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Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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von munterem Plaudern und Lachen bis tief in den sommerlich-warmen Abend hinein. Dannys Wunde war längst vergessen. Und obwohl sie pulsierte und schmerzte, ignorierte er sie wohlweislich. Für Schmerzen und Krankheit war an diesem schönen Sonntagabend einfach kein Platz.

      *

      »Wer hat da angerufen?« Die neunzehnjährige Olivia Schamel saß auf der abgeschabten Couch in der Wohnung ihres Freundes. Dort lebte sie seit dem Tod ihrer Großmutter vor einem Jahr. Die Schule hatte sie abgebrochen, als sie Thorsten kennengelernt hatte, und arbeitete seither als Bedienung in einem Café in der Stadt. An diesem Montag hatte sie frei und starrte in den Fernseher. Nebenbei leckte sie einen Löffel ab, den sie vorher in ein Glas mit Schokoladencreme getaucht hatte.

      »Ach, das war der Anwalt, der neulich schon mal angerufen hat«, erwiderte Thorsten beiläufig. Viel mehr interessierte er sich für den Zustand der Wohnung. »Warum hast du eigentlich schon wieder nicht aufgeräumt? Du hast es doch versprochen.«

      »Hör mal, ich hab einen einzigen freien Tag in der Woche. Den will ich nicht unbedingt auch noch mit Putzen verbringen«, erklärte Olivia, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden. »Außerdem teilen wir uns die Miete. Das bedeutet, dass wir auch die Arbeit teilen. Was wollte dieser Anwalt?«

      Ärgerlich stand Thorsten in der kleinen Wohnküche. Die Hände in den Hosentaschen hatte er zu Fäusten geballt. Wie sooft in letzter Zeit ärgerte er sich über seine Freundin. So hatte er sich das Zusammenleben wahrlich nicht vorgestellt. Es war nicht halb so bequem wie gedacht.

      »Christine ist vor ein paar Tagen gestorben«, erklärte er lapidar. Auf dem Weg zum Kühlschrank schob er mit dem Fuß einen leeren Karton zur Seite.

      Olivia fühlte, wie etwas in ihr zu Eis gefror. War es ihr Herz? Einige Minuten bewegte sie sich nicht und starrte blicklos auf die flimmernde Mattscheibe.

      »Und das sagst du mir erst jetzt?«, fragte sie endlich. Noch deutete nichts auf den Wutanfall hin, der gleich ausbrechen würde.

      Thorsten zuckte mit den Schultern und öffnete den Kühlschrank, um eine Dose Cola herauszuholen.

      »Ich hab’s vergessen.« Die Dose zischte, als er den Verschluss aufriss.

      In diesem Augenblick war es um Olivias Beherrschung geschehen.

      »Du hast vergessen, mir zu sagen, dass meine Mutter gestorben ist?«, rief sie so wütend, wie Thorsten sie noch nie zuvor erlebt hatte. Gleichzeitig sprang sie auf und riss das Glas Schokoladencreme mit sich. Klirrend fiel es auf den Steinboden und zersprang dort in tausend Scherben. Doch Olivia achtete gar nicht darauf. Sie lief auf Thorsten zu und packte ihn so heftig am Hemdkragen, dass die Cola aus der Dose schäumte und spritzte.

      »Bist du verrückt geworden?«, rief er empört. »Das ist ein nagelneues Hemd. Die Flecken gehen nicht mehr raus.«

      Doch Olivia hörte seine Worte nicht.

      »Du hast vergessen, mir zu sagen, dass meine Mutter gestorben ist?«, wiederholte sie drohend. Ihre grünen Augen schossen funkelnde Blitze.

      »Reg dich ab!«, setzte sich Thorsten verwirrt zur Wehr. Mit einem Geschirrtuch wischte er an den Flecken auf seinem Hemd herum und machte die Bescherung damit nur noch schlimmer. »Sie hat sich dein Leben lang nicht um dich gekümmert. Du hast doch selbst immer gesagt, dass sie dir gestohlen bleiben kann.« Es war offensichtlich, dass er das wirklich geglaubt hatte.

      Am ganzen Körper zitternd stand Olivia da und atmete tief ein und aus, um sich zu beruhigen.

      »Vielleicht hab ich das gesagt. Aber sie war trotzdem meine Mutter«, fauchte sie.

      Sie sah Thorsten dabei zu, wie er die Cola ansetzte und trank. Draußen toste der lebhafte Verkehr vorbei. Manchmal stellte sich Olivia vor, es wäre das Meer, das vor dem heruntergekommenen Wohnhaus rauschte. Eine schöne Vorstellung, die sie oft getröstet hatte.

      »Tief in mir drin habe ich doch irgendwie immer gehofft, dass sie sich eines Tages bei mir meldet«, gestand sie schließlich leise. Trotz des sommerlichen Windhauchs, der die fadenscheinigen Vorhänge leicht bauschte, schlug sie fröstelnd die Arme vor den schmalen Oberkörper. »Und jetzt ist sie tot.« Das sagte sie mehr zu sich selbst als zu Thorsten.

      Der nippte an seiner Dose und wusste nicht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte.

      »Der Anwalt meinte, dass Christine ein Haus in München hatte. Er hat mir die Adresse aufgeschrieben.« Er nickte mit dem Kopf in Richtung des alten Küchenbuffets, wo er den Zettel hingelegt hatte. »Irgendwer muss sich um ihre Sachen kümmern …«

      Er hatte noch nicht ausgesprochen, als das Leben plötzlich wieder in Olivias erstarrten Körper zurückkehrte. Als hätte sie ihn nicht gehört, machte sie auf dem Absatz kehrt und lief durch das Wohnzimmer hinüber ins Schlafzimmer.

      Thorsten starrte ihr ungläubig nach. Er hörte, wie sie Schranktüren aufriss und wieder zuschlug, Schubladen öffnete und wieder schloss. Irgendwann ging er hinüber und sah, wie sie wahllos Sachen in einen Koffer warf.

      »Was hast du vor?«, fragte er erstaunt.

      »Ich gehe nach München«, gab Olivia zurück, ohne sich zu ihm umzudrehen. Sie warf den Deckel des übervollen Koffers zu und setzte sich darauf, um die Schlösser einschnappen zu lassen.

      »Wie lange willst du wegbleiben?« Thorsten lachte abfällig. »Du hast ja Zeug für mindestens drei Monate dabei«, sagte er zu ihr, als sie das schwere Gepäck an ihm vorbei aus dem Zimmer schleppte. Auf die Idee, ihr zu helfen, kam er erst gar nicht.

      »Wirklich?«, fragte Olivia schnippisch zurück. Sie machte im Flur Halt und begutachtete forschend den Inhalt des Schuhschranks. Dann entschied sie sich für ein Paar Flip Flops, Ballerinas und Winterstiefel und steckte sie in eine Umhängetasche. Ihre Turnschuhe trug sie bereits an den nackten Füßen. »Du glaubst, das reicht nur für drei Monate? Na ja, dann muss ich mir eben irgendwann noch was kaufen«, rief sie ihm durch die geöffneten Türen zu.

      Langsam ging Thorsten ein Licht auf. Er folgte seiner Freundin in den Flur. Aus dem Regal hatte sie ihren Ordner mit ihren Unterlagen herausgesucht. Sie hängte die Tasche mit den Schuhen über die Schulter, klemmte den Ordner unter den Arm, nahm den Koffer in die eine Hand und griff mit der anderen nach den Autoschlüsseln.

      »Du verlässt mich?«, fragte Thorsten ungläubig.

      In der offenen Tür drehte sich Olivia noch einmal zu ihm um. Ein letztes Mal schenkte sie ihm ihr strahlendes Lächeln, in das er sich damals zuerst verliebt hatte. Doch diesmal war es nicht echt.

      »Richtig geraten. Einen Menschen, der vergisst, mir zu sagen, dass meine Mutter gestorben ist, kann ich nicht brauchen. Mal abgesehen davon, dass ich eh schon lange gehen wollte. Ich hab nur noch auf einen passenden Moment gewartet. Mach’s gut!« Damit verließ sie endgültig die schäbige kleine Wohnung und marschierte hinunter zu dem alten Wagen, den ihre Großmutter ihr neben etwas Bargeld hinterlassen hatte.

      »Tu mir einen Gefallen und mach jetzt nicht schlapp, altes Mädchen«, bat sie ihr Auto.

      Diese Bitte war nicht ganz unbegründet. Der Wagen war in die Jahre gekommen und bedurfte dringender Reparaturen. Thorsten hatte ihn immer nur notdürftig repariert, damit er sich wieder vom Fleck bewegte. Doch für die dringend benötigten Ersatzteile fehlte das Geld.

      »Komm schon, Olle!«, sprach Olivia mit dem Auto wie mit einem lebendigen Wesen. Sie hatte das Gepäck im Kofferraum verstaut und saß hinter dem Steuer. Zum Glück hatte ihre geliebte Oma noch darauf bestanden, dass ihre einzige Enkelin den Führerschein machte. Ein Wunsch, der sich spätestens jetzt bezahlt machte. »Los, spring an!«, forderte Olivia den betagten Wagen nach einigen erfolglosen Versuchen noch einmal auf und drehte entschlossen den Zündschlüssel herum. Und tatsächlich: Diesmal heulte der alte Motor auf, und ächzend und knirschend setzte sich das Gefährt in dem Moment in Bewegung, als Thorsten – er beobachtete das Geschehen vom Balkon aus – einen spöttischen Kommentar hinunterrufen wollte. So blieb ihm nichts anderes übrig, als seiner Freundin nachzusehen, die in dem ruckenden, zuckenden Wagen für immer davonfuhr.

      *


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