Perry Rhodan Neo Paket 1: Vision Terrania. Hubert HaenselЧитать онлайн книгу.
reichte ihm den Zettel.
»So einfach?«, fragte Bai Jun.
»Die Worte darauf sind wertlos ohne den Informations-Schlüssel, den es nur an einer einzigen Stelle der Welt gibt.« Sie tippte sich an die Schläfe. »Hier.«
»Und weiter?«
»Haben Sie das Pod?«
»Selbstverständlich.« Bai Jun zog den tragbaren Mini-Computer aus seiner Jackentasche, genau wie sie es im Vorfeld verlangt hatte.
Die Fremde nahm es an sich. »Wenn der Betrag auf meinem Konto eingegangen ist, nenne ich Ihnen den Schlüssel. Sollte jemand uns abhören, wird er damit nichts anfangen können, weil er das hier nicht hat.« Sie deutete auf den Zettel in Bai Juns Hand. »Danach werde ich das Pod vernichten.« Ein feines Lächeln ließ ihre Augen glänzen. Auf dem Nasenrücken tanzte ein kleiner Fleck. »Schreiben Sie es auf die Spesenrechnung Ihrer Regierung.«
Der General ließ sich nicht anmerken, wie unwohl ihm plötzlich zumute war. Sie lehnte sich weit aus dem Fenster, bewegte sich in Gefilden, die sie nichts angingen. Er schwieg.
Und sie lächelte noch breiter. »Doch keine Angst. Warum Sie wirklich in Macau sind, ist mir völlig gleichgültig«, versicherte sie. »Mein Job ist die Information, nicht mehr.«
»Werden Sie in der Stadt bleiben?«
»Weder in der Stadt noch im Land. Wenn ich das Pod zerstört habe, betrete ich als Erstes ein Flugzeug und lasse das Land weit hinter mir.« Sie trat näher, strich ihm wieder über die Wange. »Denn vergessen Sie nicht: Mein Job ist es, stets gut informiert zu sein. Außerdem überlebe ich gerne.«
Widerwillig musste sich der General eingestehen, dass sie es perfekt eingefädelt hatte. Offenbar wusste sie sehr genau Bescheid, warum sich Bai Jun wirklich in Macau aufhielt. Offiziell erholte er sich in der Stadt und spielte zum reinen Vergnügen bereits die ganze Nacht durch; tatsächlich war ihm eine Aufgabe von höchster Wichtigkeit anvertraut worden. Er würde von hier aus vorbereiten, Taiwan heimzuholen. Dazu hatte er schon lange ein Netz gesponnen, heimlich und im Untergrund, und nun würde ihm in wenigen Stunden ein Anruf dieser Frau das entscheidende Puzzlestück zuspielen.
Er packte ihre Hand, grober, als es nötig gewesen wäre. Einen Augenblick lang drückte er zu, dann hauchte er einen Kuss darauf.
Ihre Miene blieb unbewegt. »Ganz der Gentleman.«
»Sie wenden ausgerechnet einen englischen Begriff auf mich an?« Bai Jun lachte spöttisch. »Sollte ich Sie so sehr überschätzt haben?«
Sie zog die Hand zurück. »Bis bald«, sagte sie, wandte sich um und öffnete die Tür des Separees. Offenbar hielt sie es nicht für nötig, ein weiteres Mal die Sprache auf ihre Bezahlung zu bringen.
Das war es auch tatsächlich nicht. Bai Jun schaute auf die Uhr; weil er keine gegenteiligen Anweisungen gegeben hatte, war das Geld schon seit exakt drei Minuten unterwegs.
Er folgte ihr in die öffentlichen Bereiche des Kasinos. Als er die Tür von außen schloss, wurde ihm sekundengenau die Benutzungsgebühr von seinem hauseigenen Kredit abgezogen. Das spielte keine Rolle; er hatte in den letzten Stunden mehrere Zehntausend gewonnen.
Zurück am Spieltisch, wechselte er einen raschen Blick mit seinem Adjutanten He Jian-Dong. Dieser zog kaum merklich die linke Augenbraue hoch, scheinbar nur ein Spieler wie alle anderen auch. Keiner wusste, dass sie zusammengehörten.
»Die Vier«, vermeldete der Croupier in diesem Augenblick. »Und die Acht. Gefolgt von der Fünfzehn.«
Drei Zahlen waren bekannt, den Regeln des Trade-Spiels zufolge konnten nun die neuen Einsätze erfolgen. He Jian-Dong hatte alles vorbereitet und gab dem General das verabredete Zeichen.
Ein Raunen machte sich breit, als Bai Jun einen Chip im Wert von dreißigtausend Einheiten auf das Feld mit der Sechzehn legte.
»Aber ...«, begann der Croupier.
»Zieht die Bank einen Rückzug in Erwägung?«, fragte der General und setzte weitere Zehntausend auf die Dreiundzwanzig.
Der macanesische Spielleiter zögerte keine Sekunde lang. »Selbstverständlich nicht.«
He Jian-Dong warf Tausend auf die Zweiundvierzig. Die Einsätze der übrigen Spieler beachtete Bai Jun nicht. Ihr Beobachtungs- und Täuschungsspiel war zu perfekt; sein Adjutant und er waren seit Jahren aufeinander eingespielt. Noch kein Kasino hatte ihnen einen Betrug nachweisen können.
Alle offenbarten ihre Karten.
»Sechzehn«, kombinierte der Croupier. »Dreiundzwanzig.« Sein Gesicht wurde etwas bleicher. Das Haus verlor soeben ein Vermögen. »Und Zweiundvierzig.«
He Jian-Dong lachte, als habe er das Ergebnis nicht schon im Vorfeld genau gekannt.
Die beiden Gewinner nahmen hohe Wertchips entgegen.
»Sie sind ein noch glücklicherer Sieger als ich«, sprach He Jian-Dong ihn wie einen Fremden an.
Bai Jun stutzte. Eine Kontaktaufnahme vor Verlassen des Kasinos war in höchstem Maß ungewöhnlich. He Jian-Dong war allerdings ein fähiger Soldat und Mitarbeiter; er musste einen guten Grund für sein ungebührliches Verhalten haben. »Nur das Risiko bringt den Sieg«, sagte er deshalb.
Sein Adjutant verneigte sich leicht und steckte ihm eine Nachricht zu. Der General las die beiden Worte auf dem Zettel. Kasino verlassen.
Schon ging He Jian-Dong scheinbar hochzufrieden mit dem Verlauf des Spiels zur Kasse, um seinen Gewinn in Bargeld zu wechseln.
Der General wartete eine angemessene Zeitspanne ab, nahm Glückwünsche entgegen, verabschiedete sich höflich und folgte dann seinem Adjutanten. Etwas Wichtiges musste geschehen sein, und das wenige Minuten vor Abschluss dieses entscheidenden Teils der Mission. Er warf einen Blick auf die Uhr über dem Ausgang. Das Geld musste jeden Augenblick auf dem Konto seiner Informantin eingehen, und zweifellos beobachtete sie den Stand ihrer Finanzen genau. Also würde sie sich in Kürze über das Pod bei ihm melden.
Bai Jun löste seinen Gewinn ein, nahm zehn Prozent davon in bar entgegen und reichte es dem Bediensteten, der dieses überaus großzügige Trinkgeld mit Erstaunen anstarrte. Den Rest ließ er auf sein Konto in der neutralen Finanzenklave Japan transferieren.
Vor dem Gebäude wartete He Jian-Dong auf einem Steg auf ihn, der weit in die Bucht reichte. Das hufeisenförmig gebogene Kasino warf einen dunklen Schatten auf das Wasser.
Der General blickte auf das Gewimmel aus Brücken und miteinander vertäuten Hausbooten. Nur ein kleiner Teil des Hafens war für derartige Besiedlung freigegeben, ein Entgegenkommen der Regierung von Macau. In dieser schwimmenden Stadt blühte der Schwarzmarkt und Drogenhandel ebenso wie billige Prostitution, sodass viele Gewinner des Kasinos ihr Geld wieder verprassen konnten. Nicht wenige erkrankten dabei oder verschwanden für immer in den Fluten unter dieser zweiten Kommune, wie sie landläufig genannt wurde. In Bai Juns Augen war dies das eigentliche Glücksspiel in Macau – mit dem Einsatz des Überlebens.
»Ich habe eine Nachricht erhalten«, sagte He Jian-Dong und tippte an sein Ohr. Ein ständiger Funkempfänger befand sich in der Muschel, über die er dauerhaft mit dem Netz verbunden war.
»Ein Befehl?«
Sein Adjutant bestätigte. »Eine noch wichtigere Mission. Die Invasion Taiwans wird bis auf Weiteres abgebrochen.«
»Also schickt man mich in die Gobi.«
He Jian-Dong musterte ihn verblüfft. »Woher ...«
»Welchen Ort könnte es sonst geben, an dem ich gebraucht werde? Selbstverständlich sendet man mich zum Landeplatz der STARDUST und dieses Außerirdischen.« General Bai Jun sah, wie sich eine fette Hure aus dem billigen Blechaufbau eines Hausbootes schob. Ihre linke Brust war entblößt, ein Striemen zog sich darüber. Wie gerne ließ er all das hinter sich. »Gehen wir!«, sagte er.
Splitter der Entwicklung (2)
Professor Dr. Dr.