Mit dem Mann aus der alten Villa stimmt etwas nicht. Er hat Angst. Warum hätte er sonst einen Revolver in die Hand genommen, wenn ein paar Kinder in seinem Garten spielen?«

      »Er wußte doch gar nicht, daß wir es waren«, krähte Florentine vergnügt. »Er dachte, wir wären Räuber.«

      »Gar nicht so falsch, Flo«, erklärte Julia mit überlegener Miene. »Aber warum sollte er das denken? Warum ist er so nervös? Da stimmt doch etwas nicht.«

      »Vielleicht ist er sehr reich und hat sein ganzes Geld in dem Haus versteckt«, schlug Markus vor.

      »Und warum hat er dann gesagt, er muß arbeiten und seine Ruhe haben? Nein, da steckt noch mehr dahinter. Überlegt mal, was hatte er unter dem Arm?«

      »Eine Schreibmappe«, erwiderte Markus achselzuckend.

      »Genau. Und was stand darauf?«

      »Ich stand zu weit weg, um die Buchstaben erkennen zu können«, gab er zu. »Ich auch«, rief Florentine dazwischen.

      »Phh! Als wenn du schon lesen könntest! Aber ich habe die Buchstaben ganz deutlich gesehen. Und es waren keine normalen Buchstaben. Es war eine Geheimschrift!«

      »Eine Geheimschrift?« Markus war begeistert. »Kannst du sie nachzeichnen?« Julia runzelte die Stirn und kritzelte ein paar verschnörkelte Zeichen auf den Papierblock, den sie vor sich liegen hatte. »So ungefähr, aber ich muß mir die Mappe noch mal in Ruhe ansehen. Auf jeden Fall ist euch doch wohl klar, was das bedeutet, wenn ein Mann Geheimschrift verwendet und einen Revolver besitzt?«

      »Der ist ein Schurke!« sagte Markus schaudernd. »So wie Dr. Mabuse!«

      »Oder der Zauberer Zwackelmann!« quietschte Florentine.

      »Zauberer – so ein Quatsch.« Julia holte tief Luft. »Ich glaube, wir haben es hier mit einem Agenten zu tun!«

      »Was ist ein Agent?« fragte Florentine.

      »Ein Spion. Jemand aus dem Ausland, der hier Sachen auskundschaftet… zum Beispiel…« Julia kam ins Stocken.

      »Zum Beispiel, wieviel Gold unsere Regierung hat«, half Markus. »Wahnsinn! Und so einer ist unser Nachbar. Wir müssen zur Polizei gehen.«

      Seine ältere Schwester blickte ihn verächtlich an. »Ohne Beweise? Ich bin dafür, daß wir ihn selbst unschädlich machen. Aber ihr dürft euch nicht verplappern!«

      Florentine schüttelte ernsthaft das blonde Köpfchen, und Markus sprach feierlich: »Ich schwöre zu schweigen.«

      Die Mädchen wiederholten den Schwur.

      *

      Christine schwenkte eine Postkarte. »Das gibt’s doch nicht! Wir bekommen Besuch.«

      »Wer kommt denn?« fragte Sven gereizt. »Hoffentlich keine Kinder?«

      »Nein, mein Onkel Heinrich. Ein sehr lieber alter Herr. Ich habe ihn längere Zeit nicht gesehen, denn er ist ständig auf Reisen. Jetzt gerade war er in der Mongolei.«

      »Wie bitte?«

      »Ja, Onkel Heinrich ist ausgesprochen unternehmungslustig. Darum ist er allerdings manchmal ein etwas anstrengender Gast. Gut, daß heute das neue Kindermädchen kommt. Wo bleibt es überhaupt?«

      »Das möchte ich auch gern wissen. Schließlich habe ich mir extra diesen Nachmittag freigenommen!«

      In diesem Moment klingelte es an der Tür. Christine öffnete und sah sich einer etwas zu stark geschminkten jungen Frau mit langer Löwenmähne gegenüber. »Bernadette Schuster«, stellte sie sich vor. »Tut mir leid, daß ich so spät dran bin. Der Nagellack wollte und wollte nicht trocknen!« Und sie wedelte zur Bestätigung mit den Händen, deren lange Nägel purpurrot lackiert waren.

      »Kommen Sie doch herein«, bat Christine. Sie führte die Besucherin auf die Terrasse und servierte Kaffee und selbstgebackenen Kirschkuchen. »Hach, ich bin doch auf Diät«, rief Bernadette aus, machte sich aber mit gutem Appetit über Kuchen und Sahne her.

      »Sie waren bis jetzt Au-Pair-Girl in den USA, nicht wahr?« fragte Christine.

      »Genau, in Connecticut. Und jetzt bin ich wieder in good old Europe.« Bernadette lachte affektiert.

      »Und warum möchten Sie bei uns als Kindermädchen arbeiten?« fragte Christine freundlich. Sie fand das junge Mädchen nicht besonders sympathisch, aber sie wollte kein vorschnelles Urteil fällen.

      »Oh, ich liebe Kinder über alles!« versicherte Bernadette überschwenglich und spielte mit einer ihrer langen blondierten Haarsträhnen. »Und, na ja, ich brauche auch einen Job für die Übergangsphase. Mein eigentliches Berufsziel ist nämlich etwas anderes.«

      »Nämlich?« erkundigte sich Sven und schenkte Bernadette ein strahlendes Lächeln.

      »Sängerin!« verkündete sie stolz. »Alle sagen mir, ich hätte eine sehr gute Stimme. Ich muß nur warten, bis ich entdeckt werde.«

      Bevor Christine antworten konnte, kamen die Kinder aus dem Wohnzimmer auf die Terrasse. »Da sind ja die lieben Kleinen!« strahlte Bernadette. »Ich habe euch etwas mitgebracht.« Sie zog für jedes Kind einen Schokoriegel aus der Tasche.

      »Eigentlich sollen sie nicht soviel Schokolade essen«, wandte Christine ein.

      »Einmal ist keinmal! So, und jetzt zeigt mir mal das Haus«, verlangte Bernadette. Julia blickte zu ihrer Mutter. Als diese nickte, trottete sie widerwillig vor Bernadette ins Haus.

      Sven blickte dem jungen Mädchen lächelnd nach. In seinen Augen funkelte es. »Na, was hältst du von ihr?« meinte er.

      »Das wollte ich dich gerade fragen. Also, ich weiß nicht recht, ob sie zu uns paßt…«

      »Sie wird sich schon einleben«, meinte Sven überzeugt. »Außerdem können wir am Wochenende nicht wegfahren, wenn du sie nicht einstellst. Das willst du mir doch nicht verderben, oder?«

      Währenddessen führten die Kinder Bernadette durch das ganze Haus. »Dies ist dein Zimmer«, sagte Markus und öffnete die Tür des hübsch eingerichteten Gästezimmers.

      Bernadette inspizierte den Raum mit kritischer Miene. »Nun ja, geht so. Hauptsache, ich kann meine Karaoke-Anlage hier anschließen und in Ruhe singen. Ihr könnt euch doch ganz gut selbst beschäftigen, nicht?«

      Julia und Markus blieben etwas hinter dem neuen Kindermädchen zurück. »Eine blöde Ziege!« flüsterte der Junge leise. Julia schüttelte nachdenklich

      den Kopf. »Vielleicht ist die gar nicht so schlecht. Überleg mal – wenn sie singt, kann sie uns nicht bei unseren Nachforschungen stören!«

      »Gefällt es Ihnen bei uns?« erkundigte Sven sich charmant, nachdem Bernadette und die Kinder von ihrer Hausbesichtigung zurückgekommen waren.

      Bernadette lächelte ihn an. »Ja, sehr!«

      »Ich möchte, daß Bernadette bei uns bleibt!« erklärte Julia unerwarteterweise und faßte nach der mit reichlich Modeschmuck gezierten Hand des Kindermädchens.

      Christine war sehr verblüfft. »Schön«, sagte sie zögernd, »dann ist die Sache entschieden. Wann können Sie bei uns einziehen?«

      »Sofort«, sagte Bernadette strahlend. »Ich muß nur noch mein Gepäck holen. Die Karaoke-Anlage ist ziemlich schwer.«

      »Ich helfe Ihnen nachher gerne«, bot Sven ihr an. »Aber vorher müssen wir miteinander anstoßen, nicht wahr?« Er holte den Sekt, den er vorausschauend kaltgestellt hatte, aus dem Kühlschrank und schenkte drei Kelche voll. Lächelnd hob er sein Glas. »Auf gute Zusammenarbeit, Fräulein Schuster!«

      *

      »Meinst du wirklich, daß zu Hause


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