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Wilhelm Hauff: Märchen, Romane, Erzählungen & Gedichte. Wilhelm HauffЧитать онлайн книгу.

Wilhelm Hauff: Märchen, Romane, Erzählungen & Gedichte - Wilhelm  Hauff


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in allen Claurenschen Geschichten treffen, ein altes freundliches »Kerlchen«, das den Liebenden mit Rat und Tat beisteht. 4) Ein neutraler Vater, der zum wenigsten Präsident sein muß. 5) Ein paar Furien von Weibern, die das böse, eingreifende Schicksal vorstellen. 6) Einige Husarenlieutenants und Dragoneroffiziere, nach seinen Modellen abkonterfeit. 7) Ein alter Oncle, der mit Geld alles ausgleicht; 8) Bediente, Wirte et cetera. So waren die Personen arrangiert, das Stück zu Faden geschlagen und jetzt mußte gewoben werden. Hier mußte nun hauptsächlich Rücksicht darauf genommen werden, daß man sein Dessein immer im Auge behielt, daß man immer daran dachte, wie würde er, der große Meister, dies weben? Das Gewebe mußte locker und leicht sein, keiner der Charaktere zu sehr herausgehoben und schattiert. Es wäre z. B. ein leichtes gewesen, aus Ida eine ganz honette, würdige Figur zu machen; der Charakter des Hofrat Berner hätte mit wenigen Strichen mehr hervorgehoben werden können; man hätte aus der ganzen Novelle ein mehr gerundetes, würdiges Ganze machen können; aber dann – war der Zweck verfehlt. So flach als möglich mußten die verschiedenen Charaktere auf der Leinwand stehen, steif in ihren Bewegungen, übertrieben in ihrem Herzeleid, grell in ihren Leidenschaften, sinnlich, sinnlich in der Liebe. Jene Novelle an sich hat keinen Wert, und dennoch hat es mich oft in der Seele geschmerzt wenn ich eines oder das andere der gesammelten »Zutätchen« einstreuen, wenn ich von keuschem Marmorbusen, stolzer Schwanenbrust, jungfräulichen Schneehügeln, Alabasterformen et cetera sprechen mußte, wenn ich nach seinem Vorgange von schönen »Wäd–« von süßen »Kü–« (was nicht Küche bedeutet) von wollüstigen Träumen schreiben sollte; wenn die Liebesglut zur Sprache kam, die dem »jungfräulichen Kind« wie glühendes Eisen durch alle Adern rinnt, daß sie alle andere Tücher wegwirft, und die leichte Bettdecke herabschieben muß! Ich habe gelacht, wenn ich nach Anleitung seines Gradus ad parnassum als Beiwort zu den Haaren »kohlrabenschwarz« oder »Flachsperücke« setzen mußte, wenn man statt der Augen »Feuerräder« oder »Liebessterne« hat, Korallenlippen, »Perlenschnüre« statt der Zähne, Schwanenhälse, samt dito Brust, Knie, die man zusammen »kneipt« weil man vor Lachen »bersten« möchte; Wäd– und Füßchen zum Kü– und dergleichen lächerlich gemeine Worte. Nachdem gehörig getollt, gejodelt, getanzt, geweint, abgehärmt war, nachdem, wie natürlich, das Laster besiegt und die Tugend in einem herrlichen Schleppkleide, mit Brüsseler Kanten, Blumen im Haar auf die Bühne geführt war, wurden als Morgengabe mehrere Millionen Taler, einige Schlösser, Parks, Gründe et cetera aufnotiert und Hochzeit gehalten. Da gab es nun ein »erschreckliches Hallo, daß man nicht wußte, wo einem der Kopf stand«, es wurde trefflich gespeist und getrunken, und das selige Liebespaar beinahe bis in die Brautkammer befördert.

      Das ist der Ur-und Grundstoff, wie zu jedem Claurenschen Roman, so auch zum » Mann im Monde«, auf diese Art suchte er seinen Zweck zu erreichen, durch Übersättigung Ekel an dieser Manier hervorzubringen, die Satire sollte ihm Gang und Stimme nachahmen, um ihn vor seinen andächtigen Zuhörern lächerlich zu machen. Mit Vergnügen haben wir da und dort bemerkt, daß der »Mann im Monde« diesen Zweck erreichte. Jeder vernünftige, unparteiische Leser erkannte seine Absicht und, Gott sei es gedankt, es gab noch Männer, es gab noch edle Frauen, die diese öffentliche Rüge der Mimili-Manier gerecht und in der Ordnung fanden.

      Öffentliche Blätter, deren ernster würdiger Charakter seit einer Reihe von Jahren sich gleichblieb, haben sich darüber ausgesprochen, haben gefunden, daß es an der Zeit sei, dieses geschmacklose, unsittliche, verderbliche Wesen an den Pranger zu stellen. Tadle mich keiner, ehrwürdige Versammlung, daß ich, ein junger Mann, ohne Verdienste, ohne Ansprüche auf Sitz und Stimme in der Literatur es wagte, den Hochberühmten anzugreifen. Steht doch jedem Leser das Recht zu, seine Meinung über das Gelesene, auf welche Art es sei, öffentlich zu machen, steht doch jedem Mann in der bürgerlichen Gesellschaft das Recht zu, über Erscheinungen, die auf die Bildung seiner Zeitgenossen von einigem Einfluß sind, zu sprechen.

      Ich bin weit entfernt, mich mit dem großen jüdischen König und Harfenisten David vergleichen zu wollen, aber hat nicht der Sohn Isais, obgleich er jung und ohne Namen im Lager war, dem Riesen Goliath ein steinernes Vergißmeinnicht an die freche Stirne geworfen, ihm in Scherz und Ernst den Kopf abgehauen, und solchen als Lustspiel vor sich hertragen lassen? Mir, freilich, haben die Jungfrauen nicht gesungen »Er hat Zehentausend geschlagen« (worunter man die Zahl seiner Anhänger verstehen könnte) denn die Jungfrauen sind heutzutage auf der Seite des Philisters; natürlich er hat ja, wie Asmus sagt,

      » – Federn auf dem Hut

       und einen Klunker dran«.

      Selbst die jüdischen Rezensenten haben sich undankbarerweise gegen mich erklärt. Leider hat ihre Stimme wenig zu bedeuten in Israel.

      Gehen wir aber, in Betrachtung, wie es dem Mondmanne auf der Erde erging, weiter, so stoßen wir auf einen ganz sonderbaren Vorfall. Als dieses Buch, dem neben der Weise und Sprache des Erfinders der Mimili-Manier auch sein angenommener Name nicht fehlen durfte, in alle vier Himmelsgegenden des Landes ausgegeben wurde, erwarteten wir nicht anders, als Clauren werde »geharnischt bis an die Zähne« auf dem Kampfplatz der Kritik erscheinen, uns mit Schwert und Lanze anfallen, seine Knappen und dienenden Reisigen zur Seite. Wir freuten uns auf diesen Kampf, wir hatten ja für eine gute Sache den Handschuh ausgeworfen. Vergebens warteten wir. Zwar erklärte er, was schon auf den ersten Anblick jeder wußte, dieser »Mann im Monde« sei nicht sein Kind, aber statt, wie es einem berühmten Literator, einem namhaften Belletristen geziemt hätte, wie es sogar seine Ehre, gegenüber von seinen Anbetern und Freunden verlangte, öffentlich vor dem Richterstuhl literarischer Kritik, nach ästhetischen Gesetzen sich zu verteidigen, begnügte er sich als Gegengewicht, das »Tornister-Lieschen« auf die Waagschale zu legen, und ging hin, vor den bürgerlichen Gerichten zu klagen, man habe seinen Namen mißbraucht. Hatte man denn die paar Buchstaben H. Clauren angegriffen, war es nicht vielmehr seine heillose Manier, seine sittenlosen Geschichten, sein ganzes unreines Wesen, was man anfocht? Konnten Schöppen und Beisitzer eines bürgerlichen Gerichts ihn rein machen von den literarischen Sünden, die er begangen, konnten sie mit der Flut von Dinte, die bei diesem Vorfall verschwendet wurde, ihn reinwaschen von jedem Fleck, der an ihm klebte, konnten sie ihm, indem sie ihm ihr bürgerliches Recht zusprachen, eine Achtung vor der Nation verschaffen, die er längst in den Augen der Gutgesinnten verloren? konnten sie, indem sie genugsam Sand auf das Geschriebene streuten, das, was er geschrieben, weniger schlüpfrig machen?

      Wenn aber, andächtige Versammlung, der Gerichtshof H. Clauren als wirklich vorhanden angenommen hat, so hat er damit nur erklärt, daß man Claurens Namen nicht führen dürfe, daß es unrechtmäßigerweise geschehen sei, daß man die acht Buchstaben, die das non ens bezeichneten H. C.l.a.u.r.e.n. in derselben Reihenfolge auch auf ein anderes Werk gesetzt habe. In einer andern Reihenfolge wäre es also durchaus nicht Unrecht gewesen, und wie viele Anagramme sind nicht aus jenen mystischen acht Buchstaben zu bilden z. B. Hurenlac, oder Harnceul. Der Geheime Hofrat Carl Heun bezeigt eine außerordentliche Freude über diesen Spruch und glaubt, somit sei die ganze Sache abgetan, und er habe recht. Wie täuscht sich dieser gute Mann! war denn jene Satire, »Der Mann im Monde«, gegen seinen angenommenen Namen gerichtet? Namen, Herr! tun nichts zur Sache, der Geist ist’s, auf den es abgesehen war. Und die Richter vorn Eßlinger Gerichtshof konnten und wollten diese entscheiden, ob die Tendenz, die Sprache, das ganze Wesen von Seiner Wohlgeboren Schriften sittlich oder unsittlich sei, ob sie Probe halten vor dem Auge, das nach kritischen Gesetzen urteilt und nach den Vorschriften der Ästhetik, in welches Gebiet doch die Schriften eines Clauren gehören? Der Name, nicht die Sache konnte nach bürgerlichen Gesetzen unrecht sein, aber versuche er einmal, nachdem er mit Glück seinen Namen verfochten, auch seine Sache, den Geist und die Sprache seiner Schriften zu verteidigen! – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – – –


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