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Reisen im Kongogebiet. Richard ButtnerЧитать онлайн книгу.

Reisen im Kongogebiet - Richard  Buttner


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es sind deren acht oder zehn – die größte Ähnlichkeit mit dem Vater besitzt, wie auch die Beschreibung dieses letztern durch Bastian aus dem Jahre 1858 fast genau auf den Sohn zu meiner Zeit paßte.

      Seine Begleiter erschienen zuerst wenig vertrauenerweckend: zumeist jugendlich kräftige Gestalten von sehr verschiedener brauner Färbung, noch mit dem Staub und Schmutz der Wanderung bedeckt und mit kurzen, oft gefransten, eingeölten und rotgefärbten Hüftentüchern von vorwiegend einheimischer Herkunft bekleidet. Einige hatten den Schädel ganz kahl geschoren, andere erschienen mit zum Teil äußerst phantastischen Haartouren, wie z.B. mit sehr vielen kleinen fettgetränkten abstehenden Zöpfchen, deren jedes an seiner Spitze eine blaue Glasperle trug. Mit den Lastkörben auf Kopf und Schulter, Messer und Pfeifen in den Hüftentüchern, Kalebassen oder Flaschen über der Schulter, auch wohl mit Beuteln und Missionsstrümpfen, Tabak, Feuerstein, Perlen und andere Dinge enthaltend, waren sie in den Hof der Missionsstation eingerückt, um dort niederzuhocken und mit neugierigen Blicken und Grinsen ihre Umgebung und die mundele, die weißen Leute zu mustern. Nachdem auch wir unsere Begleiter genugsam beschaut, gezählt und ihnen den folgenden Tag als Ruhetag bezeichnet hatten, zerstreuten sie sich, um teils unter den vorspringenden Grasdächern der Warenschuppen einen vor den Sonnenstrahlen geschützten Ruheplatz zu suchen, dort ihre Mundvorräte an Maniokbrot, Erdnüssen und Planten zu verzehren, oder aber um mit den Ginflaschen und Kalebassen zum nsadi, zum Strom, hinabzusteigen, dort den Durst zu löschen und unter Geschrei und Furcht vor den ngandu, den Krokodilen, ein Bad zu nehmen.

      Als nach einiger Zeit Pansu, der im Hause der älteren Missionszöglinge sich einquartiert hatte, um Verpflegungsrationen für die Träger bat, deren Vorräte zu Ende gingen, wurden Reisportionen ausgeteilt, pro Kopf und Tag ein Pfund.

      Am Nachmittage des Tages der Ankunft begleitete uns Pansu zu dem bereits erwähnten Palawer nach Ango-Ango, wo er energisch gegen die Dorfbewohner, die zuerst das Feuer auf die Fremden eröffnet hatten, sprach und zur Mäßigung in den Forderungen mahnte.

      Abends, als wir selbst im Parlour10 des Mr. Hughes über unsern Aufbruch bei einigen Flaschen des Pschorrbräus verhandelten, baten unser neuer Kapita und sein Bruder um malawu – zur Stärkung für die Reise, wie sie sich ausdrückten. Das Bier mundete ihnen gar nicht, vergnügt aber zogen sie mit einer Flasche portugiesischen roten Landweins, der in den Häusern der Weißen am Kongo fast ausschließlich getrunken wird, von dannen.

      Am nächsten Tage waren noch die letzten Reisevorbereitungen und Abmachungen mit den anderen Herren der Expedition zu treffen, denn da wir nur über fünfzig Träger verfügten, so konnten wir nur den kleinsten Teil der Ausrüstung mit uns nehmen, während der Rest der Lasten durch andere Trägerkarawanen, die wir in San Salvador engagieren wollten, später überführt werden sollte. Herr Premierleutnant Kund hatte zuerst beabsichtigt, mit uns, das heißt mit Premierleutnant Schulze und mir, zu reisen und das am Strome vorläufig zurückbleibende Gepäck der Obhut des Herrn Tappenbeck und Dr. Wolff – welcher an diesem Tage von Boma aus sich eingestellt hatte – zu überlassen. Doch war der Leutnant zur Zeit so leidend, daß er auf seine Absicht verzichten mußte, weshalb beschlossen wurde, daß die drei Herren – sobald neue Trägerkolonnen von San Salvador kommen würden – mit denselben reisen sollten, während Premierleutnant Schulze und ich die erste Karawane führen würden.

      Es war einigermaßen schwierig, aus der großen Menge der Waren und des sonstigen Ausrüstungsgepäckes fünfzig Lasten auszuwählen, da wir in der Tat nicht wissen konnten, wie lange die vorläufig in Aussicht genommene Trennung der Expedition währen würde. Sämtliche Meß- und Aufnahmeinstrumente behielt Herr Premierleutnant Kund – dem sie unterstellt waren und der sie selbst nach San Salvador überzuführen gedachte – in Ango-Ango zurück, so daß uns für die Route, die freilich schon von Mr. Comber aufgenommen war, nur ein Aneroidbarometer, zwei Taschenkompasse und ein Pedometer zur Verfügung standen. Ferner führten wir, damit nicht gleich die erste Kolonne vieler Waffen das Mißtrauen der Eingeborenen erwecken sollte, nur eine ganz beschränkte Anzahl Gewehre mit uns, nämlich zwei Mauserrepetierkarabiner, ein Mausergewehr und eine Mauserjägerbüchse, ein paar Revolver und Jagdflinten, sowie endlich ein Dutzend Zündnadelgewehre, die das Kriegsministerium in der Heimat uns überlassen hatte.

      Am Morgen des 13. Dezember lagen die ausgewählten fünfzig Lasten im Missionshofe von Tondoa bereit, auf die sich sofort die Träger, als sie von Malewo gerufen wurden, im wildesten Ungestüm stürzten, indem ein jeder eine möglichst leichte und in der Form ihm zusagende zu erringen suchte. Es entstand eine solche Unordnung, es erhob sich ein so wüster Lärm und ein so heftiges Streiten, daß uns Neulingen, denen die Kenntnis der Sprache und der Gewohnheiten der Eingeborenen noch völlig mangelten, nicht wußten, wo und wie zu beginnen, um Ordnung in dies Chaos zu bringen. Mit Hilfe von Mr. Hughes gelang es indessen sehr bald, dem einzelnen Mann die passende Last zuzuweisen, dem stärkeren die schwerere, dem schwächeren die leichtere, und zumeist begnügten sich die Leute unter Lachen und Gejohle mit der neuen Anordnung der Dinge. Nur bei wenigen war ein bestimmt gegebener Befehl oder eine Warnung oder auch einige zanga, das heißt Perlenschnüre erforderlich, um sie mit der ihnen zugefallenen Last zu versöhnen, die sie dann sofort in ihre Muteten schnürten. Die Muteten sind lange, auf Kopf und Schultern getragene Körbe, die aus je zwei Blättern der Ölpalme gefertigt werden, indem die Federn der nebeneinander gelegten Blätter nach oben gerichtet verflochten werden, während die Blattstiele weit nach vorn hervorragen, vermittelst deren der Lastkorb durch die Hand des Trägers unterstützt und bei einem Halt, an einen Baum gelehnt, aufgestellt wird.

      Nach der Verteilung der Lasten erhielt ein jeder der Träger, gemäß der von der Mission befolgten Gewohnheit, hundert Ganhetaperlen für den Einkauf von Proviant auf dem Marsch. Diese Ganhetas sind mit bunten Strichen verzierte weiße Porzellanperlen, von denen zwei Schnüre, das heißt zwanzig Perlen, völlig genügen, um die täglichen Bedürfnisse eines Mannes an Nahrung zu decken. Diese Nahrung besteht dann allerdings nur aus Vegetabilien, aus Maniokwurzeln oder Maniokbrot, Planten oder Erdnüssen, seltener aus Bohnen oder Mais. Aber diese Nahrung ist für die Eingeborenen, selbst für die schwere Arbeit verrichtenden Träger, genügend. Fleischnahrung – dann zumeist mit Palmöl zubereitet – ist dem Kongomann gewiß äußerst selten ein täglicher Genuß, oft kommt sie nur bei größeren Festlichkeiten wie z.B. Begräbnissen zur Anwendung. In der Tat ist der Viehbestand der Bewohner des Kongolandes ein äußerst geringer, in einem Dorfe findet man stets nur wenige Schweine und Ziegen, nur selten langhaarige Schafe, fast nie Rindvieh, dagegen immer und ziemlich zahlreich Hühner. – Die sich für den Dienst in den Faktoreien verdingenden Küstenleute, wie Kruboys, Cabindas und Loangos sind nicht mehr ganz so bedürfnislos, sie fordern in der Woche ein- oder zweimal Fleisch, das dort gewöhnlich in Form von stinkendem Mossamedesfisch11 gegeben wird. Auch unseren Loangoleuten war allwöchentlich Fleisch zugesichert, dessen Beschaffung im Innern nicht immer gelingt und recht kostspielig ist.

      Der gewöhnlich von den Missionaren und den Kaufleuten für den Transport vom Strom nach San Salvador pro Last (60 bis 70 Pfund) gezahlte Lohn beträgt zwei Gewehre, wo das Gewehr eine Werteinheit, die fast immer auf Stoffe bezogen wird, darstellt. Diese Stoffe kommen (zumeist aus England) in Stücken von verschiedener Länge und Qualität, oft in Taschentuchmustern, in Handel. Da aber die bessere Qualität bei den gebräuchlichen Zeugen nur in kürzeren Stücken geliefert wird, so stellt im allgemeinen ein halbes Stück die Werteinheit des Gewehres vor, das am Strom selbst für den Reisenden, der die Zeuge fast immer von den Handelshäusern beziehen muß, etwa drei oder vier Mark, in San Salvador fünf Mark bedeutet.

      Natürlich hatten unsere Träger die Neulinge in uns erkannt und so traten sie – als wir sie für den Abmarsch bereit hielten – auf einmal mit der Forderung einer Vorauszahlung des Lohnes und zwar in Gestalt von drei Gewehren pro Mann hervor. Wir lehnten diese Forderung ab, da sie den Gebräuchen nicht entspreche, worauf die Leute nach kurzer Beratung die Lasten niederlegten und erklärten, unter diesen Verhältnissen überhaupt nicht willens zu sein, die Lasten nach San Salvador zu tragen, sondern lieber leer dorthin zurückkehren würden. Als sie sämtlich den Missionshof verließen und hinter dem nächsten Berge verschwanden, glaubten wir die Abreise auf unabsehbare Zeit verschoben, doch beruhigte uns Mr. Hughes mit der Versicherung, daß die Träger, deren Manipulationen er nur zu gut kenne, bald wieder zur Stelle und dann bereit sein


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