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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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daß du mal mit deiner Schulklasse zu Skiferien in den Bergen gewesen bist. Damals mußt du so alt gewesen sein wie Nicky jetzt. Es hatte dir in den Bergen gut gefallen. Nun ja, jetzt ist Sommer. Aber schön ist es jetzt in den Bergen auch.«

      »Schau dir den Prospekt an.«

      »Waldkogel? Wie bist du auf den Ort gekommen, Mutter? Sieht nett aus.«

      »Ach, die Müllers, bei denen ich putze, die haben da Verbindungen hin. Deshalb war das auch einfacher«, log ihre Mutter einfach. »Dein Zimmer in der Pension ist bezahlt. Sie heißt ›Beim Baumberger‹. Den Gutschein kannst du am Bahnhof gegen eine Rückfahrkarte eintauschen.«

      Interessiert las Katja den Prospekt.

      »Wann willst du fahren?«

      »Ich weiß nicht. Ich muß überlegen. Ich war noch nie alleine in Urlaub. Kann man die Buchung für zwei Wochen nicht umtauschen in eine Woche für zwei Personen oder ein Wochenende für uns alle vier? Wenn wir schon nicht alle zusammen in Urlaub fahren können, dann komm doch wenigstens du mit, Mutter.«

      »Das kommt nicht in Frage, Katja!« protestierte Olga Mehring. »Du fährst und zwar bald. Du sitzt nur noch daheim herum. Ich kann ja verstehen, daß jetzt erst einmal der ganze Druck von dir abgefallen ist nach dem Examen. Aber du weißt nichts mit# dir anzufangen. Du machst nichts. Entweder schläfst du lange oder sitzt irgendwo und träumst. Du gehst nicht aus. Du treibst keinen Sport mehr. So kann das nicht weitergehen mit dir, bis du im Herbst deine Stelle antrittst.

      »Richtig!« mischte sich ihr Vater ein. »Du hast dein Examen als Sportlehrerin gemacht. Aber du machst keinen Sport mehr. Warum gehst du nicht mehr auf den Tennisplatz? Du gehst auch nicht mehr schwimmen. Wenn man dich so anschaut, dann macht man sich Sorgen. Also ich sage, daß du n#ach Waldkogel fährst und zwar bald. Sagen wir übermorgen.«

      »So bald schon?« Katja reagierte entsetzt.

      »Ja, so bald! Katja! Am besten, du gehst gleich rauf in dein Zimmer und fängst an zu packen. Sei aber leise, damit Nicky nicht aufwacht.«

      Ihr Vater blinzelte ihr zu. Katja umarmte ihre Eltern und ging hinauf.

      »Volker, du kannst dir nicht vorstellen, wie schwierig es mit Katja ist, seit dieser Geschichte. Du bist ja seltener daheim als ich. Es ist schlimm, wenn man als Mutter sagen muß, daß man sich freut, wenn die Tochter aus dem Haus ist.«

      »Ich verstehe dich. Ich bekomme es ja häufig am Wochenende mit, wenn ich mal keinen Wochenenddienst habe. Dann die Streitereien zwischen Nicky und Katja! Nun ja! Man wird sehen, wie es ist, wenn Katja zurückkommt. Ich hoffe, daß dann das Thema Liebeskummer erledigt ist. Sie muß eine Entscheidung treffen.«

      »Ja, das muß sie!«

      *

      Katja war abends glücklich in der Pension angekommen. Die Gaststube war voll. Sie saß mit andren jungen Leuten an einem großen Tisch. Schnell war man ins Gespräch gekommen. Als sie erfuhren, daß Katja noch nie in den Bergen gewandert war, nahmen sie sich gleich ihrer an. Es waren alles Bergsteiger, darunter auch ein paar Frauen.

      Sie wollten am nächsten Tag den ›Engelssteig‹ erklimmen und luden Katja ein, mitzukommen. Katja lehnte aber ab. Sie war selbst Sportlerin genug, um zu wissen, daß sie als Anfängerin nur eine Belastung für sie wäre.

      »Dann kommst du mit bis zur Berghütte, Katja. Wir setzen dich da ab und gehen dann weiter und steigen auf. Abends sind wir zurück. Wir werden alle auf der Berghütte übernachten. Die ist eigentlich noch nicht eröffnet, aber der Toni macht bestimmt eine Ausnahme.«

      »Gut, überredet.«

      Am nächsten Morgen zogen sie kurz nach Sonnenaufgang los. Es war eine Gruppe von acht Personen, Katja eingeschlossen. Sie hatten viel Spaß unterwegs beim Aufstieg bis zur Berghütte.

      Als sie ankamen, war nur der Alois da. Der kümmerte sich gleich um Katja. Die anderen zogen weiter. Katja setzte sich vor die Hütte in die warme Morgensonne. Ihr Blick ruhte auf der schönen Landschaft. Von Zeit zu Zeit sah sie durch das Fernglas und schaute nach der Gruppe, die sich langsam den Berg hinaufarbeitete.

      »Kannst mir auch mal das Glas geben, Madel?« fragte Alois.

      »Die kommen gut voran.«

      »Ja, ja! Aber mich interessiert die andere Richtung mehr. Der Toni wollte schon längst wieder hier sein. Er ist runter zur Oberländer Alm. Dort wollt er Milch, Käse und Eier holen. Ich wundere mich, daß er noch nicht da ist.«

      Der Alois setzte das Glas ##vor die Augen.

      »Der kommt ja allein mit dem Bello! Der Toni ist net dabei! Mei, des gibt’ ja gar net. Mei, da wird doch nix passiert sein?«

      Alois gab Katja das Fernglas zurück. Er griff nach seinem Wanderstab und seinem alten Filzhut mit dem großen Gamsbart.

      »Madl, da stimmt was net! Da muß ich mal runter. In der Glut vom Kamin stehe eine Kanne mit Kaffee, wenn’ts magst. I bin bald zurück.

      Kaja sah Alois nach. Mit bedächtigen Schritten, vorsichtig Fuß für Fuß setzend, ging der alte Mann den schmalen Pfa#d hinab. Katja sah ihm lange nach, dann wurde sie schläfrig. Sie schloß die Augen und döste in der Sonne.

      Hundegebell weckte sie auf. Sie hielt die Hand über die Augen und schaute sich um. Bello, der Neufundländer, stürmte über das steinige Geröllfeld. Eine markante Männergestalt kam langsam den Pfad hinab. Er trug einen großen Rucksack auf dem Rücken und noch zwei weitere in den Händen. Den Hut hatte er tief in das Gesicht gezogen.

      Neugierig schaute Katja durch das Fernglas. Ihre Augen weiteten sich. Sie setzte das Glas ab und schüttelte den Kopf, so als wollt#e sie ein Trugbild abschütteln. Da schaute sie erneut durch. Ihr Herz klopfte. War es Gino? War es wirklich Gino? Das konnte doch nicht sein? Nein – aber diese Ähnlichkeit. Katjas erster Gedanke war Flucht. Doch wo sollte sie hin? Hinauf in die Berge? Das war unmöglich. Der einzige Weg hinunter ins Tal war ihr versperrt. Da kam dieser Mann herauf, der genauso wie Gino aussah. Katja wollte aufstehen und sich in der Berghütte verstecken. Doch irgendwie schaffte sie es nicht. Sie zog die Kapuze ihres Anoraks tief ins Gesicht, ihren Schal über das halbe Gesicht und stellte sich schlafend.

      Vielleicht war das eine Fata Morgana? Ich muß so etwas wie Höhenrausch haben. Das muß von der dünnen Luft kommen. Nein, nein, es kann unmöglich Gino sein. Sie versuchte nachzudenken. Wie sollte er hierher gekommen sein und was machte er hier?

      Waldkogel, Berghütte, die Reise! In Mahematik hatte Katja immer Schwierigkeiten gehabt. Doch jetzt konnte sie Eins und Eins zusammenzählen. Na warte, wenn ich heimkomme, dachte Katja und beschloß, ihn zu ignorieren.

      Sie hörte, wie er die paar Stufen zur Terrasse vor der Hütte heraufkam und dann in die Hütte ging. Es bestand kein Zweifel. Es war Gino der Stimme nach zu urteilen. Er sprach mit Bello. Er stellte dem Hund einen Napf mit Wasser ins Freie.

      »Da, trink schön, Bello! Wirst durstig sein!«

      In der nächsten halben Stunde hörte sie allerlei Geräusche aus der Hütte. Ah, er wird die Rucksäcke auspacken. Jeder Muskel von Katjas Körper war bis zur Schmerzwelle angespannt. Ihr Herz raste. Winzige kleine Schweißperlen näßten ihren Haaransatz. Ihr ganzer Körper glühte. Am liebsten wäre sie zu ihm gegangen und hätte sich in seine Arme geworfen. Jede Zelle ihres Körpers, jede Pore sehnte sich nach ihm. Sie lechzte nach seiner Nähe und konnte seine Berührung kaum erwarten.

      Nur mit eiserner Diszipllin konnten sie dagegen ankämpfen. Sie rief sich immer wieder sein Verhalten ins Gedächtnis. Er ist gewissenlos, verantwortungslos, verschwenderisch, unzuverlässig, arrogant, überheblich, sagte sie sic#h in Gedanken vor. Er ist unstet, bringt nichts zu Ende, weicht Problemen und Schwierigkeiten aus. Er ist ein verwöhntes Söhnchen von Neureichen, der mit goldenem Löffel im Mund aufgewachsen ist, ohne das er dafür selbst etwas leisten mußte, betete Katja sich vor. Aber ihre Gefühle für ihn bekam sie durch diese Litanei nicht in den Griff. Katja litt unbeschreiblich, zwischen den Gefühlen auf der einen Seite und der Vernunft auf der anderen Seite. Sie seufzte und schaute hinauf zu den ewigen Gipfeln der Berge,


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