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Mami Staffel 6 – Familienroman. Claudia TorweggeЧитать онлайн книгу.

Mami Staffel 6 – Familienroman - Claudia Torwegge


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so viel anderes wichtiger. Das dachten wir, und später wollte es leider einfach nicht mehr klappen.«

      »Sie sollten die Hoffnung auf Kinder nicht aufgeben! Sie sind doch beide noch so jung«, meinte sie tröstend. »Sie müssen nur Geduld haben. Und irgendwann – wenn Sie schon gar nicht mehr daran denken und damit rechnen, dann geschieht es.«

      »Glauben Sie wirklich, Frau Helmbrecht?«

      »Ja, das glaube ich«, versicherte sie und wiederholte: »Sie müssen nur Geduld haben – und viel Liebe aufbringen…«

      »Liebe«, wiederholte er leise. Warum wollte ihm, wenn er an Yvonne dachte, absolut nichts von wegen Liebe einfallen? War sie ihm schon so fremd, ja unwichtig geworden, daß er nur voller Gleichgültigkeit an sie denken konnte?

      »Wo ist Ihre liebe Frau?« wollte Frau Helmbrecht wissen. »Ich kann sie nirgends sehen.«

      »Ich glaube, Ihr Gatte wollte ihr das neue Gemälde zeigen, das er erworben hat«, erwiderte er. Sie lächelte fein.

      »Ach ja, mein Mann und seine Neuerwerbungen, seine – Eroberungen«, sagte sie leise und es klang ein ganz klein wenig ironisch. Sie stand auf. »Ich muß mich nun wieder um meine Gäste kümmern. Es war sehr, sehr nett, mit Ihnen zu plaudern.«

      Dann ging sie.

      »Sie erinnern mich an jemanden, den ich kenne oder den ich gekannt habe«, wollte er ihr noch sagen, doch sie war schon fort, und nur ein Hauch ihres dezenten Parfüms blieb zurück.

      An wen erinnert sie mich nur? dachte er – und mit einem Male fiel es ihm ein. An Nina, mit der er vor Jahren eng befreundet gewesen war. Nina war ihr ähnlich – in ihrer ganzen Art, so warmherzig, so bescheiden, so freundlich. Sie hatte auch dieses herzliche Wesen gehabt, diese liebenswürdige Art. Es war auch eine gewisse Ähnlichkeit zwischen den beiden: die zierliche Figur, das naturgelockte, aschblonde Haar und diese wunderschönen goldbraunen Augen.

      »… und wenn du lächelst, dann tanzen goldene Lichter in deinen Augen«, flüsterte er. Das hatte er oft, so oft zu ihr gesagt und sie geküßt. Sie hatten sich geliebt – und doch war diese Liebe irgendwann zu Ende gegangen.

      Warum nur? zerbrach er sich den Kopf, und dann fiel es ihm wieder ein. Ihre Liebe war wegen Yvonne zu Ende gegangen. Er hatte Yvonne kennengelernt, hatte Yvonne einfach fasziniert gefunden, so grundverschieden von der stillen Nina. Besonders wichtig waren natürlich auch die hervorragenden, beruflichen Möglichkeiten, die sich ihm durch ihren Vater und dessen Verbindungen boten. Darüber hatte er Nina nicht nur vernachlässigt, sondern er hatte schlicht und einfach nichts mehr von ihr wissen wollen. Die große Welt, die große Karriere an der Seite von Yvonne hatten ihn damals mehr gereizt als ein kleines Glück mit Nina.

      »Ich war ein Idiot«, flüsterte er. Warum mußte er gerade in letzter Zeit so oft an sie denken?

      »Es ist vorbei, es ist vorbei«, sagte er halblaut.

      »Na, sprichst du jetzt schon mit dir selbst, mein Lieber?«

      Es war Yvonne, die wie aus dem Nichts vor ihm aufgetaucht war und das spöttisch fragte.

      »Nun, wenn ich so alleine hier herumsitze, dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mit mir selber zu reden«, gab er zurück. Es klang etwas scharf.

      »Soll das ein Vorwurf sein?« fragte sie gedehnt. »Du bist doch kein kleines Kind, das am Schürzenzipfel seiner Mama hängt, oder? Du konntest dich doch sonst sehr gut amüsieren, soviel ich weiß.«

      »Ich habe einen anstrengenden Tag hinter mir«, sagte er müde. »Ich denke, wir sollten jetzt nach Hause gehen. Komm, laß uns gehen, bevor der Trubel richtig losgeht. Jetzt können wir noch schnell verschwinden, ohne daß es auffällt.«

      »Jetzt schon? Die Party kommt doch erst jetzt richtig in Schwung!« rief sie aus. »Benno wird…« – sie verbesserte sich schnell – »Herr Helmbrecht wird seinen Gästen doch gleich sein neues Bild vorstellen. Da muß ich dabei sein!«

      »Er hat es dir doch schon gezeigt, Yvonne. Es ist nicht nötig, daß du es nochmal anschaust«, sagte er ruhig, aber bestimmt. Sie hob die Augenbrauen.

      »Na und? Ich möchte es eben noch mal sehen«, sagte sie störrisch wie ein kleines Kind.

      »Aber ich nicht, Yvonne«, sagte er schroff. »Dieses Bild interessiert mich nicht die Bohne. Ich pfeife drauf! Für ihn ist es nur ein Aufhänger, um wieder mal Krethi und Plethi zu sich einzuladen und als großer Party-Mogul und Kunstkenner dazustehen.«

      »Er ist ein Kunstkenner, das kannst du ihm nicht absprechen. Nun, ich hatte immerhin den Vorzug, Benno Helmbrechts neues Bild als erste bewundern zu dürfen«, prahlte Yvonne. »Das ist eine Auszeichnung! Und du – du bist schlicht und einfach neidisch – und eifersüchtig.«

      Was sonst noch da oben in dem luxuriös eingerichteten Arbeitszimmer ihres Gastgebers geschehen war, davon erfuhr Ulf besser nichts. Ihre Augen glänzten, und sie hatte ein triumphierendes Lächeln auf den Lippen.

      »Ich? Neidisch und eifersüchtig? Wo denkst du hin«, sagte

      er.

      Sie ist irgendwie – anders, mußte Ulf denken, als er sie so ansah. In dem Lichtschein, der aus der weitgeöffneten Flügeltüre des Salons auf die Terrasse herausfiel, zeichneten sich die Umrisse ihres schlanken Körpers unter der fließenden Seide ihres Kleides

      ab.

      »Deine Kette, Yvonne«, stieß er hervor. »Wo hast du deine goldene Kette?«

      Erschrocken griff sie an ihren Halsausschnitt.

      »Meine goldene – Kette«, stammelte sie. »Sie – sie ist weg…«

      Hatte sie sie droben in Benno Helmbrechts Zimmer verloren – bei ihrer stürmischen Umarmung? Lag sie jetzt dort oben auf dem weichen Teppich, vielleicht gar auf den Polstern der schwarzen Ledercouch oder dem Parkettfußboden? Bald würde er all seine Gäste nach oben bitten, um ihnen sein Gemälde vorzuführen. Nicht auszudenken, wenn ihre Goldkette dort läge und verräterisch blinkte. Jeder – und besonders ihr Mann – würde sich ausmalen können, was dort oben geschehen war.

      »Ich muß so schnell wie möglich…«, rief sie atemlos und wollte schon davoneilen, da hielt er sie am Arm zurück.

      »Hier ist sie«, sagte er und holte das Schmuckstück aus seiner Jackentasche, hielt es hoch. Sie griff wütend danach.

      »Wo – wo hast du sie her?« fauchte sie. Sie war verunsichert und deshalb gereizt. Was – und wieviel wußte er?

      »Aus den Polstern deines Autos. Sie lag dort, als du schon ausgestiegen warst, da habe ich sie eingesteckt. Ich wollte sie dir geben, aber du bist ja dann so schnell mit Helmbrecht verschwunden. Offensichtlich hast du den Verschluß der Kette nicht richtig zugemacht, und er ist aufgegangen«, entgegnete er.

      »Früher hast du mir immer den Verschluß zugemacht«, sagte sie anklagend. Sie verbarg ihre Erleichterung hinter einem Vorwurf.

      »Du hast mich nicht darum gebeten«, entgegnete er steif.

      *

      »Mami, Tante Helga hat gesagt, das Bild, das ich gemalt habe, wäre das aller-allerschönste. Ich durfte es sogar an der Wand aufhängen«, berichtete Amelie ihrer Mutter stolz.

      »Das ist aber fein, da freue ich mich«, meinte Nina und sah lächelnd auf ihr Töchterchen hinab, das auf der Straße neben ihr herhüpfte. »Und was hast du gemalt?«

      »Ich erzähl dir’s später«, vertröstete Amelie ihre Mutter, denn sie waren gerade noch vor Ladenschluß zu dem Kaufmann vom Lädchen um die Ecke gekommen, und die Kleine machte sich daran, einen Einkaufskorb zu holen.

      »Wir brauchen Milch und Brot und eine Tüte Äpfel«, sagte sie. »Und dann brauchen wir noch fünf frische Eier.«

      Der Mann in dem weißen Kittel packte alles in Amelies Korb und legte noch einen Lutscher und eine Banane obendrauf.

      »Das schenke ich dir, weil du immer so


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