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Perry Rhodan Neo Paket 1: Vision Terrania. Hubert HaenselЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan Neo Paket 1: Vision Terrania - Hubert Haensel


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Er durfte nichts überstürzen, musste die Lage nüchtern beobachten und analysieren.

      Gleichzeitig donnerte von einem nahen Artilleriegeschütz der erste Schuss. Eine Mini-Rakete jagte in den Himmel, zog eine wabernde Spur hinter sich, doch sie explodierte in deutlicher Entfernung zu dem heranjagenden Raumschiff. Ein Feuerball loderte in der Luft und verpuffte zu schwarzen Wolken. Der Knall hallte wie Donner über die Wüste.

      Bai Jun fluchte innerlich. Nicht schon wieder! Die Kontrolle über seine Truppen durfte ihm nicht entgleiten. Er riss ein Funkgerät hervor. »Feuer einstellen! Wer noch einmal schießt, wird von mir exekutiert!«

      Sein Adjutant zog bereits einen tragbaren Mini-Computer aus der Tasche seiner Uniformjacke und begann zu tippen. Seine Finger huschten nur so über die Touchscreen-Eingabefelder.

      Das Schiff der Arkoniden war schon fast heran, ein metallener Berg am Himmel, der sich ihnen bedrohlich entgegensenkte.

      Weitere Geschosse jagten auf das Raumschiff zu, und ganze Salven kleinerer Geschütze explodierten, ohne auch nur eine bedrohliche Nähe zu erreichen. Winzige Lichtblitze zuckten im Millisekundentakt von dem arkonidischen Raumer und brachten die Luftbomben frühzeitig zur Detonation.

      »Ich fange den Funkkontakt der Schützen ab!« Der Adjutant streckte die Hand aus, in der er den Mini-Computer hielt.

      Aus dem Lautsprecher drangen die Worte eines Soldaten. »Ich krieg es! Ich krieg es!«, schrie er mehrmals nacheinander. Er klang panisch, überdreht. Seine Stimme kippte wie die eines Jungen im Stimmbruch.

      Das Abhörprogramm entschlüsselte den Namen des Sprechers und blendete ihn auf dem Bildschirm ein: Wu Guo-An, seit einem Jahrzehnt im Dienst der Armee, aber noch immer im einfachen Dienstrang. Dreißig Jahre alt, mit einer Verpflichtung für weitere zehn Jahre beim Militär.

      Bai Jun würde dafür sorgen, dass ihm kein einziger Tag mehr vergönnt war.

      Falls dem General noch die Möglichkeit blieb, für irgendetwas zu sorgen. Er klinkte sich in die Funkfrequenz ein. »Feuer einstellen, sofort! Hier spricht General Bai Jun, und ich befehle Ihnen, sich augenblicklich von dem Geschütz zurückzuziehen!«

      Wu Guo-An reagierte nicht. Stattdessen ertönte die Stimme eines zweiten Mannes – Chen Ming, 34, wie das Display anzeigte. »Ich helfe dir!« Im nächsten Moment pfiff eine strategische Luftwaffen-Rakete in die Luft und jagte dem Arkonidenraumer entgegen.

      Wahnsinn.

      Es war Wahnsinn.

      Bai Jun gab weitere Befehle, diesmal an den Unterheerführer der beiden Soldaten. Er sollte diese Schützen augenblicklich stoppen, notfalls mit gezielten Schüssen.

      Doch es war bereits zu spät. Es geschah genau das, was der General befürchtet und insgeheim schon Sekunden früher erwartet hatte. Die Arkoniden in dem Schiff eröffneten das Gegenfeuer, und das konnte nur in einer Katastrophe enden.

      Zuckende Lichtblitze jagten heran.

      Zuerst erwischte es einen der Patrouillen-Hubschrauber. Er detonierte in einem Flammenmeer, als er über dem Landeplatz in die Tiefe sank; der Pilot hatte geistesgegenwärtig reagiert und noch zurückkehren wollen. Lodernde Feuerzungen zuckten aus einem schwarzen Zentrum. Rauch quoll nach allen Seiten.

      Trümmerstücke prasselten hinab und schmetterten mitten in die Reihen der Soldaten. Bai Jun stand nahe genug, um zu sehen, wie ein scharfkantiges Metallstück von mehreren Metern Durchmesser in die Masse jagte.

      Schreie gellten.

      Weitere Schüsse, diesmal aus vielen Stellen des Soldatenlagers, richteten keinerlei Schaden an dem außerirdischen Objekt an. Natürlich nicht. Zweifellos verfügte es über einen ebenso wirksamen Schutzschirm wie die gelandete STARDUST.

      Das Raumschiff antwortete mit einer Salve der Zerstörung.

      Explosionen flammten mitten unter seinen Männern auf. Flammen schossen in die Höhe. Ein Geländewagen raste brennend aus dem Lager, in Richtung der Energiekuppel. Noch weit bevor er sie erreichte, drehte der Wagen zur Seite ab, kippte und hob unter einer Detonation vom Boden ab. Er krachte auf und überschlug sich.

      Bai Jun riss seinen Blick gewaltsam von dem Szenario los. Es galt, sich die nötige Übersicht zu verschaffen. Sie konnten sich nicht gegen den arkonidischen Raumer wehren – also setzte sich Bai Jun ein anderes Ziel. Er musste seine Truppen so weit wie möglich schützen und vor allem eine Panik verhindern.

      »Feuer einstellen!«, befahl er erneut, auf einer Notfallfrequenz, die alle Soldaten empfingen. »Keine Gegenwehr!« Vielleicht verlieh ihnen diese Passivität eine Überlebenschance in der Auseinandersetzung mit diesem überlegenen Gegner. Wenn sie schon einen Angriff führten, dann musste er konzentriert und mit einer klaren Strategie geschehen, nicht ungezielt und planlos.

      Das Raumschiff schwebte nun unmittelbar über dem Heerlager, so tief, dass es mit seinen sechzig Metern Durchmesser für Bai Jun einen weiten Teil des Himmels verdunkelte.

      Und es schoss noch immer. Lichtblitze schmetterten in das Soldatenheer. Sand und Gestein spritzten.

      Menschen rannten davon, blindlings aus dem Chaos flüchtend. Ein Soldat in Sichtweite hob ein Maschinengewehr und zielte damit auf das Schiff – eine lächerliche Aktion. Doch der Mann konnte offenbar keinen klaren Gedanken fassen. Er schoss, so nah, dass Bai Jun sah, wie der Soldat unter den Rückstößen erzitterte. Es geschah in einer gespenstischen Lautlosigkeit, weil rundum weitere Explosionen donnerten, die alles übertönten.

      Wie beiläufig zog der General seine eigene Waffe und feuerte dem panischen Soldaten eine Kugel in den Kopf.

      Danach machte sich Bai Jun daran, mit klaren und nüchternen Befehlen zu verhindern, dass die Panik um sich griff.

      Und wenn es das Letzte war, was er tat.

      Irgendwann endete es.

      Nicht, weil es der chinesischen Armee gelang, das außerirdische Schiff in Bedrängnis zu bringen oder sogar zu beschädigen; der einzige Grund bestand wohl darin, dass die Besatzung des 60-Meter-Raumers beschloss, den Angriff abzubrechen.

      Bai Jun sah vom Hügel seines Kommandozelts hinab auf das Schlachtfeld. Zelte standen in Flammen, Wracks von Hubschraubern, Kampfjägern und Panzer glühten aus. Im Zentrum des Heerlagers gähnte ein Krater von mindestens zwanzig Metern Durchmesser und zehn Metern Tiefe; Menschen krochen darin wie Ameisen.

      Zahllose Soldaten mit leichten Blessuren schleppten Schwerverletzte in die Sanitätsstationen. Den zahlreichen Toten schenkten sie noch keine Beachtung; die Zeit dazu würde kommen, doch noch gab es Wichtigeres.

      Rettungsmannschaften eilten mit Löschgeräten durch das Chaos. Nahezu überall brannte es. Nicht weit vom Kommandozelt entfernt lag eine Leiche, die noch immer glomm.

      Langsam wurde es stiller, vom Prasseln der Flammen und vereinzelten Schreien abgesehen.

      »Was ist mit dem Schiff?«, fragte Bai Jun.

      He Jian-Dong wirkte fahrig; so unruhig hatte der General seinen Adjutanten noch nie gesehen. Immer wieder huschte seine Hand wie unbewusst zum Empfänger in seinem Ohr. »Es ist gelandet.« Sein Blick ging ins Leere, offenbar horchte er auf die Nachrichten aus dem Netz oder dem heer-internen Funk. »Im Inneren der energetischen Schutzkuppel. Dort hatte sich kurzzeitig eine Lücke in dem Schirm geöffnet.«

      Rhodan.

      Bai Jun hatte es gewusst; das alles ging also von Perry Rhodan aus. Der amerikanische Astronaut hatte von seinen arkonidischen Verbündeten Verstärkung angefordert.

      Der Gedanke schoss dem General automatisch durch den Kopf; erst danach wurde ihm klar, dass es sich auch völlig anders verhalten konnte.

      Allerdings erklärte die Ankunft des außerirdischen Schiffes, wieso Rhodan diese kühle Zuversicht ausgestrahlt hatte, trotz seiner im Grunde verzweifelten Lage. Er hatte das Wissen darum zumindest stets im Hinterkopf getragen.

      Für Bai Jun veränderte das jedenfalls alles. Er musste nachdenken, wie es weitergehen konnte, die Situation neu


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