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Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch. Walther KabelЧитать онлайн книгу.

Science-Fiction-Romane: 33 Titel in einem Buch - Walther Kabel


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Aber die hereinströmende eisige Luft verriet uns. Mit einem Schlage blitzte die Laterne auf. Edith Gordon rief: »Bleiben Sie!!« Ich wandte den Kopf … Ihre Repetierpistole hatte die Richtung auf meinen Kopf …

      Aber Coy war nicht allein. Coy hatte an Zwischenfälle gedacht.

      Hinter Edith Gordon öffnete sich ein langer Schnitt im Zeltleinen. Freund Chicos Arm packte die Waffe der Engländerin, und seine Linke riß die Korrespondentin der Times nach hinten über. Dann erschien auch Chubur durch einen zweiten Schnitt auf der Bildfläche. –

      Nun, mir liegt nichts daran, hier in diesen Blättern Szenen zu schildern, die jeder sich selbst ausmalen kann. Wir waren vier gegen zwei, und unser Sieg hatte nichts Heldenhaftes an sich. Wichtig war für mich lediglich meiner drei braunen Freunde unerhört brutales Benehmen gegenüber Braanken und der jungen schneidigen Engländerin. Als ich energisch protestierte, daß die beiden gefesselt wurden, fauchte mich Coy zum ersten Male, seit wir uns kannten, ausgesprochen grob an …: »Hier Araukaner-Sache, Mistre, – nur Araukaner-Sache!! Das merken sich!! Still sein! Wissen, was tun!!«

      Ich war zunächst so verblüfft über seinen Ton, daß ich noch halb an einen schlechten Scherz glaubte. Aber Coys dunkle Augen funkelten mich in einer Weise an, daß ich ihn nun ebenso grob anbrüllte: »Bist du verrückt, Coy?!«

      Er kam zur Besinnung. Ein verlegenes Lächeln, und er bat kleinlaut:

      »Mistre mit hinauskommen … Mistre alles begreifen werden …«

      Wir verließen das Zelt.

      Coy nahm meine Hand. Die seine war eiskalt.

      »Mistre verzeihen … Wir Freunde … Aber hier diese Schlucht … diese Schlucht sein Ort, wo kein Fremder dürfen sein. Wir erst vorhin sehen, daß Abgrund berühmte Araukaner-Schlucht … Nicht fragen, Mistre … Wir Freunde. Mir glauben: sein Schlucht, in der wir haben größtes Heiligtum der großen Araukaner-Nation. Nicht fragen, – Mistre Olaf Karl mir mehr als Vater, Mutter, Frau, Kinder … Nicht fragen …! – Ich lauschen draußen … Ich verstehen englische Sennorita … Sein von Zeitung, wollen spionieren … In Chile viele reden, – über Araukaner-Heiligtum. Denken, raten, nichts wissen! Niemand wissen, Araukanerkrieger an Gallegos-Bucht …!«

      Coy befand sich in einer mir völlig unverständlichen Erregung. Seine Worte überstürzten sich, seine Stimme war heiser und schrill … Seinen Gesichtsausdruck konnte ich nicht sehen, konnte ihn mir aber unschwer vorstellen. Es war noch vollkommen finster hier unten in dieser greulichen Felskluft, wenn auch bereits ein flüchtiger Blick nach oben mir bewies, daß das Flimmern der Sterne zu erblassen begann und daß jener fahle Dunst den Äther zu erfüllen schien, der dem Morgengrauen vorausgeht.

      Coy hatte ein paarmal keuchend Luft geholt. Noch immer hielt er meine Hand.

      »Mistre Freund,« begann er wieder, »nochmals Coy bitten: hier nicht einmischen. Wird Sennora und Braanken nichts geschehen, werden nur bleiben müssen in Siedlung an Gallegos-Bucht, bis … bis …« – Er schien den Satz nicht vollenden zu wollen. Er fürchtete wohl zu viel zu verraten.

      Ich war den Araukanern ein Bruder. Ich gehörte zu ihnen. Was gingen mich die Gordon und Braanken schließlich an?

      »Tu’, was du für gut befindest, Coy,« sagte ich herzlich. »Freilich kränkt es mich, daß du vor mir Geheimnisse hast.«

      Er legte mir jetzt die Hand auf die Schulter.

      »Mistre Freund, El Gento, weißer Bruder, – vielleicht Tag kommen, wo alles sagen ich … Jetzt schon sagen: Braanken lügen viel, Sennora lügen …! Orden, den Coy nun tragen, haben Braanken gestohlen aus größtem Araukaner-Heiligtum. Auch Coy lügen. Orden nicht verloren. Orden nie getragen. Lederschnur um Hals von Coy waren zu kleine Kapsel. Kapsel verloren. Das wahr sein, Mistre.«

      Dann rief er Chubur herbei.

      Sie flüsterten miteinander, und ich stand abseits und beobachtete, wie droben das Himmelsgewölbe rasch die Farbe wechselte, der scheinbare Dunst verschwand und jene durchsichtige, tote Graubläue sich bemerkbar machte, die stets die Vorboten der ersten Sonnenstrahlen ist.

      In der Schlucht wurde es gleichfalls heller. Es gab hier übergenug zu sehen. Die ungewisse Dämmerung, an die das Auge sich schnell gewöhnte, enthüllte die abschreckende Szenerie dieser Felsentiefe, durch die sich in wechselnder Breite, aber nirgends über drei Meter, der Gletscherbach wie ein weißlicher Streifen gurgelnd, schäumend und plätschernd hindurchwand und nach Südost zu verschwand. Von dem Gletscher selbst war von hier aus nichts zu bemerken. Die Schlucht machte offenbar große Windungen nach Norden zu, und vorgelagerte Berge versperrten die Aussicht auf die ewigen Schneegefilde der Anden vollkommen.

      Die Tageshelle wuchs rasch. Und meine Augen schweiften hier unten über die Haufen faulender Baumstämme, über modernde Laubberge, über bemooste Felsen und Steine, über Farnkräuter, Dorngerank und von oben herabhängende Hopfenstauden, – – und alles, alles triefte von Nässe, alles befand sich in einem Zustand halber Fäulnis, stank, dunstete …

      Die Schlucht war an dieser Stelle zwanzig Meter breit. Beide Wände ganz steil, aber bedeckt mit allerlei kärglicher Vegetation, – belebt durch die grüngelben wagerechten Pflanzensprungtücher von verschiedener Größe. Kein Kinoregisseur, kein Kinobaumeister konnte etwas so Unheimlich-Düsteres ersinnen als diesen Schlund, dessen eisige Feuchtigkeit die Lunge bei jedem Atemzuge belästigte. Und doch war das Gesamtbild in seinen verschleierten, verschwommenen Umrissen von einer packenden Wirkung. Dort hing eine vom Sturm entwurzelte Reihe von Kiefern über dem Abgrund, nur noch getragen durch gelbliche Wurzelseile, die jeden Moment reißen konnten. Dann würden die Bäume, die droben im Lichte gestanden, mit den Kronen zuerst in die Tiefe sausen, übereinander stürzen, – – verfaulen … – Dort wieder hatte der Natur gewaltige Launenhaftigkeit ein paar Steinblöcke auf eine besondere widerstandsfähige Pandasara herabgeschleudert, so daß diese nun wie ein mit Felsbrocken gefüllter Beutel sich nach unten bauschte … Dort wieder in halber Höhe der Wand im Dornengestrüpp hängend die verwesenden Kadaver zweier Guanacos … Ein Wirbelsturm mochte diese Tiere, sonst so sichere Kletterer, in die Tiefe geweht haben, einer jener furchtbaren Drehstürme, wie ich einen auf Santa Ines erlebt hatte.

      Still zufriedener Kulturmensch, der du vielleicht einmal in den Alpen eine der berühmten Schluchten, Höllenklamm oder dergleichen, dir ansiehst: Glaube mir, die großartige Wildheit dieser Araukaner-Schlucht habe ich, der Vielgereiste, nirgends gefunden, und kein Dichter von Gottes Gnaden könnte dir durch Worte auch nur annähernd den Eindruck dieser Szenerie vermitteln, die ich schauen durfte.

      Ich sollte noch ganz anderes sehen. Der Tag kam wirklich, wo Coy den Schleier von all den bisher ängstlich verborgenen Dingen zog. –

      Coys Zwiesprache mit dem einäugigen Chubur war zu Ende. Sie hatten sehr lange beraten, und zuweilen hatte ich auch eins der hastig geraunten Worte verstanden. Chubur schien sich dafür einzusetzen, daß ich in alles eingeweiht werden sollte. Mein Coy aber hegte offenbar noch Bedenken.

      Coy sagte dann zu mir: »Kommen Sie, Mistre …«

      Ich zögerte. Und dieses Zögern galt Edith Gordon. Coys Augen glitten der Richtung meiner Blicke nach, und die waren auf das braune Zelt gebannt. Durfte ich die Miß wirklich hier allein lassen?! Schließlich waren’s doch nur halbe Wilde, meine araukanischen Freunde. Aber im nächsten Moment reuten mich bereits diese Zweifel. Halbe Wilde – ja. Doch niemals hätten sie sich an einem Weibe vergriffen – niemals!

      Coy war zuweilen ein erstaunlicher Gedankenleser. Sein Gesicht wurde streng und hoheitsvoll. Indem er den Kopf mit einem Ruck in stolzer Bewegung zurückbog, sagte er nur: »Mistre Freund – kommen! Kennen El Gento seine Brüder noch immer nicht?!«

      Ich nickte ihm zu. »Es ist eine Europäerin, Coy … Verzeih’. Gehen wir.«

      Er schritt rasch die Schlucht abwärts. Hinter einem mächtigen Haufen faulender Stämme, deren muffiger fader Gestank mir den Atem benahm, bog er auf einen kaum erkennbaren schmalen Grat ab, der fraglos von Guanacos zuweilen besucht, in mehrfachem Hin und Her zur Höhe emporlief – zur Sonne, zur frischen Luft der Berge. –

      Man


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