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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Arbeitskollegin, hat mir heute auch schon einen Vortrag gehalten.«

      »Sehr vernünftig! Ich frage dich, wie lange willst du das noch mitmachen?«

      Mit großen Augen schaute Karin Frau Bleist an.

      »Was soll ich machen? Er ist dann wieder so lieb.«

      »Das ist seine Masche! Kindchen, setze ihm die Pistole auf die Brust. Heirat oder es ist aus!«

      »Damit habe ich ihm schon gedoht.«

      »Wie hat er reagiert?«

      Karin wurde verlegen. Sie errötete.

      »Ach, er hat dich mal wieder vertröstet. Ich kann es nur immer wieder sagen. Er beutet dich aus! Ich frage dich: Wer bezahlte diese Deliktessen und den teuren Wein und Champagner? Wer putzt sein Auto? Wer bügelt, bringt seine Sachen in die Reinigung? Kocht und wäscht? Sitzt daheim und wartet?«

      »Ehefrauen machen das doch auch!«

      »Richtig! Absolut richtig! Doch das sind die Ehefrauen. Das ist etwas ganz anderes!«

      »Wir führen ja auch so etwas wie eine Ehe.«

      »Ich bin ja nicht so altmodisch, wie es jetzt vielleicht erscheinen mag. Aber ein Trauschein ist mehr als ein Stück Papier! Er gibt dir Sicherheit. Die hast du jetzt nicht. Er kann jederzeit gehen. Was ist dann? Dann bist du vergeblich einem Traum hinterhergelaufen.«

      Karin mußte sich beeilen und Pierres Koffer packen. Frau Bleist sah ihr dabei zu.

      »Du mußt ihm ein Ultimatum stellen! Es gibt Männer, die muß man zu ihrem Glück zwingen. Sage ihm: Heirat oder ich gehe!«

      Während Karin die blütenweißen Hemden in den Koffer legte und die passenden goldenen Manschettenknöpfe einpackte, erzählte sie:

      »Meine Freundinn Anna hat mich eingeladen. Ich könnte zu ihr auf die Berghütte kommen. Sie ist jetzt verheiratet. Ich war auf ihrer Hochzeit. Sie schreibt, daß ich so lange bleiben kann, wie ich will, auch Monate.«

      »Sie baut dir damit eine Eselsbrücke! Nimm dir Urlaub, wegen mir auch unbezahlten, und fahre zu deiner Freundin. Denke mal über dein Leben nach. Vielleicht solltest du auch ganz in eine andere Stadt ziehen, auch wenn es mir sehr leid tun würde, wenn du ausziehst.«

      »Ich gebe zu, daß das wirklich ein reizvoller Gedanke ist. Manchmal bin ich richtig wütend. Da würde ich ihm am liebsten seine Sachen vor die Füße werfen und gehen.«

      »Dann tue es!«

      Frau Bleist sah die junge Frau liebevoll an.

      »Du kannst deine privaten Sachen gern bei mir unterstellen. Der Mietvertrag läuft ohnehin auf Pierre Kessler. Dann verreist du und überläßt den Burschen mir. Entweder wird er vernünftig und kommt seinen Verpflichtungen dir gegenüber nach oder du bist ihn los.«

      Karin verschloß den Koffer und stellte ihn an die Wohnungstür. Frau Bleist trat neben die junge Frau.

      »Hör mal! Ich habe da eine Idee! Ich bringe ihm den Koffer und sage ihm, daß du fort bist. Dann mußt du ihn nicht mehr sehen. Würde dir das helfen?«

      Karin schaute sie überrascht an.

      »Vielleicht sollte ich ihn wirklich schmoren lassen! Ja, er soll sehen, wie er ohne mich zurechtkommt. Vielleicht kommt er noch zur Besinnung.«

      »Wie heißt es? Die Hoffnung stirbt zum Schluß! Ich will dir deine Illusionen nicht rauben, doch es ist an der Zeit, daß du dir Klarheit verschaffst. Liebt er dich, dann wird er alles dran setzen, dich zurückzuholen. Liebt er dich nicht so, wie du annimmst, dann – dann ist es vorbei. Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.«

      Karin ließ sich auf einen Stuhl im Flur sinken.

      »Ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen«, sagte Karin leise.

      Frau Bleist nahm Karin bei den Schultern und stellte sie vor den wandhohen Spiegel bei der Garderobe.

      »Hier! Schau dich an! Du bist sehr hübsch! Hast eine zierliche Figur, wunderschönes mittelblondes Haar und ausdrucksvolle blaue Augen.«

      Frau Bleist löste die Spange in Karins Haar, mit der sie die Haare hochgesteckt hatte. Das Haar fiel weich und lockig über ihre Schultern am Rücken hinab.

      »Andere Mütter haben auch Söhne! Du mußt dich nicht verstecken.«

      »Danke, daß Sie mir das gesagt haben. Ich weiß, daß ich nicht die Klasse habe, wie die Frauen von Pierres Vorgesetzten oder Kollegen. Aber vielleicht bin ich doch nicht ganz so häßlich!«

      »So ein dummes Gerede! Schluß jetzt damit! Du nimmst jetzt deine Dokumente und bringst sie runter in meine Wohnung. Hier ist der Schlüssel. Dann packst du deine Koffer. Packe warme Sachen ein. Im Gebirge kann es kühl werden. Ich fahre jetzt zum Flughafen. In einer Stunde bin ich zurück.«

      Frau Bleist streichelte Karin die Wange. Dann griff sie nach dem Koffer und ging hinaus.

      Karin setzte sich in die Küche und schaute sich um. Was gehörte ihr? Pierre hatte alles eingerichtet. Alles war sehr funktional, viel Glas und Edelstahl. Die Kücheneinrichtung erinnerte Karin oft an die Einrichtung in einer Zahnarztpraxis. Ja, es war edel. Aber Karin fehlte die Gemütlichkeit. Sie erkannte, daß es nicht ihr Heim war.

      Ihre persönlichen Dokumente waren alle fein säuberlich geordnet. Karin legte sie zusammen mit einigen Erinnerungsstücken, die sie vor dem Zugriff Pierres gerettet hatte, in einen Koffer und brachte diesen hinunter in die Wohnung zu Frau Bleist. Dann packte sie Koffer.

      Mitten im Packen hielt sie inne. Ja, so wollte sie es machen. Sie packte alle ihre Kleider, Schuhe, Mäntel und Handtaschen in große Plastiksäcke. Dann sortierte sie ihre Bücher aus.

      Als Frau Bleist wieder kam, war der Flur voll von Säcken und Kisten.

      »Aha! Du bist zur Vernunft gekommen! Bravo!«

      Gemeinsam schafften sie Karins Habseligkeitn in die untere Wohnung. Dort, im sehr selten benutzten Gästezimmer, fand sich genug Platz.

      »Was hat er gesagt?«

      »Willst du das wirklich wissen?«

      »Ja!«

      »Er war ärgerlich, weil du nicht selbst gekommen bist. Dann schrieb er einen Zettel. Er hatte viele Wünsche an dich! Ich habe ihn verloren, diesen Auftragszettel, stell dir vor!«

      Dabei blinzelte ihr Frau Bleist zu.

      »So, mein Mädchen! Jetzt bringe ich dich zum Auto, bevor du es dir noch anders überlegst.«

      Karin gab Frau Bleist die Adresse in Waldkogel, wo sie zu finden sei.

      »Ich fahre jetzt noch beim Krankenhaus vorbei und spreche mit Blacky! Sie wird mir freigeben, da bin ich mir sicher.«

      »Viel Glück, Karin, und erhole dich gut!«

      Frau Bleist stand auf der Straße und winkte, bis das Auto um die Ecke bog.

      Marion Schwarz, von allen Blacky gerufen, war nur wenige Jahre älter als Karin. Sie hatte eine steile Karriere gemacht und war jetzt die Oberschwester des Krankenhauses, in dem Karin seit ihrer Ausbildungszeit arbeitete.

      Blacky war froh, daß Karin endlich zur Vernunft kam. Sie genehmigte ihr nicht nur, daß sie alle Überstunden am Stück abfeierte, sondern auch den gesamten Jahresurlaub.

      »Bleib, so lange du willst! Wenn dir die Zeit nicht reicht, dann kannst du auch länger bleiben. Du kannst die Stunden nachholen. Mach dir keine Sorgen, Karin!«

      Sie wünschte der Freundin eine schöne Zeit und viel Glück.

      »Wer weiß, vielleicht findest du dort einen anderen?«

      »Sage so etwas nicht, Karin! Ich will keinen anderen finden, ich will Pierre.«

      Blacky wußte, daß jedes weitere Wort sinnlos war und verabschiedete die Freundin.

      *


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