Letzte Fahrt. Robert Falcon ScottЧитать онлайн книгу.
13. Februar. Lager 12. Wir haben wirklich Pech! Schon wieder liegen wir im Zelt, von einem Schneesturm festgehalten, nachdem wir heute nur 17 Kilometer weiter gekommen sind. Vorübergehend hellte es sich auf und wir konnten wenigstens eine genaue Peilung vornehmen mithilfe der Südecke des Bluff, die in einer Linie mit dem Mount Discovery lag, während sich die Weiße Insel ziemlich klar gegen den östlichen Abhang des Mount Erebus abhob. Wilson mit den Hunden ist noch nicht da; er hat im vorigen Lager erst den Aufbruch der Zurückkehrenden abwarten wollen. Wenn er nur überhaupt hat marschieren können.
Dienstag, 14. Februar. Lager 13. Wieder ein Tag voller Enttäuschungen! Das Wetter hatte sich aufgeklärt, die Nacht war schön, wenn auch kalt, die Temperatur ziemlich weit unter -18 Grad Celsius, und aus Südwesten wehte es scharf, wie überhaupt alle Winde aus dieser Richtung kommen; dadurch bekommen auch die Sastrugi eine deutliche Richtung nach Südwesten. Infolge des Orkans lag der Schnee in sandartigen Haufen und die Ponys sanken oft bis über das Sprunggelenk ein. Gran musste mit seinem »müden Willy« als Nachhut zurückbleiben. Als ich aber dann Oates über die zurückzulegende Entfernung zurate zog, meinte er ganz vergnügt: 27 Kilometer am Tag! Das reizte mich ein wenig und ich marschierte drauflos, bis der Geschwindigkeitsmesser meines Schlittens fast 13 Kilometer anzeigte. Inzwischen war aber der »müde Willy« wohl anderthalb Kilometer weit zurückgeblieben und die Hundegespanne näherten sich.
Freitag, 17. Februar. Lager 15, Ein-Tonnen-Lager; 79° 28 ½’ südlicher Breite. Die Ponys können nicht weiter und wir müssen umkehren. Die Oberfläche wurde vorgestern geradezu scheußlich, allenthalben Schneewehen, die sich an die Kufen der Schlitten hefteten, und leichte Eiskrusten, die unter jedem Schritt der Tiere zerbrachen.
Die Temperatur sank während des gestrigen Nachtmarsches auf 29 ½ Grad unter null. Einige Mitglieder meiner Gesellschaft scheinen solche Frühlingsreisen etwas angreifend zu finden. Oates’ Nase ist immer drauf und dran zu erfrieren, und Meares hat eine widerspenstige Zehe, die ihm viel zu schaffen macht. Selbst Bowers’ Übermut rächte sich gestern. Wie gewöhnlich zog er mit seinem Filzhütchen und bloßen Ohren daher. Auf dem Marsch sah ich ihn mir einmal an und wie ich gefürchtet hatte: Seine Ohren waren ganz weiß! Cherry und ich rieben sie, bis das Blut zurückkehrte, während der Patient dabei nichts weiter empfand als Verwunderung und Ärger über die Tatsache, dass er solch widerspenstige Ohren besaß. Auch bei mir zeigte sich eine leichte Froststelle in der Backe und Cherry-Garrard ging es ebenso. Also kehrt!
Es ist zwar schade, dass wir nicht bis zum 80. Breitengrad gekommen sind und das Ein-Tonnen-Depot schon auf 79° 28’ südlicher Breite errichten müssen, aber wir werden auch hier einen guten Stützpunkt im nächsten Jahr haben und können auf alle Fälle bis hierhin die Ponys ausreichend füttern. Wir haben also heute hier deponiert: Proviant auf 7 Wochen, Öl auf 12 Wochen, ferner Schiffszwieback, Haferschrot, Hundekuchen und Pressheu, im Ganzen 990 Kilo; außerdem zwei Paar Schneeschuhe und zwei Schneeschuhstäbe, zwei 3 ½ Meter lange Schlitten und ein Ponygeschirr, ein Minimumthermometer, eine Blechdose mit Zündhölzern und eine mit Kakao, sind also beim Aufstapeln dieser Vorräte bedeutend mehr als eine Tonne Gepäck losgeworden.
Schließlich haben wir unser Depot so gut markiert, dass es viele Kilometer weit zu sehen sein muss. Der Depothügel ist etwa 2 Meter hoch. Außer der Fahnenstange mit der schwarzen Flagge haben wir volle und leere Zwiebackdosen aufgestapelt, die als Reflexspiegel dienen sollen, und auch an den aufrecht in den Schnee gestellten Schlitten Teebüchsen befestigt. Zudem ist das Ein-Tonnen-Depot ziemlich stattlich und sehr fest und die Ponywälle ringsum sind auch noch da.
* gefrorene Meereswellen.
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