Эротические рассказы

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ausschalten ließ. Das Schicksal, sagte ich mir in sanftem Hindämmern der Gedanken, meinte es im Grunde doch gut mit mir. Nach alledem, was ich mit Kamerad Boche Boche erlebt hatte, wäre der von mir geplante Ausflug ins Innere von Santa Ines ein sehr schales Vergnügen gewesen. Da war Joachim Näsler erschienen, ein Mensch, der mich schon jetzt anzog, ein Mann ohne Frage, ein Tramp des Lebens wie ich. Kein bösartiger Abenteurer, – nein, den Argwohn hatte ich fallen lassen. Jeder Zweifel, die Geschichte des »Starost« und der Familie Turido konnte erfunden sein, war geschwunden. Ich stand mit meinen beiden muskulösen Beinen, die schon über so manches Erdteils wechselnde Kruste dahingesetzt waren, wieder mitten in einem neuen aussichtsvollen Geschehnis, mitten auf der endlos breiten Straße, die für alle, deren Sinn dem Spießerdasein abgekehrt ist, neben dem Alltagspfade voller Dornen, Blumen und seltsamer Gestalten dahinläuft.

      Sanftes Hindämmern der Gedanken …! Vortrefflich angepaßt der ganzen Umgebung, der Musik des Regens, der auf das Felldach trommelte, dem Säuseln des Windes, den vereinzelten Lauten, die die Arbeit der wackeren drei braunen Gefährten dort draußen begleiteten: das Splittern von Ästen, dröhnende Hiebe der Handbeile der Araukaner, und natürlich Coys Stimme, scheltend, fluchend, mahnend, befehlend. Das Feuer knisterte, und der Qualm zog träge nach oben zum Zeltdach hinaus. Einzelne Regentropfen fielen durch die Öffnung in die Glut, zischten und erzeugten neue Qualmflöckchen.

      Coy hatte vorhin Joachim so mitleidig – erhaben angeschaut, als der ihn fragte, ob denn nicht Spuren zu finden gewesen seien … Spuren des Mannes, der Chuburs Messer ins Gesicht bekommen und mitgenommen hatte. Chuburs Messer war auf diese Weise verloren gegangen, und Coy hatte nur erwidert: »Spuren, Mistre?! Es regnet! Aber es waren mindestens zwei Leute, Mistre … Der mit dem Messer im Gesicht würde wohl kaum zum Boot zurückgefunden haben, Mistre … Zwei Schufte, – – der schöne Rum und Kognak!«

      Daß wir belauscht worden, war gewiß. Daß wir fernerhin vorsichtig sein mußten, noch gewisser. Und daß wir nun Regenwasser saufen und Robbenfleisch fressen mußten, war peinlich. Ein Glück, daß wir wenigstens Waffen und Munition mit ins Zelt genommen hatten. Die Turidos sollten uns kennenlernen! Daß Joachim für sie eintrat und diese Mörderbande noch zu entschuldigen suchte, – ich ahnte, weshalb: Tatjana!! Natürlich ein Weib!! Für mich ein erledigtes Kapitel nach der letzten Enttäuschung … Gerda Dorner und ich!! Man bleibt ein Unterrocknarr, bis man eben … – weg damit!

      Das Eingangsfell wurde gehoben. Coy blickte herein, schaute auf den leise schnarchenden Näsler und flüsterte, indem er von seinen Händen das rinnende Blut abstrich:

      »Ja, drei Robben töten. Gute Felle, gute Riemen …« Dann griff er in die Tasche und holte einen halb Meter langen Wurm hervor. »Da, Mistre, – Sie nicht glauben … Alle Araukaner leiden an Spulwürmer … Da – – Rum schon geholfen … Noch mehr Rum … Arbeit schneller gehen!«

      »O du Lump!« feixte ich ihn an. »Dein Wurm ist ein Regenwurm, und da wir nur noch eine Flasche Rum besitzen, wirst du wohl verzichten müssen.«

      Er schleuderte betrübt den Regenwurm in die Finsternis und meinte mit der Diplomatie des ganz gerissenen Säufers:

      »Mistre, Chubur noch mehr erzählen …«

      »Sehr nett von ihm. Aber vorläufig wissen wir genug, lieber Coy …«

      Er ließ nicht locker. »Wichtig sein, Mistre Abelsen, sehr wichtig … Ich versprechen Chubur Becher Rum, sonst nicht reden. Ich Wort halten. Mistre also geben Rum …«

      »Scher’ dich zum Teufel, Gauner!!« – Da fiel das Fell herab und Coy verduftete schwer enttäuscht.

      Aber seine Andeutungen, daß Chubur, der große Melancholiker, noch mehr aus dem bunten Inhalt seiner Erinnerungskiste hervorgekramt habe, ließen mir doch keine Ruhe. Es konnte sich ja in der Tat um etwas Wichtiges handeln, und es konnte viel davon abhängen, daß Joachim und ich recht bald darüber genau unterrichtet würden.

      Joachim Näsler … Der Anstoß zu dieser neuen Wanderung ins Land des Ungewissen. Da meldete er sich schon, lag jetzt, den Kopf in die Linke gestützt, auf seinem bescheidenen Lager und meinte: »Abelsen, ick habe allens jehört … Rufen Sie Chubur.«

      Seine nachlässig-selbstsichere Art, mit der er mir nun zum zweiten Male zu verstehen gab, daß er sich mir überlegen fühle (das erste Mal war’s sein kurzes Abbrechen unseres Gesprächs über die Mörderfamilie gewesen), ärgerte mich nur wieder einen Augenblick. Weiß Gott, er hatte bei all seiner … ja, Schnoddrigkeit war hier die treffende Bezeichnung, doch etwas Unnennbares an sich, das ich mehr fühlte als genau definieren konnte und dem ich mich widerstandslos beugte.

      Ich trat in den prasselnden Regen hinaus.

      »Chubur …!! Chubur …!« – Die Büchse hatte ich im Arm …

      Keine Antwort …

      Die volle Mondscheibe schwamm über mir als verwaschener Fleck in der Finsternis. Meine Augen gewöhnten sich schnell an das Dunkel, und bald unterschied ich drüben die niederen Buchen, wo die drei Araukaner soeben noch gearbeitet hatten. Ich tappte durch feuchte Gräser und über Steingeröll und zähe Dornenranken hinweg, bis mein Fuß gegen ein fast fertiges Bootsgerippe stieß. Ich bückte mich und betastete das Kunstwerk, dessen Teile mit frischen Hautstreifen armer Robben gut vereinigt waren. Ich als Ingenieur hätte Tage zu diesem Bootsskelett gebraucht, und die drei Indianer hatten’s in knapp zwei Stunden geschafft.

      »Chubur!!« brüllte ich von neuem und richtete mich auf …

      Meine Augen suchten. Die Patagonier waren nicht da. Wo waren sie?!

      So kletterte ich denn tiefer hinab, bis zum Buchtstrande. Der Regen war kalt, und die eisigen Tropfen waren mir unangenehm.

      Keine Menschenseele …

      Wo steckten die drei?!

      Ich kehrte um, klomm die Terrassen wieder aufwärts, hob das Eingangsfell des Zeltes und schlüpfte in die dunstige, stinkende, aber warme Hütte …

      »Chubur ist …«

      Da stockte ich schon.

      Näslers Lager war leer.

      Eine dumpfe Ahnung befiel mich, daß hier Dinge vorgegangen waren, die ich in ihrer ernsten Bedeutung noch nicht voll überschaute. Ich ging abermals ins Freie, nachdem ich noch festgestellt hatte, daß der Karabiner Näslers und die Flinten der Araukaner noch vorhanden waren.

      Ich stand vor dem Zelt … rief … rief.

      »Hallo, Näsler, – – hallo!!«

      Meine Stimme ist nie schwach gewesen. Freilich fehlte ihr der eherne Klang des harten Organs Joachims.

      Aus der dumpfen Ahnung unklarer Zwischenfälle ward das Empfinden völligen Verlassenseins. Die große, von Geräuschen mannigfacher Art erfüllte Einsamkeit dieses granitnen Erdenflecks inmitten zahlloser Kanäle und Inselchen bedrückte mich. Ich hatte die Büchse für alle Fälle gespannt. Wenn die Turidos erst die drei Araukaner und dann auch Näsler mir weggeschnappt hatten, – natürlich mit Hilfe ihrer Verbündeten, denn diese mußten sie ja den ganzen Umständen nach zur Verfügung haben, dann sollten sie mich jedenfalls nicht so leichten Kaufes abfangen. Der seelische Druck schwand, und Olaf Karl Abelsen bohrte argwöhnische Blicke ringsum in die lästige Düsterheit, – ohne Grund, ohne Zweck, wie sich nach geraumer Zeit ergab, da nichts geschah, absolut nichts, und das war das, was ich am wenigsten erwartet hatte und was mich außerordentlich verwirrte.

      Ich begann zu frieren. Meine blaue Seemannskluft, ein Andenken an den Kutter »Torstensen«, war längst durchnäßt. Der Wind war noch weiter nach Süden herumgegangen, und was das für diese Gegenden um Kap Horn bedeutet, weiß jeder Seemann. Mit dem Begriff Südwind verbindet man unwillkürlich stets etwas Laues, Weiches, Mildes, Frühlingshaftes. Hier ist’s gerade umgekehrt. Aus dem Regen wurde Schnee, Hagel. Der Wind eisig … Meine Jacke, meine Hosen wurden hart, gefroren. Meine Hände büßten jedes Gefühl ein. Mein Gesicht brannte dagegen. Also zurück in das Zelt. Diese Temperaturstürze im Magelhaens-Archipel haben schon manchem Jan Maat, dessen Schlund und Lunge gegen alles gefeit schienen, im Handumdrehen vierzig


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