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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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in das große Gästeappartement. Dort wollte er, daß sie ihre Hochzeitsnacht verbringen. Es machte ihm zwar etwas Mühe. Aber er schaffte es, seine Agnes, die seine erste Liebe war, über die Schwelle zu tragen.

      *

      Als der Hubschrauber unerwartet vor der Berghütte landete, stürzten alle hinaus. Bruno erkannte seine Clara sofort und rannte ihr entgegen. Sie lagen sich in den Armen.

      »Geht es dir wieder gut?« Er bedeckte ihr Gesicht mit Küssen. »Was is mit dir geschehen? I hab’ mir solche Sorgen gemacht?«

      »Es geht mir gut, Bruno!«

      »Was is mit dir gewesen? Hab’ i was Falsches gemacht?«

      Clara streichelte Bruno zärtlich die Wange.

      »Nein, Liebster! Du nicht! Ich werde dir alles erzählen! Laß uns irgendwohin gehen, wo wir ungestört sind.«

      »Du hast die Auswahl!« sagte Bruno und deutete mit weit ausholender Geste auf die Berge ringsumher. »Es wird aber bald dunkel werden.«

      Sie gingen einige hundert Meter den Weg entlang, der in Richtung »Engelssteig« führte. In Sichtweite der Berghütte setzten sie sich auf einen Felsbrocken. Bruno legte liebevoll den Arm um seine Clara.

      »Ich liebe dich!« flüsterte er zärtlich und voller Hingabe.

      »Ich liebe dich, Bruno! Ich fühle mich so geborgen bei dir.«

      Clara legte den Kopf an seine Schulter.

      »Laß uns eine Weile nur so sitzen, schweigen und die Berge betrachten.«

      »Wie du willst, Clara! Ich will dich nicht drängen. Laß dir Zeit.«

      Wortlos saßen sie engumschlungen beieinander. Die Sonne neigte sich als große Scheibe dem Horizont zu. Die Gipfel der Berge leuchteten rot. Es sah aus, als glühe der Felsen, genährt von einem mächtigen inneren Feuer.

      »Wenn jetzt eine Fee vorbeikäme, und ich einen Wunsch frei hätte, dann würde ich mir wünschen, daß dieser Augenblick ewig wäre«, flüsterte Clara und kuschelte sich an Bruno.

      »Des hört sich schön an, is aber net praktisch. Des wär auch a bissel langweilig, und wir kämen net dazu, zu heiraten. Du willst mich doch noch heiraten, Clara? Oder hast dir’s anders überlegt?«

      Clara sah die Angst in seinen Augen.

      »Du bist der, mit dem ich zum Traualtar schreiten möchte.«

      »Des wollt ich hören! Jetzt müssen wir nur noch den Hochzeitstermin festlegen. Wir sollten des bald machen.«

      Clara seufzte.

      »Bruno, ich hoffe, daß wir glücklich werden. Wir wollen Freud und Leid teilen. Wir wollen immer ehrlich zueinander sein. Wir wollen keine Geheimnisse haben. Jeder soll dem anderen alles sagen können. Letzteres ist mir sehr wichtig.«

      »Gibt es da etwas, was ich wissen sollte? Hängt das vielleichta damit zusammen, daß dir die Kräfte versagt haben?«

      »Indirekt schon, Bruno! Es fällt mir schwer, unbefangen über alles zu sprechen.«

      »Hast einen anderen? Hast vielleicht sogar was Kleines von einem anderen Bursch? Des macht nix. I lieb dich so, wie du bist und was immer auch gewesen ist. Du bist in meinen Augen so ein gutes Madl. Was immer dir zugestoßen sein muß, dafür wirst du nix können. Weißt, es gibt Schicksalsschläge, da kann sich keiner dagegen wehren.«

      »Das stimmt, Bruno. Die Frage, die mich am meisten beschäftigt, ist, ob man Dinge, die man weiß, Sachverhalte, über die man Kenntnis hat, für sich behalten darf. Eine Ehe basiert doch auf Vertrauen.«

      »So sollte es sein!«

      »Aber gleichzeitig möchte man dem anderen doch auch nicht weh tun. Was ist dann besser, zu reden und dem Menschen, den man am meisten liebt, Schmerzen zuzufügen oder zu schweigen?«

      »Mein Großvater hat einmal zu mir gesagt, nichts läßt sich auf die Dauer verschweigen. Irgendwann kommt alles raus. I denk, daß es deshalb besser ist, gleich immer alles auf den Tisch zu legen. Dann kann man die Sache abhandeln, und dann sollte es gut sein. Dann herrscht Klarheit.«

      »Klarheit, das ist das Wort, nach dem ich so lange gesucht habe. Als mir auf dem Hof bei euch die Sinne versagten, da dachte ich, alles wäre klar. Schau, es war kein Zufall, daß ich nach Waldkogel gekommen bin. Es gibt eine Frau in meiner Familie, die war vor mir in Waldkogel. Sie stammt aus einem Nachbarort und hat als junges Mädchen und junge Frau in Waldkogel gelebt. Das hatte ich durch Zufall entdeckt. In meiner Familie wurde niemals darüber gesprochen. Es gibt Liebesbriefe, die ich gefunden habe. Ich war neugierig. Ich wollte sehen, ob ich den Adressat finde.«

      »Hast du ihn gefunden?«

      »Ja, ich habe ihn gefunden. Ich habe sogar mehr gefunden, als ich gesucht hatte.«

      »Wer ist es? Wo hast du ihn gefunden?«

      Clara löste sich aus der Umarmung von Bruno. Sie schaute ihn an.

      »Bruno, alles, was ich vermutet hatte, stimmt. Gesucht hatte ich einen Urban Fuchsbichler!«

      »Großvater? Deshalb bist in Ohnmacht gefallen! Bei all unserer Liebe hatten wir ja auch nicht über meine Familie geredet und über den Fuchsbichler Hof.«

      »Ja, deshalb! Ich dachte, daß er dein und mein Großvater ist. Wenn das so wäre, dann gäbe es keine Zukunft für unsere Liebe.«

      »Mei, des muß wirklich ein Schock für dich gewesen sein. Doch jetzt mußt mir Einzelheiten erzählen.«

      »Das fällt mir nicht leicht. Ich habe mit meiner Großmutter gesprochen. Sie meinte, ich hätte die Wahl. Ich könnte dich heiraten, und alle würden darüber schweigen. Meine Großmutter, meine Mutter, deine Eltern würden schweigen und aus Liebe zu uns und vor allem zu dir auch lügen. Es lag bei mir, ob ich darauf ein Leben aufbauen will.«

      Clara holte tief Luft.

      »Bruno, auch auf die Gefahr hin, daß ich dir weh tue. Es kann sein, daß ich dein bisheriges Leben zerstöre. Ich kann dich nicht belügen. Ich will dir nichts vormachen. Ich liebe dich so sehr, Bruno. Weil ich dich so liebe, kann ich dich nicht belügen.«

      Claras Stimme klang verzweifelt. Bruno legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter.

      »Wenn du um die Sache drum herum redest, wird es auch nicht besser. Wenn man sich liebt, dann soll man sich vertrauen. Sei mutig! I bin ein Gebirgler! Wir sind stark.«

      »Bruno! Meine Großmutter hatte ein Verhältnis mit Urban Fuchsbichler. Die beiden liebten sich sehr. Aus dieser Liebe ging ein Kind hervor, Ursula, meine Mutter. Mein Großvater wußte nichts davon bis heute. Meine Großmutter ist gekommen. Die beiden haben sich ausgesprochen.«

      Bruno schwieg. Er mußte das alles erst einmal verarbeiten. Er fuhr sich mit beiden Händen mehrmals durch sein Haar.

      »Trotzdem bist du aber der Meinung, daß wir heiraten können, obwohl wir beide den gleichen Großvater haben?«

      »Bruno, wir haben nicht den gleichen Großvater. Urban Fuchsbichler ist nur mein Großvater. Er ist nicht dein Großvater. Emil ist nicht dein Vater!« sagte Clara leise.

      Bruno schaute Clara lange in die Augen. Er sah sie aber nicht an. Er sah durch sie hindurch. Vor seinem Inneren lief ein Film ab. Erinnerungen, Fetzen aus Andeutungen, Getuschel, das ihm zugetragen worden war im Laufe seines jungen Lebens, die oft seltsamen Blicke seines Vaters und seines Großvaters fügten sich wie in einem Kaleidoskop zusammen.

      »Dann stimmt es also, was geflüstert wird. Emil Fuchsbichler kann keine Kinder zeugen, und meine Mutter hat mich ihm untergeschoben!«

      »Untergeschoben ist ein schlimmes Wort. Ich sage, sie hat aus Liebe zu ihm, alles versucht, damit es einen Erben auf dem Fuchsbichler Hof gibt. Wenn die Liebe dich und mich nicht zusammengeführt hätte, dann hätte deine Mutter wohl geschwiegen. Doch sie will, daß du glücklich wirst bei mir. Ich lasse jetzt Einzelheiten aus, die erzähle ich später.


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