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Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten). Edgar WallaceЧитать онлайн книгу.

Gesammelte Krimis (69 Titel in einem Buch: Kriminalromane und Detektivgeschichten) - Edgar  Wallace


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Ach, die arme Mrs. Tetherby!«

      »Giuseppe! Du kannst nicht hier wohnen, mein Onkel duldet keine fremden Leute im Haus!« Er klopfte ihr auf die Schulter.

      »Oh, ich werde ihn schon herumkriegen. Ich werde so liebenswürdig zu ihm sein, ich werde einfach seinen Widerspruch nicht gelten lassen! Erzähle mir doch von seinen Liebhabereien, damit ich mit ihm darüber sprechen kann. Es gibt nichts unter der Sonne, worüber ich nicht reden könnte!«

      Das glaubte sie ihm aufs Wort.

      »Und deine liebe Tante – sie ist auch meine Tante! Bringe sie sofort her, damit ich ihr die Hand drücken und ihre Wangen küssen kann. Dianas Tante! Welch eine göttliche Verwandtschaft!«

      Trotz ihrer Bestürzung entdeckte Diana doch, daß die impulsive Seite in Dempsis Charakter sich unerträglich entwickelt hatte. Er konnte nicht einen Augenblick den Mund halten. Jetzt stand er vor dem Kamin und betrachtete die gekreuzten Ruder.

      »Ah, du hast rudern gelernt, meine kleine Diana? Das ist ja wundervoll! Wir werden miteinander in dem Nachen des Lebens auf dem Strom der Zeit fahren, wir werden das Wasser des Lethe trinken und die Vergangenheit vergessen –«

      Mit zwei Schritten war er an ihrer Seite und nahm ihre Hände in die seinen.

      »O Diana, fühlst du nicht, daß ich von dieser Stunde geträumt habe während der langen Nächte in dem Busch, in der unendlichen Öde der nördlichen Landstrecken, die ich durchzog, um Gold und Vergessenheit zu suchen? Und habe doch keins von beiden gefunden. In der Einsamkeit der Eingeborenenhütten, wenn ich in der Dunkelheit hingerissen dem Gezwitscher der kleinen Vögel und dem Seufzen des Windes lauschte, sah ich immer dein Gesicht, deine herrlichen, unvergeßlichen Züge, den Glorienschein deines goldenen Haares.«

      Plötzlich unterbrach er seine ekstatischen Phantasien.

      »Dein Onkel! Stelle mich ihm doch vor! Bringe ihn her!«

      *

      Gordon hatte gerade seine dritte Kartoffel geschält, als Diana wieder in der Küche erschien. Die Kartoffeln waren noch groß, als er sie zu bearbeiten begann, aber sie schrumpften unter seinen Händen allmählich merklich zusammen. Für ihn war es ein großes Geheimnis, wo die Schale anfing und wo sie endete. Er hatte deshalb recht tief geschnitten, um ganz sicherzugehen.

      Bei dem Anblick ihres tragischen Gesichtsausdruckes ließ er seine Kartoffel fallen.

      »Was gibt es denn?«

      »Was es gibt? Alles geht drunter und drüber!« rief sie bitter.

      »Ich gebe Ihnen jetzt eine Chance. Ihr Name gefällt mir nicht, ich gebe Ihnen deshalb einen anderen – Sie heißen jetzt Artur!«

      »Wie?« fragte er ganz verdutzt.

      »Sie sind von jetzt ab Artur, mein Onkel Artur!«

      Er legte das Messer nieder, wischte sich die Hände an der Schürze ab und ging langsam auf sie zu.

      »Aber ich bin doch nicht Ihr Onkel Artur –« begann er.

      »Nehmen Sie das jetzt ab!« Sie zeigte auf die Schürze. »Ziehen Sie sofort Ihren Rock an und kommen Sie mit nach oben. Und denken Sie immer daran, daß Sie von jetzt ab mein Onkel Artur sind! Wo steckt denn eigentlich Ihre saubere Begleiterin?«

      »Wie zum Henker soll ich das wissen?« fragte Gordon aufsässig.

      »Warten Sie!«

      Diana eilte die Treppe hinauf in das Reservezimmer, wo sie den Mann und die Frau unterbringen wollte, die sie bestellt hatte. Sie fand Heloise dort mit tränenfeuchten Augen auf der Ecke des Bettes sitzen. Als die Tür aufgeschlossen wurde, sprang sie auf.

      »Hören Sie mich doch an, Mrs. Selsbury«, begann sie in ihrer hohen, weinerlichen Stimme. »Ich kenne ja das Gesetz dieses Landes nicht, aber Sie haben kein Recht, mich einzuschließen –«

      »Wünschen Sie, daß ich zur Polizei schicke?« fragte Diana.

      »Sie irren sich wirklich, Mrs. Selsbury«, sagte Heloise mit tiefem Ernst. »Sie haben den größten Fehler Ihres Lebens gemacht. Dieser arme Fisch ist doch Ihr Mann!«

      »Ich habe keinen Mann, keinen Fisch, kein Huhn und keinen Hering! Ich hatte niemals einen Mann.« Aber sie besann sich eines Besseren. »Ich bin nämlich Witwe.«

      Heloise wußte nicht, was sie davon denken sollte.

      »Vergessen Sie jetzt alles, was heute passiert ist«, sagte Diana plötzlich etwas zusammenhanglos. »Ich habe unerwartet Besuch bekommen, der hier in meinem Hause wohnen wird – ein alter Freund, ich war früher mit ihm verlobt, bis er im Busch starb.«

      »Ist er hier?« fragte Heloise bestürzt.

      »Ja«, nickte Diana. »Und er bleibt auch hier. Ich kann ihm natürlich nicht erlauben, hier zu wohnen, wenn ich nicht meine Tante oder eine Gesellschafterin habe. Sie sind also jetzt –« sie sprach jedes Wort mit großem Nachdruck aus – »Tante Lizzie.«

      Heloise wußte auch nicht mehr, ob sie wachte oder träumte.

      »Sie sind Tante Lizzie, und der verdammte Einbrecher, den Sie da geheiratet haben, was ich wenigstens hoffe, ist Onkel Artur. Gehen Sie jetzt in die Küche hinunter und sagen Sie ihm Bescheid.«

      »Damit ich mich nicht irre – ich bin Tante Lizzie – Sie wollen, daß ich Ihre gute Tante Lizzie bin … und der arme Kerl in der Küche ist …?«

      »Onkel Artur.«

      »Ich habe die Sache noch nicht recht verstanden. Hier wird ein Film gedreht … Sie drehen selbst etwas.« Im Augenblick hatte sie vergessen, daß sie eine elegante Dame der Gesellschaft war. »Also ich bin Tante Lizzie …«

      Sie sank vollständig zusammen unter der Last, die man ihr auferlegt hatte.

      »Sie sind verrückt! Ich bin amerikanische Bürgerin, oder wenigstens beinahe. Ich lebe in Toronto, aber ich wohne so nahe, daß man einen Stein über die Grenze werfen könnte – und jetzt bin ich Tante Lizzie!«

      15

       Inhaltsverzeichnis

      Gordon spielte zerstreut mit Kartoffelschalen, als Heloise hereinkam.

      »Sie sind jetzt Onkel Artur!« sagte sie in geziertem Ton.

      »Wo waren Sie, Heloise?«

      Der Anblick seiner Gefährtin im Unglück brachte ihn wieder zur Besinnung. Heloise war ein Stück Wirklichkeit, etwas, an das man sich anklammern konnte. Er vergaß seinen Widerwillen gegen sie vollständig über der Freude, jemand zu treffen, der ihn in der Überzeugung bestärkte, daß er tatsächlich Gordon Selsbury war.

      »Sagen Sie, Gordon, diese Liese – ist das Diana?«

      Er nickte.

      »Ist sie Ihre Frau? Das haben Sie mir immer verschwiegen.«

      »Sie ist nicht meine Frau … sie hat kein Recht hier … wenn ich Ihnen Veranlassung gab, zu denken, ich sei verheiratet, so tat ich es nur, weil ich Sie aus dem Hause bringen wollte. Sehen Sie nun, was Sie angerichtet haben? Sie haben mich ruiniert! Wenn Sie bloß draußen geblieben wären! Wenn ich Sie nie gesehen hätte!«

      »Sie hat mir eben erklärt, daß sie Ihre Witwe sei!« Heloise war ganz ruhig und kleinlaut, und es kam ihm so vor, als ob sie den Verstand verloren hätte.

      »Wenn Sie wünschen, ist sie auch meine Witwe!« sagte er begütigend. »Nehmen Sie doch Platz, ich will Ihnen ein Glas Wasser geben!«

      »Diana!« rief Heloise erstaunt. »Das ist also Ihr kleines, australisches Mädchen … Gordon, sagen Sie einmal aufrichtig, ist sie nicht ein Polizeispitzel?«

      »Was soll


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