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Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman. Leni BehrendtЧитать онлайн книгу.

Leni Behrendt Staffel 4 – Liebesroman - Leni Behrendt


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und würde sich auch später nicht bequemen, der verhaßten Schwiegertochter gar noch das Frühstück ans Bett zu bringen. Also mußte die kranke Lenore sich selbst damit versorgen.

      In der Küche, die sie immer so blitzblank gehalten hatte, sah es jetzt lustig aus. Gebrauchtes Geschirr, angebrannte Töpfe und Lebensmittel aller Art bildeten ein kunterbuntes Durcheinander. Lenore kribbelte es förmlich in den Fingern, hier Ordnung zu schaffen, aber erstens fühlte sie sich zu matt, und dann würde man ihr die Arbeit gewiß nicht danken, sondern für eine Selbstverständlichkeit halten.

      Außerdem bereitete es der jungen Frau eine Genugtuung, daß die bequeme Dame nun einmal gezwungen war, den Haushalt selbst zu versorgen, noch dazu ausgerechnet am Feiertag. Lenore konnte sich denken, wie sehr Frau Rosalia das erboste. So beeilte sie sich denn, aus der Küche zu kommen, nachdem sie eine Schnitte Brot und einen Wurstzipfel gewissermaßen stibitzt hatte. Im Bett angelangt, wollte sie es heißhungrig verzehren, doch schon nach dem ersten Bissen wurde ihr übel. Trotzdem würgte sie Brot und Wurst hinunter, in der Hoffnung, daß ihr dann besser werden würde, was jedoch nicht zutraf.

      Was hatte sie nur? Sollte etwa … Es war nicht das erste Mal, daß ihr übel wurde, hauptsächlich morgens nach dem Aufstehen.

      Ob sie sich Ralf anvertraute? Nein, zuerst noch abwarten. Und wenn es stimmte, was sie befürchtete, wollte sie es verheimlichen, solange es ging.

      Befürchten, dachte sie bitter. Eine häßliche Bezeichnung für das, worüber man sich freuen müßte.

      Aber konnte sie das – hier, unter der Fuchtel einer rücksichtslosen, hochfahrenden Frau? Da würde nicht nur sie selbst zu leiden haben, sondern auch …

      Weiter kam sie mit ihren trostlosen Gedanken nicht, weil der Gatte ins Zimmer kam und an ihr Bett trat.

      »Ach, da sind wir ja schon wieder!« sprach er in dem Ton, den er bei seinen Patienten anzuwenden pflegte. »Wie geht es dir?«

      »Danke, ich habe wunderbar geschlafen.«

      »Du scheinst zu den Patienten zu gehören, die sich gesundschlafen«, stellte er lächelnd fest, nachdem er den Puls gefühlt hatte. »Das Fieber hat erheblich nachgelassen, was mich beruhigt. Denn ich kann mich jetzt nicht um dich kümmern, weil ich die junge Frau Warteck ins Krankenhaus bringen muß. Ich möchte den schwierigen Fall nicht allein übernehmen.«

      »Kommst du wieder zurück, wenn du die junge Frau im Krankenhaus eingeliefert hast?«

      »Ich glaube nicht. Die Ärmste bat mich so flehentlich, sie nicht zu verlassen, und sie leidet schwer.«

      »Du hast doch heute deinen freien Tag.«

      »Na, wenn schon«, sagte er ungeduldig. »Das verstehst du eben nicht, Lenore. Da höre ich unten die Hupe des Krankenwagens. Bleib ja im Bett, Lenore, hörst du?«

      Fort war er. Und Lenore drückte das Gesicht in die Kissen und weinte bitterlich.

      *

      Sie schlief über alle Not und Kümmernisse hinweg, bis der heimkehrende Gatte an ihr Bett trat – müde und erschöpft von den heißen Stunden, da er der Gebärenden, die wirklich schwer leiden mußte, alle nur erdenkliche Hilfe geleistet hatte. Darüber war es Kaffeezeit geworden.

      »Nun, Kind, wie geht es dir?« fragte er, dabei gewohnheitsgemäß den Puls fühlend. »Nun, schon ganz ordentlich. Irgendwo Schmerzen?«

      »Nein.«

      »Guten Appetit gehabt?«

      »Bisher nicht.«

      »Und jetzt?«

      »Allerdings«, mußte sie zugeben, da sie ja außer Brot und Wurst am Morgen seit zwei Tagen nichts genossen hatte. Nun jedoch verlangte der Magen energisch sein Recht.

      »Dann werde ich dir wohl was servieren müssen«, scherzte er. »Mama und Anka sind nämlich ins Kino gegangen, wie der hinterlassene Zettel besagt. Trotzdem sollst du deine Atzung haben. Nur noch ein wenig Geduld.«

      Bevor Lenore ihn zurückhalten konnte, hatte er bereits das Zimmer verlassen – und sah dann in der Küche betroffen auf die Unordnung. So viel gebrauchtes Geschirr stand herum, daß nicht nur Tisch und Abwaschtisch damit vollgestellt waren, sondern auch ein Teil des Fußbodens. Aus dem Geschirrschrank dagegen, dessen Türen weit offenstanden, gähnte Leere.

      Und doch fand der Sohn dafür eine Entschuldigung. Nun ja, die Mutter hatte alles allein machen, außerdem noch eine Kranke und eine Rekonvaleszentin versorgen müssen. Schließlich war sie nicht mehr die Jüngste. Allerdings, Anka war von der Mutter gepäppelt worden – als verhätscheltes, als vielgeliebtes Töchterchen. Doch daß dieselbe Frau der Schwiegertochter weder Speise noch Trank gereicht hatte, darauf kam der arglose Mann nicht. Er nahm mit Selbstverständlichkeit an, daß Lenore zu Mittag gegessen hatte, und brachte ihr daher Kaffee nebst Kuchen ans Bett. Wohl hatte die Kranke Appetit auf ein warmes Mahl, doch sie sagte nichts, aß ein Stück Kuchen und trank zwei Tassen des belebenden Tranks.

      »Ist der Kaffee gut?« fragte er, und sie nickte.

      »Sehr gut, er hat mich richtig erquickt. Aber warum hältst du nicht mit?«

      »Weil ich mehr als satt bin. Die Wartecks unten haben mich nämlich genudelt wie eine Weihnachtsgans.«

      »O weh, da habe ich ja ganz vergessen zu fragen, wie es der jungen Frau geht. Ist das Kind schon da?«

      »Natürlich, sonst wäre ich bestimmt nicht hier. Es ging heiß her, aber wenigstens nicht umsonst, wie es zuerst den Anschein hatte. Das kleine Mädchen ist gesund, die junge Mutter verhältnismäßig munter, der junge Vater und die Großeltern sind halb närrisch vor Freude. Sie ließen nicht nach, bis ich mit ihnen im Mietauto hierher fuhr und in ihre Wohnung kam, wo sie auftischten wie zur Hochzeit. Ich habe bisher nicht gewußt, was für nette Menschen die Wartecks sind, weil Mama doch stets Klage über sie führt und so schlecht mit ihnen auskommt.«

      Daß dieses an ihr liegen könnte, darauf kommst du in deiner Arglosigkeit natürlich nicht, dachte Lenore bitter. Sie sagte jedoch nichts, weil sie wußte, daß der Gatte sie doch nur der bösen Verleumdung bezichtigen würde. Außerdem sah er so müde und abgespannt aus, daß sie nicht das Herz hatte, ihm auch noch mit einer erregenden Debatte zu kommen.

      »Hast du noch einen Wunsch?«

      »Nein, du hast mich ja versorgt. Warum fragst du?«

      »Weil ich sonst zu Bett gehen möchte. Ich bin rechtschaffen müde.«

      »Tu’s doch. Aber nein, zuerst komm einmal her, damit ich dir dein verspätetes Weihnachtsgeschenk überreichen kann.«

      »Was ich natürlich prompt versäumte«, unterbrach er sie beschämt. »Es ist ohnehin nicht viel – und kommt nun noch zu spät.«

      »Beruhige dich, meines auch.«

      »Du bist aber auch krank.«

      »Und du bist überarbeitet.«

      Indes hatte sie der Nachttischschublade einen Umschlag entnommen, den sie ihm, der sich auf den Bettrand setzte, in die Hand drückte. Verständnislos drehte er ihn zuerst herum, öffnete ihn dann zögernd, und was er herauszog, waren runde tausend Mark.

      »Nore, das kann ich doch nicht annehmen«, sagte er betroffen, doch sie winkte kurz ab.

      »Ralf, sprich bitte nicht weiter!« warnte sie. »Ich weiß schon, was du sagen willst, doch das würde mich zutiefst verletzen.«

      »Ja, aber was soll ich denn mit dem vielen Geld?«

      »Erstens ist es gar nicht so viel, du bescheidener Mensch, und zweitens ist es der Grundstein zu einer Praxis.«

      »Nein, Nore.«

      »Ja, Ralf. Rege mich hier gefälligst nicht auf, sonst steigt das Fieber so hoch, daß das Thermometer platzt.«

      Da mußte er doch lachen.

      »Darauf will ich es natürlich nicht ankommen lassen, nicht als Arzt und schon gar nicht


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