Im Sonnenwinkel Staffel 1 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
es ihn jetzt, dass er seine Eltern einer so peinlichen Situation aussetzte.
»Wenn es dir so wenig gefällt, ist es wohl besser, wir fahren wieder zurück«, schlug er vor, und sie wollte auch schon zustimmen, als Felix Münster kam. Ihre Miene hellte sich in Blitzesschnelle auf. Plötzlich konnte sie sich von ihrer charmantesten Seite zeigen.
Felix Münster war weit entfernt, ihr mehr als nur einen oberflächlichen Blick zu schenken. Er wollte Bambi abholen, damit sie mit ihnen essen und später mit Manuel spielen könnte, während er mit Sandra seinen Cousin besuchen wollte.
Bambi war sofort einverstanden, und am liebsten hätte sich Hannes heute auch angeschlossen.
»Wir sehen uns ja heute Abend bei den Ullrichs«, sagte Felix leichthin. »Ist eigentlich ein besonderer Anlass gegeben?«
»Sie haben Hochzeitstag«, erklärte Bambi. »Nonna macht ein ganz tolles Essen.«
In ihrer kindlichen Unschuld konnte sie natürlich nicht ahnen, dass dies für Lou den Ausschlag gab, ihren Aufenthalt nicht vorzeitig abzubrechen. Inge kam nicht umhin zu erklären, dass nebenan eine Party stattfinden würde.
»Man scheint hier doch recht gesellig zu sein«, stellte Lou mit einem liebenswürdigen Lächeln fest.
Bemüht, Lou bei guter Laune zu halten, erklärte ihr Jörg, dass Frau Ullrich die bekannte Opernsängerin Georgia Minetti sei.
»Und dieser Herr Münster?«, fragte sie beiläufig.
»Industrieller. Er heiratet Alexandra von Rieding. Ganz so öde, wie du meinst, ist es hier doch nicht.«
»Man kommt sich halt ein bisschen komisch vor, wenn man in die Familie eingeführt wird«, murmelte sie mit einem verzeihungsheischenden Augenaufschlag. »Sei nicht böse, Jörg, wenn ich gereizt war. Bei uns ist alles so anders.«
»Das ist vielleicht ein Biest, Mami«, stöhnte Henrike. »Hast du gesehen, wie sie Felix Münster angeschaut hat? Ist Jörg denn von allen guten Geistern verlassen? Das wird ein schönes Fiasko werden heute Abend. Ich habe gar keine Lust mehr.«
»Lass mich bloß nicht im Stich. Wenn ich mir den Bengel nur mal vorknöpfen könnte.«
Aber dazu bot sich keine Gelegenheit. Lou wich nicht von Jörgs Seite, was Hannes dann zu der Bemerkung veranlasste, dass er sich für eine solche Schwägerin schönstens bedanken würde.
Aber er war auch schlau genug, den Ullrichs eine Vorwarnung zu geben. Er scheute sich nicht zu erklären, dass Jörgs Freundin eine ganz aufgetakelte Ziege sei. Man war vorbereitet. Georgia nahm es gelassen auf. Ihrer Diplomatie war es schließlich auch zu verdanken, dass der Abend nicht mit einem Fiasko endete und Lou, da sich keiner der anwesenden Herren von ihr beeindruckt zeigte, Müdigkeit vorschützend, vorzeitig entschwand.
Drüben feierte man vergnügt weiter. Nonna hatte die Gäste fürstlich bewirtet. Georgia war eine bezaubernde Gastgeberin, und man konnte sich überzeugen, dass sie mit ihrem Mann wie ein frisch vermähltes Ehepaar wirkten.
Sogar Inge Auerbach kam wieder in Stimmung, als Jörg sogleich wieder erschien, nachdem er Lou hinübergebracht hatte.
»Mein lieber Sohn«, sagte sie nur betont zu ihm. Er wusste, was es zu bedeuten hatte und legte seinen Arm um sie.
»Sie fährt morgen früh nach Hause«, beruhigte er sie. »Ich gebe ihr meinen Wagen und fahre selbst mit dem Zug. Einverstanden?«
»Dann können wir uns ja noch in aller Ruhe unterhalten«, meinte sie zufrieden. »Und das nächste Mal …«
»Darauf kannst du lange warten, Mami«, murmelte er. »Aber einmal muss man ja anfangen, Erfahrungen zu sammeln.«
Dankbar wollen wir sein, wenn er so schnell zur Erkenntnis kommt, dachte sie.
*
»Eltern haben es nicht leicht, wenn die Kinder erwachsen werden«, meinte Felix auf der Heimfahrt.
»Wem sagst du das«, lächelte Frau von Rieding.
»Du kannst dich doch nicht beklagen über deine Tochter, Mama«, stellte er fest.
»Über meinen Schwiegersohn auch nicht«, gab sie zu. »Er merkt nicht mal, wenn eine andere ihm schöne Augen macht.«
»Er hat ja seine Erfahrungen mit solchen tückischen Objekten«, lachte Sandra leise. »Und sie hat sich solche Mühe gegeben. Der arme Jörg hat eine kalte Dusche bekommen.«
»Der arme Jörg sollte seinen prachtvollen Eltern so was lieber ersparen«, meinte Felix.
Werner Auerbach ertrug es gelassen. »Hoffentlich rückst du das nächste Mal nicht gleich mit dem Trauring am Finger an«, stellte er ironisch fest. »Sollte das etwa der erste Anlauf dazu gewesen sein? Wie lange kennst du sie überhaupt?«
»Drei Wochen«, gab Jörg verlegen zu. »Sie wollte dich unbedingt kennenlernen, Paps.«
»Mich?«, fragte sein Vater gedehnt.
»Du bist anscheinend das einzige Familienmitglied, das ihr attraktiv genug erschien«, spottete Inge.
»Ihr habt immer gesagt, dass es euch lieber ist, wenn ihr unseren Umgang kennt, und da dachte ich …«
»Du könntest uns eine freudige Überraschung bereiten«, fiel Werner Auerbach ihm ins Wort. »Es war leider ein Schlag ins Wasser.«
»Aber sie ist immerhin eine Bankierstochter«, spöttelte Henrike.
»Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen«, nahm Inge ihren Sohn in Schutz. »Schwamm drüber. Es war trotzdem sehr nett.«
»Warum waren eigentlich Rückerts nicht da?«, erkundigte sich Jörg.
»Stella wäre dir wohl gerade recht gewesen zum Trösten«, meinte Henrike ironisch. »Aber nichts da, Brüderchen. Deine Hörner stoß dir lieber bei anderen ab. Mädchen wie Stella sind zu schade dafür.«
»Ich habe mich ja auch nur gewundert, dass du ohne deinen Fabian auf eine Party gehst«, redete er sich heraus.
»Wir haben Grundsätze, mein Lieber. Wir wollen ja auch heiraten. Bei uns ist es nicht bloß ein Strohfeuer.«
»Ich verziehe mich lieber«, brummte Jörg.
»Und schlaf gut, vor allem ohne Albträume!«, rief Henrike ihm nach.
*
Sonntagmorgen im Sonnenwinkel. Hell strahlte die Sonne herab. »Heute könnten wir einen schönen Spaziergang machen«, sagte Bambi leise.
»Machen wir auch, Schatz«, nickte Inge. »Komm, wir decken den Frühstückstisch.«
»Wir bleiben lieber in der Küche, nicht wahr, Jonny? Wir lassen uns nicht wieder beleidigen.«
»Sie ist doch schon weg. Sie ist ganz früh gefahren«, meinte Inge beruhigend.
»Jörg auch?«
»Nein, der hat sich noch mal hingelegt.«
»Haben sie sich gestritten?«
Und wie sie sich gestritten hatten. Inge wunderte sich, dass Bambi davon nicht aufgewacht war.
»Meine Familie ist mir hundertmal lieber, als so ein eingebildetes Frauenzimmer«, hatte Jörg laut vernehmbar erklärt.
»Na, siehst du«, hatte Werner Auerbach zufrieden gemurmelt und sich auf die andere Seite gedreht. Aber Inge hatte nicht mehr einschlafen können. Es ist noch mal gut gegangen, hatte sie gedacht. Aber ein wenig Angst war noch immer in ihrem Herzen, dass einmal irgendjemand trennend zwischen ihnen und ihren Kindern stehen könnte. Nein, Fabian nicht, aber würde Jörg wirklich einmal die richtige Entscheidung treffen? Und dann später Hannes! Er wurde ja auch mal erwachsen.
»Wenn sie fort ist, wird es doch noch ein schöner Sonntag«, freute sich Bambi. »Ist doch schön, Mami, dass Jörg lieber bei uns bleibt. Es gibt doch auch so nette Mädchen, zum Beispiel wie Ulla.«
»Mich