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Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman. Leni BehrendtЧитать онлайн книгу.

Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman - Leni Behrendt


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Sie Feierabend, den Sie sich redlich verdient haben.«

      Nachdem Silje gegangen war, machte der Chef Schluß und suchte im Herrenhaus nach Philchen, die er denn auch in ihrem Wohnzimmer fand. Geruhsam saß sie da, legte Patience und lugte über die Brille hinweg dem Neffen entgegen.

      »Nanu, mein Sohn, seit wann platzt du denn formlos in meine Kemenate – und noch dazu zu einer Zeit, wo du sonst hinterm Schreibtisch zu sitzen pflegst? Es ist doch nichts Unangenehmes passiert?«

      »Wie man’s nimmt, Philchen.«

      »Junge, jage mir keinen Schreck ein! Nimm Platz und erzähle.«

      Nachdem er über den Vorfall mit Ilona berichtet hatte, meinte die Tante seufzend: »Das habe ich kommen sehen. Und was nun? Wir können doch unmöglich zulassen, daß der Schmutzfink nun auch noch seine Zunge an dem sauberen Mädchen wetzt!«

      »Eben deshalb bin ich hier, Tante Philchen. Ich möchte dich nämlich bitten, dafür zu sorgen, daß Ilona nie allein mit Silje zusammenkommt.«

      »Ja, wie denkst du dir das eigentlich, mein Sohn? Ich bin doch schließlich kein junger, springlebendiger Detektiv, der hinter den beiden herjagt! Wenn Ilona das Mädchen beleidigen will, findet sie auch trotz Bewachung Gelegenheit dazu. Kapiert?«

      »Leider. Weißt du, was ich befürchte, Philchen?«

      »Nun?«

      »Daß Silje Berledes nach einer Beleidigung durch Ilona dieses Haus verlassen würde.«

      »Wahrscheinlich. Und was ich befürchte, ist: Daß dein Vater danach deine Holde aus dem Hause jagen würde, wobei ich ihm bestimmt helfen wollte – und vielleicht gar noch deine sanfte, liebe Mutter, die sonst keiner Fliege etwas zuleide tun kann. Denn Silje ist uns sehr ans Herz gewachsen, das will ich dir nur sagen. Also möchte ich dir raten, deine Eltern ins Vertrauen zu ziehen. Drei Kerkermeister sind immer besser als einer.«

      »Das kann ich nicht, Philchen. Mir ist es schon peinlich genug, dich mit dieser unerquicklichen Angelegenheit zu belästigen.«

      »Nun, so überlaß es mir. Da vorbeugen immer besser als heilen ist, werde ich deinem Vater dieses Vorbeugen wärmstens empfehlen. Du sollst mal sehen, wie das hilft.«

      Und es half. Denn das Donnerwetter, das sich noch an demselben Abend über dem schuldigen Haupt Ilonas entlud – und zwar unter vier Augen –, hätte auch mutigeren Menschen das blanke Entsetzen eingejagt.

      *

      Mißmutig rekelte Ilona sich in ihrem großen luxuriösen Bett. Sie befand sich in einer Stimmung, wo sie am liebsten die ganze Welt vergiftet hätte. Vor allen Dingen diese Silje mit ihrem gleißenden Lärvchen und ihrem scheinheiligen Getue, mit dem sie alle hier im Hause verhext zu haben schien. Auch Eike – da ließ sie sich nichts sagen…! Aber sie würde schon aufpassen und das heimliche Liebespaar irgendwann an den Pranger stellen!

      Sie sollte sich zum Kuckuck scheren, hatte der ergrimmte Schwiegervater ihr empfohlen.

      Aber noch konnte man ihr das Haus hier nicht verbieten, noch hatte sie sich gesetzlich nichts zuschulden kommen lassen. Denn daß sie ihnen allen das Leben schwermachte, das verbot kein Gesetz. Und das wollte sie jetzt mehr denn je.

      Mit diesem löblichen Vorsatz klingelte sie nach der Zofe, die leider nicht mehr ihre Pia war. Die hatte Ilona beurlaubt, bevor sie in die Klinik mußte, und indes hatte das treulose Mädchen geheiratet.

      Verdrossen sah sie dem Mädchen entgegen, das nun eintrat und den Servierwagen vor sich her schob. Flink zog sie die Jalousien hoch, so daß die Sonnenstrahlen ungehindert in das luxuriöse Gemach fluten konnten.

      »Wir haben wieder herrliches Wetter«, plauderte sie dabei munter. »Ich habe schon mit der kleinen Ute im Park Ball gespielt. Ist das ein reizendes kleines Ding!«

      »Schwatzen Sie nicht so viel!« wurde sie vom Bett her un­gnädig unterbrochen.

      »Servieren Sie lieber das Frühstück. Wie spät haben wir es?«

      »Gleich elf Uhr. Haben gnädige Frau gut geschlafen?«

      »Nein, ich schlafe nie gut. Was ist heute wieder mit dem Kaffee los, der schmeckt ja wie Patschwasser! Und auf dem Toast ist zuviel Gelee. Ich werde ja dick wie ein Büffel.«

      So ging die Nörgelei weiter, und Ella war dem Weinen nahe. Es war hier nämlich ihre erste Stelle und ihr Pech, daß sie gleich in eine so harte Schule kommen mußte.

      »Was gibt’s Neues?« fragte Ilona neugierig und wäre entzückt gewesen, wenn die Zofe ihr mit Klatsch und Tratsch gekommen wäre, wie Pia es so glänzend verstanden hatte. Aber Ella war, wie schon gesagt, eine Anfängerin und außerdem noch ein kindliches Gemüt.

      »Es gibt nichts Neues, gnädige Frau«, entgegnete sie harmlos. »Wenigstens nicht im Küchenbereich, und an die Herrschaft komme ich ja nicht heran.«

      »Was haben wir heute für einen Tag?«

      »Sonntag, gnädige Frau.«

      »Haben Sie Fräulein Berledes heute schon gesehen?«

      »Sehr wohl, gnädige Frau.«

      »Wann?«

      »Als das gnädige Fräulein von ihrem Morgenritt zurückkehrte.«

      »Allein?«

      »Sehr wohl.«

      »Und wo war mein Mann?«

      »Das weiß ich nicht, gnädige Frau.«

      »Ja, was wissen Sie denn überhaupt, Sie dumme Gans?« fiel die Gnädige jetzt aus der Rolle. »Sie haben alles zu wissen, verstanden? Total unfähig sind Sie! Hätten lieber Kuhmagd als Zofe werden sollen!«

      »Gnädige Frau, ich muß doch sehr bitten!« empörte sich Ella und schon flogen Teller und Tasse als Geschosse zu der Vermessenen hin, die entsetzt die Flucht ergriff.

      Die Kaffeekanne, die ihr durch die geöffnete Tür nachsauste, erreichte auch ihr Ziel – allerdings nicht das gewünschte. Sie prallte gegen die Brust des Gemahls der Scharfschützin, häßliche braune Flecke auf dem eleganten hellen Sommeranzug hinterlassend.

      »Na, das ist denn doch die Höhe!« schalt er aufgebracht, war aber sofort besänftigt, als er die schreckensbleiche, zitternde Zofe ins Auge faßte.

      Dann schweifte sein Blick weiter durch die geöffnete Tür und blieb an Ilona hängen, die im Bett saß und sich vor Lachen schüttelte. Und da er vor dem Mädchen nicht eine Szene heraufbeschwören wollte, schloß er rasch die Tür und fragte kurz: »Was hat es gegeben, Ella?«

      »Die gnädige Frau hat wieder einen Tobsuchtsanfall«, weinte sie laut auf.

      »Schon den dritten während der Woche, die ich hier bin. Aber das mach ich nicht länger mit! Denn ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen, wirklich nicht, Herr Doktor…«

      »Das glaube ich Ihnen«, fiel er beschwichtigend ein. »Nehmen Sie das nicht so tragisch, Ella. Sie werden sich an die Art meiner Frau schon noch gewöhnen.«

      »Nein, das werde ich nie! Ich will fort, und zwar gleich. Eine dumme Gans hat sie mich gescholten – und Kuhmagd soll ich werden, wo ich doch eine erstklassige Ausbildung als Zofe hinter mir habe!«

      Das Weinen wurde heftiger. Ehe der Mann noch etwas erwidern konnte, öffnete sich die Tür, und Ilona stand im verführerischen Nachtgewand auf der Schwelle.

      »Wie rührend!« höhnte sie. »Das Zöfchen beklagt sich beim Herrn des Hauses, wo es sicherlich auch Verständnis findet…«

      »Worauf du dich verlassen kannst«, unterbrach er sie kalt. »Kommen Sie, Ella!«

      »Sie bleibt hier! Du hast dich in meine Angelegenheiten nicht zu mischen. Und die Zofe ist meine Angelegenheit. Sie kommen sofort hierher, Ella!«

      »Nein, ich geh heute noch fort«, trumpfte das Mädchen auf, das sich in dem Schutz des Mannes sehr sicher fühlte. »Das ist ja bei Ihnen direkt


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