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Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther KabelЧитать онлайн книгу.

Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch - Walther Kabel


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      „Frau Murray, weshalb haben Sie den Oberst hierher mitgenommen?“ – und gegenüber dieser Attacke gab es kein Ausweichen.

      Sie errötete jäh. Dingo kam ihr sofort zu Hilfe.

      „Mussu, du nicht Frau Ethel fragen, – mich fragen nachher …“ und er zog seinen Smoking zurecht, dessen Schulter offenbar nicht für derartige Muskelwülste gearbeitet waren und daher die Neigung hatten, immer bis an die Ohren zu rutschen.

      Aber die beiden Verbündeten steckten jetzt in einer Sackgasse. „Ich habe mir allerlei überlegt,“ erklärte ich sehr nachdrücklich, „und ich mache dieses Spiel nicht mehr mit, falls mir nicht endlich die Wahrheit gesagt wird.“ Ich blickte Ethel an und fügte sehr eindeutig hinzu: „Sind Sie Frau Ethel Murray?!“

      Ihr etwas hilfloses Gesicht wechselte jetzt nicht die Farbe.

      „Ich bin Ethel Murray, geborene Ruxa,“ erwiderte sie, und ihre Augen wichen mir nicht aus. „Ich schwöre es Ihnen, Mr. Abelsen …“

      Seltsam, – noch nicht ein einziges Mal hatte diese Ethel Murray das für die Ethel meiner Insel so charakteristische mißbilligende Stirnrunzeln und Schürzen der Mundwinkel sehen lassen!! Und dazu hatte die so oft abgebremste Unterhaltung bei Tisch reichlich Gelegenheit gegeben.

      Sehr seltsam, in der Tat. Und weiter: Ich konnte mir nicht helfen: Auch die Stimme klang anders, – das hatte ich ja sofort bemerkt. Aber – dieser ehrliche Blick, diese feierliche Art der Beteuerung, – – weshalb wohl sollte man mich hier so grob irreführen wollen?!

      Ich sagte ein wenig liebenswürdiger:

      „Ich darf nicht zweifeln, Frau Murray … Nicht wahr, Sie besinnen sich doch noch auf die Szene in der Küche meines Eilandes, als Bell Dingo aus Versehen die gegorene Büchse Schoten geöffnet hatte …“

      Einen Moment wurden ihre Augen kleiner, dann nickte sie …

      „Natürlich … Es war sehr komisch …“

      Jetzt hatte ich sie festgenagelt. Der englische Ausdruck für Schoten war Bell Dingo fremd, – er konnte ihr also keinen Wink geben, daß es Apfelmus gewesen … Sie selbst wußte nichts von Apfelmus … Sie hätte meinen Irrtum sonst korrigiert.

      „Oder – war es Pflaumenkompott …“ meinte ich mit einem harten Auflachen. „Ja – war es noch etwas anderes …?! Sie haben ein schlechtes Gedächtnis, Frau Murray … Sie waren nie auf meiner Insel – nie! Ich bin nicht der Mann, der sich so einfach an der Nase herumführen läßt. …!“

      Sie verlor jede Spur von Farbe, sie beobachtete mich mit schlecht verhehltem Entsetzen, wie ich langsam in die Tasche griff und meine Pistole vor mich auf den Tisch legte.

      „Frau Murray – oder wer Sie sonst sein mögen, – ich will klar sehen …! Bell Dingo und weiß Gott noch wer haben mich hier in eine Komödie als Mitspieler hineingestellt, – das paßt mir nicht, – ich hätte für Paloma Ruxa alles getan, denn ich pfeife auf Polizei und Gesetze, für mich ist ein Buschklepper, der ohne zu morden die gemästeten Pfeffersäcke, die Herren Großspekulanten in Gold, gründlich zur Ader läßt, noch lange kein Verbrecher, dem ich meine Hilfe verweigern würde! Doch dies … dies Theater hier, meine Gnädige, das ist … infam, das ist nicht nach meinem Geschmack, ganz und gar nicht. Entweder sagen Sie mir jetzt die volle Wahrheit, oder ich reite unverzüglich zur Küste zurück und bleibe lieber wieder allein als in Gesellschaft von … feigen, undankbaren Lügnern.“ Der Blick, der jetzt Freund Ai Ai traf, hätte einen Ziegenbock zum Erröten gebracht.

      Bell Dingo konnte als Schwarzer nur schwer erröten, aber die Wirkung meiner Worte war trotzdem gleich Null oder vielmehr durchaus unbeabsichtigt. Denn eine Riesenflosse mit sauberen Nägeln legte sich gemächlich über meine Waffe, und dazu sagte Bell ohne jede Erregung:

      „Mussu, du mich Lügner nennen … Du Frau Ethel Lügnerin nennen … Gut, – wir reines Gewissen haben, wir dir dankbar sein … Hier viele Geheimnisse, gut … – Besser, du sie nicht kennen … Wenn du wegreiten wollen, – schade, Mussu … Wir dich nicht können halten … Nur eins sagen ich, Mussu: Das hier sein Frau Ethel Murray, und ich nie lügen in schlechtem Sinn, – du mich verstehen …!“

      „Und wer war die Frau auf der Insel?!“ platzte ich grollend heraus. „Wer ist Robb, – wo ist die angeblich kranke Zofe, die ich bereits in dem Höhlengang ungefähr dasselbe rufen hörte?!“

      Ich wollte Dingos Hand zur Seite schieben, ich wollte nur meine Waffe von Freund Ai Ai nicht so einfach mit Beschlag belegen lassen …

      Eher hätte ich einen Granitblock bewegt als diese Hand, deren Muskeln mich schon einmal gewarnt hatten.

      Blitzschnell kamen und gingen mir die Gedanken …

      War ich hier in eine Falle geraten?! Hatte dieser geriebene Schwarze, dessen Intelligenz für einen Australnigger turmhoch über dem Durchschnitt stand, sich vielleicht nur auf das Wrack geschlichen, um von dort mein künstliches Eiland erreichen zu können?! Hatte man mich durch eine schlau ausgeklügelte Komödie lediglich von meiner Insel entfernen wollen, um … sie mir entführen zu können?! Konnte nicht alles Schwindel sein, was „Ethel Murray“ (oder war es Paloma gewesen?!) mir über die Befreiung ihrer Schwester aufgetischt hatte?! Konnten die Schwestern nicht Hand in Hand mit Bell Dingo alles vorbereitet haben, nachdem jemand mich auf See mit meinem künstlichen Eiland erspäht hatte, von dessen wunderbaren Eigenschaften sicherlich alle Zeitungen voll gewesen?!

      Was zweifelte ich noch. Gab es denn eine andere Erklärung für diese Zusammenhänge, die man mir blindem Tor so fein verschleiert hatte?! Und natürlich bei alledem wieder Weiber als Lockvögel, billige Tränen als Einschläferungsmittel für mißtrauische Regungen, melancholisches Lächeln als Mäntelchen für die innere Verfaultheit der Seelen! Der Teufel auch, – war ich denn wirklich in diesen drei Monaten, als ich, ein Spiel der Meeresströmungen, den Pazifik durchquert hatte, so gänzlich von der harten Linie des bisherigen Ichs abgewichen?! Hatte ich mich immer noch nicht zu mir selbst zurückgefunden?!

      Es war bei Gott allerhöchste Zeit dazu!!

      Aber – hier Gewalt anwenden?! Hier neben diesem Riesen an Kräften, der mit mir Fangball spielen konnte, Kraft gegen Kraft einsetzen?! Unsinn wäre das gewesen. Auch mein alter lieber Coy war in seiner Art ein Diplomat gewesen. Er schwindelte wie gedruckt, wenn es nötig war …

      Ich fühlte jetzt ordentlich, wie in meiner Seele sich die letzten Klammern lösten, die noch das Fremde, Krankhafte, Schwächliche in mir festhielten.

      Ich zog meine Hand weg und erhob mich.

      „Frau Murray,“ sagte ich eisig, „ich habe kein Recht, mich in Ihre Geheimnisse einzudrängen. Ich werde sofort die Farm verlassen. Daß Sie von mir aus keinen Verrat zu fürchten haben, ist wohl selbstverständlich. Lassen Sie mir ein Pferd satteln. Mehr verlange ich nicht. Ich werde dann Ihre Wege nicht mehr kreuzen. – Und dir, Bell Dingo, – dir rate ich nachdrücklichst, mir aus dem Wege zu gehen. Jetzt weiß ich, daß du an Bord meiner Insel sofort erkanntest, wen du in jener Frau vor dir hattest. Und – es wird Paloma Ruxa, die Kruxa der Wüste gewesen sein. Daß du die Schildchen vom Schaltbrett entferntest: Stehlen wolltet und wollt ihr mein Eiland!! Manches ist mir noch dunkel bei alledem. Du bist ein Lügner und ein Lump, und …“

      Er schnellte hoch.

      Aschgrau war er geworden.

      Seine Zähne entblößten sich, seine Fäuste fuhren hoch …

      „Dingo!!“ rief das Weib mahnend.

      Ich sprang zurück, aber ich hatte die Pistole, hatte die Sicherung zurückgeschoben, hatte den Finger am Abzug …

      „Frau Murray, wenn Sie mir jetzt nicht versprechen, mir das Pferd sofort zu stellen, ist es um diesen schwarzen Halunken geschehen! Ich fackele nicht! Mit mir führt man kein Possenspiel auf …“

      Der belebende Rausch des Kämpfers pochte in meinen Adern …

      Ich war wieder ich selbst, und vielleicht verrieten


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