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Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer. Ludwig GanghoferЧитать онлайн книгу.

Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer - Ludwig  Ganghofer


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leuchtende Nebel aus der grünen Flut, sie verwandeln sich in weiße Glieder, in den Leib eines zauberschönen Weibes, das lachend die Arme öffnet und das Goldhaar löst zu flatternden Strähnen. Wie die Wünsche der Sünde, wie die Bild gewordenen Gedanken dieses begehrenden Weibes, so quillt es hervor aus dem fliegenden Gold dieser Haare: die taumelnde Lust mit gefülltem Becher, das Gewimmel eines Mänadenzuges, der lorbeergeschmückte Held im Blut des erschlagenen Feindes, der Reiche in gleißendem Prunk, der Mächtige, dem sich die Sklaven beugen, der Starke, der Felsen schleppt zum Bau einer Pyramide, ein stürmender Reitertrupp in blitzenden Panzern, ein Adler, der sich mit breiten Schwingen von einem zerrissenen Lamm erhebt, ein jagendes Gewimmel von Gestalten bis in weite Ferne, in der man Paläste und Türme sieht, eherne Tore und steinerne Mauern.

      Mit stillen Augen blickt der milde Gärtner in das Glanzgewirr dieser Bilder. Sie locken ihn nicht. Schützend umschlingt sein Arm den erschrockenen Knaben, und man sieht: er will sich bücken, um den schmachtenden Zweig in nährende Erde zu legen, wie er das dürstende Herz des Kindes erquickt aus dem Born seiner Güte. Dieses Werk der Liebe gilt ihm höher als alle Herrlichkeit der Welt. – –

      Das war die »Versuchung«, vor der sich in der Stadt die Menschen drängten, während im öden Atelier die einsame Frau vor der kahlen Mauer saß.

      Ihre Tränen waren versiegt, ein glückliches Lächeln verschönte ihre welken Züge, und wie in Andacht betend hielt sie die Hände im Schoß, während ihre Augen mit bewunderndem Schauen an der leeren Mauer hingen.

      Breit fiel die Maisonne durch das schräge Mansardenfenster, und manchmal huschte etwas wie ein dunkler Falter durch die Helle – der Schatten einer heimkehrenden Schwalbe, die draußen in der Sonne das stille Dach umflog.

       Fußnoten:

      1 Ach, Jean, sehen Sie doch, ein fürstlicher Jäger! Und solch ein prachtvoller Riese! Ein echter Tiroler, nicht wahr? Ein Rassentyp! Und so hübsch, daß sich die Weiber auf der Straße nach ihm umdrehen müssen.

      2 Ach, wie reizend! Wie drollig das alles ist! Jean, Jean, wir wollen lustige Streiche nach dem Dutzend machen, hier in der Sommerfrische!

      3 Mir ist das ganz egal, ob man da hingehen kann oder nicht. Sie werden mich hinführen, Jean, nicht wahr?

      4 Sehen Sie doch, Jean, was er für hübsche Haare hat! Die sehen aus, als wären sie riesig vergnügt.

      5 Der gefällt mir! Ach, der gefällt mir! Aber! Achtung jetzt!

      Das Gotteslehen

       Inhaltsverzeichnis

       1

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       Inhaltsverzeichnis

      Mit rotem Laub, in der klaren Sonne standen die herbstlichen Ulmen und Buchen rings um das kleine Blockhaus her und sperrten mit dem Netzwerk ihrer tausend Äste und dem Flammengewirr der farbigen Blätter alle Fernsicht. Man sah nur den blauen Himmel in der Höhe, in weiter Runde nur die weißen Spitzen der Berge.

      Über jene steilen Zinnen war, ein Vorbote des nahenden Winters, schon der erste Schnee gefallen, während auf den tieferen Gehängen noch die letzten Blumen des Herbstes blühten. Der kalte Nachtreif hatte die zarten Spitzen ihrer Blätter schon versengt, doch in ihren Kelchen war noch Honig. Die Bienen, deren Stöcke unter dem vorspringenden Moosdach des Blockhauses geborgen standen, flogen emsig ab und zu. Dieser stete Immensang, gepaart mit dem Murmeln eines dünn laufenden Brunnens, umschwebte wie leise Musik das niedere Dach und alle Balkenmauern des kleinen, grau verwitterten Hauses, welches einsam stand, menschenferne, versunken im Bergwald.

      Das Haus eines Jägers. Neben dem Brunnen waren Wildfelle zum Trocknen über Stangen gespreitet und über der Tür, zu beiden Seiten eines hölzernen Kreuzes, waren gebleichte Luchsköpfe und Bärenhäupter an die Balken genagelt. Vor der steinernen Schwelle lag ein weiß und braun gefleckter Jagdhund in der Sonne; blinzelnd und mit den Ohrlappen zuckend hielt er in Wohlbehagen den Hals auf die vorgestreckten Pfoten geschmiegt; manchmal hob er den Kopf, spähte funkelnden Blickes in den Wald, als hätte er den Tritt eines ziehenden Wildes vernommen, und blickte zu der alten Frau empor, die spinnend auf der Hausbank saß. Die Greisin achtete des Hundes nicht. Sie spann und spann, mit vorgebeugtem Haupt, so daß ihr die grauen Zöpfe über die Brust hingen. Faltig umschloß eine Kutte aus blauem Hanftuch den von Alter gebeugten Leib. Das Gewand ließ die hageren Arme nackt, und während die eine Hand den halb schon abgesponnenen Rocken hielt, zog die andere ohne Rast den Faden und ließ in der Luft die schwere Spindel tanzen.

      Da klang über dem Moosdach ein ächzender Vogelschrei und lautes Flattern. Langsam blickte die Greisin auf und sah einen Habicht mit der weißen Taube, die er geschlagen, im Wald verschwinden. »So fliegt der Tod um und frißt uns auf!«

      Als wollte das atmende Leben diesem trübseligen Worte widersprechen, tönte in diesem Augenblick, vom spielenden Windhauch halb verweht und doch getragen, der klare Hall einer singenden Mädchenstimme vom höheren Wald herunter, jeder Laut das Zeugnis einer Herzensfreude, die sich äußern muß, weil ihr die Brust zu eng geworden.

      Die Greisin hob lauschend das Gesicht. »Daß die noch singen kann?«

      Da ließ sich Geräusch im Haus vernehmen, »So, Herr! Und jetzt das Schießzeug noch!« sagte eine Männerstimme. »Die Bolzen sind geschärft und neu gefiedert, sie fliegen über hundert Gang. Nur gut hinhalten! Und denk, daß der Hirsch im Zwielicht allweil näher steht, als wie’s den Anschein hat. Wenn du gut achthast auf alles, mag’s wohl gelingen, daß du einen weidgerechtem Schuß tust.«

      »Den Schuß ins Herz oder keinen!« erwiderte eine jugendliche Stimme von so versunkenem Klang, wie eine Glocke tönt, an die man sacht mit der Hand geschlagen.

      Schwere Schritte kamen zur Tür, und Hilpot, der alte Jäger, trat über die Schwelle. Sein furchiges Gesicht versank in dem grauen Bart, der mit struppigem Haar in eins verwuchs und gleich einer gestutzten Mähne den Kopf umstarrte. Vom Fuchsfell, mit dem die stämmigen Beine umschnürt waren, hingen zerrissene Lappen nieder, und das ärmellose Lederwams war schwarz und brüchig. Eine klobige, schwer gebeugte Gestalt, verwittert vom Winter, vom Sturm der Berge, verwildert in der Einsamkeit. Vor dreißig Jahren hatte Hilpot mit Hanna, seinem Weib, dieses im Wald verlorene Haus bezogen. Weil das Waldgeräumte, auf dem es stand, sich von allen Gehängen des Göhl am weitesten hervorschob, nannten es die Leute das »Vorder Eck«. Und seit dreißig Jahren hütete Hilpot die Gemsen und Hirsche, die in reicher Zahl die Felsen und


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