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Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman. Friederike von BuchnerЧитать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 1 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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wird auch das Futter für das Federvieh aufbewahrt. Die Tür mußt immer wieder fest zumachen. Die Viecher sollen sich auf der Wiese sattfressen im Sommer. Das Kraftfutter kriegen sie nur zusätzlich. Einmal hat jemand die Tür aufgelassen, das hat großes Chaos gegeben.«

      Martina nickte nur und ging los. In dem Raum fand sie auch ein paar kleinere Gummistiefel. Sie zog sie an. Dann machte sie sich an die Arbeit. Wortlos und ernst sammelte sie die Eier ein, ließ die Gänse auf die Wiese, öffnete das Türchen des Entengeheges und schaute ringsum nach dem Rechten.

      Als sie damit fertig war, ging sie in den Kuhstall. Friedel war schon lange mit dem Melken fertig und hatte die Kühe auf die Wiese getrieben. Er mistete den Stall aus. Martina griff nach einer Mistgabel und fing am anderen Ende des Stalls an. Sie sah nicht, wie Friedel sie heimlich anerkennend beobachtete.

      »Danke, Martina. Den Mistkarren kannst stehen lassen. Das mach ich dann. Gehst jetzt Frühstück machen? Die Mutter ist auch schon auf.«

      Martina sagte nichts. Sie wechselte die Schuhe und ging hinein.

      »Guten Morgen, Bäuerin. Ich wußte nicht, was ich machen sollte. Da hab’ ich Friedel geholfen.« Martina stellte die Eier ab.

      »Ist schon recht so. Es war ein bissel spät mit uns zwei gestern abend. Da hab’ i heute morgen verschlafen. Daran merk i, daß ich nimmer die Jüngste bin. Jetzt wird erst mal gefrühstückt. Dann zeig i dir alles im Haus.«

      So geschah es dann auch. Die Sommerhalder-Bäuerin war nett und geduldig mit Martina. Martina gab sich große Mühe und fügte sich schon nach kurzer Zeit reibungslos in den Haushalt auf dem Sommerhalder Hof ein.

      »Macht sich ganz gut, die Martina«, bemerkte Friedel, als er einmal mit seiner Mutter alleine war.

      »Ja, das tut sie wirklich. Sie ist auch ein angenehmer Mensch. I denk’ schon jetzt mit Bedauern daran, wenn sie wieder fortgeht. Doch da is nix zu ändern. Bis dahin wird mein Knie auch noch viel besser sein, dann muß es wieder alleine gehen. I merk des schon, daß die Martina da ist. Des ist doch eine Erleichterung.«

      »Ja, des is es. I hab’ auch den Eindruck, daß es ihr bei uns ganz gut gefällt. Hat sie schon was gesagt?«

      »Naa, Bub! Des hat s’ net. Des Madl, des spricht wenig. Sie is wirklich sehr still. Manchmal hab’ ich den Eindruck, die is mit ihren Gedanken ganz weit fort.«

      »I versteh’ net. Der gefällt es doch in den Bergen so gut. Warum bleibt sie dann net für länger?«

      »Des kann i dir net sagen, Friedel. Da mußt sie schon selbst fragen. Ja mei, die wird halt ihre Gründe haben. Des geht uns nix an. I bin froh, daß i eine Hilfe hab’ und will s’ net verärgern. Ihr Privatleben, des geht uns nix an. Warum bist du so interessiert?«

      »Mei, Mutter! Weil i eben seh, daß sechs Hände mehr schaffen als vier Hände. Wenn’s jetzt Feierabend is, dann sind wir fertig. Zum Abendläuten sitzen wir beim Abendessen, wie sich das gehört. Das gefällt mir schon. Es ist eben so, wie es sich gehört auf einem Hof. Ja mei, i hab’ mich auch an die Tina gewöhnt. Sie hat eine liebe Art. I schätz das.«

      Trudel Sommerhalder warf ihrem Sohn einen Blick zu. Sie machte sich ja auch so ihre Gedanken, Gedanken über die junge Frau, die sich so still und fleißig eingefügt hatte, als sei sie schon immer dagewesen. Sie machte sich so ihre Gedanken über ihren Sohn Friedel, der jetzt sah, wie es wäre, wenn eine junge Bäuerin auf dem Hof wäre. Sie hatte die verschlüsselte Botschaft ihres Sohnes schon vernommen. Er mochte Martina.

      *

      Es war Sonntag. Trudel Sommerhalder und ihr Sohn Friedel kamen aus der Kirche. Martina hatte inzwischen das Mittagessen gekocht. Es gab echt bayerische Leberknödel mit Kraut und Kartoffelbrei, dazu eine schöne Specksoße. Als Nachspeise hatte Martina einen Apfelstrudel mit Vanillesoße gemacht.

      Die junge Frau war gerade dabei, den Tisch abzuräumen, als Friedel sie ansprach.

      »Ich wollte heute nachmittag zum Forsthaus, den jungen Hund abholen. Hättest Lust, mit mir zu kommen, Tina?«

      Die Sommerhalderin sah die Überraschung und die Angst in Martinas Augen, die Friedel schnell den Rücken zudrehte. Noch mehr überraschte sie es, daß ihr Friedel Martina angesprochen hatte. Sie hätte gern etwas gesagt, hielt sich aber zurück.

      »Na, wie ist’s, Tina? Oder hast schon was anderes vor?«

      Martina zögerte noch immer.

      »Ich danke dir für die Einladung, Friedel. Ich habe für heute nachmittag nichts vor.«

      »Das heißt, du kommst mit?«

      »Nein, Friedel! Ich möchte nicht.«

      »Warum? I denk, du magst Tiere, und es würde dir eine Freude sein, wenn i den jungen Hund hole. Na, genau kann i des eigentlich noch net sagen, daß i den holen tu. Vielleicht laß ich den Welpen noch eine Zeitlang bei der Mutter. I will auf alle Fälle mal zum Forsthaus. Du willst wirklich net mitkommen?«

      »Es ist nicht so, Friedel, daß ich nicht will. Ich kann nicht.«

      Ratlos schaute Friedel seine Mutter an.

      »Kannst du mir das erklären, Mutter? Die Tina hat nix anderes vor. Sie will auch – aber sie sagt, sie kann nicht. Das verstehe, wer will.«

      »Mei, das ist doch allein die Sach’ von Tina. Die hat schwer gearbeitet die Woche. Vielleicht ist ihr des eben zuviel.«

      »Genau das ist es, Friedel. Ich wollte mich etwas in den Garten setzen und lesen.«

      »Mmm! Na, dann eben ein anderes Mal.«

      Man konnte Friedel die Verstimmung und Enttäuschung ansehen. Er griff nach seiner Sonntagsjacke und seinem Sonntagshut mit dem großen Gamsbart und verließ kopfschüttelnd die Küche.

      »Bäuerin, ich wollt den Friedel nicht verärgern. Er hat es bestimmt gut gemeint.«

      »Des weiß ich doch. Mach dir keine Gedanken.«

      Dann spülte Martina das Geschirr. Trudel trocknete ab. Die Bäuerin beobachtete Martina genau. Sie hatte wieder den Eindruck, daß diese mit den Gedanken ganz weit fort war.

      *

      Gertrud Sommerhalder war am Nachmittag zu einer Nachbarin gegangen. Es war still auf dem Bauernhof am Sonntagnachmittag. Martina saß mit einem Buch unter dem Apfelbaum im Garten hinter dem Haus. Sie versuchte zu lesen, konnte sich aber nicht konzentrieren. Immer wieder mußte sie an Friedels Einladung denken, ihn zum Forsthaus zu begleiten. Zu gerne hätte sie die jungen Hunde gesehen. Aber sie hatte es sich versagen müssen. Sie war jetzt schon einige Zeit auf dem Sommerhalder Hof. Ein paarmal hatte es Anspielungen gegeben. Die Bäuerin war im Anfang von den Nachbarinnen gefragt worden, ob die junge Frau Friedels neue Freundin war. Trotz der Beteuerungen Trudels verstummten die Gerüchte nicht. Martina dachte nach. Wußte Friedel von den Gerüchten? Wie stand er dazu? Wenn er es wußte, dann machte er sich nichts daraus. Jedenfalls nahm sich Martina vor, in Zukunft noch vorsichtiger zu sein. Je weniger man sie und Friedel zusammen sah, desto besser war es für Friedel. Sie wollte ihn nicht ins Gerede bringen. Es wäre einfacher, wenn ich mit ihm und Trudel über die Sache sprechen könnte, dachte Martina. Aber sie konnte es nicht. Sie hatte niemanden, dem sie ihren Kummer anvertrauen konnte. Sie fühlte sich so einsam und allein. Tränen rannen ihr über das Gesicht. Sie weinte still in ihr Taschentuch.

      Dann hörte sie Schritte. Martina schaute auf. Friedel kam durch den Garten.

      »Du weinst?«

      »Unsinn! Ich habe etwas in die Augen bekommen.« Ihre Stimme klang hart. »Es sind so viele Vögel in der Baumkrone.«

      Friedel sah sie prüfend an. Dann schaute er nach oben in die Krone und nickte.

      »Kann i mich zu dir setzen?« fragte er etwas verlegen und drehte dabei den Hut in seinen Händen.

      »Das ist der Garten des Sommerhalder Hofes. Da kann ich wohl schlecht nein sagen, oder?«

      »Du bist recht scharf mit deinen Antworten, Tina!«


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