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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Mark! Das habe ich ja ganz vergessen. Ich fahre ein paar Tage in die Berge. Ich brauche Ruhe. Meine Eltern machen mir Streß. ›Tina, wann lernst du? Tina, du lernst nachts zu lange! Tina da, Tina dort!‹ Das nervt ganz schön. Ich will mich für ein Stipendium bewerben. Das habe ich dir ja schon gesagt. Seit Tagen sitze ich schon über diesem Papierkram.«

      »Kannst dich gerne auch bei mir einquartieren, Tina. Mein Zimmer im Studentenwohnheim ist zwar klein. Aber ich teile gern das Bett mit dir. Tagsüber bin ich ja im Labor, dann könntest du den Schreibtisch nutzen.«

      »Danke für dein Angebot. Ich will aber in die Berge.«

      »Was du an den Bergen findest, ist mir zwar schleierhaft, aber wenn es dir Freude macht, dann muß ich es wohl hinnehmen. Wann bist du wieder zurück?«

      »Kann ich nicht sagen. Meine Handynummer hast du ja!«

      Sie küßten sich flüchtig. Dann stieg Tina schnell ins Auto. Sie winkte Mark noch einmal unverbindlich zu und fuhr ab.

      Mit jedem Kilometer, den ihr altes Auto auf der Autobahn hinter sich ließ, wurde Martina etwas freier. Das bedeutete nicht, daß ihr Problem kleiner geworden war. Nein, es war immer noch da. Es war nur so, daß sie jetzt weder ihren Eltern noch Mark in die Augen sehen mußte. Sie wollte allein sein. Sie mußte allein sein. Es war ihr Leben. Sie mußte es überdenken. Sie ganz allein war dafür verantwortlich. Sie mußte eine Entscheidung treffen, die ihr niemand abnehmen konnte. Sie hatte sich bewußt dem Einfluß ihrer Eltern und Mark entzogen.

      *

      Spät abends kam sie an. Sie kannte sich in der Gegend gut aus. Schon oft hatte sie ihren Urlaub dort verbracht. Sie hielt vor einem Gehöft. Die Haustür ging auf und die alte Bäuerin kam heraus.

      »Mei, die Tina! Willst mal wieder wandern gehen?«

      »Ja, Bäuerin! Ich will fragen, ob ich mein Auto da bei dir stehen lassen kann?«

      »Ja, freilich! Des hast doch schon oft so gemacht. Komm rein! Die eine kleine Kammer is noch frei.«

      »Danke, Bäuerin. Ich würde aber lieber im Heu schlafen.«

      »Dann mach’s! Bist ja schon immer ein richtiges Naturkind gewesen. Hast Hunger? Willst was essen?«

      »Ich habe unterwegs gegessen, an einer Tankstelle mit Raststätte. Da hab’ ich mir auch Proviant gekauft.«

      »Dann wünsche ich dir eine schöne Zeit. Wie lange willst dein Auto stehen lassen?«

      »Ich weiß noch nicht. Ich habe Semesterferien und viel Zeit. Kann schon sein, daß ich ein paar Wochen von Berghütte zu Berghütte wandere. Mußt dir keine Gedanken machen. Ich gehe schon nicht verloren.«

      »Das weiß ich doch. Du kennst im weiten Umkreis die Berge so gut wie deine Westentasche. Dann wünsche ich dir eine schöne Zeit. I hab’ mich gefreut, dich mal wiederzusehen. Wenn du dein Auto holst, dann hast aber Zeit für ein Schwätzchen, oder?«

      »Bestimmt. Ich rede doch gern mit dir, Bäuerin. Das weißt du. Nur jetzt nicht. Ich bin müde. Es war eine lange, anstrengende Fahrt.«

      Tina drückte der alten Bäuerin einen Geldschein in die Hand.

      Dann verzog sie sich auf den Heuboden über dem Stall. Sie atmete die warme Luft ein, die vom Stall aufstieg, und hörte das Vieh. Sie lag im weichen Heu, schaute durch die offene Luke des Heubodens hinaus in die Nacht. Der Mond stand groß und silbern über den Bergen. Die Sterne leuchteten. Vom Kirchturm her schlug die Turmuhr. In ihrem Herzen fühlte Tina eine Geborgenheit, die sie daheim niemals verspürte. Ein Gefühl des Trostes senkte sich in ihr kummervolles Herz. Sie war sich sicher, daß sie einen Weg finden würde. Es wird eine Lösung geben, die gut sein wird. Martina fühlte zum ersten Mal wieder Zuversicht und Frieden, seit sie Gewißheit hatte, daß ihr Leben nie wieder so sein würde, wie es einmal war.

      Eine kleine Katze suchte Martinas Nähe. Sie war wirklich sehr klein und zitterte vor Kälte. Martina steckte sie unter ihre Strickjacke und hielt sie warm. Nach einer Weile beruhigte sich das Tier und fing an zu schnurren. Liebevoll bettete Martina ihren kleinen Schützling neben sich ins Heu. Sie deckte die Katze mit einem Pullover zu.

      »Schlaf gut, kleine Mieze! Träume etwas Schönes. Träume davon, daß du eine große, starke Katze bist und viele Mäuse fängst.«

      Das Schnurren der kleinen Katze sang Martina in den Schlaf.

      *

      In der ersten Morgendämmerung krähte der Hahn und weckte Martina auf. Sie setzte sich auf und zupfte sich das Heu aus den Haaren. Die kleine Katze war noch immer da. Jetzt schrie sie. Martina konnte sie jetzt genauer sehen, als das nachts im Mondenschein möglich gewesen war. Sie war höchstens acht Wochen alt und sehr mager. Es war ein kleiner Kater, wie sich Martina vergewisserte. Als studierte Biologin kannte sie sich aus.

      »Weil dein Fell überwiegend schwarz ist, nenne ich dich Mohrle«, flüsterte Martina ihm zu.

      Die alte Bäuerin ging über den Hof. Martina raffte ihren Rucksack zusammen und stieg dann hinunter in den Stall.

      »Bist ja noch da, Madl. Hast gut geschlafen im Heu?«

      »Himmlisch gut.«

      Mohrle war Martina nachgelaufen und stand kläglich maunzend in ihrer Nähe.

      »Ich glaube, er vermißt seine Mutter«, bemerkte Martina. »Er wird Hunger haben. Vielleicht hat er sich verlaufen.«

      »Der wird sie schon wiederfinden. Kann auch sein, daß die tot ist. Gestern ist wieder eine Katze überfahren worden. Des macht nix. Es gibt ohnehin zu viele.«

      »Dann wird er verhungern.«

      »Des wird er net. Und wenn? Katzen gibt’s genug.«

      Die Bäuerin sah den entsetzten Blick in Martinas Augen.

      »Darum mußt du dich net sorgen. Katzen gibt’s eh zuviel.«

      »Gut, wenn die Katze niemand gehört, dann nehme ich sie mit, Bäuerin.«

      »Bist narrisch, Madl? Was willst du mit einer Katz?«

      Martina war ärgerlich und antwortete, indem sie den Dialekt nachzuahmen versuchte.

      »Des geht dich nix an, Bäuerin. Des ist mei Sach!«

      Martina band die Kordel im Bund ihres Anoraks fest zu. Dann steckte sie Mohrle einfach vorne hinein. Wenn er wollte, konnte er durch den halbhochgezogenen Reißverschluß hinaussehen. Der kleine Kater begriff sofort, daß er eine Beschützerin gefunden hatte und begann zu schnurren.

      »Bist narrisch, Madl!« sagte die Bäuerin noch einmal.

      Martina nickte ihr nur zu und ging dann fort.

      Sie wanderte aus dem Dorf hinaus. Hinter dem letzten Gehöft schlug sie den ihr bekannten Weg in die Berge ein. Nach drei Stunden erreichte sie die erste Almhütte. Dort rastete sie und kaufte etwas Rahm für ihren Kater. Mohrle leckte eifrig.

      Ein weites Stück des Weges folgte ihr die kleine Katze wie ein Hund, dann trug Martina sie wieder.

      Die junge Frau war froh, einen Gefährten zu haben, und sie ging ganz in dem Gefühl auf, diese kleine magere Kreatur vor dem sicheren Tod bewahrt zu haben.

      Die nächsten Tage vergingen. Martina wanderte von Hütte zu Hütte. Mohrle lernte, im offenen Rucksack zu sitzen und von dort die Aussicht zu genießen. Sie teilte mit ihm ihre Fleischpflanzerl und gab ihm Butterflocken, Milch und Rahm zu essen. Mohrle wurde zusehends kräftiger. Wenn Martina unterwegs rastete, rannte er oft fort. Er kam aber immer wieder zurück.

      Auf den Hütten erregte Martina ziemliches Aufsehen mit ihrem ungewöhnlichen Wandergefährten. Doch den Spott und die Sticheleien verschiedener Bergkameraden am Hüttenfeuer nahm sie gelassen hin.

      So vergingen drei Wochen.

      *

      Es war mitten in der Nacht, als Toni und Anna durch lautes Klopfen an der Hüttentür aus dem Schlaf gerissen wurden. Toni


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