Perry Rhodan Neo Paket 1: Vision Terrania. Hubert HaenselЧитать онлайн книгу.
Der General wunderte sich zwar darüber, als er es zum ersten Mal sah, nahm es aber als Tatsache hin.
»Narren«, stieß er hervor, sein erstes Wort seit Langem. Er zog sich die Knöpfe der Kopfhörer aus den Ohren. »Beschaff mir eine Liste sämtlicher Offiziere, die den aktiven Angriff befohlen haben.«
He Jian-Dong bestätigte.
»Dann sorgst du dafür, dass alle abgezogen und degradiert werden«, fuhr der General fort. »Es wurde höchste Zeit, dass man mich hierher beordert hat. Rhodan muss man mit völlig anderen Mitteln bekämpfen.«
»Selbstverständlich.« Die Finger seines Adjutanten huschten über das Eingabefeld eines Mini-Computers.
Der Hubschrauber überflog die letzten anreisenden Konvois und senkte sich in der Nähe der energetischen Kuppel dem Boden entgegen.
Kaum gelandet, sprang Bai Jun aus der Maschine und rannte weiter, ohne den Kopf einzuziehen, wie es viele instinktiv unter den rasenden Rotorblättern taten. Sie lagen hoch genug, um ihn nicht zu verletzen.
Dabei bellte er Befehle in ein Funkgerät, etablierte sich als neuer Oberbefehlshaber der chinesischen Mission STARDUST. Mit den hochrangigen Militärs wechselte er keine Silbe; sein Adjutant kümmerte sich um sie und sorgte dafür, dass sie von hier verschwanden und ihn nicht länger mit ihren närrischen und plumpen Aktionen behinderten.
Bai Juns erste Amtshandlungen bestanden darin, das wirkungslose Artilleriefeuer einzustellen und die Truppen in einen Abstand von zwei Kilometern zu der Schutzfeldkuppel zu dirigieren.
Eine Zone der Ruhe entstand, und damit die Grundlage, wirklich zielführend weiterzuarbeiten.
»Was nun?«, fragte He Jian-Dong.
Bai Jun sah ihn an. Um seine Lippen spielte ein kühles, ausdrucksloses Lächeln. »Wir unternehmen einen Spaziergang.«
Woher der Wind kam, wusste Bai Jun nicht. Vielleicht brach die Schutzschirmkuppel die vom Wüstensand aufsteigende Hitze und wirbelte die Luftschichten durcheinander. Womöglich war es auch ein völlig natürliches Phänomen.
Die beiden chinesischen Militärs standen auf einem Hügel, der einen perfekten Blick auf jenen Ort bot, der auf bizarre Weise zum eigentlichen Zentrum der Welt geworden war.
»Es gibt nur zwei Möglichkeiten«, sagte der General zu seinem Adjutanten.
He Jian-Dong wartete schweigend ab.
»Entweder endet hier alles, oder die Zukunft beginnt.« Bai Jun legte die Fingerspitzen beider Hände zusammen und verschränkte die Finger ineinander. »Auf unsere Weise oder auf die der Amerikaner.« Das letzte Wort sprach er spöttisch und voller Verachtung aus. »Sorgen wir dafür, dass das Richtige geschieht. Nur eins ist klar, He Jian-Dong: Nichts wird so bleiben, wie es ist, auch wenn dort draußen ...«, er machte eine umfassende Handbewegung, »... unzählige ahnungslose Tölpel noch nicht wissen, dass die alte Zeit unwiderruflich vergangen ist.«
Die STARDUST unter der durchsichtigen Schutzschirmkuppel bot einen bizarren Anblick. Die gelandete Weltraumkapsel war geradezu winzig ohne ihre abgebrannten und im Weltall abgeworfenen Vorstufen. Ein glitzerndes Stück Metall, kleiner als ein Wohnhaus und mindestens doppelt so zerbrechlich. Es passte nicht hierher, in die Wüste, in diesen lebensfeindlichen Ort der stillen Ewigkeit, und wirkte, als könnte es mit einer einzigen Handbewegung, einem einzigen kurzen Befehl und einer einzigen, alltäglichen Explosion zerquetscht werden.
Aber längst hatte die STARDUST das Gegenteil bewiesen.
He Jian-Dong murmelte etwas Bestätigendes und blickte nach dem Summton einer eingehenden Nachricht auf seinen Mini-Computer. »Neuigkeiten von den Vorbereitungen in Macau«, erklärte er. »Die Informantin hat endlich die Schlüsselinformation geschickt.«
Vor einigen Stunden noch war das bedeutungsvoll gewesen, nun interessierte es Bai Jun nicht mehr. Genauso wenig wie die Entwicklungen der weltpolitischen Lage; den Worten seines Adjutanten zufolge standen Land für Land und Regierungsoberhaupt für Regierungsoberhaupt langsam kopf, weil die alten Probleme neue Brisanz erhielten.
Die Rede eines Perry Rhodan und die Präsentation des Außerirdischen Crest vor einigen Stunden brachten das ohnehin instabile Machtgefüge der Erde zusätzlich ins Wanken. Das fragile Gebilde aus Macht und Waffengleichheit würde in Kürze einstürzen, davon war Bai Jun überzeugt.
Der General ließ seinen Adjutanten reden. Warum sollte er sich darum kümmern, was dort draußen geschah? Er stand hier, am Zentrum, an der Quelle sämtlicher Veränderungen.
An dem Ort, an dem die Zukunft geboren wurde, an dem sie sich wie ein Baby aus dem Mutterleib quetschte. Es konnte nicht ohne Wehen und Schmerzen geschehen. Er, Bai Jun, war derjenige, der dieses neugeborene Kind in die richtige Richtung lenken musste. Und wenn es nötig war, würde er es mit einer scharfen Klinge zurechtschneiden, auch wenn es mit seinem letzten Atemzug nach seiner Mutter rief.
Der General entdeckte etwas, das halb verborgen aus dem Sand ragte: ein Fetzen blauer Stoff. Bai Jun ging die wenigen Schritte und zog ihn an sich.
Sandkörner rieselten von der amerikanischen Flagge herab. Ein Stück Stoff, das vermutlich von einem Raumanzug stammte. Es war unsanft und unprofessionell entfernt, wahrscheinlich mit roher Gewalt abgerissen worden.
Er wandte sich an seinen Adjutanten. »Dies wird länger dauern. Errichte mein Kommandozelt auf diesem Hügel. Es ist der richtige Platz. Ich muss inzwischen etwas erledigen.«
Noch keine drei Schritte in die Tiefe gegangen, hörte er He Jian-Dongs Stimme. »Wohin wollen Sie, General?«
Ohne sich umzudrehen, eilte Bai Jun weiter. »Ich werde jemandem einen Besuch abstatten.« Während er sich der Schutzschirmkuppel näherte, steckte er die Flagge in die Tasche seiner Uniform.
Splitter der Entwicklung (4)
Aufzeichnung des ersten Verhörs von David Torrance, dem Betreiber des anonymen Internetblogs Alienfacers. Das Protokoll wurde erstellt am Vortag der Landung der STARDUST in der Wüste Gobi.
»Sie hören mir jetzt gut zu, ist das klar? Wie kommen Sie zu dem, was Sie in Ihrem Blog geschrieben haben?«
DT: »Welcher Blog? Wovon sprechen Sie? Was soll das alles? Ich verlange ...«
»Seien Sie still! Ich warne Sie, halten Sie mich nicht für dumm!«
DT: »Was jetzt?« [lacht.] »Soll ich antworten oder still sein?«
»Du kleines ...«
»Ruhig, Jack. Lass dich nicht provozieren. Also, Mr. Torrance. Wir wissen, dass Sie der Autor des Blogs Alienfacers sind. Sie sprechen von Beweisen für die Existenz von Außerirdischen.«
DT: »Also gut, gehen wir davon aus, es wäre so. Ich kenne den Blog, das stimmt. Dort stehen schon seit Langem Texte, die von der ...«
»Das tut nichts zur Sache!«
DT: »Oh doch! Warum nehmen Sie mich gerade jetzt gefangen? Habe ich einen Nerv getroffen, ja? Habe ich ...«
»Sie geben also zu, dass Sie der Autor des Blogs sind?«
DT: »Soll mir recht sein! Also, wie ist ...«
»Wir stellen hier die Fragen, klar? Auf welcher Grundlage basieren Ihre Texte?«
DT: »Auf gesundem Menschenverstand. Freut mich ja, dass die Regierung inzwischen offenbar ebenfalls bemerkt hat, dass etwas ...«
»Bleib bei der Sache, klar?«
»Jack, nur ruhig Blut.«
»Wenn du mich fragst, ist das hier Zeitverschwendung. Das ist doch nur ein Spinner.«
DT: »Ich verbitte mir ...«
»Macht doch, was ihr wollt. Ich verschwinde von hier.«
»Gut, fahren wir später fort. Mr. Torrance, wir werden Sie dann mit einem weiteren Verdächtigen konfrontieren.«
DT: »Und wer soll das