Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band. Edgar WallaceЧитать онлайн книгу.
verraten? Der ist doch schließlich das Wichtigste in meinem Bericht«, meinte Jackson lächelnd. »Sie wissen ja, unsere Leser interessieren sich sehr für Millionäre und ihre Frauen.« Gold zögerte. Seiner Meinung nach war es besser, wenn die Presse nichts davon erfuhr, auf der andern Seite konnte der Reporter den Namen jederzeit im Standesamtsregister finden.
»Er hat sich mit Miss Verity Maple verheiratet.«
Der Reporter pfiff leise vor sich hin.
»Das ist doch nicht etwa die Nichte des Mannes, der …?«
Gold nickte. »Diese Geschichte können Sie bei Ihrem Bericht aber ruhig vergessen.«
Der Journalist steckte sein Notizbuch wieder in die Tasche.
»Mein Gedächtnis läßt mich selten im Stich, und an Miss Maple erinnere ich mich noch sehr deutlich«, sagte er trocken.
»Ich habe sie an dem Tag gesehen, an dem ihr Onkel auf so geheimnisvolle Weise verschwand.«
Sie standen immer noch auf der Treppe. Helder ging inzwischen auf und ab und wartete ungeduldig auf das Ende der Unterhaltung.
»Ich danke Ihnen sehr für Ihre liebenswürdige Auskunft«, sagte der Reporter und wollte eben die Treppe hinuntergehen, als er durch einen erstaunten Ausruf überrascht wurde.
Helder starrte an ihm vorbei in Richtung des Wohnzimmers. »Sehen Sie – dort«, flüsterte er aufgeregt.
Gold folgte seinem Blick und war starr vor Staunen.
Am Fenster stand Verity Bell – ihr Gesicht drückte Angst, fast Schrecken aus.
Sie schaute geistesabwesend auf die Straße hinunter. Das Licht einer Straßenlaterne fiel voll auf ihr verstörtes Gesicht. Dann bemerkte sie die drei Männer und verschwand schnell im Dunkel des Zimmers.
13
»Haben Sie das gesehen?« fragte Helder atemlos. Er schien durch diese Entdeckung tief betroffen zu sein. Auch Golds Atem ging schneller, und kalter Schweiß trat auf seine Stirn. Es lag etwas Unheimliches in der plötzlichen Erscheinung dieser Frau, die seiner Ansicht nach längst auf dem Kontinent sein mußte.
Er stand unentschlossen am Fuß der Treppe und machte eine Bewegung, als ob er wieder hinaufsteigen wolle, ließ es aber dann doch sein.
Der Reporter blickte von einem zum andern, und Gold sah; daß seine Augen vor Erregung blitzten. Er witterte eine interessante Geschichte für seine Zeitung, und kein Mensch hätte ihn davon abbringen können, über diese Sache ausführlich zu berichten.
Trotzdem legte Gold seine Hand auf den Arm des Journalisten.
»Mr. Jackson, diese Angelegenheit sollte nicht in die Zeitung kommen. Ich bin davon überzeugt, daß es eine plausible Erklärung für das plötzliche Auftauchen von Mrs. Bell gibt.«
»Sicher wird sich eine finden lassen«, erwiderte Jackson höflich. Er schaute auf die Uhr, und Gold war aufs äußerste beunruhigt.
»Ich mache Sie noch darauf aufmerksam, daß Mr. Bell gerichtlich gegen jeden vorgehen wird, der etwas Nachteiliges über ihn berichtet«, versuchte Gold es nochmals.
»Das glaube ich Ihnen gern«, antwortete der durch nichts zu erschütternde Reporter. »Aber ich kann Ihnen versichern, daß mein Bericht im liebenswürdigsten Plauderton abgefaßt sein wird.«
Er verabschiedete sich von den beiden Männern mit einem kurzen Kopfnicken, und Gold wußte, daß weitere Versuche, ihn von seinem Vorhaben abzubringen, hoffnungslos waren.
Sie schauten dem Reporter nach, bis er außer Sicht war, und gingen dann langsam weiter.
»Was hat das nur zu bedeuten?« brach Helder schließlich aufgeregt das Schweigen. »Dahinter steckt doch etwas! Ich sage Ihnen, das ist eine ganz faule Sache. Comstock Bell ist zu allem fähig. Aber ich werde es schon herausbringen!«
Gold packte ihn am Arm.
»Was wollen Sie denn tun?« fragte er ärgerlich.
»Ich werde sofort zur Polizei gehen.«
»Die Mühe können Sie sich sparen«, erwiderte Gold kurz. »Ich nehme an, die Polizei wird bald genug alle Informationen, die sie braucht, in der Zeitung finden. Und ich sehe gar nicht ein«, fügte er trocken hinzu, »warum gerade Sie an den persönlichen Angelegenheiten Mr. Bells so großes Interesse haben sollen.«
Er sprach eindringlich, und Helder konnte die Drohung, die in seinen Worten lag, nicht überhören.
»Was soll das heißen?« entgegnete er heiser.
»Das werden Sie in den nächsten Tagen schon erfahren. Ich gebe Ihnen nur den Rat, sich gefälligst um Ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern.«
Helder schaute den Beamten böse an.
»Gold«, stieß er zwischen den Zähnen hervor, »ich weiß, daß es Ihnen Vergnügen macht, überall herumzuspionieren. Wenn Sie jetzt etwa versuchen wollen, mir gesellschaftlich zu schaden, dann werde ich dafür sorgen, daß Sie sich in keinem Londoner Klub mehr sehen lassen können. Verstehen Sie mich?«
Gold lachte.
»Ich weiß, daß Sie ein Gauner sind«, sagte er dann ruhig. »Und ich weiß auch, daß Sie in Verbindung mit der Bande stehen, die die Vereinigten Staaten mit nachgemachten Fünfzigdollarnoten überschwemmt. Bis jetzt habe ich keine Beweise gegen Sie in der Hand, aber ich sage Ihnen offen, daß ich nicht ruhen werde, bis ich meine Ansicht beweisen kann. Ihre Druckerei ist wahrscheinlich nichts anderes als eine raffiniert angelegte Fälscherwerkstatt. So, jetzt wissen Sie, was ich von Ihnen halte, und Sie können unternehmen, was Sie wollen.«
»Vergessen Sie nicht, Sie haben keine Beweise«, entgegnete Helder giftig.
»Beweise!« lachte Gold höhnisch. »Glauben Sie denn, daß ich mit Ihnen anders als durchs Gefängnisgitter sprechen würde, wenn ich Beweise hätte? Aber verlassen Sie sich darauf, ich werde noch welche finden.«
Sie standen sich unter einer Straßenlaterne gegenüber. Golds Gesicht war blaß vor Ärger – zum erstenmal in seiner beruflichen Laufbahn hatte er sich dazu hinreissen lassen, einen Gegner zu warnen. Seine Nerven waren eben nicht mehr die besten, seitdem ihm seine Vorgesetzten in Washington jeden Tag einen bitterbösen Brief mit ungerechten Vorhaltungen schickten.
»Aha, so steht es also«, sagte Helder nach einer langen Pause. »Gut, daß Sie mich gewarnt haben – ich werde mich in acht nehmen.«
Gold nickte.
»Tun Sie, was Sie wollen. Was Mrs. Comstock Bell betrifft, so steht es Ihnen ja frei, zur Polizei zu gehen. Ich könnte mir nur denken, daß es in Ihrem eigenen Interesse besser wäre, wenn Sie die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit nicht zu sehr auf sich lenkten!«
Ohne einen Gruß trennten sie sich.
Gold hätte sich selbst ohrfeigen können, daß er so unvorsichtig gewesen war. Dieser letzte Vorfall würde seine Schwierigkeiten noch bedeutend vermehren. Völlig falsch war er vorgegangen – selbstverständlich hätte er die Druckerei in Shropshire von der Polizei durchsuchen lassen müssen, bevor das Emigrantenblatt sein Erscheinen einstellen und die Belegschaft sich in alle Himmelsrichtungen zerstreuen würde. Jetzt war es für diese Aktion zu spät.
Verärgert machte er sich auf den Heimweg. Zu Hause erinnerte er sich plötzlich, daß sein eigener Diener mit Parker bekannt war, und klingelte ihm sofort.
»Cole«, sagte er hastig, »sind Sie nicht mit Parker, dem Diener Mr. Bells, bekannt?«
»O ja, Sir, wir sind gute Freunde.«
»Mr. Bell hat ihm heute freigegeben – wo glauben Sie wohl, daß man ihn finden