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Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band. Edgar WallaceЧитать онлайн книгу.

Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band - Edgar  Wallace


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bedeutet also, daß er erledigt ist.« Er wandte sich wieder an Horace. »Sandford hat mir gegenüber einen Polizisten himmelhoch gelobt, der seiner Tochter den Hof zu machen scheint. Ist das nicht ein Freund von Ihnen?«

      Horace nickte.

      »Ein sehr guter Freund sogar«, antwortete er ruhig.

      »Wer ist es denn?«

      »Ach, er tut Dienst bei der Polizei.«

      »Und ich vermute, daß er zwei Beine, einen Kopf und ein Paar Arme hat. Sie sind wirklich sehr mitteilsam! Daß er Polizist ist, weiß ich auch. Alle Leute scheinen sich augenblicklich mit ihm zu beschäftigen. Was macht er denn eigentlich – was soll das alles bedeuten?« »Es tut mir leid, daß ich Ihnen darüber keine Auskunft geben kann. Ich bin mir aber vollkommen sicher, daß er ein Gentleman ist.«

      »Ein Gentleman und – Polizist?« fragte der Lord ungläubig.

      Horace nickte wieder.

      »Das ist wohl ein neuer Beruf für die nachgeborenen Söhne des Hochadels«, bemerkte Verlond sarkastisch. »Heutzutage brauchen sie also nicht mehr von daheim wegzulaufen, um in der Armee zu dienen. Man geht nicht mehr als Schiffsjunge zur Marine und fristet sein Leben nicht mehr auf den Farmen in Wildwest, wo man als Cowboy die Rinderherden auf den Steppen hütet –«

      Lady Marys Blick trübte sich.

      »Es tut mir leid – ich dachte dabei nicht an deinen Bruder. Aber wie gesagt, heute haben es diese jüngeren Söhne nicht mehr nötig, bis ans Ende der Welt zu gehen, in wilden Gegenden einen schönen Soldatentod zu sterben oder gerade im richtigen Augenblick mit prallgefüllten Taschen zurückzukehren, um die Familie vor dem Ruin zu retten. Heute ist die Sache ganz einfach man geht zur Polizei. Sie müßten eigentlich einen Roman darüber schreiben, Gresham. Wer wie Sie Artikel für die Sportpresse schreibt, ist sicher auch dazu in der Lage. – Übrigens komme ich nächsten Dienstag nach Lincoln, um zu sehen, wie Ihr Rennpferd verliert.«

      »Dann werden Sie wohl eine vergebliche Reise machen – mein Pferd gewinnt nämlich todsicher!«

      Später wartete Gresham auf eine Gelegenheit, mit dem alten Herrn allein zu sprechen.

      »Ich hätte Sie gern in einer dringenden Privatangelegenheit gesprochen«, sagte er scheinbar gleichgültig.

      »Brauchen Sie Geld?« fragte der Lord und sah ihn argwöhnisch unter seinen buschigen Augenbrauen hervor an.

      Horace lächelte.

      »Ich wußte gar nicht, daß ich in dem Ruf stehe, mir Geld zu leihen«, antwortete er.

      »Dann wollen Sie wohl meine Nichte heiraten?« fragte Verlond mit brutaler Offenheit.

      »Ja, das ist meine Absicht«, entgegnete Horace kühl. Er konnte sich dem Ton des Alten vollkommen anpassen.

      »Das geht nicht«, sagte der Lord. »Sie haben es so eingerichtet, daß Ihr Pferd gewinnen soll, und ich habe es so eingerichtet, daß sie Ikey heiraten soll. Wenigstens«, verbesserte er sich, »hat Ikey das so mit mir arrangiert, und ich bin darauf eingegangen.«

      »Wenn sie aber nicht damit einverstanden ist?«

      »Wahrscheinlich ist sie nicht einverstanden.« Lord Verlond grinste. »Ich kann mir jedenfalls nicht denken, daß jemand Ikey gern haben könnte. Meiner Meinung nach ist er ein unausstehlicher Kerl. Er zahlt seine Schulden nicht, er hat keinen Sinn für Humor und ist in keiner Weise dezent; seine Bekannten, mich mit einbegriffen, sind die schlechtesten Menschen von London.« Er schüttelte mißbilligend den Kopf. »Er will sich jetzt ändern, hat er mir im Vertrauen gesagt. Ein sonderbares Geständnis für einen Mann seiner Art. Ich traue dieser bußfertigen Stimmung nicht.«

      Plötzlich sah er Horace voll ins Gesicht.

      »Gehen Sie doch hin und stechen Sie ihn aus!« Seine Augen leuchteten ironisch auf. »Übrigens eine gute Idee. Ist mir doch tatsächlich aufgefallen, daß Mary Sie gern sieht. Dieser verfluchte Ikey! Also los!«

      Damit ließ er den erstaunten jungen Mann stehen.

      Horace fand Mary im Wintergarten. Er sprudelte über vor Freude. Niemals hatte er erwartet, daß der alte Herr so leicht zu gewinnen sei. Oder hatte Lord Verlond in seiner sarkastischen Art vielleicht die Absicht, ihn später nur um so mehr zu demütigen?

      Horace erzählte Mary alles, was sich zugetragen hatte.

      »Ich kann es kaum glauben – er war so bereitwillig und entgegenkommend. Natürlich auch brutal, aber das ist er ja immer.«

      Sie sah ihn schelmisch an.

      »Ich glaube nicht, daß du Onkel wirklich kennst«, erwiderte sie ruhig.

      »Aber … aber …«

      »Ich weiß, daß fast alle schlecht von ihm denken und ihn für den unausstehlichsten Mann auf der Welt halten. Manchmal habe ich ihre Meinung sogar geteilt. Ich habe nie begreifen können, warum er meinen armen Bruder Con fortgeschickt hat.«

      »Ach, war das dein Bruder?« fragte er.

      Sie nickte, und ihre Augen wurden feucht.

      »Der arme Junge«, sagte sie leise, »er hat den Onkel auch nicht verstanden. Zuweilen versteht sich Onkel wahrscheinlich selber nicht.« Sie lächelte traurig. »Wenn man bedenkt, was für schreckliche Dinge er über die Leute erzählt und wie er sich überall Feinde schafft …«

      »Und doch möchte ich glauben, daß er das alles gar nicht so meint«, rief Horace begeistert. »Er ist ein großartiger Mensch, ein wirklicher Philanthrop!«

      »Übertreibe nur nicht zu sehr.«

      Sie legte ihre Hand auf seinen Arm und führte ihn an das andere Ende des großen Wintergartens.

      Sir Isaac teilte Greshams Begeisterung für den Lord keineswegs.

      Verlond sagte ihm bald etwas Schmeichelhaftes, bald ärgerte er ihn wieder. Er schien ein teuflisches Vergnügen daran zu finden, den Baronet außer Fassung zu bringen. Es war ihm völlig gleichgültig, ob die Ansichten, die er um zehn Uhr äußerte, in direktem Gegensatz zu denen standen, die er um acht Uhr vorgebracht hatte. Er hätte seine Meinung zwölf mal am Tage ändern können, wenn es ihm Spaß gemacht hätte.

      Sir Isaac war in der denkbar schlechtesten Stimmung, als ihm ein Diener einen Brief brachte. Er schaute sich nach einem stillen Platz um, wo er die Nachricht ungestört lesen konnte. Sie kam wahrscheinlich von Black. Es war ihm aber nicht klar, warum der Oberst eine so glänzende Gelegenheit versäumte, mit Lord Verlond zusammenzukommen. Vielleicht würde ihm das Schreiben nähere Auskunft geben.

      Er ging langsam in den großen Empfangssalon und las den Brief sorgfältig durch. Er las ihn noch ein zweites Mal, faltete ihn dann und steckte ihn in die Westentasche. Kurz darauf zog er seine Uhr aus dieser Tasche, ohne an den Brief zu denken. Das gefaltete Papier fiel auf den Boden.

      Der überglückliche Horace entdeckte es, als er etwas später ins Spielzimmer gehen wollte. Er hob es auf und übergab es dem Lord.

      Verlond zog sich in sein Arbeitszimmer zurück und las die Mitteilung ohne die geringsten Gewissensbisse. Sein Gesicht verzog sich wahrend der Lektüre zu einem breiten Lachen.

       Inhaltsverzeichnis

      In Somers Town wohnte zu der Zeit Willie Jakobs, ein Mann, der in mancher Beziehung Charakter besaß, obwohl er eine gewisse Vergangenheit hatte. Diese Vergangenheit bestand aus. dreimonatigen Gefängnisstrafen, die er des öfteren verbüßt hatte. Aber im Zuchthaus hatte er noch nicht gesessen.

      Er war klein, hatte ein schmächtiges Gesicht und scharfe schwarze Augen. Er konnte sich gewandt bewegen und ging immer ordentlich gekleidet. Man hatte von ihm den Eindruck, daß er gerade einen Tag auf Urlaub


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