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Mami Staffel 7 – Familienroman. Lisa SimonЧитать онлайн книгу.

Mami Staffel 7 – Familienroman - Lisa Simon


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      Plötzlich sprang sie auf, raffte ihr sündhaft teures Strandkleid an sich und stürmte davon. Stephan blieb, die Stirn ärgerlich gefurcht, zurück und sah ihr kopfschüttelnd hinterher.

      Schade, dachte Roberta, wäh-rend sie sich wieder hinter ihrem Buch versteckte, der Mann könnte so nett sein, wenn er bloß nicht mit dieser arroganten Zimtziege liiert wäre!

      Die Ankunft der Kinder unterbrach diese Gedankengänge.

      »Wir haben Hunger!« verkündete Julchen und klopfte sich auf den Bauch. »Hör mal, hört sich ganz leer an, nich’ wahr?«

      Roberta legte ihr Buch aus der Hand und sah auf die Uhr.

      »Also, dann schlage ich vor, daß wir schnellstens etwas dagegen tun«, meinte sie lachend. »Was haltet ihr davon, wenn wir alle zusammen in die Stadt fahren und in der ›Börse‹ einen großen Salat und Pommes essen?«

      »Gehen auch nur Pommes?« erkundigte sich Willy mit treuherzigem Augenaufschlag, dem Roberta nicht widerstehen konnte.

      »Also gut, nur Pommes«, stimmte sie zu. »Los, dann packt mal zusammen.«

      Das ließen sich die Zwillinge nicht zweimal sagen. In Windeseile hatten sie ihre Badesachen und Schwimmtiere in den Bollerwagen gelegt, und dann ging es heimwärts.

      Die Luxuslimousine der Nachbarn stand nicht vor dem Haus, als das Trio nach Hause kam. Roberta hängte rasch die nassen Hand-tücher und Schwimmanzüge auf, dann radelten sie alle zusammen in Richtung »Norderney-Stadt«.

      Als sie etliche Stunden später zurückkehrten, waren die Kinder so müde, daß ihnen Roberta sogar – ausnahmsweise – das verhaßte Zähneputzen ersparte. Die beiden fielen buchstäblich in ihre Betten und waren augenblicklich eingeschlafen.

      Leise verließ Roberta das Kinderzimmer, holte sich in der Küche ihren Lieblingswein und etwas zum Knabbern und trat auf die Terrasse hinaus.

      Es war immer noch warm. Nicht ein Windchen regte die harten Halme des Dünengrases. In der Ferne hörte man das gleichmäßige, nie endende Rauschen der Nordsee.

      Roberta entzündete das Windlicht und nahm in einem der bequemen Korbstühle Platz, die zur Ausstattung des Ferienhauses gehörten.

      Herrlich! Mit einem Seufzer streckte sie die langen, schlanken Beine von sich und genoß die Ruhe, die über dem Land lag. In der Stadt ging der Rummel jetzt erst richtig los, da strömten die Touristen durch die Straßen, auf der Suche nach den diversen Vergnügungen, die das Nachtleben der Inselstadt bot. Aber hier draußen herrschte jetzt absolute Ruhe.

      Ruhe? Roberta richtete sich in ihrem Stuhl auf und lauschte in die Dunkelheit hinein.

      »Frau Simonas?«

      Die Stimme kam von der anderen Seite des Zauns her, dort, wo Stephan Hollrieder und Melinda Bornemann wohnten. Unwillkürlich zog Roberta die Brauen zusammen, als sie an die beiden dachte.

      »Ja?« Sie erhob sich und ging zum Zaun. »Was wollen Sie?«

      Stephan mühte sich ein Lächeln ab. Ihm war nicht wohl zumute, aber er wollte das, was ihm auf dem Herzen lag, unbedingt loswerden.

      »Mich entschuldigen«, erwiderte er entschlossen. »Das, was sich heute am Strand abgespielt hat, war nicht richtig. Ich meine – nun, ja – Melinda hätte den Jungen nicht schlagen dürfen. Aber…«

      »Ich weiß«, unterbrach Roberta ihn spöttisch. »Sie ist gestreßt. Normalerweise ist Ihre Verlobte ein friedfertiger, liebenswerter Mensch. Ich frage mich allerdings, wie lange sie wohl noch braucht, um wieder die alte zu werden.«

      Stephan verzog unwillig das Gesicht.

      »Sie ist Kinder einfach nicht gewohnt«, versuchte er, seine Verlobte zu verteidigen. »Sie kann nicht verstehen, daß diese kleinen Kerle eben manchmal auf Ideen kommen, die Erwachsenen nicht gefallen. Melinda glaubt immer noch, daß man Kinder wie Hunde erziehen kann.«

      »Nun, dann würde ich an Ihrer Stelle auf die Idee, Kinder haben zu wollen, verzichten«, versetzte Ro-berta spöttisch. »Es laufen schon genug gestörte Menschen herum. Sie sollten diese Masse nicht noch mit Ihrem eigenen Nachwuchs bereichern.«

      Sie hob die Hände und strich sich mit allen zehn Fingern durch das dichte lange Haar, das im Mondlicht golden schimmerte.

      »Wie dem auch sei«, meinte Roberta dann, in einem etwas gemäßigteren Ton. »Ich werde den Schaden bezahlen. Mehr kann ich sowieso nicht tun. Falls Ihre Verlobte damit nicht einverstanden sein sollte, dann muß sie sich eben an einen Anwalt wenden oder den dritten Weltkrieg vom Zaun brechen oder was weiß ich, wonach ihr der Sinn steht.«

      Stephan begann zu schmunzeln. Aus diesem Schmunzeln wurde ein leises Kichern, das so klang, als würde er sich nur mühsam ein lautes, heiteres Gelächter verkneifen.

      »Ich konnte diese Schuhe sowieso nie leiden«, platzte er schließlich heraus. »Ich fand sie entsetzlich snobistisch. Goldsandaletten am Nordseestrand! Gott, manchmal übertreibt Melinda es einfach mit ihrem Modefimmel.«

      Roberta musterte ihn erstaunt, dann mußte auch sie lachen.

      »Okay, dann haben Ihnen die Kinder ja direkt einen Gefallen getan.« Plötzlich war aller Ärger verraucht. »Wie ist es, kommen Sie auf ein Glas Wein herüber, Herr Nachbar?«

      »Gern.« Ehe es sich Roberta versah, war er über den Zaun geklettert und stand neben ihr. »Übrigens, ich heiße Stephan. Wollen wir dieses steife ›Herr Hollrieder‹ nicht mal langsam lassen?«

      Roberta hob die Schultern.

      »Gern, aber was wird Ihre Verlobte dazu sagen?«

      Stephan winkte ab.

      Gemeinsam gingen sie zur Terrasse und ließen sich in den Korbstühlen nieder. Der Wein war herrlich kühl und sanft. Schweigend genossen sie den guten Tropfen, während sie – jeder für sich – ihren Gedanken nachhingen.

      Irgendwann brach Roberta dieses Schweigen.

      »Wie wär’s mit einer Runde schwimmen?«

      Diesmal zierte sich Stephan nicht. Er ging sofort los, um seine Badesachen zu holen.

      Während er seine Badehose und das Laken aus dem Trockner nahm, fiel ihm ein, wie selten er diese Utensilien bisher gebraucht hatte. Melinda hatte nicht viel für den Strand übrig, und nach den heutigen Vorfällen würde er sie wahrscheinlich auch nicht mehr überreden können, noch einmal dorthin zu gehen.

      Sie lag eben lieber im Bett oder genoß das laute Nachtleben, aber selbst an diesem hatte sie einiges auszusetzen. Erst vorhin hatte sie Stephan vorgeworfen, daß er sie in die Provinz verschleppt habe.

      »Wenn ich doch bloß mit Jutta und Juliane nach St. Lucia gefahren wäre«, hatte sie lamentiert. »Da ist wenigstens was los und man trifft nicht auf diesen Pöbel, der sich hier allenthalben herumtreibt.«

      Langsam hatte Stephan ihre ständigen Spitzen und Nörgeleien satt. Schließlich war das auch seine Freizeit, die hier ungenutzt verrann. Mel hatte nicht das Recht, ihm seinen wohlverdienten Urlaub zu vermiesen.

      Und deshalb würde er jetzt mit dieser netten Nachbarin schwimmen gehen, jawohl! Wenigstens einen Spaß mußte er sich doch gönnen!

      Roberta erwartete ihn am Gartentor. Zusammen liefen sie den gewundenen Weg durch die Dünen entlang. Das Rauschen des Meeres wurde immer lauter. Heute war die See nicht so ruhig und seidig wie das letzte Mal, als sie dort bei Nacht geschwommen waren. Aber das Wasser hatte eine angenehme Temperatur.

      Roberta tauchte und glitt anmutig wie eine Meerjungfrau durch die Fluten. Stephan sah sich irritiert um, als sie nicht mehr an die Oberfläche kam.

      Langsam keimte Besorgnis in ihm auf. Wo war Roberta? Hatte sie der Wassermann mit seinem Dreizack geholt?

      In dem Moment, als er sich mutig kopfüber ebenfalls ins Wasser stürzen wollte, kam Roberta hinter ihm, einem Delphin gleich, aus den Tiefen geschossen. Ihr schlanker Körper schnellte aus dem Wasser,


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