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Die einsame Frau des Herzogs. Barbara CartlandЧитать онлайн книгу.

Die einsame Frau des Herzogs - Barbara Cartland


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      Die Einsame Frau das Herzogs

      Barbara Cartland

      Barbara Cartland E-Books Ltd.

      Vorliegende Ausgabe ©2015

      Copyright Cartland Promotions 1985

      Gestaltung M-Y Books

       www.m-ybooks.co.uk

      1 ~ 1822

      „Ich freue mich, Sie zu sehen, Mr. Falkirk. Seit Ihrem letzten Besuch ist zwar viel Zeit vergangen, sieben Jahre, um genau zu sein, aber ich vergesse nie das Gesicht eines Freundes. Als solchen habe ich Sie aber immer betrachtet.“

      Der Schotte verbeugte sich leicht.

      „Es ist mir eine Ehre, Mrs. Barrowfield.“ Er räusperte sich, bevor er in geschäftsmäßigem Ton fortfuhr: „Dann werden Sie sich sicher wundern, warum ich heute hier bin.“

      „Wenn ich mir auch nicht schmeichle, daß es um meiner schönen Augen willen ist, so sollten wir unser Wiedersehen doch feiern“, erklärte die dicke und unordentliche Frau lachend. Sie holte aus einem Schränkchen eine Portweinflasche und zwei Gläser. Beides stellte sie auf ein Tablett, das sie auf einem ziemlich wackeligen Tischchen neben ihrem Besucher platzierte.

      Die Wände des Zimmers hätten dringend eines frischen Farbanstriches bedurft, und die Möblierung war mehr als spärlich. Woran es jedoch nicht mangelte, war eine Menge billigen Krimskrams, wie ihn eine ältere Frau im Laufe ihres Lebens zu sammeln vermocht hatte. Ein Feuer im Kamin verbreitete eine gewisse Atmosphäre von Gemütlichkeit.

      „Würden Sie wohl das Einschenken übernehmen?“ fragte Mrs. Barrowfield.

      Dabei zeigte sie einen Augenaufschlag, der der Koketterie nicht entbehrte.

      Er betrachtete nicht ohne Mißtrauen das Etikett der Portweinflasche, bevor er ihr Glas voll schenkte, sein eigenes dagegen kaum bis zur Hälfte füllte.

      „Sind Sie immer so genügsam?“ wollte Mrs. Barrowfield wissen.

      „In meiner Stellung ist es angebracht, stets einen klaren Kopf zu behalten.“

      Sie nahm diese Bemerkung mit einem Nicken zur Kenntnis.

      „Und wie geht es Seiner Gnaden?“ erkundigte sie sich dann.

      „Auf seine Veranlassung hin bin ich hier.“

      „Und ich hatte schon gehofft, daß Sie uns eine Spende der Herzogin bringen würden“, sagte sie seufzend.

      Seine erstaunte Miene veranlaßte sie zu einer Erklärung: „Wie Sie sicherlich wissen, hat Herzogin Anne, die Mutter Seiner Gnaden, reges Interesse an unserem Waisenhaus gezeigt. Wir wurden zu Weihnachten mit Geschenken und Truthahnbraten bedacht, und es verging selten ein Jahr, ohne eine mildtätige Gabe aus ihrer Hand. Ihr Tod hat dem leider ein Ende bereitet.“

      „Ich muß gestehen, daß diese Zuwendungen meiner Aufmerksamkeit entgangen sind“, bemerkte Mr. Falkirk.

      „Das habe ich mir gedacht“, entgegnete sie mit mildem Vorwurf in der Stimme. „Ich wog mich lediglich in der Hoffnung, daß die neue Herzogin diese Tradition fortsetzen möge.“ Nach einem kräftigen Zug aus ihrem Glas fuhr sie fort: „Schließlich liegt das doch im Interesse der Familie. Das Waisenhaus wurde von Herzogin Harriet, der Großmutter Seiner Gnaden, gegründet, als diese eines Tages feststellte, daß ein Küchenmädchen in anderen Umständen war. Anstatt sie auf die Straße zu jagen, wie das jede andere getan hätte, richtete sie ein Waisenhaus ein, das Heim der Namenlosen genannt. Das waren noch Zeiten, als es noch großzügige Menschen gab, denen es auf ein paar Pfunde nicht ankam.“

      Mr. Falkirk schüttelte den Kopf.

      „So einfach liegen die Dinge heutzutage nicht mehr, wie Sie selbst wissen.“

      „Wem sagen Sie das“, war die scharfe Antwort. „Obwohl ich an allen Ecken und Enden spare, reicht das Geld nicht hin und nicht her. Die Einkünfte des Waisenhauses sind gleich geblieben, während die Preise ununterbrochen steigen. Das Essen kostet doppelt so viel wie zu meiner Mädchenzeit.“

      „Das dürfte so ungefähr hinkommen“, murmelte Mr. Falkirk.

      „Als ich mit fünfzehn als Assistentin der Oberin herkam, hatte ich bereits drei Jahre in einem anderen Heim hinter mir und glaubte, mich zu verbessern.“ Mrs. Barrowfield stieß ein rauhes Lachen aus. „Ich hatte nicht die Absicht, meine Tage hier zu beenden; doch es hat sich so ergeben und läßt sich auch nicht mehr ändern. Jetzt bin ich selbst Heimleiterin und habe so gut wie gar keine Hilfe, weil wir keine bezahlen können.“

      „Von dieser Entwicklung hatte ich keine Ahnung“, warf Mr. Falkirk ein. „Warum haben sich die Treuhänder des Hauses nicht an Seine Hoheit gewandt?“

      „Ach, die“, rief sie wegwerfend. „Sie sind entweder tot, oder es ist ihnen gleichgültig, was mit uns geschieht. Colonel McNab ist vor drei Jahren gestorben, Mr. Cameron an die achtzig und sehr krank. Von Lord Hirchington, der auf dem Land lebt, habe ich seit dem Tod der Herzogin Anne nichts mehr gehört und gesehen.“

      „Ich werde dem Herzog Ihre Lage zur Kenntnis bringen, sobald ich wieder in Schottland bin.“

      „Dafür wäre ich Ihnen sehr verbunden“, erwiderte Mrs. Barrowfield. „Ist Ihnen eigentlich bekannt, wie viele Kinder im Augenblick hier leben?“

      „Neununddreißig“, rief sie, als er den Kopf schüttelte. „Und außer meiner Person gibt es praktisch niemanden, der sich um die armen Würmer kümmert. Das ist nicht recht, zumal ich auch nicht mehr die Jüngste bin und mir die Arbeit nicht mehr so leicht von der Hand geht wie früher.“

      Sie leerte ihr Glas in einem Zug und griff erneut zur Flasche. Ihr hochrotes Gesicht mit den Tränensäcken unter den Augen und dem Doppelkinn ließ keinen Zweifel an der Art aufkommen, wie sie sich Trost verschaffte. Mr. Falkirk, dessen unbewegte Miene nichts von seinen Gedankengängen verriet, fand es an der Zeit, zum Zweck seines Besuches zu kommen.

      Er war ein hochgewachsener Mann, der in seiner Jugend hervorragend ausgesehen haben mußte. Mit den grauen Schläfen und der schlanken Gestalt, an der sich nicht ein Gramm überflüssiges Fett angesammelt hatte, wirkte er höchst distinguiert und wurde nicht nur seiner Stellung wegen - er war Rechnungsprüfer und rechte Hand des Herzogs von Arkcraig - allseits geschätzt und bewundert.

      „Ich werde Ihre Probleme unverzüglich dem Herzog vortragen“, versprach er noch einmal, „aber ...“

      Mrs. Barrowfield ließ ihn nicht weiterreden.

      „Sie können Seiner Gnaden ferner ausrichten, daß wir dabei sind, unseren Ruf zu verlieren, kräftige und gesunde Mädchen und Jungen aufzuziehen, die gute Lehrlinge abgeben. Erst letzte Woche suchte mich der Inhaber einer großen Schneiderei auf und beklagte sich. ,Ich möchte zwei Ihrer besten Burschen’, sagte er, ,aber verschonen Sie mich mit diesen blutarmen Geschöpfen, die Sie mir letztes Jahr überlassen haben. Diese ewig kränkelnden und jammernden Kerle habe ich schließlich ohne Referenzen weggeschickt’.“

      Mr. Falkirk machte ein ernstes Gesicht.

      „Das dürfte allerdings bei einem Waisenhaus nicht geschehen, das seit über dreißig Jahren unter dem Patronat der Familie Arkcraig steht.“

      „Das sage ich ja“, erwiderte die Heimleiterin, „es ist eine Schande, und deshalb hoffe ich auch, daß Sie die neue Herzogin überreden können, uns einen Besuch abzustatten.“

      „Die Herzogin ist tot.“

      Mrs. Barrowfields Mund blieb offen stehen, was ihr das Aussehen eines erstaunten Karpfens verlieh.

      „Ihre Gnaden ist vor wenigen Wochen in Frankreich gestorben“, setzte er hinzu.

      „Um Himmels willen, sie kann doch kaum ein Jahr verheiratet gewesen sein.“

      „Zehn Monate genau“, sagte Mr. Falkirk trocken.

      „Und da mußte die arme Frau schon zu ihrem Schöpfer zurück? Das ist ja entsetzlich, wirklich, und ich habe sie nie zu Gesicht bekommen.“

      Um


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