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Butler Parker 184 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker 184 – Kriminalroman - Günter Dönges


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von wo der Solist beim Auftritt gekommen war.

      Es dauerte nicht lange, bis die beiden Männer hier erschienen. Sie gaben sich gelassen und schienen keine Eile zu haben. Sie setzten auf das allgemeine Durcheinander im Saal und auf der kleinen Bühne, blickten nur kurz auf den Butler, übersahen ihn dann und passierten ihn. Dabei grinsten sie wie zwei Verschwörer, denen ein besonders guter Coup gelungen war.

      Danach aber grinste einer von ihnen nicht mehr ...

      Josuah Parker hatte den bleigefütterten Bambusgriff seines Universal-Regenschirmes gezielt eingesetzt und veranlaßte den Mann, sich über die Lehne eines Sessels zu hängen. Der andere Konzertbesucher bekam diesen Vorgang mit einiger Verspätung mit und wollte reagieren, überlegte es sich dann aber anders und wischte durch die nächste Tür aus dem Künstlerzimmer.

      Noch war Josuah Parker mit dem jungen Mann allein, doch dies mußte sich bald ändern. Der Butler liftete den jungen Mann an und schleifte ihn über den Teppichboden zu einem Wandschrank, in dem Teppiche und Läuferrollen untergebracht waren.

      Innerhalb weniger Augenblicke hatte Parker den Mann verstaut, die Tür wieder geschlossen und den Schlüssel abgezogen. Schon erschienen die ersten McWarden-Mitarbeiter und machten Jagd auf die beiden Störenfriede.

      »Haben Sie zwei junge Leute gesehen, die hier durchgekommen sein müssen?« fragte einer der Yard-Beamten.

      »In der Tat«, erwiderte Josuah Parker, der sich möglichst immer an die Wahrheit hielt. Er deutete zur nächsten Tür und enthielt sich jeden Kommentars. Er wollte seine Auskunftspflicht nicht unnötig übertreiben.

      *

      »Sie wechseln das Fach, Mylady?« fragte Mike Rander überrascht und musterte das riesige, schwarze Futteral, das die Form eines Kontrabasses hatte. Rander – vom Äußeren her gesehen – war fast so etwas wie die Kopie eines bekannten James-Bond-Darstellers. Er war rund vierzig, hatte früher mal jahrelang mit Parker zusammengearbeitet und verwaltete jetzt das immense Vermögen der Lady Agatha Simpson.

      Mike Rander dachte voller Schrecken an die nahe Zukunft. Er hörte bereits die mit Sicherheit kratzenden Töne des Kontrabasses. Er fürchtete um Trommelfell und Nerven.

      »Welches Fach soll ich gewechselt haben, mein Junge?« Agatha Simpson sah ihn erstaunt an.

      »Sie wollen den Bogen streichen und nicht mehr singen, Mylady?«

      »Ach, Unsinn.« Sie lächelte überlegen. »Ich kann mir natürlich gut vorstellen, daß ich auf diesem Instrument nicht ohne Erfolg bleiben würde.«

      »Man benutzte das Futteral als eine Art Transportbehälter, Sir«, schaltete der Butler sich ein. »Der Kontrabaß wurde im Konzertsaal zurückgelassen.«

      Parker setzte sich in Bewegung und rollte das riesige Futteral in den großen Wohnraum des altehrwürdigen Hauses Simpson. An der Unterseite des Musikbehälters waren kleine Transportrollen angebracht, die die Handhabung erleichterten.

      Kathy Porter, die aus der Bibliothek kam, blieb wie versteinert stehen, als sie die Szene beobachtete. Dann schluckte sie und ging zu Mike Rander hinüber, den sie fragend musterte.

      »Nur keine Panik«, sagte er leise und amüsiert. »Es bleibt beim Gesang.«

      »Mir fallen einige Steine vom Herzen«, entgegnete sie erleichtert. Kathy Porter mochte achtundzwanzig bis dreißig sein, war groß, schlank und eine durchaus attraktive Erscheinung. Die ein wenig mandelförmig geschnittenen Augen und die betonten Wangenknochen verliehen ihr einen exotischen Anstrich.

      Sie hatte dunkelbraunes Haar, leicht rotgetönt, wirkte sehr zurückhaltend und konnte doch innerhalb weniger Sekunden zur wilden Pantherkatze werden, wenn man sie angriff.

      Die junge Dame war die Sekretärin und Gesellschafterin der Lady Simpson und wurde von ihr wie eine Tochter behandelt. Die ältere Dame tat alles, um die beiden Kinder, wie sie Rander und Kathy nannte, möglichst bald unter die Haube zu bringen.

      »Mylady bekamen einen ersten Kontakt zu den bereits erwähnten Golden-Boys«, erklärte der Butler, der das Futteral am mächtigen Kamin in der Wohnhalle abstellte.

      »Man wollte dem Pianisten die Finger zertrümmern«, sagte Lady Agatha. »Ich habe das natürlich verhindert, nicht wahr, Mister Parker?«

      »So könnte man in der Tat sagen, Mylady«, gab Parker zurück. Sein Gesicht blieb glatt und ausdruckslos. Er kannte die Phantasie der Hausherrin.

      »Und was ist nun mit dem Kontrabaß?« lautete Kathy Porters Frage.

      »Mister Parker erriet meine Gedanken und schaffte einen der beiden Gangster hierher«, schwindelte Agatha Simpson wie selbstverständlich.

      »Eine prächtige Idee«, lobte Mike Rander und zwinkerte dem Butler zu.

      »Ich weiß, mein Junge.« Sie nahm das Lob für sich in Anspruch. »Man muß eben Einfälle haben.«

      Josuah Parker löste die Verschlüsse und klappte den Deckel des Futterals auf. In dem Behälter stand der junge Mann, der den Pianisten empfindlich gestört hatte. Er schien bedrückt und blickte scheu auf die ältere Dame, die sich vor ihm aufgebaut hatte.

      »Sie haben was gegen Pianisten?« fragte Rander.

      »Aus mir holen Sie nichts raus«, erklärte der junge Mann und trat vorsichtig aus dem Futteral. Er litt noch deutlich unter Gleichgewichtsstörungen, die mit dem Transport in Parkers Wagen zusammenhängen mußten.

      »Sie sollten tunlichst antworten«, schaltete Josuah Parker sich ein. »Mylady ist selbstverständlich bereits bekannt, daß Sie für die sogenannten Golden-Boys tätig geworden sind.«

      »Ich sage kein Wort«, wiederholte der junge Mann und hielt sich an der Lehne eines Sessels fest, »und wenn Sie mich durch den Wolf drehen.«

      »Eine Lady Agatha hat feinere Methoden«, gab die passionierte Detektivin grimmig zurück. »Ich setze auf die Überzeugungskraft, junger Mann.«

      Danach verabreichte sie ihm eine Ohrfeige, die ihn in das Futteral zurückwarf. Durch die Wucht fiel der Transportbehälter zu, und der Deckel schloß sich über dem kreischenden Gangster, der wohl annahm, er würde bei lebendigem Leib eingesargt.

      *

      Norman Wilcox war etwa fünfundvierzig und beherrschte seine weiblichen Mitarbeiter hinter dem Tresen. Er betrieb einen Nachtclub in Soho, in dem sich Angehörige der kriminellen Szene mit Vorliebe ein Stelldichein gaben. Wilcox war mittelgroß, muskulös und sich seines Wertes wohl bewußt.

      Als er Butler Parker sah, der den Club gerade betreten hatte, schaltete er sofort, kam um den Tresen herum und bemühte sich um ein mehr oder weniger freundliches Lächeln.

      »Man hat sich lange nicht gesehen, Mister Parker«, grüßte er den Butler, »aber man hört ’ne Menge über Sie und die Lady.«

      Er kannte das Duo aus Shepherd’s Market recht gut und hatte in der Vergangenheit schon einige Male mit dem Butler zu tun gehabt. Sein Respekt vor Josuah Parker war groß. Bisher hatte Wilcox stets Niederlagen eingesteckt.

      »Meine Wenigkeit erlaubt sich, Grüße zu überbringen, Mister Wilcox«, sagte Parker gemessen und überaus höflich. »Ein gewisser Cliff Mallers bat um diesen Gefallen.«

      »Cliff Mallers?« Der Betreiber des Clubs schien den Namen noch nie in seinem Leben gehört zu haben.

      »Ein junger Mann, der Pianisten zu hassen scheint«, erläuterte Josuah Parker. »Zusammen mit einem Begleiter versuchte er, die kostbaren Finger eines Flügel-Solisten zu zertrümmern.«

      »Ich will keinen Stunk mit Ihnen haben, Parker«, sage Norman Wilcox und deutete auf eine Nische am rechten Längsende des Tresens. »Ich kenne keinen Malfers.«

      »Mallers, Cliff Mallers«, korrigierte Josuah Parker höflich. »Er behauptete, von Ihnen in das Konzert geschickt worden zu sein.«

      »Der Mann lügt nach Strich und Faden«, meinte der Bar-Betreiber. »Hier will man mir doch was am Zeug flicken, Parker.


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