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Lächeln gegen die Kälte. Rudolf Alexander MayrЧитать онлайн книгу.

Lächeln gegen die Kälte - Rudolf Alexander  Mayr


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      Aber damals hat Cheney den jungen Burschen unter seine Fittiche genommen, und später gab er ihm die Chance, den Mount Everest zu besteigen. Schließlich hatte Sundare den Everest sieben Mal ohne Verwendung von künstlichem Sauerstoff bestiegen. Jedermann respektierte ihn.

      Nachdem er den Everest sechs Mal bestiegen hatte, wurde er von König Birendra zu einer Audienz geladen. Der König fragte ihn, was er für seine Zukunft wünsche. Sundare antwortete: „Ich möchte in Cheney’s Mountain Travel Agentur Guide werden.“ Der Wunsch des Königs war Mountain Travel Befehl. Man sandte also Sundare als Guide von Jiri ins Khumbu. Er hatte vierzehn Gäste, und alle waren glücklich, ihn als Guide zu haben. Aber als die Gruppe und die Träger schon Junbesi erreicht hatten, war Sundare immer noch zwei Tagesmärsche zurück in Bandar. Dort trank er und tanzte und sang mit den einheimischen Mädchen.

      Und so blieb es für die nächsten drei Jahre, und trotz aller Beschwerden der Touristen glaubte man bei Mountain Travel den Aussagen Sundares mehr.

      Dann erstieg er den Everest ein siebtes Mal. Aber langsam fingen die Leute und Mountain Travel an seiner Verlässlichkeit zu zweifeln an, denn Sundare trank immer mehr. Bald würde er kein Geld mehr haben, um Essen für seine Familie zu kaufen, denn er hatte bereits seine Arbeit verloren. Seine Frau wollte ihn immer dazu bringen, wieder einen Berg zu besteigen, um Geld nach Hause zu bringen. Aber Sundare trank immer nur weiter und mehr und mehr.

      Nun fing er an, seine Kletterausrüstung zu verkaufen. Er verkaufte sie an seine Sherpakollegen.

      Dann versuchte er, einen Job in der Nationalparkverwaltung zu bekommen, denn, so meinte er, wenn andere, die den Everest nur ein einziges Mal ohne künstlichen Sauerstoff bestiegen hatten, damit reich wurden, dann müsste er, Sundare, wenn er den Everest sieben Mal bestiegen hatte, zumindest einen Job in der Verwaltung bekommen. Die Nationalparkbeamten sagten ihm, er bekäme den Job, wenn er zu trinken aufhöre.

      Als Sundare in Kathmandu lebte, betrieb er ein kleines Teehaus. Aber dann trank er noch mehr als zuvor. Er trank jeden Tag vierundzwanzig Tomba und einen Liter Rakhsi. Wie hätte er auf solche Weise Geld verdienen können? Nach drei Monaten hatte er überhaupt kein Geld mehr. Zur gleichen Zeit, als ein Hotelbesitzer Sundares Pass konfiszierte, bis er seine Rechnung bezahlt hätte, empfing ihn König Birendra ein zweites Mal und verlieh ihm die Gurkha Thaksin Bahu-Medaille für seine Verdienste im Bergsteigen. Das ist der dritthöchste Orden von Nepal und die höchste Auszeichnung, die einem Zivilisten verliehen werden konnte. Diese Medaille trug Sundare immer auf seiner Brust. Er trug eine winddichte Jacke und darunter versteckte er seinen Orden, bis ihn jemand sehen wollte. Dann öffnete er den Reißverschluss der Jacke und zeigte stolz die Medaille.

      Zu dieser Zeit fing er an, nur mehr in der Vergangenheit zu leben und auch äußerlich zu verwahrlosen. Er trug langes Haar, und ein Schlaganfall hatte seine linke Seite gelähmt.

      Eines Nachts trank er in Chettatol Unmengen von Tomba. Um ein Uhr nachts kam er mit dem Motorrikscha nach Naxal zu seinem Zimmer.

      Hier unterbrach ich Salami Dawa und fragte: „Wohnte er ganz allein?“

      „Ganz allein, Rudi Sir. Seine ganze Familie, seine Frau, seine zwei Kinder, wohnten während dieser Zeit in Pangboche.“

      Ich bot Salami eine neue Zigarette an, und wir rauchten eine Zeitlang schweigend, während die Küchenjungen um uns das Abendessen vorbereiteten. Ongchu knetete den Teig für die Momo, und Sonam säuberte das Gemüse, während Shamser sich bemühte, den zweiten Kerosinkocher in Gang zu bringen. Bald gab der Kocher Geräusche von sich, die an einen startenden Hubschrauber erinnerten, und er goss Wasser in eine Kasserolle aus einem Plastikkanister, den er in der etwa hundertfünfzig Meter entfernten Quelle gefüllt hatte. Beim Blick durch den Zelteingang sahen wir nun, unmittelbar bei der Quelle, ein Rudel von etwa fünfzig Blauschafen stehen. Auch Murmeltiere hörten wir pfeifen, und mir fiel ein, dass ich auf meinen bisherigen Reisen in Nepal niemals ein Murmeltier gesichtet hatte. Dies hier war wirklich eine einsame Gegend.

      Salami Dawa hatte für einen kurzen Moment den Faden seiner Geschichte verloren, und ich half ihm, indem ich wiederholte: „Sundare war mit dem Motorrikscha nach Naxal zu seinem Zimmer gefahren …“

      „Ja“, sagte Salami Dawa sofort, blickte durch den Zelteingang zu den Blauschafen und hatte sogleich den Faden wieder aufgenommen: So war es. Er hatte kein Geld, um die Motorrikscha zu bezahlen. Der Fahrer wandte sich an die Polizeistation Kamal phokari. Also sandte der Inspektor vier Polizisten, um Sundare zu verhaften. Die Polizisten wussten nicht, dass es Sundare war. Er zeigte ihnen auch die Medaille nicht. Also brachten sie ihn zur Polizeistation und der Inspektor fragte ihn: „Wer bist du?“ Da öffnete er den Reißverschluss und zeigte ihnen die Medaille.

      Sofort stand der Inspektor stramm und salutierte und danach erhielten die Polizisten jeder eine Backpfeife von ihm, weil sie die Identität von Sundare nicht korrekt ermittelt hatten. Der Inspektor empfand es als eine unverzeihliche Blamage für seinen Posten, dass seinen Männern bei der Verhaftung eines solch berühmten Mannes ein derartiger Fehler unterlaufen war.

      Dann brachten der Inspektor und die vier Polizisten Sundare mit ihrem Jeep zu seinem Zimmer. Sie ermahnten den Rikschafahrer, angesichts eines solch bedeutenden Mannes nicht dermaßen kleinlich zu sein und wegen ein paar Rupien die Polizei zu holen, desgleichen die Vermieterin, die schon monatelang auf die Bezahlung der Miete drängte. Dann brachten sie Sundare zu Bett und salutierten alle ein letztes Mal, bevor er einschlief.

      Einmal trank Sundare zwei Liter Rakhsi. In seinem Rucksack verstaute er noch einmal fünf Liter von diesem Schnaps und um drei Uhr morgens ging er aus seinem Haus in Lobuche, um den Pumo Ri zu besteigen. Um fünf Uhr abends war er zurück in Lobuche. Er hatte den siebentausendeinhunderteinundsechzig Meter hohen Pumo Ri allein bestiegen. Der Schnaps hatte ihn aufgeputscht.

      Eines Tages kam er wieder einmal von Kathmandu nach Pangboche nach Hause. Er hatte kein Geld, und seine Frau weinte und weinte. Schließlich fingen sie zu streiten an, und die Auseinandersetzung wurde körperlicher Natur. Am Morgen fand Sundare noch einige Reste seiner Kletterausrüstung. Er sagte zu seiner Frau: „Ich gehe nach Kathmandu.“

      Aber er ging nur bis Tengpoche und fragte die Mönche, ob sie seine Kletterausrüstung kaufen wollten. Jedoch die Mönche lehnten es ab, denn sie wussten, dass dann seine Frau gar nichts mehr besitzen würde. So drehte Sundare wieder um und stieg das kurze Stück durch die Rhododendronwälder nach Debuche ab und kehrte in Ang Kantschis Lodge ein. Schließlich wollte er wieder nach Hause gehen und erreichte die neue Hängebrücke unweit von Ang Kantschis Haus. Er sprang von der Brücke. Am Morgen des nächsten Tages machten sich die Dorfbewohner auf die Suche nach ihm. Am Mittag fand man seinen Körper.

      Lastenträger mit ca. 170 kg schweren Kanalrohren im Marshiangdi-Tal

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      Rast vor dem Kloster in Tengpoche

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