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Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band. Edgar WallaceЧитать онлайн книгу.

Edgar Wallace-Krimis: 78 Titel in einem Band - Edgar  Wallace


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      Aber er konnte den Oberst telefonisch nicht erreichen.

      Kurz vor zwei Uhr morgens starb Jakobs, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, und es schien, als ob die lange Liste der unaufgeklärten Verbrechen um ein weiteres Geheimnis vermehrt werden sollte.

      *

      Am nächsten Nachmittag erfuhr May Sandford von dem Mord. Die Morgenzeitungen hatten nicht über die Tragödie berichten können, weil sie sich zu spät in der Nacht ereignet hatte. Aber in den frühen Nachmittagsstunden las sie entsetzt von dem schrecklichen Schicksal des Mannes.

      Sie las noch, als Black sie besuchte, der offensichtlich sehr bestürzt war.

      »Ist das nicht fürchterlich?« fragte er.

      Es hat ihn anscheinend sehr mitgenommen, dachte May.

      »Ich muß natürlich meine Aussage machen, aber ich möchte unter allen Umständen verhüten, daß Ihr Name in diese Sache verwickelt wird. Soviel ich weiß, war der arme Mann in schlechte Gesellschaft geraten; ich mußte ihn deshalb entlassen. Aber niemand braucht zu wissen, daß er jemals hiergewesen ist. Es wäre nicht gerade angenehm für Sie, in diese Geschichte hineingezogen zu werden.«

      »Ach nein, nein«, rief sie abwehrend, »ich möchte um keinen Preis etwas damit zu tun haben. Es tut mir sehr leid, aber ich kann wirklich nicht einsehen, was meine Aussage helfen könnte.«

      »Sie haben ganz recht«, pflichtete ihr Black bei.

      Ihm war erst gegen Mittag eingefallen, wie schwer ihre Zeugenaussage ihn belasten konnte. Und er war in Schrecken und Furcht zu ihr geeilt, um zu erfahren, ob sie etwa schon freiwillig vor der Polizei ausgesagt hatte.

      Er sah angegriffen und müde aus, denn er hatte in der vergangenen Nacht wenig geschlafen. Er war allerdings sicher, daß man ihn als Täter nicht entdecken würde. Niemand hatte gesehen, wie er Jakobs traf, und obwohl er alle Lokale aufgesucht hatte, in denen Jakobs zu verkehren pflegte, hatte er doch nirgends nach ihm gefragt.

      Und doch bedrängte ihn das Gefühl, daß sich das Netz um ihn zusammenziehe. Wer seine Verfolger waren, wußte er nicht; aber in stillen Augenblicken überkam ihn eine grauenvolle Angst.

      Nichts wollte ihm mehr gelingen, selbst Sir Isaac hatte sich gegen ihn aufgelehnt.

      Der Tag brachte ihm auch ohne den Schatten eines unbekannten Schicksals in der Zukunft genügend Unruhe.

      Die Polizei hatte sich sehr eingehend dafür interessiert, wo er sich in der vergangenen Nacht aufgehalten hatte. Die Leute waren in seine Wohnung gekommen und hatten ihn mit einer solchen Ausdauer und Eindringlichkeit verhört, daß er irgendeine treibende Kraft dahinter vermutete. Wegen der ›Vier Gerechten‹ machte er sich allerdings keine allzu großen Sorgen. Er hielt Mr. Farmers Information für richtig, daß sie sich augenblicklich getrennt hatten. Mr. Wilkinson Despard war tatsächlich abgereist, und damit hatten sich die Angaben des Mannes bestätigt.

      Black litt schon wieder unter Geldmangel. Die Regelung seiner Wettschulden hatte seine Mittel erschöpft. Sandford mußte unter allen Umständen ›überredet‹ werden. Das war eine Notwendigkeit, die von Tag zu Tag zwingender wurde, und der Oberst beschloß, die Angelegenheit jetzt ernstlich in Angriff zunehmen.

      Eines Morgens hatte ihn Sir Isaac angerufen und gebeten, ihn im Park zu treffen.

      »Warum kommen Sie denn nicht in meine Wohnung?« fragte Black.

      »Ich möchte’ Sie lieber im Freien sprechen.«

      Er nannte den Treffpunkt, und der Oberst fand sich auch pünktlich ein, obwohl er ein wenig verärgert war, daß sein Tagesprogramm durch das ungewöhnliche Verlangen Sir Isaac Trambers unterbrochen wurde.

      Der Baronet kam nicht gleich auf das zu sprechen, was ihn bewegte. Er redete eine Weile um die Sache herum, aber schließlich entschloß er sich, es zu wagen.

      »Sehen Sie einmal, Black, wir sind beide lange Zeit gute Freunde gewesen, wir haben viele sonderbare Abenteuer hinter uns, aber jetzt will ich … muß ich …« Er begann zu stottern.

      »Was müssen Sie?« fragte Black mit einem Stirnrunzeln.

      »Ich will ganz offen sein.« Sir Isaac machte einen heroischen Versuch, standhaft zu bleiben. »Es ist jetzt an der Zeit, daß wir unsere Verbindung lösen.«

      »Was soll das heißen?«

      »Nun ja, Sie wissen doch ganz genau, daß man schon über mich spricht«, sagte Tramber zusammenhanglos. »Die Leute verbreiten Lügen über mich. Neulich bin ich sogar gefragt worden, was für Geschäfte wir beide eigentlich treiben. Und das beunruhigt mich.« Eine plötzliche Erbitterung packte ihn. »Ich glaube, mein gutes Verhältnis zu Lord Verlond hat auch nur gelitten, weil ich mich zu sehr mit Ihnen eingelassen habe.«

      »Ich verstehe.«

      Dieser Lieblingsausdruck des Obersts konnte viel sagen, aber diesmal hatte er eine ganz besondere Bedeutung.

      »Sie glauben, das Schiff sei im Sinken, und halten es mit Ihrem Rattenverstand jetzt für richtig, an Land zu schwimmen.«

      »Reden Sie doch keinen Unsinn, mein lieber, alter Freund«, protestierte Tramber. »Sie müssen vernünftig sein. Sie sehen doch auch ganz klar, wie die Dinge liegen. Als ich damals in Ihre Firma kam, hatten Sie viel vor – große Fusionen, Trusts und dergleichen mehr. – Natürlich wußte ich von dem obskuren Börsenmaklergeschäft«, gab er entschuldigend zu, »aber das war doch nur eine Nebenabteilung.«

      Black lächelte böse.

      »Sie haben aber durch diese Nebenabteilung sehr viel Geld verdient«, erwiderte er trocken.

      »Ich weiß, ich weiß«, sagte Ikey geduldig. »Aber es waren doch auch keine Millionen.«

      Black schwieg nachdenklich und sah auf den Rasen zu seinen Füßen.

      »Die Leute reden, mein Lieber«, fuhr Tramber fort. »Man spricht über die übelsten Dinge. Sie haben doch die Fusion der Hütten mit dem Sandford-Konzern versprochen und haben sogar schon Aktien der fusionierten Hüttenwerke ausgegeben, ohne daß diese Gesellschaft zustande gekommen wäre.«

      »Sandford will nicht mitmachen«, entgegnete Black, ohne aufzuschauen. »Höchstens, wenn ich ihm eine Viertelmillion Pfund bar zahle – den Rest will er in Aktien nehmen. Und ich will die ganze Kauf summe in Aktien auszahlen.«

      »Er ist eben kein Dummkopf«, erwiderte der Baronet brutal. »Sie haben ihn falsch eingeschätzt. Ich wette, dieser Lord Verlond steckt hinter ihm und steift ihm den Nacken.«

      Ein langes, verlegenes Schweigen folgte – peinlich für Sir Isaac, der am liebsten fortgegangen wäre.

      »Sie wollen sich also jetzt aus dem Staube machen, was?«

      Black sah Tramber mit einem kalten Lächeln an.

      »Sie müssen doch nicht immer gleich alles von der schlechtesten Seite ansehen«, sagte Sir Isaac hastig. »Teilhaberschaften können doch immer gelöst werden, man schließt sie doch nicht für die Ewigkeit.« Er versuchte das Gespräch ins Humorvolle zu ziehen. »Und dann muß ich gestehen, daß mir einige Ihrer Pläne nicht gefallen –«

      »So – das sagen Sie jetzt?« fiel Black ihm ins Wort. »Aber das Geld, das sie eingebracht haben, gefällt Ihnen, was? Das Geld, das ich Ihnen im voraus dafür zahlte, daß Sie neue Kunden anlockten? Das Geld, das ich Ihnen gab, um Ihre Clubschulden zu bezahlen? Nein, mein Freund, Sie müssen schon bei der Stange bleiben, und wenn Sie das nicht tun, werde ich Verlond und all Ihren Bekannten die Wahrheit erzählen.«

      »Die würden Ihnen gar nicht glauben«, entgegnete Sir Isaac gelassen. »Sie haben einen denkbar schlechten Ruf, und infolgedessen traut man Ihnen nicht. Wenn es zu der Frage käme, ob man Ihnen oder mir glauben sollte, so würden Sie in diesem Wettstreit bestimmt unterliegen. Ich habe immerhin noch eine gewisse Stellung in der Gesellschaft, ich gehöre dem Adel Großbritanniens an – was stellen Sie demgegenüber


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