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Die Sandwich-Inseln, oder das Inselreich von Hawaii. Anrep-Elmpt ReinholdЧитать онлайн книгу.

Die Sandwich-Inseln, oder das Inselreich von Hawaii - Anrep-Elmpt Reinhold


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Richtung desselben liegen in einer Reihe ein paar Dutzend ebenfalls weiss gestrichner kleiner Häuser mit rothen Dächern, in deren Mitte sich schattige Bäume einer gefälligen Gartenanlage zeigen und vereinigt mit einer dem Strande entlang sich ziehenden Allee einen heitern, freundlichen Eindruck dem saubern kleinen Orte geben.

      Von Kawaihae aus findet die Verbindung mit der unter der Agentur der Mr. Castle und Cook stehenden grossen Zuckerplantage Kohála und dem Viehzucht treibenden gebirgigen Distrikte von Waiméa statt.

      Der Distrikt von Waiméa, der früher als reiches, üppiges Grasland einen bedeutenden Ruf im Inselreiche gehabt hatte, ist jetzt leider durch falsche Behandlung der Waldung oder besser gesagt, durch vernunftlose Ausnutzung selbstsüchtiger europäischer Eindringlinge, die nur an ihren eigenen Vortheil dachten, vollständig verwüstet worden.

      Kawaihae war am Anfange dieses Jahrhunderts noch ein wichtiger Wallfahrtsort des Heidenthums. Circa 1 Meile vom Hafen entfernt liegt nämlich der Heiïau oder Tempel von Puuapa, der laut der Sage in 3 Tagen erbaut worden ist. Die Steine zum Bau mussten von einem circa 12 engl. Meilen entfernten Bruch von der Bevölkerung angetragen werden. Der Mörtel zum Bau soll, wie man sagt, mit menschlichem Blute zubereitet worden sein. Der Tempel hat eine Länge von 350′ zu 150′ Breite und die Mauern sind 20′ hoch bei einer Basis von 50′ Breite und 8′ Breite in der Höhe. In der einen Ecke des Tempels, frei liegend ohne jegliche Bedachung, ruht ein grosser, dunkler, glatter Stein, auf welchem die Menschen den Göttern geopfert wurden. In den Ruinen des Tempels findet man noch heutigen Tages zahlreiche Sammlungen zusammengelegter, sorgfältig eingewickelter Knochen, in deren unmittelbarer Nähe kleinere Steinplatten sich befinden, auf denen das von den Knochen abfallende Fleisch sorgfältig bis auf das Kleinste verbrannt wurde.

      Die Behauptung vieler Europäer, dass bei diesen Opfern die Priester, denen das Amt der Opfervollziehung durch einen „tabú“, d. h. eine heilige Amtserklärung, übergeben war, sich nachträglich vom Fleische der Opfer nährten, ist in facto erdichtet, wie ich es auf das Bestimmteste aus dem Munde jetzt noch lebender Augenzeugen gehört habe. Diese behaupten auch namentlich, dass laut ihren ältesten Ueberlieferungen der Kannibalismus unter ihren Vorfahren, die sich am liebsten von Vegetabilien nährten, nie bestanden habe und dass im Tempel die Opfer dieses so grausamen Aberglaubens mit raschem Tode und ehrfurchtsvoller Achtung gleichsam wie Heilige behandelt worden sind.

      Um ½6 verliessen wir Kawaihae, um, unsern Weg in nördlicher Richtung zurücknehmend, die nördliche Spitze der Insel bei Upoloá zu umfahren und wieder in die heftige wilde Strömung des „Maui-Hawaii“-Kanales zu gelangen.

      Um ½7 Halt vor Kohála und nach einer Stunde Aufenthalt ging’s bei zunehmend unruhiger See wieder weiter.

      Um ½2 in der Nacht hielten wir vor dem imposanten Palisadenufer Laupa-hoe-hoe, vor der grossen und reichen Zuckerplantage des Mr. Campbell und in Sicht eines von der steilen Küste wild niederstürzenden vom Monde beleuchteten Wasserfalles. Unmittelbar am Ufer erheben sich malerisch die Ruinen des vom König Lilío dem Gotte der Fischer errichteten Tempels. Er war nämlich vom einfachen Fischer zum König der Insel erhoben worden.

      Am folgenden Tag, den 1. August, um 10 Uhr verliessen wir die höchst lebhafte Küste von Laupa-hoe-hoe — und folgten einer pallisadenartigen, sehr steilen, mit üppigem Gebüsch bewachsenen, grünen Küste, von deren steiler Höhe zahlreiche Wasserfälle glitzernd in den Ocean sich stürzen und die so mannigfaltig in ihrem Charakter sind, dass sich für einen Maler keine günstigere Stelle zum Studium der Wasserfälle findet.

      Um 11 Uhr Halt vor Hakaalaú, von wo aus die Küste an Steile abnimmt und bis Hilo allmählich flacher wird, jedoch an Vegetation und charakteristischen Schattirungen bis zum prachtvollsten Ausdruck zunimmt.

      Um 2 Uhr hielten wir vor Hilo, dessen hübscher Hafen seiner heftigen Brandung und hoher Woge wegen ein wilder zu nennen ist.

      Mit bedeutender Anstrengung gelang es dem Boote, welches uns vom Dampfer abholte, an der kleinen eisernen Werfte zu landen. Die wilde Woge hob dasselbe wiederholt bis zur Brücke, es wurde jedoch rasch wieder und zwar durch die Woge, uns vollständig überspülend, in den Ocean zurückgetrieben. Mit nur grosser Mühe gelang es uns endlich, uns fest an die Leiter klammernd, kletternd zu landen.

      Die Reise von der „Malaéa“-Bai bis Hilo kostete 8 Dollar, — für eine Strecke von 149 Seemeilen über Kaiwaihae; die direkte Strecke, ohne Kaiwaihae zu berühren, ist nur 120 Seemeilen weit.

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