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Butler Parker 113 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker 113 – Kriminalroman - Günter Dönges


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dem Ei und produzierte ein geradezu ohrenbetäubendes Sirenengeheul, das man unmöglich überhören konnte. Parker nickte äußerst zufrieden. Genau diesen Effekt hatte er beabsichtigt.

      Er begnügte sich keineswegs mit diesem einzigen Geräusch-Ei. Da er noch über zwei weitere Sirenen verfügte, platzierte er auch sie noch am Haus. Innerhalb weniger Sekunden herrschte ein derartiger Lärm, daß selbst Parker sich ein wenig gepeinigt die Ohren zuhielt.

      Die Stille der Nacht war empfindlich gestört. In der engeren und weiteren Nachbarschaft wurden Fenster aufgerissen und Licht eingeschaltet. Parker durfte davon ausgehen, daß man inzwischen bereits die Polizei informiert hatte. Bis zu ihrem Eintreffen konnte es nicht mehr lange dauern.

      Um den nächtlichen Ärger noch ein wenig anzuheizen, verschoß der Butler mit besagter Zwille zwei weitere Toneier. Diesmal beförderte er die Geschosse durch ein Fenster ins Innere der Villa. Sekunden später quollen aus dem zerbrochenen Glas pechschwarze Rauchwolken, die einen mittelschweren Zimmerbrand vortäuschten. Um das alles ein wenig aufzuhellen und auch optisch sichtbar werden zu lassen, vergeudete der Butler abschließend eine Lichtbombe.

      Sie war nicht größer als ein Gänseei.

      Als diese Lichtbombe im Garten zerplatzte, schien die Sonne aufzugehen. Greller Lichtschein breitete sich aus und ließ die pechschwarzen Rauchwolken besonders gut erkennen. In der Villa war inzwischen das Licht eingeschaltet worden. Der ›Erleuchtete‹ im ›Kloster der inneren Sammlung‹ schien seine nächtlichen Meditationen abrupt beendet zu haben. Dieser lautstarke Wirbel paßte dem Guru unmöglich in den Kram. Die Bewohner der Villa konnten sich leicht ausrechnen, daß die Polizei gleich erschien.

      Nun, sie brauchten tatsächlich nicht lange zu warten.

      Es fuhren gleich drei Streifenwagen vor, deren Insassen einen unbritischen, aufgeregten Eindruck machten, was aber wohl mit dem schrillen Sirenengeheul zusammenhing. Die Polizisten rannten auf die Villa zu, registrierten die aus dem Fenster quellenden, schwarzen Rauchwolken und alarmierten vorsichtshalber die Feuerwehr. Parker war rundherum zufrieden und schien sicher, daß Kathy Porter im Moment nichts passierte.

      Die Polizisten verschwanden im Haus und suchten nach der Quelle des vermeintlichen Brandes.

      Josuah Parker suchte natürlich mit.

      Er fiel überhaupt nicht auf, denn er trug die Kleidung eines Butlers. Die Polizisten kamen überhaupt nicht auf den Gedanken, ihn für einen Fremden zu halten, so gemessen und selbstsicher bewegte sich Josuah Parker.

      Sein Trick hatte sich ausgezahlt.

      Ihm war es gelungen, ganz offiziell in den ›Tempel der inneren Erleuchtung‹ zu kommen und stand dabei sogar noch unter Polizeischutz, wovon die Vertreter der Behörde allerdings nichts ahnten. Parker konnte sich im Haus umsehen, was er von vornherein beabsichtigte.

      Eine Minute später stand der Butler dem ›Erleuchteten‹ gegenüber. Er hatte den Guru bisher zwar noch nicht gesehen, doch er wußte sofort, daß es sich nur um ihn handeln konnte. Der Weise aus dem Osten hatte etwa Parkers Größe und trug ein mit Drachen besticktes Gewand, das die Körperlinien verhüllte. Und der Weise sah gar nicht friedlich oder milde aus. Seine Augen sprühten vor Zorn. Er wußte wahrscheinlich sehr genau, wem er diesen nächtlichen Trubel zu verdanken hatte.

      »Die Weisheit der Einsicht möge über Sie kommen, Erleuchteter«, begrüßte Parker den Guru. »Sie ahnen wahrscheinlich, daß ich Miß Porter abholen möchte. Sie muß sich in Ihrem Tempel, nun, sagen wir, ein wenig verirrt haben. Helfen wir gemeinsam dem armen Kind zurück auf den Pfad der Erkenntnis«

      Die Blicke des Guru waren wie scharf geschliffene Dolche, die er auf den Butler schleuderte. Diesmal aber holte der Guru sie nicht zurück. In seinen Augen stand nackter Mord, doch er konnte im Moment nichts machen. Parker hatte den ›Erleuchteten‹ überlistet.

      *

      Der Guru gab sich nicht geschlagen.

      »Man wird sie nicht finden«, sagte er, wobei sein hartes Englisch noch härter klang als sonst.

      »Es widerstrebt mir ungemein, Ihnen widersprechen zu müssen«, antwortete der Butler gemessen, »aber ich bin sicher, daß Sie sich irren, Mr. Ghandari.«

      »Sie kennen bereits meinen bürgerlichen Namen?« Der Guru lächelte spöttisch.

      »Nur Informationen aus zweiter Hand«, sagte der Butler, »aber schweifen wir nicht unnötig vom Thema ab, wenn Sie erlauben. Sie erinnern sich hoffentlich. Ich möchte Miß Porter abholen!«

      »Man wird sie nicht finden. Aber sie schwebt in Lebensgefahr, wenn Sie nicht bald gehen.«

      »In Lebensgefahr?«

      »Jede Minute ist kostbar.«

      »Und was haben Sie mit Miß Porter vor, Mr. Ghandari?«

      »Wissen wir, was die Zukunft bringen wird?« fragte der ›Erleuchtete‹ und sah den Butler spöttisch an. Es war eine groteske Situation. Im Haus, in dem eine wahre Invasion von Polizisten und Feuerwehrleuten stattfand, unterhielten sich diese beiden Männer, als seien sie allein auf weiter Flur.

      »Ihre Zukunft, Mr. Ghandari, glaube ich einschätzen zu können«, meinte Josuah Parker höflich, wie es seiner Art entsprach. »Ich muß sie, um offen zu sein, als düster bezeichnen.«

      »Täuschen Sie sich da nicht ein wenig?«

      »Falls Miß Porter etwas zustoßen sollte, werden Sie ihr wahrscheinlich ins Nirwana folgen, um bei Ihrer Ausdrucksweise zu bleiben.«

      »Übernehmen Sie sich da nicht ein wenig?« Der Guru schnalzte mit der Zunge, und schon erschienen zwei seiner Vertrauten auf der Bildfläche. Es handelte sich um stämmige, junge Männer, die in weiße Umhänge gehüllt waren. Sie machten einen sehr handfesten Eindruck, zeigten aber keine Waffen.

      »Suchen wir also Miß Porter auf«, schlug der Butler vor und hob die Spitze eines Kugelschreibers, mit dem er bisher absichtslos gespielt hatte.

      »Sie langweilen mich«, gestand der Guru.

      »Sie erlauben, daß ich dagegen etwas unternehme«, erwiderte Josuah Parker höflich und... drückte auf den Halteclip des Kugelschreibers. Das Resultat dieser Bewegung war erstaunlich. Nur ein feines Zischen war zu hören, als sei irgendwo in der Nähe Preßluft entwichen. Was übrigens vollkommen stimmte, wie sich entsprechend zeigte. Die entweichende Preßluft drückte durch die Spitze des von Parker konstruierten Kugelschreibers eine wasserklare Flüssigkeit auf das Gesicht des zu Recht erstaunten Guru.

      Der ›Erleuchtete‹ fühlte sich Bruchteile von Sekunden danach nicht mehr wohl. Er riß beide Hände vor die Augen und rieb sie. Dazu stieß er keuchende Töne aus, die auf einen leichten Schmerz hindeuteten.

      Die beiden Halberleuchteten neben dem Guru wollten sich auf Parker werfen, doch er stoppte sie mit einer energischen Handbewegung.

      »Lassen Sie gefälligst diesen Unsinn«, hauchte der Butler sie energisch an. »Wollen Sie unbedingt, daß Ihr Herr und Meister erblindet? Wenn er nicht schleunigst das Gegenmittel erhält, fürchte ich um seine Sehstärke.«

      Der Butler präsentierte ihnen das Gegenmittel.

      Es handelte sich um eine offensichtlich dünnwandige Glasampulle, die eine rosa Flüssigkeit enthielt.

      »Ich werde das Gegenmittel vernichten, falls Miß Porter nicht innerhalb von fünf Minuten hier erscheint«, setzte der Butler seinen Gesprächspartnern kühl auseinander. »Ich hoffe, mich deutlich genug ausgedrückt zu haben.«

      Und ob sie ihn verstanden hatten!

      »Holt sie«, stöhnte der Guru, »schnell, beeilt euch! Holt die Frau! Worauf wartet ihr noch?«

      »Ich wußte gleich, daß Sie ein einsichtsvoller Mensch sind«, lobte der Butler den Guru. »Nicht umsonst sind Sie ja erleuchtet!«

      *

      Als das Licht aufflammte, schloß Kathy Porter geblendet die Augen. Sie hörte Schritte und leise Stimmen und fühlte, daß


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