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Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer. Ludwig GanghoferЧитать онлайн книгу.

Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer - Ludwig  Ganghofer


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der Armbrust und mit gewäppeltem Rock. Und mit der Hoffart hat ihn das Kloster eingefangen. Zu jeder Festlichkeit ist er geladen worden, zum Gejaid und zur Falkenbeiz, zu jedem Liebeshof und Singertag, gradso wie die Lehensherren des Klosters. Und ist er geladen worden, so hat’s geheißen: der freie Herr von Mitteralben und Vordereck. Das hat er gern gehört. Aber das halbe Gut ist draufgegangen beim Herrenspielen. Selm bin ich ein Bub in die zwanzig Jahr gewesen. Es hat mich gewurmt in tiefster Seel, wenn ich merken hab müssen, wie die Klosterherren hinter meinem Vater herlachen. Und oft, bei aller Lieb, hab ich ihm ein grades Wörtl gesagt. Er hat nit hören mögen. Ein Herr heißen, ist seine ganze Freud gewesen. Und arg verdrossen hat’s ihn, daß er bei jeder Festbarkeit den Lehensherren den Fürtritt hat lassen müssen. Und einmal, bei einem Singertag im Kloster, wie der wieder auf dem letzten Sessel hat sitzen müssen, ist ihm der Zorn gekommen, daß er geschrien hat: ›Ich bin so gut ein Lehensmann wie der Hallturner und der Vogt vom Hangenden Stein, ich bin ein besserer noch, mein Lehensherr ist der mächtigste von allen Fürsten, der liebe Gott, der alles in der Welt gemacht hat und von dem ich mein freies Gut und Eigen zu Lehen hab.‹ Da hat’s ein Lachen gegeben als wie beim Fasnachtspiel. Herr Konrad, der Propst, hat Schweigen geboten und hat meinen Vater beim Wort genommen, wie der Falk einen Zeisig faßt. Ein Lehensmann des lieben Gottes? Wo ist der Lehensbrief? Wann hast du den Lehenseid geschworen? Und da haben sie meinen Vater niederknien lassen auf ein seidenes Kissen, und es hat der Propst an Gottes Statt den Eid von ihm genommen und im Namen Gottes haben sie den Lehensbrief gesiegelt. Für die Klosterherren ist’s eine lustige Mummerei gewesen, bei der sie ihren Nutzen gesehen haben. Für meinen Vater und für mich ist’s böser Ernst geworden. Mein Vater in seiner blinden Freud hat beim Festmahl zu tief in den Krug geschaut, in der Nacht auf dem Heimweg hat er mit dem Roß einen schiechen Sturz getan, und drei Tag später ist der gute Lehensgesell des lieben Gottes ein toter Mann gewesen.«

      »Greimold! Und du?«

      »Am Gedingtag haben sie mich im Namen Gottes auf Einhalt meiner Lehenspflicht geklagt. Der Viztum hat ihnen recht gegeben, denn der Lehensbrief ist geschrieben gewesen, gesiegelt und von meines Vaters Hand gekreuzet. So hab ich wählen müssen, entweder der Lehensmann im Gotteslehen zu bleiben, oder –« Mit bitterem Lachen blickte der Bauer zum Himmel auf. »Oder es hätt mir geschehen können, daß mein Lehensherr sell droben das Lehen einem anderen gibt, der dem Himmel, will sagen dem Kloster besser ansteht. Wär’s um mich allein gegangen, ich hätt’s drauf ankommen lassen, ob ich mein Recht als freier Bauer nimmer finden könnt und wär zum Kaiser gegangen und hätt mich gewehrt bis aufs Blut. Aber selm ist eine Magd auf unserem Hof gewesen, die Alheid. Der bin ich von Herzen gut geworden. Dem braven Mädel zulieb hab ich fünfe grad sein lassen, bloß daß ich heuern hab können. Den ›Herren von Mitteralben und Vordereck‹ hab ich zu meines Vaters schönem Gewand in die Truhen gesperrt und bin ein Bauer geblieben mit meiner Bäuerin. Dem Frieden zulieb hab ich an jedem Ostertag meinem himmlischen Lehensherrn, will sagen dem Kloster, eine Gab in die Kirch getragen. Allweil hab ich’s gern getan. Ich hab gemeint, ich müßt meinem Herrn da droben dankbar sein. Hat er mir doch ein liebes Weib geschenkt und ein herzliebes Kind.« Der Wald wurde lichter.

      »Jetzt haben wir nimmer weit«, sagte der Bauer, »schau, sell drüben kannst du dem Hilpot seinen Hag sehen.«

      Irimbert legte dem Gotteslechner die Hand auf die Schulter. »Laß uns noch bleiben, Greimold! Du sollst mir alles sagen! Auch wie deine Jutta das Licht verlor.« Sie ließen sich am Wegsaum nieder.

      »Ein paar Jahr ist Ruh gewesen, und ich hab mich freuen können an meinem Hausglück. Und hab schon gemeint, es tät so bleiben. Da haben die da drunten wieder angefangen. Warum ich meine Gottessteuer an Ostern bring? Das wär gegen allen Brauch. Ich sollt halbjährig steuern, am Michelstag und an Lichtmeß, wie die Grundholden. Der liebe Gott möcht Ordnung sehen in der Welt. Ja, freilich, weil man auf der Welt so viel merkt davon! Hätt ich ihnen den Willen getan, ein paar Jahr später hätten sie gesagt: Der hat allweil gezinset wie die Holden, drum ist er ein Eigenmann des Klosters. Deswegen hab ich’s geweigert, und vor Gericht hab ich recht behalten.«

      Greimold atmete schwer und drückte die Fäuste an seine Stirn.

      »Selbigsmal ist mein liebes Kind ins sechste Jahr gegangen. Und da ist’s im Mai gewesen, an einem lindschönen Tag. Mein Weib ist mit dem Kind im Buchwald gewesen und hat Heilkräuter gesucht. Und auf einmal sagt das Kindl: ›Mutter, gelt, jetzt müssen wir heim?‹ – ›Warum denn?‹ fragt mein Weib. ›Weil’s Nacht ist, Mutter, ich tu mich fürchten!‹ Da hat mein Weib noch gelacht: ›Aber Herzlieb, schau, es scheint ja die Sonn!‹ Das Kindl fangt mit den Händlen so zum suchen an und weint: ›Mutter? Wo bist du? Ich seh dich nimmer!‹ Meine Adelheid ist heimgekommen, das Kindl am Herzen, und hat ausgeschaut, daß ich gemeint hab, die Wölf sind hinter ihr. Mir ist gewesen, als tät mir das Herz keinen Schlag mehr. Ich weiß nimmer, was wir alles getan haben im ersten Schreck. Das Kind hat keine andere Red mehr gehabt als ›Mutter, ich seh dich nimmer! Vater, wo bist du?‹ In meiner Seelenangst hab ich das Kind hinuntergetragen ins Kloster. Der Pater Medikus hat lateinisch geredet, hat keinen Rat gewußt und hat mir auf deutsch gesagt: ›Schau her, so hat Gott dich gestraft für deinen Starrsinn!‹«

      »Ja, Greimold«, sagte der Jäger mit bebender Stimme, »das ist ihr Gott! Den predigen sie. Und dann schreien sie Zeter, wenn einer nicht glauben will.«

      Noch in der selbigen Nacht bin ich mit dem Kind auf Salzburg hinein, und mein ganzes Gut hätt ich drum gegeben, wenn ihm einer hätt helfen können. Da ist kein Mittel nimmer gewesen. Mein Kind hat blind sein müssen und hat auch die Mutter noch verloren.« Verstummend blickte der Bauer vor sich nieder.

      »Greimold?«

      »Ich hab mein Weh mit Schweigen verwunden. Aber mein Weib ist den Jammer nimmer losgeworden. Trübsinn hat ihr Gemüt umsponnen. Sie hat gemeint, sie könnt die Hilf herunterschreien vom Himmel. Ihr ewiger Gang ist hinunter zur Klosterkirch gewesen, derweil ich daheimgesessen bin und meinem blinden Kind erzählt hab, wie die Blumen ausschauen und wie blau der Himmel ist und wie allweil die Sonn scheinet für die guten Menschen in der lieben Welt. So lang hab ich allweil erzählt, bis mein Kindl in Freud hat lachen können: ›Ich seh’s, Vater, ich seh’s!‹ So ist das erste Jahr vergangen, und wieder ist’s Mai gewesen. Das Kind hat langsam wieder zum Leben angefangen und hat sein finsteres Unglück nimmer verspürt. Aber die Mutter ist allweil trauriger worden, und so was Scheues hat sie allweil in den Augen gehabt, daß ich mir oft hab denken müssen, in dem Weibl ist nimmer alles richtig. Einmal in der Nacht, da wach ich auf und hör, wie sie mit sich selber redet. Da hab ich sie in den Arm genommen und hab gefragt: ›Geh, Alheid, sag mir’s, was hast du allweil?‹ Ich hab kein Wörtl aus ihr herausgebracht. Und wie der Morgen gegrauet hat, seh ich, sie wachet noch allweil und betet. Wie sie aufgestanden ist, hab ich sie zum erstenmal wieder lachen sehen. Mich hat sie gehalset als wie in der ersten Liebeszeit. Den ganzen Tag ist sie mit dem Kind beisammengesessen und hat gescherzt mit ihm wie eine Mutter im Glück. Ich hab aufgeschnauft und hab gemeint, jetzt ist wieder Sonn in meinem Haus! Ja, schöne Sonn!«

      Mit versinkender Stimme nickte Greimold vor sich hin; seine Augen waren trocken; dennoch wischte er mit der Faust darüber, als wären sie naß von Tränen.

      »Am selbigen Tag, da haben meine Leut den Lein gesät, und ich bin nach der Mahlzeit einen Sprung aufs Feld gelaufen, daß ich ein lützel nachschau. Aber es hat mich heimgetrieben, daß ich mein Glück wiederseh, meine Alheid und mein Kind. Wie ich heimkomm, sitzt das Kindl beim Ulmenbaum, hat den Schoß voll Blumen und hat von Blumen ein Kränzl im Haar. ›Schau, Vater‹, sagt’s, ›die Blumen hab ich von der lieben Mutter.‹ Da frag ich: ›Wo ist die Mutter?‹ Das Kindl sagt: ›Die ist zum lieben Gott gegangen, und zwei blaue Blumen tut sie ihm bringen, von allen Blumen die schönsten, hat sie gesagt, und da muß mir der liebe Gott das Licht wieder schenken.‹ Ich denk mir, sie wird halt wieder hinunter sein in die Klosterkirch. So bin ich sitzen geblieben bei meinem Kind. Mit Lachen und Plauschen haben wir auf die Mutter gewartet. Der Tag geht um, und noch allweil ist die Alheid nit daheim. Es ist Nacht worden, und mir ist eine Sorg ins Herz gesprungen, kalt wie der Tod. Ich hab mir’s wieder ausgeredet. Vielleicht hat der Bruder Mesner die Kirch versperrt und hat nit gesehen, daß die Alheid noch beim Kreuzbild kniet und betet. Ich muß hinunter, denk ich, hab mein Kind zur Ruh gebracht,


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