Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
dieser Zigarren nur in den seltensten Fällen zu widerstehen vermochten.
Parker befand sich eigentlich nie im Urlaub.
Auch an diesem Tage nicht.
Während der Fahrt drehte er sich wiederholt um und beobachtete die Straße durch das Rückfenster. Und wieder einmal stellte er fest, daß sein Taxi augenscheinlich beschattet wurde. Es handelte sich um einen grauen Buick, der ihm hartnäckig folgte und sich nie weiter als zwei oder drei Wagen abfallen ließ.
Befand sich in diesem Buick der Mordschütze?
Parker wußte es natürlich nicht, doch er kalkulierte diese Möglichkeit sofort ein. Eine gewisse Vorsicht hatte sich bisher stets als gesundheitsfördernd erwiesen.
»Ich möchte mein eben genanntes Fahrtziel abändern«, rief er dem Taxifahrer freundlich zu. »Setzen Sie mich irgendwo am Rande der Stadt vor den Dünen ab, ich möchte gern den Frieden der Natur genießen.«
»Und wie kommen Sie wieder zurück, Sir?« erkundigte sich der Fahrer.
»Irgendeine passende Möglichkeit wird sich mit einiger Sicherheit ergeben«, gab der Butler zurück. »Sorgen Sie nur dafür, mich an eine möglichst einsame Stelle zu bringen.«
»Das können Sie haben. Wie wär’s mit Coach-Beach, Sir?«
»Ein beruhigend klingender Name«, antwortete Parker. »Ich glaube, wir bleiben dabei!«
Und erneut schaute er durch den Rückspiegel und hielt Ausschau nach dem verfolgenden Wagen. Nun, er hatte sich nicht getäuscht, denn der graue Buick folgte dem Taxi nach wie vor.
Nach einer Fahrt von weiteren fünfzehn Minuten verließ der Fahrer die betonierte Ausfallstraße und bog zu den Dünen ab. Dann stoppte er und sah sich fragend nach Parker um.
»Sind Sie auch sicher, daß hier das Richtige für Sie ist?« erkundigte er sich.
»Vollkommen sicher«, gab Parker würdevoll zurück. »Sie hätten keinen besseren Platz aussuchen können. Wieviel darf ich Ihnen bezahlen?«
Der Fahrer nannte den Preis und riß die Augen weit auf, als Parker ihm zudem noch ein gehöriges Trinkgeld reichte. Dann beeilte er sich, zurück in seinen Wagen zu kommen, um schleunigst loszufahren. Wahrscheinlich fürchtete er, Parker könnte ihn noch einmal zurückrufen und ihm das handfeste Trinkgeld abnehmen.
Der Butler sah dem davonpreschenden Taxi nach und ging auf die erste, sanft ansteigende Düne zu. Zu diesem Zeitpunkt war von dem grauen Buick weit und breit nichts zu sehen. Entweder hatte Parker sich nun doch getäuscht, oder der Wagen war an einer verborgenen Stelle abgestellt worden.
Parker hatte den Kamm der Düne erreicht und sah auf den Strand hinunter, gegen den die Wogen des Atlantik Sturm liefen. Ein wunderschönes Bild, voller Kraft und gleichzeitiger Ruhe und Stetigkeit.
Parker sah die Gelegenheit gekommen, sich in aller Ruhe einen seiner schwarzen Torpedos anzuzünden. Mit Umsicht und Bedachtsamkeit präparierte er eine der Zigarren, die er dem schwarzen Etui entnommen hatte, zündete sie geschickt an und genoß den seiner ehrlichen Ansicht nach würzigen Duft dieser Importe.
Zwei leichtsinnige Möven, die neugierig einkurvten, um den einsamen Besucher genauer unter die Lupe zu nehmen, waren vollkommen anderer Ansicht.
Die ersten Rauchschwaden der Zigarre schwebten hoch in die Luft und wurden vom Wind zerteilt. Nur wenige Duftpartikelchen dieser Rauchwolke trafen die Nasenlöcher dieser beiden Möven, die als durchaus hart gelten konnten.
Sie schreckten förmlich zurück, steilten hoch und brachen in klagende Schreie aus. Sie verloren für wenige Augenblicke die Konzentration, wirbelten durcheinander und wandten sich dann zur Flucht. Im Tiefflug schossen sie auf die See hinaus und verschwanden am Horizont.
Parker sah diesen beiden Tieren kopfschüttelnd nach. Wieder einmal konnte er es einfach nicht verstehen, warum der Rauch seiner Zigarre alle Kreatur umgehend in die Flucht zwang, während er seine Zigarre tatsächlich genoß.
Seine Überraschung weitete sich aus, als plötzlich ein dumpfes, unangenehmes »Plopp« zu hören war.
Dicht neben ihm schlug ein schallgedämpftes Bleigeschoß in den aufstäubenden Sand und ließ eine kleine Fontäne von Sandkörnern in die Luft steigen.
Parker sah sich genötigt, erst einmal in Deckung zu gehen, denn einen zweiten, besser gezielten Schuß wollte er nicht unnötig provozieren. Er verschwand hinter der Düne und wartete ab.
Bald darauf waren verwehte Stimmen zu hören.
Sie kamen schnell näher und wurden von Sekunde zu Sekunde immer deutlicher. Zwei Männer riefen sich Hinweise zu, munterten sich gegenseitig auf und gaben der Hoffnung Ausdruck, daß sie den ›Hund‹ bald hätten.
Parker mißbilligte solch eine rüde Ausdrucksweise, denn er wußte inzwischen nur zu gut, wer mit dem Ausdruck ›Hund‹ nur gemeint sein konnte.
Es gab also zwei Männer, die ihn aus unverständlichen Gründen nicht nur nicht mochten, sondern die alles daransetzten, ihn zu erschießen.
Parker verfügte zu seinem Leidwesen nicht über eine Schußwaffe. Als Urlauber hatte er sich diesmal nicht mit diesen notwendigen Utensilien versorgt und eingedeckt. Doch er war und blieb guten Mutes, zumal nicht weit von seiner Düne entfernt einige Strandhütten zu sehen waren, die unbewohnt zu sein schienen.
Alle Deckung, die sich hier anbot geschickt ausnützend, erreichte er schon recht bald eine dieser Hütten und blieb hinter ihr abwartend stehen.
Er sah nicht nur die Spuren im feinen, körnigen Sand, die er hinterlassen hatte, sondern auch die beiden Männer, die wie zwei vorsichtige und mißtrauische Füchse sich heranpirschten.
Sie hatten es relativ einfach. Nicht nur, weil sie bewaffnet waren, sondern weil sie sich nur an die Spuren im Sand zu halten brauchten, um auf Parker zu stoßen.
Parkers Hirn registrierte diesen Nachteil, um ihn dann aber sofort in seinen Plan einzubauen.
Er verließ sein Versteck hinter der ersten Hütte, prägte weitere Spuren in den Sand und verschwand hinter der zweiten und dann hinter der dritten, niedrigen, einfachen Hütte, die praktisch nur aus gehobelten Brettern zusammengeschlagen worden waren.
Dann aber wechselte er zurück zur zweiten Hütte und achtete darauf, nicht in das Blickfeld der beiden Verfolger zu geraten. Mit dem Universal-Regenschirm beseitigte er die Spuren dieses Rückmarsches und blieb seitlich hinter der zweiten Hütte stehen.
Wenige Minuten später waren die beiden Männer heran.
Parker hörte ihre Stimmen.
»Die Spuren gehen weiter«, sagte der erste Verfolger.
»Na, wenn schon«, erwiderte der zweite Mann und lachte leise und geringschätzig auf, »ich möcht’ wissen, welche Chancen sich der noch ausrechnet. Hier ist außer uns weit und breit kein Mensch!«
»Beeilen wir uns«, schlug der erste Verfolger ungeduldig vor. »Je schneller wir ihn haben, desto besser. Ich möchte nur wissen, warum Henderson ausgerechnet hierher in die Dünen gefahren ist!«
»Weiß ich doch nicht«, war die Antwort.
»Ob da vielleicht irgendein Trick dahintersteckt?« fragte sich der erste Verfolger und achtete dabei kaum auf die Regeln seiner Muttersprache.
»Mann …« Mehr hatte sein Partner darauf nicht zu sagen, doch dieses eine Wort besagte mehr als ein ganzer Satz.
»Ich glaube, wir trennen uns und nehmen Henderson in die Zange«, schlug der erste Verfolger vor. »Henderson kann schießen, das wissen wir!«
Josuah Parker, der nun genau wußte, daß er mit irgendeinem Mr. Henderson verwechselt wurde, hörte das Knirschen von Sand. Kurz darauf erschien einer der beiden Verfolger an der Ecke der Hütte.
Parker, der schnell um die nächste Hüttenecke verschwand, ließ sich noch nicht blicken.
Dafür sah