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Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.

Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman - Günter Dönges


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wenn der Bursche sich mit den Bullen in Verbindung gesetzt hat?« Strickton hatte echte Bedenken.

      »Hat er nicht und wird er auch nicht. Sonst wären die Bullen schon längst hiergewesen, Strickton. No, dieser Parker kocht seine eigene Suppe. Hier werden wir ihn weich machen.«

      »Und wenn er nicht mitspielen will, Chef, weiß ich, was wir mit ihm machen«, meldete sich der rachsüchtige Bigels zu Wort. »Wir werden ihn durch den großen Back-Automaten rollen lassen. Dann kommt er auf der anderen Seite wie ein geröstetes Spanferkel wieder ’raus.«

      »Keine schlechte Idee«, antwortete Turpins versonnen. »Wirklich, nicht schlecht, Bigels. Das ist die Behandlung, die dieser schwarze Rabe braucht.«

      Er sah auf seine Armbanduhr und scheuchte seine Leute aus den Sesseln.

      »Los, in einer halben Stunde wird der Butler auf dem Dachgarten sein. Macht eure Sache gut. Ihr wißt ja, wie er aussieht. Eine Verwechslung kann es gar nicht mehr geben …!«

      *

      Das Restaurant auf dem Dachgarten des Windermere-Warenhauses war den ganzen Tag über immer gut besucht. Die Kunden des riesigen Hauses fuhren hier hinauf, um die schmerzenden und geschwollenen Beine zu entlasten. Hier tranken sie ihren obligaten Tee, aßen ein paar Biskuits oder speisten ausgiebig zu Mittag.

      Die Sicht auf die London Docks war ausgezeichnet. Sogar ein Stück der Themse war zu sehen. Darauf die Frachter aller Größenklassen, die stromauf und stromabwärts fuhren. Das große Lokal war an den drei Wandseiten in viele kleine Nischen aufgeteilt. Diesen Nischen galt Stricktons Aufmerksamkeit, als er zusammen mit Bigels und den übrigen vier Männern der Rauschgiftgang hereinkam.

      Sie waren gut bürgerlich gekleidet. Selbst ein mißtrauischer Oberkellner hätte die sechs Männer nicht für Gauner oder Gangster gehalten. Hinzu kam, daß sie natürlich nacheinander in das Lokal tröpfelten. Sie wollten nicht als Gruppe erscheinen und so vielleicht unnötiges Aufsehen erregen.

      Unten vor dem Warenhaus stand ein starker Wolseley, in dem Josuah Parker nach gelungenem Kidnapping weggeschafft werden sollte. Strickton hatte sie Einzelheiten genau festgelegt und die Entführung des Butlers bis ins Detail organisiert. Mit Pannen rechnete er natürlich nicht, wenngleich tief in seinem Innern ein böser Rest von Mißtrauen und Unsicherheit zurückgeblieben war.

      Gleich nach dem Betreten des Dachrestaurants schickte Strickton einen prüfenden, umfassenden Blick auf die Reise. Er wollte feststellen, wo Parker sich niedergelassen hatte. Es war genau 13.00 Uhr. Er mußte also bereits hier oben sein.

      Die vielen kleinen Nischen verwehrten ihm allerdings den genauen Überblick.

      »Los, verteilen, wie wir’s besprochen haben«, sagte er zu Stan Bigels, der neben ihm stand. »Und keine Dummheiten.«

      Bigels flüsterte die Anweisungen an seine Partner weiter. Sie verteilten sich und machten sich daran, die einzelnen Nischen genau und unauffällig zu kontrollieren.

      Bigels und Strickton blieben zusammen.

      Strickton, der sich der zweiten Nische rechts an der Stirnwand näherte, zuckte plötzlich zusammen. Er hatte den Butler gesehen. Parker saß in gewohnt steifer Haltung hinter einem Tisch. Er trug den bereits sattsam bekannten, dunklen Anzug. Neben ihm stand der Regenschirm, den Strickton bereits wie die Pest haßte.

      Strickton schob sich an die Nische heran.

      »Mr. Parker?« fragte er höflich und korrekt.

      »Oh, Mr. Strickton.« Parker grüßte gelassen. »Ich freue mich über Ihre Pünktlichkeit.«

      »Können wir gehen?«

      »Mitnichten«, antwortete Parker. »Ich hatte mich mit Mr. Turpins verabredet, wenn ich mich nicht sehr täusche.«

      »Turpins ist verhindert. Er erwartet Sie in seinem Büro.«

      »Das dürfte gegen die getroffenen Abmachungen verstoßen«, bemerkte der Butler.

      »Ob Abmachung oder nicht, verdammt, Sie kommen jetzt mit!« Stan Bigels verzichtete auf höfliche Floskeln. Er stand bereits neben dem Butler und preßte ihm die solide Mündung eines 45ers gegen die Rippen.

      »Ihre Manieren enttäuschen mich«, stellte Parker fest. »Sie sollten etwas dafür tun.«

      »Los, aufstehen, Parker, sonst werde ich ungemütlich!« Bigels kochte bereits vor Zorn.

      »Muß ich mich tatsächlich wieder mal der Gewalt beugen?«

      »Machen Sie bloß keinen Ärger, Parker«, schaltete sich Strickton ein. »Wenn Sie jetzt freiwillig mitkommen, wird Ihnen auch nichts passieren.«

      »Nun gut, ich füge mich in mein Schicksal.« Parker stand langsam auf. Er schien diesmal wirklich keine Dummheiten im Kopf zu haben. Strickton trat etwas zurück. Bigels steckte die Schußwaffe schnell wieder ein, damit sie von den Gästen des Restaurants nicht gesehen werden konnten.

      Weder Strickton noch Bigels aber bemerkten, was sich vor der anderen Nische abspielte. Es gab immerhin noch vier Gangster, die nach Parker Ausschau hielten und die feste Order hatten, ihn hochzunehmen …

      *

      Jeder dieser vier Gangster hatte nämlich seinen eigenen und ganz speziellen Parker entdeckt und fest genommen.

      Man konnte den Leuten wirklich keinen Vorwurf machen. Jeder von ihnen hatte in einer Mische einen Mann entdeckt, der einen dunklen Anzug trug, mit einem altväterlichen Regenschirm spielte und in dessen Besitz sich ein schwarzer Bowler befand.

      Jeder dieser vier Gangster hatte eifrig zugeschnappt und den betreffenden Butler Parker mit der Mündung einer Waffe gekitzelt. Erst als die betreffenden Parker zur Tür dirigiert wurden, wurde der offensichtliche Massenirrtum ruchbar.

      Strickton zuckte als erster zusammen.

      Er starrte auf die übrigen vier Butler Parker und rieb sich ungläubig die Augen.

      Die vier Gangster starrten auf die Doppelgänger ihrer Partner und waren ebenfalls einigermaßen überrascht und verwirrt. Stan Bigels, der zwar schnell schoß und zuschlug aber nur sehr langsam zu denken vermochte, stöhnte leicht auf. Das Bild, das sich seinen Augen bot, war für seine Hirnzellen doch zu überwältigend.

      Diese allgemeine Verwirrung wurde von den diversen Butler Parker geschickt genutzt. Mit anderen Worten, es dauerte nur einige Sekunden bis sechs Gangster, an ihrer Spitze Strickton, leicht verdutzt auf Handschellen starrten, die ihre Gelenke zierten.

      Stan Bigels war natürlich wieder mal der Leidtragende.

      Nachdem sein Geist diesen An blick einigermaßen verdaut hatte spielte er verrückt. Er wollte um jeden Preis schießen. Er riß sich von einem Yardbeamten los – denn sie waren in die Masken Parkers geschlüpft – und wollte flüchten. Bigels kam in die Nähe Parkers, der seinerseits in der Höhe des Küchenbüfetts stand.

      Da Josuah Parker unnötig harte Methoden verabscheute, selbst wenn er es mit abgebrühten Gangstern zu tun hatte, entschied er sich für weichere Mitte.

      Kurz entschlossen griff er nach einer Sahnetorte, die zufälligerweise in seiner Reichweite stand.

      Blitzschnell hatte Parker sie in der Hand. Ein kurzer Ruck, ein kurzer, gezielter Wurf, und schon war Stan Bigels gebremst. Er konnte plötzlich nichts mehr sehen. Das lag an der Sahnetorte, die Parker als Geheimwaffe abgeschossen hatte.

      Diese Torte nämlich klebte in Bigels Gesicht und verschloß ihm die Augen.

      Bigels brüllte auf. Er wischte sich die Genußmittel aus dem Gesicht und stellte dabei überrascht fest, daß die weiche Masse besonders gut schmeckte.

      Nun, er leckte sich zwar nicht die Finger ab. Das zu behaupten wäre reine Übertreibung gewesen. Doch Bigels blieb stehen und horchte in sich hinein. Er wartete auf seine innere Stimme, die ihm die Verhaltungsmaßregeln für diesen Angriff mitteilen sollte.

      Bevor sie aber sprach und ihn aufklärte, kam Bigels nicht mehr weiter.


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