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Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer. Ludwig GanghoferЧитать онлайн книгу.

Die schönsten Heimatromane von Ludwig Ganghofer - Ludwig  Ganghofer


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drehte Brenntlinger sich auf der Bank herum und fragte mit aufgeregtem Stottern: »Bu – Buburgi? Is dös wahr?«

      »Ja, dös is wahr!« erklärte Burgi und warf eine Handvoll Salz in den Nockenteig.

      »Hörst es jetzt?« schrie Pepperl wie ein Verrückter. »Wahr is, was ich gsagt hab! Und anschmalgen tut er's! Anschmalgen, daß er's heiraten tät!«

      Die Aufregung des Alten wuchs. »Bu – Buburgi? Is dös wahr?«

      »Wahr is's! Ja!» fuhr die Sennerin mit gereizter Stimme auf. »Den ganzen Tag hockt er da in der Hütten und pumpert die halben Nächt am Kammerfenster. So verliebt is er! Wahr is, wahr is, wahr is!«

      Über den Tisch hinüber packte Pepperl den Arm des Alten. »Hast es ghört, Brenntlinger? Jetzt denk, daß du der Vater bist, und daß dich rühren mußt in deiner Verantwortigung. Verstehst mich? So! Jetzt red!«

      Stolpernd schob Brenntlinger sich hinter dem Tisch hervor, und warnend hob er den Finger. »Bu – Buburgi! Dös muß ich dir sagen, hörst! Da sei fein gscheit! Den laß nur nimmer aus! Da kannst dein Glück machen, ja, dein Glück! Dös is a Nobliger! Wann gscheit bist, machst dein Glück!«

      In sprachloser Verblüffung starrte Pepperl den Alten an und fuhr sich mit beiden Händen durch die Kreuzerschneckerln. Dann sprang er auf und rüttelte den Brenntlinger, als müßte er mit Gewalt in ihm das schlummernde Gefühl der väterlichen Verantwortung aufwecken. »Mensch? Was redst denn da? Er lügt ja dein Madl an! Jagdverwalterin tät's werden! Ja, Schmarrn mit Lakrizensoß! Alles is verlogen! Und dös dumme Gansl glaubt's ihm. Du? Verstehst mich bald? Und du bist der Vater! Du!« Pepperl rüttelte, daß dem Alten die Zähne klapperten. »Rühr dich, Vater! Rühr dich a bißl!«

      »Da rühr ich mich, ja! Wann er mein Madl anlügt, rühr ich mich! Da nimm ich an Avakatn! Da muß er zahlen, der! Dös is a Nobliger! Der hat Geld! Und wann er net zahlt, so muß der Herr Fürst, jaaa, der Herr Fürst muß zahlen. Der hat Geld!«

      Pepperl sah aus, als hätte man ihm Asche ins Gesicht geworfen. Mit zitternden Händen knöpfte er die Joppe zu. »Jetzt kenn ich mich aus!« Das Wasser schoß ihm vor Zorn in die Augen. »Ös seids mir zwei saubere Leut! Pfui Teufi mitanand!« Er spuckte aus. »Da wär ich in a schöne Verwandtschaft einikommen!« Er wußte wohl nicht, was er redete. Der Zusammenhang dieses empörten Wortes mit der selbstlosen »Verantwortigung«, die der Praxmaler-Pepperl auf seine moralischen Schultern genommen hatte, war dunkel, war völlig unbegreiflich.

      Wütend packte er seinen Hut und verließ die Sennstube.

      Mit großen Glotzaugen sah Vater Brenntlinger ihm nach. »Wawas, was hat er denn?«

      Burgi wurde kreidebleich. Sie ging auf den Alten zu und faßte ihn am Arm. »Vater! Marschier ins Kammerl eini! Und tu dich schlafen legen! Auf der Stell! Denn daß d' mir nüchtern solchene Sachen sagen könntst, dös glaub ich net. Und hast dein Dampus ausgschlafen, so reden wir weiter! Vorher kein Wörtl nimmer! Tu dich schlafen legen!«

      »Schlafen? Warum denn schlafen? Ganz munter bin ich, ja, und tu mich soviel freuen mit, ja, mit dein Glück!« Er guckte an ihr hinauf. Als er ihr Gesicht und ihre Augen sah, erschrak er und murmelte begütigend: »Ja, ja, ja, sei nur zfrieden, Burgerl! Muß ich halt schlafen, ja! A Stünderl schlafen!« Seufzend stolperte er über die Kammerschwelle.

      Burgi ging zum Herd. Auf die Steine niedersinkend, brach sie in Schluchzen aus.

      Und droben im Försterhäuschen saß der Praxmaler-Pepperl hinter dem Ofen, bürstete mit den Fäusten die Augen und würgte nach Luft. Die Selbsterkenntnis war erschreckend in ihm aufgegangen. »So an Esel, wie ich einer bin! Auf so a Weibsleut reinfallen! Mar und Joseph!« Lärm und Stimmen weckten ihn aus diesem Jammer seiner Liebe – aus einem Katzenjammer, der das Merkwürdige hatte, daß ihm kein Rausch vorausgegangen war.

      Mit den Jägern und Treibern war der Förster gekommen, aufgeregt, fassungslos über den sonderbaren Ausfall der Jagd, die doch »wie am Schnürl« gegangen war. Drei Hirsche waren angesprungen, kein Schuß war gefallen, und auf dem Fürstenstand hatte man keinen jetzt gefunden, nur einen Wettermantel, den Feldstecher und die Büchse. »Mensch, um Christi willen, was is denn da passiert?«

      Als Pepperl mit zerknirschter Miene berichtete, was sich ereignet hatte, und daß die Geschwister droben im Jagdhaus beim Herrn Fürsten wären, klang in der Stille, mit der die Leute lauschten, ein schallendes Gelächter.

      Der Förster drehte das Gesicht. »Aber Toni? Bist denn übergschnappt?«

      Mazegger gab keine Antwort. Während er hinunterschritt zu seiner Hütte, sahen ihm die anderen verwundert nach.

      Fünfzehntes Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Warm leuchtete die Mittagssonne in das weiße Zimmer. Mit glühendem Gesichtl lag der kleine Patient in den Kissen, nachdenklich und verträumt. Soviel auch die beiden plauderten, die an seinem Bette saßen – Gustl sprach kein Wort. Und wenn ihn die Schwester fragte: »Warum bist du so still, Bubi? Hast du Schmerzen?« – dann schüttelte er den Kopf und sah sie mit glänzenden Augen an.

      Nebenan, im Wohnzimmer des Fürsten, deckte Martin den Tisch. Das hatte Ettingen so angeordnet, damit Lo in der Nähe des Bruders bleiben könnte. Lautlos verrichtete der Lakai seine Arbeit und lauschte dabei mit seinen Fuchsohren auf jedes Wort, das im anstoßenden Zimmer gesprochen wurde. Doch er hörte nichts, was er für seine getreuen Zwecke in Vormerkung hätte nehmen können. Da wurde, bald mit ruhigem Ernst, bald wieder mit heiterem Geplauder, von Natur und Kunst gesprochen, von Leben und Menschen, von Dorf und Stadt, vom Sebensee und vom Leutascher Tal, von einem sonnigen Morgen und einer stürmischen Nacht. Aber so unverfänglich auch für Martins Ohren diese Gespräche waren, er zog doch immer wieder die Brauen hoch. Nicht der Text, sondern der Ton machte für ihn die Musik. Diese beiden Stimmen hatten immer einen so seltsam innerlichen Klang, als läge in jedem gesprochenen Wort noch etwas heimlich Verborgenes.

      Der Tisch war bereit. Martin wartete mit der Uhr in der Hand. Punkt ein Uhr trat er mit Würde über die Schwelle des anstoßenden Zimmers. » Monsieur le prince, il est servi!«

      Ohne das Geplauder zu unterbrechen, erhob sich Ettingen und reichte Lo den Arm. Bei der Tür nickte er dem Patienten lächelnd zu: »Ich sorge schon für dich!« Als sie in das Wohnzimmer traten, sah Ettingen den Tisch an und fragte erstaunt: »Aber Martin? Da sind ja nur zwei Gedecke? Wo ist der Förster?«

      Keine Miene zuckte in dem ernsten Gesicht des Lakaien. »Ich dachte – wenn aber Durchlaucht befehlen –«

      »Natürlich!« Ettingen ging mit Lo zum Tisch. Da sah er auf dem Gesims des Waffenschrankes ein Bild stehen, in olivgrünem, von matten Goldfäden durchzogenem Rahmen: die mit zarten Farben überhauchte Radierung nach dem Böcklinschen Gemälde. »Mein ›Schweigen‹! Wahrhaftig! Da hab ich es!« rief er in Freude. »Martin? Wann ist das Bild gekommen?«

      »Gestern, Durchlaucht. Ich hab es ausgepackt. Da ich nicht wußte, welchen Platz Durchlaucht für das Bild befehlen, hab ich es einstweilen hierher gestellt.«

      »Gut! Ich danke, Martin!«

      Der Lakai verließ das Zimmer.

      Ettingen rückte das Bild gegen das Fenster, damit es in besserm Lichte stünde. Dabei sah er nicht, daß über Lolos Züge ein Schatten von Wehmut ging, als hätte der Anblick des Bildes eine schmerzliche Erinnerung in ihr geweckt.

      »Sehen Sie, Fräulein: ein Bild, das ich liebe! Das Schweigen im Walde, von Meister Böcklin.«

      Lo nickte.

      »Nicht wahr, ein herrliches Bild? Wie das redet in seiner Ruhe, in der Fülle seiner stummen Gedanken!«

      »Ja! Das Kunstwerk eines Meisters, der nicht nur zeigen will, der auch viel zu sagen hat.«

      »Und wie wenig er braucht, um viel zu


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