Эротические рассказы

Nick Tappoli. Jakob Christoph HeerЧитать онлайн книгу.

Nick Tappoli - Jakob Christoph  Heer


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hingab, war ihm, er brauche nicht vor den Künsten der Weibsbilder zu bangen. Versuchte ihn eine, so würde er an Nick Tappoli denken, und die andere könnte mit ihrem Zauber gehen.

       Inhaltsverzeichnis

      Im Pfarrhaus aber war tiefe Sorge eingekehrt.

      Nur bei einer Hochzeit im Maien waltete er noch einmal selber des Amtes. Der Bräutigam war Doktor Felix Hartmann von Eglisau, der es in Magdeburg als Arzt zu großem Ansehen gebracht hatte, die Braut eine geborene polnische Gräfin Livia Schimanoska.

      Da es sich um so vornehme Gäste handelte, die zudem im Pfarrhaus einen Imbiß einnehmen sollten, war auch Nick mit heißer Seele bei der Begebenheit. Schon festlich geschmückt drängten sie und Julie die Gesichter an die Fenster, um die Wagen aus der Brücke anfahren und das Paar die mit Teppichen belegte Treppe hinauf in die reich mit Blumen geschmückte Kirche gehen zu sehen. Besonders auf die junge Frau setzten sie große Erwartungen, auf die Gräfin, die einen Fürsten hätte heiraten sollen, aber mit dem Arzt entflohen war und nun in der Fremde, verlassen von den Ihrigen, den großen Schritt des Lebens unternahm.

      Zu ihrem Leidwesen dauerte der Hochzeitsbesuch im Pfarrhaus nur eine Stunde. Dann erhoben sich die Gäste und warfen sich in Reisekleider. Nick aber war es, an diesem Tag habe sie die Romantik, das Märchen des Lebens berührt, und lange noch sannen und spannen ihre Gedanken um die schöne Begebenheit. Ein paar Jährchen noch, dann würde auch sie den Myrtenkranz und den zarten Schleier tragen und dem größten Geheimnis des Lebens entgegengehen. Sie durchmusterte die Reihe der jungen Männer, die ihr gefielen, und stieß auf die Gestalt des Messerschmiedes Ulrich Junghans; ihre Sinne aber standen auf einem Mann, der geachtet in der breiten Öffentlichkeit wirkte, und ihre Hoffnungen auf das Glück der Welt waren nicht klein.

      Zunächst jedoch hauste im Pfarrhof die Sorge. Der Vater wurde stets kränker und brachte den Vikar nicht mehr los, der ihm viel Verdruß bereitete.

      Ferdinand Bürsteler war ein sonderbarer und unfertiger Heiliger, seine fleischige Gestalt erinnerte jedermann daran, daß er der Sohn eines reichen Metzgermeisters vom Lande war, und wie sehr er sich bestrebte, geistliche Würde zu zeigen, blieb etwas Unstimmiges in seiner Kleidung und seinem Benehmen gegen die Menschen. Er suchte sich durch einen freundlichen Verkehr mit der Jungmannschaft des Städtchens beliebt zu machen und gab sich so volkstümlich wie sie. Sie aber verlor dadurch den wünschbaren Abstand gegen ihn, ja die Frechern stellten sich mit ihm ohne weiteres auf das vertrauliche Du. Er spürte zwar das Ungehörige darin, war aber in seiner bodenlosen Gutmütigkeit nicht wehrhaft genug, sie von sich abzuschütteln. Besser als unter dem richtigen Namen kannte man ihn im Städtchen unter dem Spottwort »Ferdi Wiederum«, denn er pflegte in seinen Predigten die Pausen des Gedächtnisses mit der Wendung »Wiederum sage ich euch« auszufüllen, im nämlichen Gottesdienst ein dutzendmal. Überhaupt die Predigten! Mit einförmiger, dröhnender Stimme trug er sie vor, legte das Pathos dahin, wo es nicht hingehörte, und schlug mit der Faust dann und wann auf das Kanzelbrett. Jedermann im Städtchen lachte über den derben »Ferdi«. Aus dem Gelächter wurde aber eine schlecht versteckte Feindseligkeit, und würdige Männer sagten es ihm ins Gesicht, daß er gescheiter hinter die Fleischerbank seines Vaters als auf die Kanzel treten würde.

      Die Not wegen des Vikars war im Pfarrhause groß, plötzlich wuchs sie zur Verzweiflung an.

      Die Pfarrerin trat an das Lager ihres Mannes und meldete ihm unsicher: »Draußen steht ein junges Paar und will deinen Segen erbitten – der Vikar und Julia!«

      »Was sagst du?« fuhr der Abgezehrte empor, und seine Augen loderten mit letzter Kraft.

      Sie erbleichte über seinen Zorn, nahm seine Hand und flüsterte: »Leider Gott, du Lieber, es muß sein. Sie lieben sich, – ich fürchte, ein Einspruch käme schon zu spät.«

      »Das ist ja ein Nagel zu meinem Sarg!« ächzte er und sank trostlos auf das Lager zurück. »Zu spät!«

      Tage vergingen. Ehe er das Paar zu sich herantreten ließ, mußte Bürsteler seinen Vater zu Hilfe rufen. Der dicke, gutmütige Metzgermeister kam mit reichen Geschenken für die Braut und die Schwiegermutter. Indem er die Bewegung des Geldzählens machte, sagte er, wenn Ferdinand sich nicht für das geistliche Amt eigne, so ständen ihm, dem einzigen Sohne, noch genug andere Wege offen, durch die Welt zu kommen. Er brachte zuerst die Pfarrerin auf seine Seite, und in einem Gefühl grenzenloser Demütigung gab der durch die Krankheit widerstandsunfähig gewordene Tappoli die öffentliche Verlobung zu.

      Nun aber war er ein völlig gebrochener Mann. Umsonst suchte ihm die Gattin die Vorteile der Verbindung auseinanderzusetzen. »Nicht einmal eine Aussteuer beansprucht Vater Bürsteler, er schafft sie der Julia selber an. Das ist in unsern Verhältnissen eine große Wohltat.« Es war ein Wesenszug der stillen Frau, um deren Gesundheit es selber nicht am besten stand, daß sie nichts so sehr wie den Frieden des Hauses schätzte. Seinetwillen wollte sie manchmal Dinge unter einen Hut bringen, die sich stets so fremd blieben wie der feine Pfarrer und der derbe Vikar. Sie suchte auch Nick mit der Verlobung zu versöhnen, aber das heftige Mädchen bebte vor Empörung. Die Geschenke des künftigen Schwagers wies sie mit verletzendem Stolz zurück und lebte nur noch ihrem sterbenden Vater.

      »Jetzt halte du, Monika, den Namen der Tappoli höher in Ehren als deine Schwester, sonst wüßte ich selbst im Jenseits meines Leides kein Ende,« flüsterte er in einem seiner lichten Augenblicke.

      »Ja, Vater – ja – ja – ja!« stammelte sie inbrünstig und umklammerte seine hager gewordenen Hände mit leidenschaftlicher Kraft.

      Nach ein paar Tagen kam der Todeskampf über ihn.

      Es war ein Sturm- und Schneetag, als man Pfarrer Tappoli beerdigte. Der unwillkommene Schwiegersohn hielt eine leidliche Rede auf ihn, dann stieg ein alter weißbärtiger Dekan auf die Kanzel und sprach besser.

      Unter der Menge Leidtragender, der gesamten Gemeinde, die im Schneegestöber auf dem Kirchhof stand, befand sich auch Ulrich, der tief um seinen Religionslehrer trauerte. Seine Augen waren auf Monika gerichtet. Im langen, schwarzen Trauergewand erschien sie ihm noch schlanker als sonst, in ihrem Gesicht, das keine Farbe mehr hatte, stand ein tränenloser, wie zu Marmor erstarrter Schmerz, der neben dem heftigen Weinen und Schluchzen der übrigen Familienangehörigen erschütternd wirkte. Ulrich durfte in dieser leidvollen Stunde nicht daran denken, daß er sie liebe, nur weinen hätte er mögen vor Mitleid mit ihr.

      Ferdinand Bürsteler, der durch den Tod des Pfarrers vom Vikar zum Verweser vorgerückt war, namentlich aber seine Braut und die verwitwete Pfarrerin hofften, daß er zum ständigen Geistlichen des Städtchens ernannt werde und sie ungestört im lieben Haus bleiben dürften, durch das noch der feine Geist des Verstorbenen ging. Damit sich der Ruf Ferdinands im Städtchen bessere und die Bürger etwas Achtung vor ihm bekämen, nahmen ihn Braut und Mutter in eine strenge Erziehung. Sie kamen aber mit ihren wohlmeinenden Bestrebungen zu spät. Die Kirchenpflege richtete eine Zuschrift an ihn, sein Entlassungsgesuch, das er in Wahrheit gar nicht eingereicht hatte, sei genehmigt, und


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