Dr. Norden Jubiläumsbox 5 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
begnügte sich mit einem vielsagenden Lächeln als Antwort, als Danny auch schon schnell das Thema wechselte.
»Und warum warst du wirklich in der Klinik?«, fragte er und machte Anstalten, vor zum Tresen zu gehen, um Wendy über ihren Auftrag zu informieren.
Daniel folgte seinem Sohn.
»Wegen unseres Freundes Bernhard Beer«, erteilte er bereitwillig und gut gelaunt Auskunft. »Er hat heute Morgen einen Hirninfarkt erlitten. Jenny wollte mich bei der OP dabei haben.« Dieser Grund war Danny doch tausendmal lieber als eine fremde schöne Ärztin, und er lächelte erleichtert.
»Und? Wie ist es gelaufen?«, erkundigte er sich dann.
»Nach allen bisherigen Untersuchungsergebnissen können wir optimistisch sein. Aber eine Garantie gibt es natürlich nicht.«
Danny stand am Tresen, die nächste Patientenkarte in der Hand, und musterte seinen Vater nachdenklich.
»Das heißt, dass du und die wunderschöne Ärztin euren Urlaub immer noch nicht planen könnt.« Er bedauerte es zutiefst, dass seine Eltern ihre wohlverdiente Ruhepause immer wieder verschieben mussten.
Doch Daniel Norden hatte andere Prioritäten.
»Das ist nicht so tragisch«, winkte er ab. »Solange Bernhard nicht auf dem Wege der Besserung ist, könnte ich ohnehin nicht guten Gewissens wegfahren. Da bin ich mit der wunderschönen Ärztin übrigens einer Meinung.« Er zwinkerte seinem Sohn noch einmal belustigt zu und machte sich auf den Weg ins Wartezimmer, um mit Verspätung seinen ersten Patienten des Tages aufzurufen. Drei Paar Augen folgten ihm dabei.
»Darf ich bitte erfahren, um welche wunderschöne Ärztin es sich handelt«, verlangte Wendy energisch, als ihr Chef mit Herrn Wohlrab im Behandlungszimmer verschwunden war.
Grinsend wandte sich Danny an die treue Assistentin, die ihm über die Jahre fast wie ein Familienmitglied ans Herz gewachsen war.
»Er meint natürlich Fee«, sagte er und sorgte dafür, dass keine unnötigen Spekulationen aufkamen. »Aber keine Angst, ich bin ihm vorhin auch schon auf den Leim gegangen.« Wenn er an seine Schrecksekunde dachte, musste Danny immer noch den Kopf schütteln, und lachend machte auch er sich schließlich wieder an die Arbeit.
*
Als Anneka sich an diesem Abend mit Leon in einem Bistro traf, waren ihre Hände feucht vor Aufregung und ihr Herz klopfte hart gegen ihre Brust. Bevor sie überhaupt etwas sagen konnte, schloss er sie zur Begrüßung in die Arme und küsste sie, dass ihr Hören und Sehen verging.
»Oh, Anneka, du glaubst ja nicht, wie sehr ich mich danach gesehnt habe«, seufzte er dicht an ihrem Ohr. »Ich bin so froh, dass wir unsere kleine Meinungsverschiedenheit klären konnten. Und noch viel glücklicher bin ich darüber, dass du wirklich mit nach Australien kommst. Das ist perfekt!«
Wenn möglich, wurde Annekas Herz in diesem Moment noch schwerer. Um Zeit zu gewinnen, löste sie sich sanft aus Leons Armen und sah sich nach einem freien Platz um. Das Licht im Bistro war schummrig, leise Musik spielte, und einige Paare bewegten sich versunken auf der Tanzfläche.
»Ich sterbe vor Durst«, schwindelte sie.
»Dann hol ich dir schon mal was zu trinken, und du besorgst uns einen Tisch, in Ordnung?«, machte Leon einen Vorschlag und war schon unterwegs, ehe Anneka Gelegenheit zu einer Antwort hatte.
Die umgekehrte Variante wäre ihr lieber gewesen, und schon ärgerte sie sich wieder über Leons Rücksichtslosigkeit, die er ihr gegenüber an den Tag legte. Warum fragte er nicht danach, was sie wollte? Glücklicherweise legte sich dadurch wenigstens ein Teil ihrer Nervosität.
»Ich wusste ja, dass du besser bist im Platz ergattern«, lobte Leon sie, als er mit zwei Gläsern Cola an den Tisch zurückkehrte, den Anneka inzwischen besetzt hatte.
Dankend nahm sie Kompliment und Glas entgegen und wartete, bis auch er sich gesetzt hatte.
»Pass auf, Leon«, eröffnete sie das schwierige Gespräch. »Ich hab mir das alles nochmal durch den Kopf gehen lassen. So einfach, wie du dir das vorstellst, ist es mit Australien nicht. Erstens habe ich nämlich Schule. Und zweitens ist mir nicht wohl dabei, dich als einzige Frau zu begleiten.«
Ohne seine Freundin aus den Augen zu lassen, trank Leon von seiner Cola. Das Schweigen zwischen ihnen war lange und beklemmend ,und Anneka hatte das Gefühl, als ob seine Miene mit jedem Augenblick düsterer wurde.
»Soll das heißen, dass du nicht mitkommen willst?«, zog er schließlich seinen Schluss aus ihren Worten.
Ein dicker Kloß saß Anneka im Hals, und sie musste sich räuspern, ehe sie antworten konnte.
»Ja, ich glaube, das heißt es. Es tut mir leid.« Sie wagte es kaum, Leon in die Augen zu sehen.
Die nächste Frage ließ nicht so lange auf sich warten wie die erste.
»Willst du Schluss machen?«
Erschrocken zuckte Anneka zusammen.
»Nein, natürlich nicht. Ich würde auch wirklich gerne mit dir gehen«, versicherte sie mit Nachdruck. »Aber es geht einfach nicht.«
Wieder kam tiefes Schweigen auf. Obwohl das Bistro gut besucht war und sich die anderen Gäste lebhaft unterhielten, lachten und sich vergnügten, hatte Anneka das Gefühl, unter einer Glasglocke zu sitzen.
Endlich erwachte Leon aus seiner Erstarrung.
»Mann, Anneka, das ist doch nicht zu fassen!«, rief er ärgerlich. »Ich hab alles organisiert, mit Engelszungen auf meinen Trainer eingeredet, bis er endlich einverstanden war. Warum hast du deinen Entschluss auf einmal geändert?«
Diese Frage erstaunte Anneka nicht, bestätigte sie doch, dass Leon ihr am vergangenen Tag nicht richtig zugehört hatte.
»Ehrlich gesagt habe ich gar keinen Entschluss gefasst, verstehst du? Ich hatte ja noch nicht mal Gelegenheit, irgendwas zu deinem Plan zu sagen. Den hast du einfach so alleine geschmiedet.«
»Was soll denn das schon wieder heißen? Du hättest doch was sagen können«, entfuhr es Leon beleidigt.
»Nein, konnte ich nicht«, setzte sich Anneka energisch zur Wehr. Langsam machte ihre Anspannung einem gesunden Ärger Platz. Warum nur wollte Leon nicht einsehen, wie unmöglich er sich benahm? »Du vergisst, dass du einen Vorsprung hattest und dir viel länger Gedanken machen konntest. Wenn du mich von vornherein in deine Planungen mit einbezogen hättest, dann wäre alles anders gelaufen. So aber …"
»Das verstehe ich nicht. Müsstest du dann nicht zur Schule gehen?« Die Enttäuschung ließ Leon sarkastisch werden.
»Doch. Aber das hätten wir dann gemeinsam besprechen und über eine Lösung nachdenken können.« Annekas Kehle war trocken und sie trank einen großen Schluck Cola.
»Aber ich will dich dabei haben«, erklärte Leon trotzig wie ein kleines Kind. »Ist denn das so schwer zu verstehen?«
Bedächtig stellte Anneka das Glas zurück auf den Tisch. Das war der Moment, um Tatjanas Idee anzubringen, und sie nahm allen Mut zusammen.
»Wenn dir wirklich so viel daran gelegen ist, mit mir zusammen zu sein, dann hab ich einen anderen Vorschlag.«
»Und welchen?« Leon musterte seine Freundin über den Tisch hinweg. Die Kerze auf dem Tisch flackerte und warf einen Schatten auf sein Gesicht, sodass Anneka nur ahnen konnte, wie skeptisch er war. Doch davon wollte sie sich nicht einschüchtern lassen.
»Ich hab dir doch von Thailand erzählt. Warum kommst du nicht einfach nach deinem Turnier dorthin? Meine Eltern wollen in den Osterferien fliegen. Das müsste sich zeitlich genau ausgehen.«
»Du willst, dass ich zu dir nach Thailand komme?«, wiederholte Leon, als hätte er Anneka nicht verstanden.
Sie spürte, dass sie ihn auf dem falschen Fuß erwischt hatte – genau wie er sie mit seinem Vorschlag – und konnte sich nur mit Mühe ein Lachen verkneifen.
»Ganz