Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
Vorbereitungen zu treffen. Unterhalb der Fenster, der Terrassentür und des Eingangs verschmierte er ausgiebig Schmierseife und würzte das alles mit Reißnägeln, die er, mit der Spitze nach oben, in die fettige Masse drückte. Auf dem Spannteppich verstreute er die Knallerbsen, die den Vorzug hatten, nach dem unabsichtlichen Zertreten mit lautem Knall zu platzen. Dann spannte er seine Hängematte dicht unter der Decke auf und begab sich zur Ruhe. Das Bett berührte er nicht. Er wollte sichergehen, daß er die Nacht überlebte.
In der Hängematte überdachte er noch einmal alle Argumente.
Es mußte tatsächlich zwei Agentengruppen geben, die sich gegenseitig bis aufs Messer bekämpften. Auf der einen Seite gab es Männer, die es verstanden hatten, Professor Manfields Unterlagen zu fotokopieren.
Diese Fotokopien waren allem Anschein nach von Henry Manters gestohlen worden, der zu dieser Agentengruppe gehörte, aber auf eigene Rechnung arbeitete. Manters hatte versucht, die Fotokopien über Henderson an die Agentengruppe Walt zu verkaufen. Dabei war er erschossen worden. Und zwar sehr wahrscheinlich von den Leuten, die sich die Kopien besorgt hatten.
Die Frage war, wie die Agenten um Adams es geschafft hatten, an die Unterlagen des Professors heranzukommen. Sie mußten einen Spitzel im Labor des Professors haben. Wenn der Professor nicht selbst …
Nun, Parker schüttelte den Kopf. Es war wohl ausgeschlossen, daß Professor Manfield selbst die Kopien angefertigt hatte. Oder doch nicht? Parker beschloß, auch diese Frage gründlich zu klären.
Parker dachte an den Patentanwalt.
Lester Gatewell, wie dieser Mann mit der hohen Stirn und der randlosen Goldbrille hieß, hatte wenige Sekunden nach dem Betrachten der echten Fotokopien gewußt, um was es sich handelte. Verfügte ein durchschnittlicher Patentanwalt über solch ein Wissen? War solch ein Mann in der Lage, komplizierte Berechnungen und Unterlagen auf Anhieb richtig zu deuten?
Auch diese Frage mußte geklärt werden.
Wichtig war und blieb für Parker der Hinweis, den er von Leutnant Canters erhalten hatte. Der ermordete Paul Adams, der die Kopien hatte zurückkaufen wollen, war technischer Zeichner gewesen. Und zwar im Büro des Professors. Gab es eine Querverbindung zwischen dem erschossenen Adams und irgendeinem Angehörigen des Konstruktionsbüros?
Nun, Parker mußte auch diese Frage klären, wenn er den Fall lösen wollte.
Vorerst galt es aber, der Ruhe zu pflegen.
Parker rekelte sich in seiner Hängematte zurecht und schlief bald darauf ein, denn sein gutes Gewissen erwies sich wieder einmal als ungewöhnlich sanftes Ruhekissen …
*
Etwa zwei Stunden nach Mitternacht wurde Parker wach.
Ein feines, klirrendes Geräusch hatte ihn aufgeschreckt. Er blieb vollkommen ruhig in der Hängematte liegen und sah zu der Fensterfront seines kleinen Bungalows hinüber. Dort glaubte er einen Schatten zu sehen.
Kaum hörbar öffnete sich das Fenster nach oben.
Nun war eine Gestalt schon fast genau zu erkennen. Mit größter Vorsicht stieg sie über die Fensterbank, blieb dort einen Augenblick sitzen und lauschte in das Zimmer hinein.
Der Eindringling kam zu dem Schluß, daß alles in bester Ordnung war. Er ließ die Beine vorsichtig herunter und glitt auf der Schmierseife prompt aus. Er verlor das Gleichgewicht, stieß vor Schreck einen unterdrückten Schrei aus und landete auf seiner Kehrseite.
Es handelte sich um einen äußerst unglücklichen Fall, denn der Mann landete mit seinem Gesäß in den von Parker vorbereiteten Heftzwecken, die sich natürlich ohne Schwierigkeiten, ja, fast gierig, in seine Gesäßmuskeln bohrten.
Der Eindringling schrie jetzt nicht mehr unterdrückt auf. Er jaulte wie ein getretener Hund, sprang mehr als hastig hoch und glitt auf der rutschigen Schmierseife erneut aus.
Das unschöne Spiel – vom Eindringling aus gesehen – wiederholte sich. Der Mann verlor erneut das Gleichgewicht, landete wieder auf seinem Gesäß und mußte erleben, wie tückisch, bohrend und auch schmerzhaft Reißnägel sein konnten.
Wie von vielen Taranteln gebissen, ein schreckliches Gebrüll ausstoßend, fuhr er erneut hoch und versuchte die Flucht zu ergreifen. Er hatte das verständliche Bestreben, von der Schmierseife herunterzukommen. Der Eindringling schien sich auf Rollschuhen zu befinden, so rutschte, stolperte und glitt er an den Fenstern entlang, bis er endlich den rettenden Boden der Zimmermitte hinter sich hatte.
Doch hier warteten neue Überraschungen auf ihn.
Er trat auf die diversen Knallerbsen, die Parker im Zimmer verstreut hatte. Ein gutes Dutzend kleinerer Detonationen brach auf. Der vollkommen nervös gewordene Gast wurde von ihnen durch das Zimmer gehetzt und kam, ohne es zu wissen oder auch nur zu ahnen, in die Unmittelbare Nähe des Butlers, der in seiner Hängematte unter der Zimmerdecke hing.
Parker brauchte sich nicht sonderlich anzustrengen.
Er nahm seinen Universal-Regenschirm in die Hand und ließ den bleigefütterten Bambusgriff nach unten ins Zimmer fallen. Dieser Griff senkte sich auf den Kopf des Eindringlings, der daraufhin einen fast erleichterten Seufzer ausstieß und dankbar zu Boden ratschte. Nach einem weiteren Seufzer schloß er die Augen und trat ab in eine wohltätige Ohnmacht.
Parker war ein vorsichtiger Mensch, wie man immer wieder lesen und feststellen kann. Er dachte nicht im Traum daran, sofort seine Hängematte zu verlassen. Er wußte ja nicht, ob dieser Eindringling nicht vielleicht noch einen Partner mitgebracht hatte. Und solch ein Partner im Hintergrund konnte unter Umständen äußerst unangenehm werden.
Der Butler blieb also erst einmal liegen und wartete ab.
Er wartete zumindest auf das Auftauchen eines Kriminalbeamten, den Leutnant Canters für ihn abgestellt hatte. Dieser Mann mußte das Detonieren der Knallerbsen doch unbedingt gehört haben. Warum ließ er sich denn immer noch nicht blicken?
Die Sekunden verstrichen, doch draußen vor dem Bungalow blieb alles vollkommen ruhig. Parker wollte sich gerade aus der Hängematte nach unten ins Zimmer gleiten lassen, als er schnelle Schritte vor dem noch hochgeschobenen Fenster hörte. Dann tastete sich der scharfgebündelte Lichtschein einer Taschenlampe in das dunkle Zimmer hinein. Er wanderte nervös durch den Raum und blieb auf dem am Boden liegenden und noch immer schlafenden Eindringling haften.
Scharren auf dem Fensterbrett. Der Besitzer der Taschenlampe mühte sich ins Zimmer hinein. Wer dieser zweite Besucher war, konnte Parker nicht ausmachen. Er unterstellte sicherheitshalber, daß es sich um einen weiteren Agenten handelte.
Auch dieser Besucher erlebte peinliche Dinge.
Selbstverständlich glitt auch er auf der Schmierseife aus, selbstverständlich landete auch er in den Reißzwecken und verständlicherweise brüllte auch dieser Mann in den verschiedensten Stimmlagen auf. Dann stolperte er ungewollt über den am Boden liegenden ersten Besucher und hatte das Pech, mit seinem Kopf gegen den nach unten hängenden, bleigefütterten Bambusgriff des Universal-Regenschirms zu kommen. Kurz, auch dieser Besucher legte sich schlafen, nicht ohne ebenfalls ein erleichtertes Stöhnen von sich gegeben zu haben.
Parker wußte, daß das Intermezzo damit beendet war.
Er stieg gemessen aus der Hängematte, zog erst einmal die Vorhänge vor, ohne sich der tückischen Schmierseife anzuvertrauen, um dann das Licht einzuschalten.
Er sah sich die beiden Eindringlinge genauer an.
Sie waren nicht mehr fremd für ihn.
Es handelte sich um Walt und Butsch, jene beiden Agenten, die nicht nur einen Garagenkellerbrand hinter sich hatten, sondern augenscheinlich auch einen längeren Fußmarsch auf Socken. Sie trugen jetzt sehr leichte und ungemein bequeme Tennisschuhe, die gerade ausgereicht haben mochten, die angeschwollenen Füße der beiden Männer aufzunehmen …
*
Leutnant Canters ließ sich kaum seine Überraschung anmerken, als er die beiden Agenten sah.
Parker