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Amerikanische Reise 1799-1804. Alexander von HumboldtЧитать онлайн книгу.

Amerikanische Reise 1799-1804 - Alexander von  Humboldt


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Gültigkeit, sondern nur als Deutung, die den augenblicklichen Stand der Forschung bezeichnen konnte.

      Drei Jahre später brachte die Entdeckung der Voltaischen Säule das Ende der Theorien über den physiologischen Ursprung galvanischer Erscheinungen. Damit war, um mit Du Bois-Reymond zu reden144, erst die Gleichung mit zwei Unbekannten aufgelöst: Der physikalische Galvanismus und die wirkliche Elektrizität der tierischen Teile waren bisher vermengt worden. Dessen ungeachtet enthielt Humboldts Werk wichtige Vorstufen für die Erforschung der Elektrophysiologie, die nun stark vernachlässigt wurde und 50 Jahre später, oft ohne Kenntnis vergangener Leistungen, wieder aufgenommen werden musste. Hin und wieder hatte er selbst bereits Voltaische Säulen konstruiert.

      11. PASIGRAPHISCHE IDEEN UND SCHILLERS KRITIK

       Humboldts drittes Forschungsprogramm

      Während der Arbeit an seiner bisher umfangreichsten Veröffentlichung hatte Humboldt bald das Gefühl gehabt, dass die Sprache allein die Fülle seiner Versuche nicht genau beschreiben könne oder zu einer sinnverwirrenden pedantischen Ausführlichkeit führen müsse.145 So entwickelte er Buchstabenformeln, auf die er größten Wert legte. Er schrieb: »Weder das aufmerksamste Lesen meiner Arbeit, noch die Betrachtungen der Figuren machen es möglich, jene Fülle von Thatsachen mit einem Blicke zu umfassen. Es schien mir daher wichtig, eine Methode zu erfinden, welche diesem Mangel abhülfe. Die Bequemlichkeit, welche die Mathematik darbietet, durch analytische Zeichen viele Sätze in wenigen Zeilen darzustellen, reizte mich zu dem Versuche, die Abänderungen des galvanischen Apparats, bei dem fast alles auf der kettenförmigen Aneinanderreihung der Stoffe beruht, durch eine ähnliche Zeichensprache auszudrücken.«146 Von diesen Gedanken ausgehend, entwickelte er die Idee einer »Pasigraphie« (= allgemein verständliche Schriftzeichensprache) und verstand bald darunter die exakte, übersichtliche und leicht verständliche Darstellung geognostischer und geographischer Erscheinungen durch Buchstaben, Richtungspfeile, Symbole und abgekürzte Bezeichnungen für Formationen und Gesteine. Damit hatte sich auch die raumwissenschaftliche Tendenz, die den Kern seiner Forschung bezeichnete, wieder durchgesetzt. Die Pasigraphie schien zunächst ein reines Darstellungsproblem zu bedeuten. Aber sehr bald sollte sich unter dieser Bezeichnung ein wesentliches und tiefes Programm entfalten, eine ausgesprochene Lieblingsidee Humboldts. Er muss solche Gedanken nach den ersten Andeutungen sehr bald auf Geognosie und Geographie angewandt haben, und zwar so intensiv, dass er später improvisiert und aus dem Gedächtnis heraus darlegen konnte, wie er sich die Anwendung einer solchen Pasigraphie dachte.147 Sie bedeutete in Wahrheit die dritte Stufe eines umfassenden raumwissenschaftlichen Forschungsprogramms, das erst in der Zukunft in die Tat umgesetzt werden sollte. Nach dem Plan einer »Geschichte der Pflanzen« und eines Werks über die Konstruktion des Erdballs dachte Humboldt nun auch an eine »Pasigraphie«.

      Als der erste Band von Humboldts Versuchen … (1797) vorlag, stieß sich Schiller an den vermittelnden Formeln und steigerte sich in einen ehrlichen Ärger hinein, der leicht gelindert worden wäre, wenn er eine Diskussion mit Humboldt gesucht hätte. Dabei wäre zutage getreten, dass diese pasigraphischen Darstellungsversuche durchaus den Zusammenhang des lebendigen Organismus nicht verstümmelten, sondern nur Vorläufer größerer Ideen waren. Goethe und Körner verstanden Humboldt besser, Schiller aber wandte sich energisch gegen die Buchstabenformeln. Sein Verhältnis zu Humboldt erschien schon nach der Publikation des Rhodischen Genius abgekühlt. Jetzt griff er Alexander scharf an. Als sich die Humboldts gerade in Dresden aufhielten, schrieb Körner an Schiller: »Alexander von Humboldt ist mir ehrwürdig durch den Eifer, mit dem er sein Fach betreibt. Für den Umgang ist mir Wilhelm genießbarer, weil er mehr Ruhe und Gutmüthigkeit hat. Alexander hat etwas Hastiges und Bitteres, das man bei Männern von großer Thätigkeit häufig findet. Wilhelm ist mir sehr lieb geworden, und ich habe mit ihm viele Berührungspunkte.«148 Schiller antwortete am 6. August 1797 und begrüßte, dass sich Körner so gut mit Wilhelm verstände, dem er gewiss mehr zu danken hätte als seinem jüngeren Bruder: »Ueber Alexander habe ich kein rechtes Urtheil; ich fürchte aber, trotz aller seiner Talente und seiner rastlosen Thätigkeit wird er in seiner Wissenschaft nie etwas Großes leisten. Eine zu kleine, unruhige Eitelkeit beseelt noch sein ganzes Wirken. Ich kann ihm keinen Funken eines reinen, objectiven Interesses abmerken – und wie sonderbar es auch klingen mag, so finde ich in ihm, bei allem ungeheuern Reichthum des Stoffes, eine Dürftigkeit des Sinnes, die bei dem Gegenstande, den er behandelt, das schlimmste Uebel ist. Es ist der nackte, schneidende Verstand, der die Natur, die immer unfaßlich und in allen ihren Punkten ehrwürdig und unergründlich ist, schamlos ausgemessen haben will und mit einer Frechheit, die ich nicht begreife, seine Formeln, die oft nur leere Worte und immer nur enge Begriffe sind, zu ihrem Maßstabe macht. Kurz, mir scheint er für seinen Gegenstand ein viel zu grobes Organ und dabei ein viel zu beschränkter Verstandesmensch zu sein. Er hatte keine Einbildungskraft, und so fehlt ihm nach meinem Urtheil das nothwendigste Vermögen zu seiner Wissenschaft, denn die Natur muß angeschaut und empfunden werden in ihren einzelnsten Erscheinungen wie in ihren höchsten Gesetzen. Alexander imponirt sehr vielen und gewinnt im Vergleich mit seinem Bruder meistens, weil er ein Maul hat und sich geltend machen kann. Aber ich kann sie dem absoluten Werthe nach gar nicht miteinander vergleichen, so viel achtungswürdiger ist mir Wilhelm.«149 Körner hielt nicht mit seinem gerecht abwägenden Urteil zurück und vertrat in auffälliger Weise Alexanders Standpunkt, als er am 25. August 1797 antwortete: »Dein Urtheil über Alexander von Humboldt scheint mir doch fast zu streng. Sein Buch über die Nerven habe ich zwar nicht gelesen, und kenne ihn nur aus dem Gespräch. Aber gesetzt, daß es ihm auch an Einbildungskraft fehlt, um die Natur zu empfinden, so kann er doch, däucht mich, für die Wissenschaft vieles leisten. Sein Bestreben, alles zu messen und zu anatomiren, gehört zur scharfen Beobachtung, und ohne diese gibt es keine brauchbaren Materialien für den Naturforscher. Als Mathematiker ist es ihm auch nicht zu verdenken, daß er Maaß und Zahl auf alles anwendet, was in seinem Wirkungskreise liegt. Indessen sucht er doch die zerstreuten Materialien zu einem Ganzen zu ordnen, achtet die Hypothesen, die seinen Blick erweitern, und wird dadurch zu neuen Fragen an die Natur veranlaßt. Daß die Empfänglichkeit seiner Thätigkeit nicht das Gleichgewicht hält, will ich wol glauben. Menschen dieser Art sind immer in ihrem Wirkungskreise zu beschäftigt, als daß sie von dem, was außerhalb vorgeht, große Notiz nehmen sollten. Dies gibt ihnen den Anschein von Härte und Herzlosigkeit.«150

      Merkwürdigerweise hat man den Ursprung dieser Schillerschen Kritik bald ganz übersehen und sein geharnischtes Schreiben zusammenhanglos zitiert. Sein Ärger entzündete sich ausschließlich an Humboldts ersten pasigraphischen Versuchen, wie schon Palleske und Löwenberg erkannten.151 Eine Feindschaft hat der in dieser Beziehung empfindliche Schiller nie gegen Humboldt gehegt. Beide hatten medizinische Studien getrieben und oft über die Experimente zu den Versuchen … gesprochen.152 Insofern bedeutete Schillers Kritik keine Trennung, sondern nur ein Abrücken von Humboldt, der übrigens diese Ablehnung getrost hinnahm.

      12. DER INNERE ZWECK DER WISSENSCHAFT

       Rechtfertigung reiner Forschung

      Schon nach dem Erscheinen des ersten Bandes war verschiedentlich Kritik laut geworden. Anderen wollten Versuche, die Humboldt beschrieben hatte, nicht gelingen. Damit waren diese natürlich nicht widerlegt, und offenbar erschienen Alexander selbst andere Einwände viel wichtiger. So hatte man auch nach dem praktischen Nutzen dieser Experimente gefragt. Worin sollte er denn liegen, was für einen Zweck hatte dieser Aufwand? Humboldt erteilte eine zugleich als Zeitkritik bedeutsame Antwort. Er glaubte, »in einem Zeitalter, wo man Früchte oft vor der Blüthe erwartet und vieles darum zu verachten scheint, weil es nicht unmittelbar Wunden heilt, den Acker düngt oder Mühlräder treibt«, dieser Frage nicht ausweichen zu können. Man nennt, sagte er, »die Cetomologie und die Conchiologie ein ergötzendes Spielwerk, weil beide Wissenschaften keinen unmittelbaren Bezug auf technische Gewerbe haben. Man hält den philosophischen Forschungsgeist zurück, die Bahn zu verfolgen, auf der er sich den innern Zusammenhang seiner Erkenntnis aufzufassen schmeichelt, und setzt ihm ein bestimmtes äußeres Ziel, nach dem er mittelbar hinarbeiten soll.«153 Humboldt gab eindeutig


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