Эротические рассказы

Gesammelte Werke von Arthur Schnitzler. Артур ШницлерЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Werke von Arthur Schnitzler - Артур Шницлер


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so harmlos und so bereit, wie er sie verlassen – ohne daß er je erfahren oder sich nur ernstlich darum gekümmert, was sie in der Zwischenzeit getan und erlebt hatte. Noch mancherlei anderes ging ihm durch den Sinn, darunter einiges, was nicht sonderlich hübsch, und manches, was sogar in verschiedenem Sinne nicht unbedenklich gewesen war und wovon er heute gar nicht recht begriff, daß er sich überhaupt darauf hatte einlassen können; im ganzen aber blieb es doch traurig, daß die Jugend dahin und damit wohl auch das Recht verwirkt war, vom Leben noch etwas Schönes zu erwarten. Der Wagen fuhr zwischen Feldern hin, die Hügel ragten dunkel und höher als bei Tag, aus den kleinen Villen schimmerten Lichter her, auf einem Balkon lehnten stumm, enger aneinander geschmiegt, als sie es sich wohl bei Tageslicht erlaubt hätten, ein Mann und eine Frau. Von einer Veranda her, wo eine kleine Gesellschaft beim Abendessen saß, klang 30 lautes Sprechen und Lachen. Doktor Gräsler begann Appetit zu verspüren, freute sich dem Abendessen entgegen, das er im »Silbernen Löwen« einzunehmen pflegte, und trieb den gemächlichen Kutscher zu größerer Eile an. Am Stammtisch, wo er die Bekannten schon alle versammelt fand, trank er heute ein Glas Wein mehr als gewöhnlich, weil ihm, wie er von früher her wußte, in einer solchen ganz unmerklichen Benommenheit das Leben irgendwie süßer und leichter zu erscheinen pflegte. Er hatte Anfangs die Absicht, von seinem heutigen Besuche im Försterhause zu erzählen; doch aus irgendeinem Grunde, der ihm nicht klar wurde, ließ er es sein. Der Wein versagte aber heute seine Wirkung. Doktor Gräsler erhob sich sogar melancholischer vom Tische, als er sich hingesetzt hatte und begab sich mit leichten Kopfschmerzen nach Hause.

       Inhaltsverzeichnis

      In den nächsten Tagen nahm Doktor Gräsler öfter als sonst Gelegenheit, die Hauptstraße des 31 Städtchens zu durchstreifen, in der unbestimmten Erwartung, Sabinen zu begegnen. Einmal lief er sogar, wie von einer Ahnung ergriffen, während seiner Sprechstunde, als das Wartezimmer zufällig eben leer stand, die Treppe hinab und tat einen eiligen, doch vergeblichen Gang bis zur Trinkhalle und wieder zurück. Am Abend dieses selben Tages erwähnte er wie beiläufig am Stammtisch, daß man ihn neulich ins Forsthaus gerufen habe, und horchte angespannt und etwas kampfbereit, ob etwa über Fräulein Sabine ein leichtfertiges Wort fiele, wie es in aufgeräumter Herrengesellschaft auch ohne Berechtigung wohl gelegentlich auffliegen mag. Aber die Familie Schleheim schien, wie das matte Echo seiner Mitteilung dem Doktor verriet, außerhalb jeden Interesses zu stehen; und nur ganz beiläufig war von Berliner Verwandten des sogenannten Försters die Rede, bei denen die Tochter, die der Tischgesellschaft offenbar nicht einmal als sonderliche Schönheit galt, zuweilen die Wintermonate verleben sollte.

      An einem der nächsten Spätnachmittage entschloß 32 sich Doktor Gräsler zu einem Spaziergang, der ihn allmählich in die Nähe des Forsthauses führte. Von der Straße aus sah er es stumm im Schatten des Waldes liegen, und auf der Veranda gewahrte er die Gestalt eines Mannes, dessen Gesichtszüge er nicht zu unterscheiden vermochte. Einen Augenblick blieb er stehen und fühlte sich heftig gelockt, geradeswegs ins Haus zu treten und sich, als hätte eben der Zufall ihn hier vorbeigeführt, nach dem Befinden der Frau Schleheim zu erkundigen; aber er besann sich rasch, daß dies, als mit seiner ärztlichen Würde kaum vereinbar, falscher Auffassung begegnen könnte. Von diesem Spaziergang kam er müder und verdrossener nach Hause, als er es nach einer so geringfügigen Enttäuschung für möglich gehalten, und als er Sabinen auch in den nächsten Tagen im Städtchen nicht begegnete, begann er zu hoffen, daß sie verreist oder am Ende gar für immer von hier verschwunden wäre, was ihm im Interesse seines seelischen Gleichmaßes eigentlich wünschenswert erschien.

      Eines Morgens, als er, längst nicht mehr mit dem Behagen der ersten Tage, auf seinem 33 besonnten Balkon das Frühstück einnahm, wurde ihm gemeldet, daß ein junger Herr ihn zu sprechen wünsche. Als gleich darauf ein hochgewachsener hübscher Junge im Radfahranzug auf dem Balkon erschien, zeigte er sich in Haltung und Gesichtsschnitt von einer so unverkennbaren Ähnlichkeit mit Sabine, daß der Doktor nicht umhin konnte, ihn wie einen Bekannten zu begrüßen.

      »Der junge Herr Schleheim, –?« sagte er in mehr überzeugtem, als fragendem Tone.

      »Der bin ich,« erwiderte der Junge.

      »Ich habe Sie gleich an der Ähnlichkeit mit – Ihrer Mutter erkannt. Bitte, nehmen Sie Platz, junger Mann. Ich bin noch beim Frühstück, wie Sie sehen, Was gibt’s? Die Frau Mama wieder leidend?« Es war ihm, als spräche er zu Sabine.

      Der junge Schleheim blieb stehen, die Kappe höflich in der Hand. »Der Mutter geht’s gut, Herr Doktor. Seit ihr Herr Doktor so in’s Gewissen geredet haben, ist sie etwas vorsichtiger geworden.«

      Der Doktor lächelte, Es war ihm sofort klar, daß Sabine ihre eigenen Befürchtungen zum Zwecke besserer Wirkung ihm als dem Arzte in den Mund gelegt hatte. Plötzlich fiel ihm ein, daß Sabine selbst diesmal die Kranke sein könnte, und er erkannte an der unvermuteten Beschleunigung seines Pulses, wie sehr ihm das Wohlbefinden des jungen Mädchens naheging. Doch ehe er noch zu fragen vermochte, sagte der Knabe. »Es handelt sich diesmal um den Vater.«

      Doktor Gräsler atmete auf. »Was fehlt ihm? Hoffentlich nichts Ernstes.«

      »Ja, wenn man das wüßte, Herr Doktor. Er hat sich so sehr verändert in der letzten Zeit. Es muß vielleicht gar keine wirkliche Krankheit sein. Er ist nämlich schon zweiundfünfzig Jahre alt.«

      Der Doktor runzelte unwillkürlich die Stirn. Etwas kühl fragte er: »Also welche Erscheinungen geben Ihnen denn Anlaß zu Besorgnis?«

      »In der letzten Zeit, Herr Doktor, hat der Vater Schwindelanfälle, und gestern abend, wie er vom Sessel aufstehen wollte, ist er beinahe hingefallen und hat sich nur mühselig am Tischrand 35 festgehalten. Und dann, wenn er sein Glas nimmt, um zu trinken, das merken wir schon lange, zittern ihm die Hände.«

      »Hm.« Der Doktor sah von seiner Tasse auf. »Ihr Herr Vater nimmt sein Glas wohl ziemlich oft in die Hand, und wahrscheinlich ist nicht immer Wasser im Glas –?«

      Der Junge sah zu Boden. »Es kann freilich auch ein wenig damit zusammenhängen, meint Sabine. Und dann raucht der Vater auch den ganzen Tag.«

      »Nun, mein lieber junger Herr, Alterserscheinungen müssen das ja eben nicht sein. Also, der Herr Papa wünscht meinen Besuch?« fügte er höflich hinzu.

      »So einfach ist das leider nicht, Herr Doktor. Der Vater dürfte gar nicht wissen, daß Sie seinetwegen kommen, er hat nie was von einem Doktor hören wollen. Und Sabine meint, ob man es nicht auf einen Zufall hinausspielen könnte.«

      »Auf einen Zufall?«

      »Zum Beispiel, wenn Herr Doktor nächstens einmal wieder am Forsthaus vorbeikämen, wie neulich am Nachmittage, da würde die Sabine 36 Sie von der Veranda aus grüßen oder anrufen, und Herr Doktor kämen heran – und – und dann müßte man eben weitersehen.«

      Der Doktor fühlte sich bis in die Stirn rot werden. Und mit dem Löffel in der leeren Tasse rührend, sagte er: »Zum Spazierengehen reicht ja meine Zeit leider nicht sehr oft. Allerdings neulich einmal, ach ja, da bin ich wohl recht nah am Forsthaus vorbeigekommen.« Er wagte nun aufzuschauen und sah zu seiner Beruhigung den Blick des Knaben völlig harmlos auf sich gerichtet. In geschäftsmäßigem Ton fuhr er fort. »Wenn es nicht anders zu machen ist, so will ich denn Ihren Vorschlag – – freilich, mit einem Gespräch auf der Veranda wird wenig getan sein. Ohne gründliche Untersuchung läßt sich ja doch nichts sagen.«

      »Selbstverständlich, Herr Doktor. Wir hoffen ja, daß der Vater sich allmählich auch dazu entschließen wird. Aber wenn Sie ihn zuerst nur einmal sehen würden! Herr Doktor haben ja so viel Erfahrung. Vielleicht könnten Sie’s ermöglichen, Herr Doktor, dieser Tage einmal nach Ihrer 37 Ordination, am liebsten freilich wäre es uns schon heute –«

      Heute – wiederholte Gräsler bei sich – heute schon könnte ich sie wiedersehen! Wie wunderbar! Aber er schwieg, blätterte in seinem Notizbuch, schüttelte den Kopf, schien vor unüberwindlichen Schwierigkeiten zu stehen, bis er plötzlich einen Bleistift nahm, entschlossen irgend


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