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Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther KabelЧитать онлайн книгу.

Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch - Walther Kabel


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um Korrekturen an Verfehlungen von Mutter Natur. Bell Dingo freilich hätte auch ein Retoucheußchen niemals die groteske Häßlichkeit genommen. Seine Krimmermütze von Perücke verdarb an sich schon alles. –

      Sollte ich diesem Weibe Glauben schenken?! Hatte nicht Freund Dingo sofort verraten, daß die Frau ihm nicht fremd war?!

      Ich blickte ihn an, und – das infame breite Grinsen aus seinem Mohrenantlitz war verschwunden. Er nickte mir flüchtig zu …

      „Ai ai, Mussu, – kann schon sein, Mussu … Ich nicht kennen so genau Bilder von Schwestern Ruxa …“

      Die Frau erhob sich jäh.

      „Machen Sie Ihre Hilfeleistung von der Aussage eines Schwarzen abhängig, mein Herr?!“ Ihre Stimme klang verzweifelt wie vordem, aber ich spürte sehr wohl: Ethel Murray-Ruxa war tief verletzt!

      „Behalten Sie Platz,“ sagte ich gemessen. „Sie dürfen es mir nicht verargen, daß ich vorsichtig bin … Bevor Bell Dingo Sie aus dem Wasser fischte, geschah hier auf meiner Insel so allerlei, das sehr der Aufklärung bedarf.“

      Ich ging zum Schreibtisch, ich fand den Steckbrief in den Zeitungen bald heraus und verglich das Bild mit meinem weiblichen Gast. Paloma Ruxa, die Brigantin, war blond, hatte einen hellblonden Bubikopf und dunkle Augen, stark gewölbte dunkle Brauen und trug goldene Ohrringe. Diese Frau hier, die noch immer mit bleichem Gesicht in ihrem triefenden Anzug in ablehnend-kühler Haltung neben dem Schreibsessel stand, war dunkelhaarig, trug keine Ohrgehänge und hatte die blonden dünnen Brauen offenbar nachgetuscht. Im übrigen war die Ähnlichkeit verblüffend.

      Ich schaute sie an und sie errötete vor Empörung. Ihre Stirn krauste sich, und noch ablehnender ward ihre Haltung.

      „Mein Herr, lassen Sie mich hinaus,“ verlangte sie sehr bestimmt. „Mag die Polizei mich fangen, mag man mich vor Gericht stellen, weil ich für Paloma eintrat und … – aber das geht Sie nichts an.“

      Ich mußte lächeln. Sie hatte keine Ahnung, daß über der Falltür mit den Gummileisten nun zwei bis drei Meter Wasser standen.

      „Sie werden sich gedulden müssen,“ meinte ich nur. „Zur Zeit sind diese Räume das sicherste Versteck für jeden, der guten Grund hat, die Menschen zu meiden.“

      Sie hob den Kopf. „Man wird hier gewaltsam eindringen …“

      „Nein. Ich glaube kaum, daß die australische Buschpolizei Taucheranzüge und Luftpumpen mit sich führt. – Sie können in Ihren nassen Kleidern nicht gut bleiben. Bitte – dort die Tür … Im Schranke finden Sie Anzüge, Wäsche … Bedienen Sie sich. Nachher können Sie mir Ihre Geschichte erzählen. Vorläufig betrachte ich Sie als meinen Gast.“

      Sie zögerte. „Ihr Benehmen, mein Herr, ist nicht gerade einladend … Ich würde es wirklich vorziehen, wieder …“

      „Ziehen Sie sich um. Was Sie vorziehen, spricht hier nicht mit.“

      Sie schritt langsam auf die schmale eiserne Tür zu. Ich sah, daß sie den linken Fuß unmerklich nachschleppte. Sie war erschöpft, vielleicht gar verwundet. Mein Mißtrauen tat mir bereits leid.

      „Frau Murray, wäre Ihnen mit einem Schluck Wein gedient?“ fragte ich milder, und ich eilte zu ihr und öffnete ihr die Tür zu meinem Schlafgemach und schaltete dort das Licht ein.

      „Danke,“ sagte sie stolz. „Ich werde Sie nicht länger belästigen, als es unbedingt nötig ist.“

      Die Tür fiel zu, und ich wandte mich um und sah Bell Dingo am Schreibtisch über die Zeitung gebückt. Er blickte auf.

      „Mussu, das doch sein die andere, nicht die Kruxa der Wüste,“ brummte er etwas scheu.

      „Kennst du Paloma Ruxa?“

      „Ich ihr wenig kennen, ai, ai, Mussu … Das lange her, sehr lange … Das waren im Busch, Mussu …“

      Weitere Fragen waren zwecklos. Dingo schien in der Tat über Paloma nichts mehr zu wissen.

      Ich hatte im Schreibsessel Platz genommen. So sehr ich mich auch anfänglich über Bell Dingos Erscheinen gefreut hatte, jetzt war selbst für mein Einsamkeitsgefühl allzu zahlreicher Besuch bei mir aufgetaucht. Eine Frau zählt für sechs. Eine Frau verlangt Rücksichten und bringt Unruhe. Meine Wege abseits vom Alltag hatten ihre Merksteine: Weibernamen, Liebe, die anderen galt, – wo Weiber, da Liebe. Und nun noch diese Frau!! Ethel Murray, Schwester einer Verfolgten, – pikant, verführerisch, eine Evatochter mit Märchenaugen! Was würde sie mir nachher erzählen – vorlügen?!

      Sinnend blickte ich auf das dicke Glasfenster. Ich hatte versäumt, die Blende vorzuschieben, und der Lichtschein mußte hier im flachen Wasser der Bucht unbedingt auffallen.

      Meerespflanzen wogten fahlgrün außen im Wasser, Schwärme kleiner Fische zogen im Bereich der erleuchteten Bahn vorüber, ein Kugelfisch stieß sich die Nase an dem Fenster und ruderte davon. Dann schoß ein helles Etwas heran.

      Dingo war mit einem blitzschnellen Satz am Fenster.

      „Mussu, ein Mann …“

      4. Kapitel

       Der Fremde

       Inhaltsverzeichnis

      Es war ein Mann, ein Europäer, nackt bis auf ein Hüfttuch. Er hielt sich mit der Linken außen am Fensterrande fest und preßte das Gesicht dicht an die Scheibe und machte uns allerlei Zeichen. Er war jung und kraftstrotzend, sein schmales Gesicht im Vergleich zu dem hellen Körper tiefbraun, das nasse blonde Haar wogte im Wasser, und die Grimassen, die er schnitt, weckten bei Dingo ein kindliches Kichern.

      Dann tauchte er wieder empor, und Bell Dingo sagte kopfschlackernd:

      „Das sein kein Polizist von Buschstation, Mussu … Polizist kurzes Haar – alle. Wer das sein?!“

      „Fragen wir Frau Murray nachher …“ und ich packte den Hebel und wollte die Außenblende schließen.

      Dingo widersprach hastig. „Ai ai, Mussu, – Mann wiederkommen, Mann was wollen von Mussu …“

      „Ich traue dem Frieden nicht, schöner Dingo,“– doch seine Faust war stärker, und die Blende blieb, wo sie war.

      Ich rückte den Schreibsessel näher an das Fenster. Im Grunde hatte Dingo nicht so unrecht: Vielleicht war der Mann ein Freund Ethel Murrays, vielleicht hatte er an dem Kampfe teilgenommen …

      Der Schwarze lehnte neben mir. „Mussu, viel Geheimnis, dies alles,“ murmelte er, und in seinen Augen leuchtete das Licht spürenden Geistes. „Ai – ai, – wer nehmen Insel hier ins Schlepptau, wer kämpfen draußen im Nebel, wer siegen da: Polizei oder Freunde von Frau mit dunklem Haar …?“ Er zeigte auf die Eisentür. „Frau viel sagen müssen, Mussu … Kann viel Lüge sein. Ich merken, wenn einer lügen …“

      Er schaute sehnsüchtig nach dem Aschbecher, in dem nun ein frischer Stummel lag. Seine Backe war inzwischen abgeschwollen und sehnte sich wohl nach Füllsel.

      „Bitte, nimm nur …“

      Er griff sofort zu, – der Stummel verschwand in einem Munde, der mehr ein Maul war, und Bell Dingo grunzte vor Wohlbehagen. Er war eine bescheidene Seele.

      Weniger bescheiden war dagegen der blonde Taucher, der schon wieder vor dem Fenster erschien, jetzt aber auf Verständigung durch Zeichensprache verzichtet und lediglich ein Stück Leinwand gegen die Scheibe preßte, ein richtiges Plakat, das auf einen Holzdeckel genagelt war und in frischer schwarzer Ölfarbe die Inschrift uns vorwies:

      Taucht auf, oder Dynamit!!

      Lateinische Buchstaben von der Länge der Flosse Freund Dingos, englische Worte, – das Ganze eine lächerliche Drohung.

      Meine Heiterkeit kam aus unbekümmerter Seele und als nun noch über dem Plakat die wütende Fratze des Fremden auftauchte,


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