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Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 3 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 3 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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NOVARA, eigentlich aber am Tegernsee. Du kannst hier sofort aufhören, Pamela. Ich werde für dich sorgen.«

      Sie schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht. Du wirst erfahren, warum. Es geht um Marius Campen. Ich liebe ihn. Und wir wollen heiraten.«

      Jesco war konsterniert. »Aber wir können doch reden, ich werde auch ihm alles erklären, Pamela.«

      »Zuerst muß ich ihn vorbereiten. Er ist noch krank und sehr empfindlich. Ich werde dich im Hotel aufsuchen.«

      »Versprochen?« fragte er.

      »Marius wird es verstehen.« Sie küßte ihn auf die Wange. »Es ist schön zu wissen, daß du hier bist. Das ist wenigstens ein Traum, der in Erfüllung geht.«

      *

      Er blickte ihr benommen nach, als sie jetzt schnell verschwand, dann entschloß er sich, noch einmal mit Jenny Behnisch zu sprechen. Er erhoffte schon eine Erklärung für Pamelas Verhalten.

      Jenny Behnisch hielt es für angebracht, ihn ein wenig vorzubereiten.

      »Es ist eine tragische Liebe, Herr von Bartoli. Marius Campen ist ein großartiger, aber auch ein todkranker Mann. Er liebt Pamela abgöttisch und mit aller Kraft, die ihm noch bleibt. Er will sie wohl absichern und deshalb noch heiraten. Und sie hofft auf ein Wunder. Sie liebt ihn wirklich, wenn auch auf eine besondere, wunschlose Art. Sie weiß, wie es um ihn bestellt ist, wenn sie es auch nicht wahrhaben will. Er ist ein sehr vermögender Mann. Sie wird versorgt sein für alle Zeit.«

      »Ich kann ihr auch alles bieten, und ich glaube gar nicht, daß Geld für sie so wichtig ist. Was sie da auf sich nehmen will, ist selbstlos. Sie müssen mir helfen, damit ich mit ihr sprechen kann, ohne daß sie nervös wird, weil er wartet.«

      »Er ist übermäßig empfindlich, aber vielleicht doch einsichtig, wenn sie ihm sagt, daß sie ihren Vater gefunden hat. Vielleicht kommen Sie gerade im richtigen Augenblick.«

      Er war sehr nachdenklich geworden. Ja, es war eine selbstlose Einstellung von Pamela, aber sie konnte auch eine psychische Belastung werden, der sie nicht gewachsen war. Sie hatte sich darüber sicher noch keine Vorstellung gemacht, gab nur ihren Gefühlen nach. Er hatte Krebskranke gekannt, deren Sterben sehr lange dauerte, so lange, daß die Angehörigen daran fast zerbrachen. Man mußte schon sehr stark sein, um solches Leiden mit anzusehen. Es ging unter die Haut. Vera war sieben Jahre krank gewesen. Sie hatte einen Gehirntumor gehabt. Es war auf und ab gegangen, dann eine Operation und ein paar Monate Hoffnung auf Genesung. Dann wuchs der Tumor nach und war nicht mehr zu operieren. Es war eine Quälerei ohnegleichen gewesen, und sie hatte sich völlig verändert. Zuerst kam das Aufbegehren, die Ungerechtigkeit zu allen, die gesund waren, dann die Resignation, die Selbstaufgabe. Er hatte manchmal auch gemeint, es nicht mehr ertragen zu können, aber er war zwischendurch, wenn sie in der Klinik war, verreist. So hatte er sich ablenken können.

      Wie lange würde Marius Campens Sterben dauern, und wie würde Pamela damit fertig werden? Er wollte sie so gern davor bewahren, da er sie gerade erst gefunden hatte. Er hatte jedoch kein Recht, sie umstimmen zu wollen. Es wäre anders, wenn er immer die Verantwortung für sie getragen hätte. Jesco war in einer völlig zerrissenen Stimmung.

      *

      Marius war gereizt, als Pamela zurückkam. Es war das erste Mal, daß er ungeduldig fragte, warum es so lange gedauert hatte.

      »Es war ein besonderer Anlaß«, erwiderte sie herzklopfend. »Ich habe meinen Vater kennengelernt.«

      Er sah sie konsterniert an, seine Mundwinkel bogen sich abwärts.

      »Jetzt brauchst du keinen Vater mehr, jetzt hast du mich«, sagte er.

      Sie zuckte zusammen.

      »Ich wollte aber wissen, wie er ist«, sagte sie leise.

      »Und wie ist er? Wie ist ein Mann, der sich nicht um sein Kind gekümmert hat?«

      »Meine Mutter hat es verhindert.«

      »Das ist nur eine Ausrede. Ich kenne so was von der Firma her, wenn die Gehälter gepfändet werden, weil Väter keinen Unterhalt für ihre Kinder zahlen. Du ahnst nicht, mit was für dummen Ausreden sie kommen. Sag nur nicht, daß du ihm gleich um den Hals gefallen bist.«

      »Ich möchte ihn gern näher kennenlernen. Vielleicht ist dir sein Name schon bekannt. Er heißt Jesco von Bartoli.«

      Jetzt war Marius doch überrascht. »Der Historiker, das ist ja interessant. Aber er hätte doch wirklich Möglichkeiten gehabt, für dich zu sorgen.«

      »Nicht, wenn meine Mutter es verhindert hat. Ich konnte mich nicht lange mit ihm unterhalten. Ich möchte ihn abends im Hotel aufsuchen, wenn du schläfst. Ich hoffe, daß du es mir erlaubst.«

      »Das werde ich wohl müssen. Aber ich will dich nicht mit ihm teilen, Pamela, versteh das bitte und mach ihm das klar. Wir haben unsere Pläne, und die werden wir durchführen. Ich werde Anfang kommender Woche die Klinik verlassen. Hier wird es doch nicht besser. Ich muß wieder frei atmen können.«

      Ein stechender Schmerz durchzuckte sie. Frei atmen? Wann würden sie das können?

      »Was hat dein Vater noch gesagt?« fragte er mit einem spöttischen Unterton, der sie verletzte, aber sie hatte die Entschuldigung für ihn, daß er auch auf ihren Vater eifersüchtig war. Sie ahnte, daß er insgeheim spürte, daß er nicht mehr lange leben würde, wenn er es auch überspielte und Zuversicht zur Schau trug. Aber sie sah ihn jetzt doch als einen sehr kranken Mann, dessen äußere Veränderung ihr auffallen mußte, und sie spürte, daß das Mitgefühl immer stärker wurde. Sollte das alles sein, was von der Liebe blieb?

      Nein, so sollte es nicht sein. Sie beugte sich zu ihm und küßte ihn auf die Wangen.

      »Du bist mir nicht böse, daß ich mit meinem Vater sprechen möchte? Er würde dir bestimmt auch gefallen.«

      »Ich kenne zwei Bücher von ihm. Ja, er ist ein interessanter Mann. Ich bin froh für dich, daß du ihn akzeptieren kannst, aber mir wäre es lieber, es wäre dabei geblieben, daß kein Vater existiert.«

      Jedenfalls erreichte sie doch, daß sie am Abend zum Hotel NOVARO fahren konnte, ohne sich heimlich davonzustehlen.

      Jenny Behnisch staunte, daß sie es durchgesetzt hatte. Forschend betrachtete sie das zarte Gesicht. Findet Pamela aus einem romantischen Traum in die Wirklichkeit zurück? überlegte sie. Sie selbst hoffte es so sehr, weil sie am allerbesten wußte, daß Marius’ Leben sehr schnell zu Ende gehen konnte, was allerdings für den Kranken das Beste sein würde.

      Jenny sah das keineswegs sachlich und nur vom ärztlichen Standpunkt. Sie war sehr betroffen, wenn ein Mensch wie Marius Campen, der noch viel hätte leisten können, leiden und sterben mußte, während andere, die nur Leid und Unglück über Mitmenschen brachten, sich bester Gesundheit erfreuten. Es gab nach Jennys Meinung zuviel Ungerechtigkeit auf der Welt, aber sie hätte es auch als ungerecht empfunden, wenn dieses zarte Geschöpf, das sich einer so aufopferungsvollen Tätigkeit widmete, an dem Mitleiden zerbrechen würde. Sie hoffte von Herzen, daß Pamela Halt bei ihrem Vater fand.

      Sie tat das ihre dazu, daß Marius ziemlich früh schlafen konnte und gab ein etwas stärkeres Beruhigungsmittel in die Infusion, das einen tieferen Schlaf garantierte. Eigentlich hätten sie ihm auch schon weitaus stärkere Schmerzmittel geben können, aber sie wollte das noch so lange wie möglich hinauszögern, weil er sie später bestimmt brauchen würde.

      Er war ein Mann, der jetzt noch mit Schmerzen leben und sich genügend beherrschen konnte, um es Pamela nicht spüren zu lassen. Aber die Lymphographie hatte gezeigt, daß sich die Metastasen schon überall ansiedelten und ausbreiteten, so daß man es tatsächlich als ein Wunder betrachten konnte, daß er noch in der Lage war, klar zu denken und deutlich zu sprechen.

      Welch ein Wille, welche Energie war dazu nötig! Seine Mutter und seine Brüder billigten seine Absicht, Pamela zu heiraten, wenngleich sie auch besorgt waren, ob Pamela nicht zu sehr leiden würde. Besonders Nicolas machte sich ernste Gedanken.

      Er war maßlos überrascht, als er


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