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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Papierausdrukken.

      Sein Zwillingsbruder betrat das Zimmer.

      »Immer noch bei der Arbeit? Hör doch auf! Das wird heute nichts mehr. Ich habe schon vor drei Stunden Schluß gemacht.«

      »Ich bin eben ganz anders. Ich bleibe dran.«

      »Ist das wieder einer deiner Vorwürfe?«

      »Nein, Jörg, nur eine einfache Feststellung. Wir stecken bis unter die Decke in Arbeit, und du machst pünktlich Schluß, wie immer. So erreicht man nichts!«

      »Wer weiß? Wir haben doch bis jetzt immer alles geschafft.«

      »Ja! Und warum haben wir das geschafft? Weil ich immer bis zur letzten Minute geackert habe!«

      »Wir wären auch so fertig geworden. Du willst dich doch nur mal wieder aufspielen!«

      Jens nahm die Hände von der Tastatur. Er drehte sich auf dem Stuhl herum und schaute seinem Zwillingsbruder ins Gesicht.

      »Wir mögen zwar gleich aussehen. Aber gleich sind wir nicht. Ich war immer der, der viel mehr für alles arbeiten mußte, während dir alles in den Schoß fiel. Das war in der Schule schon so. Verschwinde, du Genie! Laß mich in Ruhe!«

      »Ganz wie du willst. Dann werde ich jetzt zu Beate fahren und sie trösten«, provozierte Jörg seinen Bruder lachend. »Sie hat mich schon dreimal angerufen. Du nimmst ja kein Telefon ab.«

      »Wann ich den Hörer abnehme und mit Beate spreche, ist meine Sache. Beate ist mit mir verlobt. Was wir beide haben, geht dich nichts an. Laß die Finger von Beate, Jörg!«

      »So, meinst du! Klingt, als ob du Angst hättest, sie zu verlieren. Bist doch eifersüchtig, Bruderherz, wie?«

      »Das ist meine Angelegenheit.«

      »Dann kümmere dich auch darum. Also, wenn Beate meine Verlobte wäre, dann würde ich sie auf Händen tragen.«

      »Das ist sie aber nicht. Beate hat sich für mich entschieden. Ich habe schon lange bemerkt, daß dir das nicht paßt. Nicht ich bin eifersüchtig, sondern du! Ich warne dich, treibe keinen Keil zwischen Beate und mich, sonst wirst du es spüren.«

      »Dazu gehören immer zwei. Beate fühlt sich vernachlässigt von dir.«

      »Das hat sie dir anvertraut?«

      Jörg Angermann grinste seinen Zwillingsbruder an.

      »Mehr oder weniger – ja! Sie machte gewisse Äußerungen!«

      Jens sprang vom Stuhl auf und ergriff seinen Bruder vorne am Hemd.

      »Was soll das heißen?« brüllte er.

      »Jungs, werdet ihr nie erwachsen! Was ist jetzt schon wieder los? Wor­über streitet ihr?« Ihre Mutter war ins Zimmer getreten.

      »Laß, Mutter! Das geht nur uns etwas an! Männersache. Du willst, daß wir uns wie Erwachsene verhalten, dann laß uns das hier wie Erwachsene austragen«, zischte Jens, der vor Wut rot im Gesicht war. Wenn es um Beate ging hatte er kein Verständnis. Sein Bruder löste seine Hand.

      »Mutter, ich wollte Jens nur sagen, daß Beate über das Wochenende verreist. Sie wollte es Jens selbst sagen, aber der ging mal wieder nicht ans Telefon. Sie wollte es mit ihm besprechen. Da das aber mal wieder nicht möglich war, habe ich ihr geraten, einfach zu fahren.«

      »Ach, laß mich in Ruhe!«

      Jens Angermann stürmte aus dem Zimmer. Er rannte die Treppe hinauf unter das Dach. Ich muß hier raus, sonst vergesse ich mich, dachte er. Schnell zog er sich um. Er schlüpfte aus seinem dunklen Anzug, den er im Büro trug, in seine lederne Kniebundhose und ein kariertes Hemd. Sein gepackter Rucksack stand im Schrank. Er stopfte noch ein paar Pullover und Wäsche hinein, zog seine Wanderschuhe an und griff nach seiner wetterfesten Jacke.

      Ohne einen Gruß, mit verschlossener Miene, ging er an seiner Mutter und seinem Bruder vorbei.

      »Läufst du mal wieder fort?« rief sein Bruder ihm zu.

      Statt einer Antwort plazierte Jens einen Kinnhaken im Gesicht seines Bruders.

      Wie in Trance stieg Jens in sein Auto und fuhr zum Flughafen. Der nächste Inlandsflug in Richtung Berge war seiner. Er übernachtete im Flughafenhotel und nahm am nächsten Morgen einen Bus in Richtung Waldkogel. Waldkogel war ihm von einem ebenfalls bergbegeisterten Gast in der Hotelbar empfohlen worden, mit dem er ins Gespräch gekommen war.

      *

      Nach zweimaligem Umsteigen erreichte Jens am Nachmittag Waldkogel. Endhaltestelle der Linie war die Haltestelle vor der Kirche, mitten im Ort. Er stieg aus und schaute sich um. Auf dem Kirchplatz standen ein Brunnen und daneben eine Bank. Jens stellte seinen Rucksack ab. Er machte sein Taschentuch am Brunnen naß und wischte sich damit Gesicht und Hände ab. Es war sehr warm. Über dem Ort spannte sich ein wolkenloser Himmel. Eine junge Frau ging über den Platz. In den Armen trug sie mehrere Blumengebinde.

      »Guten Tag!« grüßte Jens freundlich. »Wo kann man hier ein gutes einfaches Quartier für eine Nacht bekommen? Ist die Pension ›Zum Ochsen‹ zu empfehlen?« fragte er und deutete mit einer Kopfbewegung auf das Haus.

      Die junge Frau musterte ihn. Er musterte sie. Sie antwortete nicht gleich. Statt dessen meinte er, einen leichten rötlichen Schimmer auf ihren Wangen zu sehen. Sie wandte den Blick ab.

      »›Zum Ochsen‹, da wirst wirst nix kriegen! Der ist zu der Jahreszeit immer ausgebucht, und einfachere Zimmer hat der auch nicht mehr. Wenn es schlicht sein soll, dann schaust mal beim Baumberger rein. Die Pension liegt am Ende der Straße dort. Ist einfach zu finden. Wenn du jetzt da raufgehst, die Straße, da kannst’s nicht verfehlen. Es ist ein Bauernhof. Sie haben auch ein Schild draußen. ›Beim Baumberger‹ steht drauf.«

      »Vielen Dank für die freundliche Auskunft. Guten Tag.«

      »Grüß Gott!« Sie zögerte und fügte dann hinzu. »Wirst schon noch einen Schlafplatz kriegen. Sag, daß die Franzi dich geschickt hat.«

      »Danke! Noch etwas...«, Jens deutete auf die beiden Berggipfel, die sich majestätisch gegen den blauen Himmel abhoben. »Wie heißen die Berge?«

      »Wir Leut’ aus Waldkogel nennen sie nur ›Engelssteig‹ und ›Höllentor‹.«

      »Klingt lustig!«

      »Lustig ist das gar nicht! Ich wünsch’ dir, daß du nie erlebst, wie es sich verhält mit dem ›Höllentor‹. Und wenn, dann hoffe ich bei Gott, daß die Engel grad’ gegenüber aufsteigen und dich retten können.«

      Jens lächelte die junge Frau an. Sie lächelte scheu zurück und drehte sich dann schnell um. Mit eiligen Schritten ging sie in die Kirche. Jens schaute ihr nach, wie er schon lange keiner Frau mehr nachgesehen hatte.

      Jens bekam ein Zimmer bei den Baumbergers. Er stellte seine Sachen ab und machte gleich einen Spaziergang.

      Er setzte sich auf eine Bank am Almweg und schaute auf das Dorf hinab. Dabei kehrten seine Gedanken immer wieder zu der jungen Franzi zurück. Er nahm an, daß sie Franzi hieß oder so gerufen wurde. Sie war freundlich und hilfsbereit. Er hatte in ihre wunderschönen rehbraunen Augen gesehen. In deren Tiefe hatte er einen ganz besonderen Menschen ausgemacht, mit einem Wesen, wie er es vorher noch nie erlebt hatte.

      *

      »Du kommst spät, Franzi«, bemerkte ihre Mutter. »Hast noch ein wengl geratscht mit dem Pfarrer, wie? Hat er sich über die Blumen gefreut?«

      »Der Pfarrer Zandler läßt dich schön grüßen, Mutter, und bedankt sich für die schönen Blumen.«

      »Das hat so lang gedauert?«

      Franzi errötete. Sie drehte ihrer Mutter den Rücken zu.

      »Hab’ gar nicht bemerkt, wie die Zeit gerast ist. Vielleicht hab’ ich unterwegs ein bissel getrödelt.«

      Ihre Mutter warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. Mit dem Madl ist etwas geschehen, dachte sie. Aber sie war


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