Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther KabelЧитать онлайн книгу.
bald wieder ab. Der schwedische Kutter erscheint ihnen harmlos. Ich habe geschnarcht, daß ein Tierstimmenimitator mich um die Leistung beneidet hätte!
Der Kamerad meldet, daß die Luft wieder rein. »Wo warst du, Olaf?« fügt er mißtrauisch hinzu.
»Gebadet habe ich … Wollte dann sehen, weshalb der Fünfmaster so hell erleuchtet war. – Waren es wirklich Rothäute, die mich an Bord brachten?«
»Ja, Olaf … drei. Sie hatten so allerhand mit Jörnsen zu flüstern. Sie waren auf dem Wege hier zum Kutter, als sie dich auffischten. Der Alte war wütend, weil ich merkte, daß er mit den drei Kerlen Palaver abhielt. Ich wette, wir sind nur deshalb hier eingelaufen, weil Jörnsen mit den Indianern sich treffen wollte. Mir macht er nichts vor.«
Er lehnte am Tischchen, und seine grauen Augen tasteten mein Gesicht ab …
»Also ein Bad … so, so …! Ein Bad, Olaf. Sag’ mal, wie bist du mit einem Male zu dem Bilde unter deinem Kopfkissen gekommen. Als ich dich auf dein Bett legte, entdeckte ich es … Bisher hattest du kein solches Bild im Bernsteinrahmen.«
Er hätte ahnen sollen, daß mir das andere Bild in Jörnsens Kajüte weit wichtiger war!
»Bücke dich …« Ich flüsterte … »Es ist ein Jugendbildnis von mir, Kamerad. Nur dir vertraue ich’s an: es war heimlicher Besuch an Bord …« – Ich erzählte …
»… Ja, Kamerad, – auch der Name meiner Retterin fiel mir plötzlich ein – meiner Jugendgespielin … Dir bedeutet er nichts, mir die einzigen frohen Stunden meiner Vergangenheit – Gerda Arnstör war …«
Seine vornübergeneigte Gestalt schnellte hoch. Ein heiserer Schrei kam über seine Lippen … Sein Gesicht war grauenerregend verzerrt. Dann sank er nach vorn – sank ohnmächtig über mein Bett. Sein Kopf schlug auf meine Brust. Im Nu war ich auf den Beinen, flößte ihm Kaffee ein, rieb seine Schläfen. Nichts half. Da lief ich nach achtern, pochte an das Oberlichtfenster …
»Käpten, Boche Boche ist umgekippt!« rief ich. »Bitte – – Rum!!«
Der Alte erschien sofort, begleitete mich …
Wir mühten uns um den Bewußtlosen.
»Wie ist das gekommen?« fragte der Alte und goß Boche Boche einen neuen Löffel Rum in den Mund.
»Ohne jede äußere Ursache … Viel los ist mit dem armen Kerl ja überhaupt nicht … Ein Kopfschuß bleibt ein Denkzettel fürs Leben … Ich berichtete ihm von meiner Schwimmtour zum Fünfmaster, dessen Lichter mich lockten – – Neugier! Und mit einem Male klappte er um!«
Boche Boche regte sich. Wenige Minuten später war er wieder bei Kräften, bat um eine Zigarre, bedankte sich bei uns und meinte achselzuckend: »Das ist mir schon häufiger passiert … Man gewöhnt sich daran … Die Hitze vorhin mag schuld daran gewesen sein …«
Jörnsen packte am Tische die kleine Schiffsapotheke wieder zusammen. Sein Gesicht hatte bereits von neuem denselben ablehnend-verschlossenen Ausdruck angenommen, den wir nun bereits zur Genüge an ihm kannten. Es wurde mir daher auch nicht ganz leicht, hier nun die günstige Gelegenheit zu benutzen und ihm vorzuschlagen, Boche Boche und mich weiter auf dem Torstensen zu behalten.
»Käpten,« begann ich ohne jede Einleitung, »ich habe mir’s überlegt … – Ich – und wohl auch mein Kamerad – wären bereit, weiterhin an Bord zu bleiben, wenn Sie das Geschehene vergessen wollen und wenn wir dagegen versprechen würden, den seinerzeit vereinbarten Vertrag genau zu befolgen.«
Boche Boche warf mir einen erstaunten Blick zu. Der Alte aber, dem es nicht entgangen war, daß ich das doch eigentlich recht unpassende bisherige »Du« in das formellere, höflichere »Sie« verwandelt hatte, klappte die kofferähnliche Apothekentasche geräuschvoll zu, faßte in die Jacke und holte jenen Büttenpapierzettel hervor, den ich damals in dem verwitterten Schmöker gefunden hatte. Mit Betonung einzelner Stellen las er vor:
Da ich Leute von Energie, Mut und rücksichtslosem Draufgängertum brauche, könnten Sie mich gegen entsprechende Bezahlung auf dem Kutter längere Zeit begleiten. Mein Vorhaben wird Sie in keiner Weise mit den Gesetzen in Konflikt bringen. Anderseits ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß Sie gezwungen sind, für meine Interessen Ihr Leben in die Schanze zu schlagen. Ich habe mit Gegnern zu rechnen, die sich außerhalb von Gesetz und Recht gestellt haben, und im Falle eines Zusammenstoßes mit diesen Leuten müßte ich darauf rechnen können, daß Sie mir auch in diesem Punkte unbedingt gehorchen. Einzelheiten unseres Abkommens bleiben einer mündlichen Festlegung vorbehalten.
Nun, uns war der Inhalt dieses Blattes noch durchaus geläufig, und Boche Boche meinte daher auch nur nebenbei: »Wissen wir alles, Käpten … Wissen auch, daß wir nichts fragen dürfen, daß jeder nachher fünfzigtausend Kronen erhalten soll und daß es nicht um Goldgräberei geht, – falls du, was den letzten Punkt betrifft, nicht geschwindelt hast, – entschuldige die Offenheit.«
»Es geht nicht um Goldgräberei …« erklärte Jörnsen sehr ernst, indem er das Wort an mich richtete. »Du hast mich soeben mit Sie angeredet, Abelsen. Wir wollen bei dem bisherigen Du bleiben. Wir haben uns daran gewöhnt, und ob Sie oder du – wir wissen, was wir voneinander zu halten haben …«
»Und ob!« murmelte Boche Boche.
Jörnsen zog sich einen Schemel an den Tisch und nahm seinen Füllfederhalter zur Hand.
»Ihr könnt bleiben … Es wäre mir sogar lieb, wenn ihr bliebet … Ihr gefallt mir. Ich werde jedem von euch sofort 25 000 Kronen auszahlen. Ihr quittiert darüber auf dem Vertrag hier, den ihr dann gleichzeitig unterschrieben habt. Nur eins noch: spioniert ihr mir irgendwie nach oder unternehmt ihr irgend etwas ohne meine Einwilligung, so seid ihr sofort entlassen, ganz gleich, wo wir uns gerade befinden – – sofort!« Sein Blick traf mich … »Deine Schwimmtour, Abelsen, hätte mir böse Scherereien bereiten können … Derartiges hat zu unterbleiben.«
Boche Boche lachte halblaut … »Na, deine drei indianischen Vertrauten sind ja noch rechtzeitig wieder verduftet, Käpten … Araukaner waren’s, Käpten … Habe hier in der Nähe ein halbes Jahr auf einer Schaffarm gearbeitet … Kenne die Brüder … Sind unruhige Untertanen für Chile und Argentinien …«
Jörnsen hörte scheinbar gar nicht hin …
»Wollt ihr also unterschreiben?«
»Ja,« erwiderte ich ohne Zögern.
»Langsam …!« meinte Boche Boche dagegen. »Sag’ mal, Jörnsen, um mit dir als Mensch und nicht als Kapitän zu sprechen – würdest du einen solchen Vertrag unterzeichnen, wenn du wie wir nun bereits wochenlang hier mit ansehen müssen, daß die Rätsel, die deine Person umgeben, immer unlösbarer werden?«
Der Alte schraubte den Füllfederhalter auf, und dabei bewunderte ich abermals seine Hände, – entgegnete gleichmütig:
»Entweder schätzt ihr mich als Verbrecher oder als anständigen Menschen ein … In ersterem Falle würde ich nicht unterzeichnen, im zweiten Falle ohne jedes Bedenken.«
»Du bist schwer zu fassen, Käpten … Her mit der Feder … Nur – das Geld bewahre für uns noch auf … Was sollen wir damit … Bei dir ist es sicherer …« So sprach Boche Boche.
Und so blieb’s …: wir blieben!
Jörnsen gab uns die Hand. »Ihr werdet’s nie bereuen! Gute Nacht! Und du, Boche Boche, – laß meine Frau in Ruhe … Wenn sie auch nicht gerade viel auf ihr Äußeres gibt: sie steht ihren Mann, wenn ich mich so ausdrücken darf. Das wißt ihr beide … Ihr habt auch eure Fehler … Jeder hat sie … Gute Nacht …«
Eine ungewöhnliche Weichheit, fast Zärtlichkeit klang durch die letzten Sätze …
Schweren Schrittes stampfte er die Treppe nach oben. Wir waren allein …
Mein Kamerad hockte auf dem Rand seines Bettes … Als des Alten Schritte oben an Deck verklungen waren, flüsterte Boche Boche in seltsam müdem Tone: »Gott sei Dank …! Nun brauche