Butler Parker Box 2 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
wollte sich nach dieser Denkanstrengung ein kleines Schläfchen leisten. In diesem fensterlosen Raum gab es nämlich eine einfache Pritsche, die dazu einlud. Er hatte es sich gerade bequem gemacht, als er ein seltsames Geräusch über und neben sich wahrnahm.
Er spitzte die Ohren, versuchte, dieses Geräusch einzuordnen. Es hörte sich an wie das Stampfen einer Schiffsmaschine. Im ersten Moment hatte der Butler den Verdacht sich auf einem großen Schiff zu befinden.
Er verwarf diese Vorstellung. Die Wände seiner Zelle bestanden aus solidem Beton. Der Boden ebenfalls. Aber woher kamen diese stampfenden und scharrenden Geräusche?
Josuah Parker stand auf, legte sein Ohr gegen die Wand neben der Tür und lauschte.
Schwere Maschinen schienen zu arbeiten. Doch was mochten sie bewegen oder antreiben? Der Butler kam nicht darauf, bis er nach fast einer halben Stunde die Lösung des Rätsels fand.
Der sympathische Geruch frisch gebackenen Brotes kroch durch die Türritzen und durch das Schlüsselloch. Dieser Geruch war derart ansprechend, daß dem Butler das Wasser im Mund zusammenlief. Er sehnte sich förmlich nach einer frisch gebackenen, knusprigen Brotkruste. Womit er natürlich auch gleichzeitig wußte, wo er sich befand.
Es mußte die Brotfabrik dieses verdächtigen Mr. Ben Turpins sein …
*
Inspektor Madler wollte gerade den Yard verlassen, als er von seinem Assistenten angerufen wurde. Sergeant Wilbert, ein etwas dandyhaft herausgeputzter Mann von 35 Jahren, kam ihm eilig entgegen.
»Eine wichtige Nachricht, Sir«, sagte er respektvoll. »Vor Doc Snyders Labor ist ein Lastwagen aufgetaucht.«
»Na und?«
»Der Wagen ist auf der Rückseite des Hauses verschwunden. Sieht so aus, als sollten ein paar schwere Gegenstände abgeholt werden.«
»Sehr schön«, meinte Inspektor Madler. »Fahren wir hinüber in die Saville Street. Sehen wir uns den Transport aus der Nähe an. Hat Mr. Parker sich inzwischen schon gemeldet?«
»Leider nicht, Sir. Hoffentlich ist ihm nichts passiert.«
»Da kennen Sie meinen alten Freund Parker schlecht.« Inspektor Madler lachte auf. »So leicht passiert ihm nichts. Wenn ich es richtig sehe, könnte dieser Lastwagen bereits ein Lebenszeichen von ihm sein.«
»Wieso Sir?« Sergeant Wilbert sah seinen Chef neugierig an.
»Wann werden Sie endlich ein guter Kriminalist? Wann werden Sie lernen, schnell und richtig zu kombinieren, Wilbert.«
»Ah, ich verstehe, Sir.« Wilbert strahlte Inspektor Madler an.
»Endlich, wenn auch mit Verspätung. Parkers Stelle bei Dr. Snyder ist die Rangierstelle. Dort wohnt er, dort arbeitet er, dort vermuten die Rauschgiftgangster Gift. Wenn dort ein Wagen auftaucht, dann hängt es mit meinem Freund zusammen.«
»Wer ist eigentlich dieser Mr. Josuah Parker, Sir?«
»Sie werden ihn bald sehen, Wabert.«
»Er ist Butler, nicht wahr?« Wilberts Stimme klang ein wenig abfällig.
»Richtig, er ist Butler, aber diesen Job hat er sich nur freiwillig zugelegt. Er arbeitet für einen amerikanischen Anwalt. In Wirklichkeit ist mein alter Freund ein erstklassiger Kriminalist. Durch seine Arbeit bei diesem Anwalt kommt er an dicke Fälle heran.«
»Ein Amateurkriminalist«, meinte Wilbert.
»Haben Sie eine Ahnung.« Inspektor Madler schüttelte verweisend den Kopf. »Parker würde die Mehrzahl der Yardbeamten mit Leichtigkeit in die Tasche stecken. Na ja, Sie können ja nicht wissen, was man ihm alles schon angeboten hat.«
»Etwa eine offizielle Stelle, Sir?«
»Er hätte für den Yard und für MI 5 arbeiten können. Man wollte ihn drüben in den Staaten für das FBI interessieren und auch einstellen. Parker wollte aber unbedingt unabhängig bleiben.«
»Hört sich ja sagenhaft an, Sir.«
»Entspricht aber genau den Tatsachen, Wilbert. Wenn einer es schafft, die Rauschgiftgang auffliegen zu lassen, so Parker. Er steckt bis zum Hals voller Tricks und Raffinessen.«
»So begeistert habe ich Sie kaum erlebt, Sir.« Wilbert wunderte sich, daß Madlers scheinbare Müdigkeit verflogen war.
»Kommen Sie, Wilbert, der Lastwagen darf uns nicht entwischen. Vielleicht bringt er uns auf Parkers Spur. Er hätte tatsächlich längst von sich hören lassen können.«
Die beiden Männer verließen den Yard, stiegen in einen wartenden Dienstwagen und fuhren hinaus nach Victoria Park. Es war gerade dunkel geworden. Nach dem Schließen der Büros und Geschäfte war der sonst starke Verkehr etwas abgeflaut. Sie kamen gut voran. In der Nähe der Saville Street verließ Inspektor Madler den Wagen.
»Warten Sie hier auf mich, Wilbert«, sagte er. »Kann sein, daß wir sehr schnell losfahren müssen.«
»Soll ich nicht besser mitkommen, Sir?«
»Halten Sie mich für einen alten Mann, Wilbert? Sie werden warten!«
Inspektor Madler verschwand in der Dunkelheit. Nach wenigen Minuten erreichte er das Haus des Chemikers. Von dem Lastwagen war nichts zu sehen. Er mußte noch auf der Rückseite des Labors stehen.
Inspektor Madler sah sich nach seinem Außenmann um, der von dem Lastwagen berichtet hatte. Wo mochte der Beamte sich versteckt halten? Hatte er bereits Kontakt mit dem Wagen aufgenommen?
Madler hörte plötzlich ein leises Hüsteln.
Es kam aus einem Torweg.
Madler hustete zurück. Dann hielt er auf den Torweg zu. Vor ihm erschien ein mittelgroßer Mann, der sich den Kragen seines Mantels hochgeschlagen hatte.
»Was gibt es, Pemwick?« fragte Madler knapp.
»Der Wagen ist noch immer auf dem Grundstück, Sir.«
»Sehr schön, Pemwick. Warten Sie hier! Gibt es noch eine andere Ausfahrt vom Grundstück?«
»Meines Wissens nicht, Sir.«
»Wieso, haben Sie sich das Grundstück nicht angesehen?«
»Dazu hatte ich keine Zeit mehr, Sir.«
»Hoffentlich gibt es keine bösen Überraschungen«, murmelte der Inspektor. Er sah müde und abgekämpft aus. Langsam überquerte er die Straße. Nichts an ihm erinnerte an einen Yard-Beamten. Er konnte einer jener Angestellten sein, die zu Tausenden ihren Wohnungen zustreben.
Madler beobachtete scharf.
Die Einfahrt zum Grundstück schien unbewacht zu sein. Eine gute Gelegenheit, sich auf die Rückseite des Hauses zu stehlen und einen Blick in den Lastwagen zu werfen.
Madler wollte gerade einbiegen, als er lautes Motorengeräusch hörte. Sekunden später durchschnitten Scheinwerfer die Dunkelheit. Der Lastwagen befand sich bereits auf der Auffahrt und fuhr mit großer Geschwindigkeit auf die Straße zu.
Madler sprang blitzschnell hinter einen Torpfeiler und verbarg sich. Wenig später rauschte der Lastwagen bereits an ihm vorbei, stoppte kurz ab und schwenkte auf die Straße. Dann wurde der Motor wieder auf Touren gebracht. Der Lastwagen verschwand in der Dunkelheit der Straße.
Inspektor Madler zerkaute einen Fluch.
Damit hatte er nicht gerechnet. Der Lastwagen war schneller davongefahren, als er es vermutet hatte. Nur gut, daß er sich wenigstens das Kennzeichen hatte merken können. Damit ließ sich schon etwas anfangen.
Falls der Lastwagen nicht gestohlen worden war …!
*
Josuah Parker sichtete die Bestände und war äußerst zufrieden Die Gangster hatten sich genau an seine Bestell-Liste gehalten und aus Dr. Snyders Labor alles das mitgebracht, was er gewünscht und aufgeschrieben hatte.
Als