Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
er angerichtet hatte.
Hastig löschte er die Glut der Zigarre.
Als eingeschworener Menschenfreund wollte er schließlich kein Unheil stiften.
Als er die Keilerkneipe verließ, er ließ für den Cocktail einen Silberdollar zurück, öffnete sich eine Gasse. Würdevoll, mit der Melone nach allen Seiten grüßend, ging der Butler zurück auf die Straße.
Er war sicher, seinen Informanten bald zu treffen. Sein Besuch in der Kellerkneipe verfolgte nämlich keinen anderen Zweck, als Hank Mondon aufmerksam werden zu lassen …!
Nach einer knappen Stunde war Josuah Parker zwar um einige Dollarnoten erleichtert worden, dafür wußte er aber einiges über Walt Hostans.
Während seiner Fahrt durch die Stadt sprach der Butler einen ersten Bericht auf Tonband. Solch ein Gerät hatte er sich selbstverständlich in den Wagen einbauen lassen. Das hing nicht nur mit Parkers Vorliebe für technische Spielereien zusammen. Maßgebend dafür war sein Sinn für rationelles Arbeiten. Später brauchte er seinem Herrn Mike Rander keinen mündlichen Bericht zu erstatten, sondern übergab nur das Tonband mit seinen Bemerkungen zu den jeweiligen Kriminalfällen, die er gerade bearbeitete.
Josuah Parkers Ziel war die Firma von Walt Hostans.
Die Barriere zum Innenhof und Lager war zwar geschlossen. Doch als er auf das Grundstück einkurvte, war der Pförtner derart verblüfft, daß er keine Fragen stellte, sondern hastig die sperrende Barriere hochschnellen ließ.
So konnte Josuah Parker bis dicht vor den Eingang zum Bürohaus fahren.
Durch irgendeine Alarmeinrichtung, die er noch nicht entdeckt hatte, wurde Josuah Parkers Kommen angekündigt.
Er verließ gerade das hochbeinige Monstrum von einem Wagen, als ihm zwei recht bekannte Männer entgegenkamen. Es waren der Gangster mit dem harmlosen Gesicht und den kalten Augen, sowie der junge Mann, der ihn in den Torweg gezwungen hatte.
»Wie klein ist doch die Welt«, wunderte Parker sich. »So sieht man sieh wieder, meine Herren. Ich hoffe, Sie vergeben mir nachträglich die etwas rauhe Behandlung, die ich Ihnen angedeihen lassen mußte.«
»Was wollen Sie hier?« fragte der Gangster mit dem harmlosen Gesicht. Seine rechte Hand stak in der Rocktasche. An der Ausbeulung war deutlich zu erkennen, daß der Gangster eine Waffe mit sich führte.
»Irre ich mich nicht in der Annahme, daß Sie in der vergangenen Nacht von einem dritten Mann begleitet wurden?« fragte Parker, ohne die eigentliche Frage des Gangsters zu beantworten.
»Was wollen Sie hier?« wiederholte der Mann noch mal.
»Ich möchte Ihrem Chef, Mr. Hostans, meine Aufwartung machen.«
»Der is’ für Sie nicht zu sprechen. Verschwinden Sie …!«
»Ich hoffe doch sehr, daß Sie einem alten Mann keine Schwierigkeiten bereiten wollen«, erklärte Parker und schüttelte verweisend den Kopf.
»Wenn Sie nicht sofort abhauen, können Sie was erleben, Sie verdammter Pinguin.«
Der junge Mann schaltete sich ein. Er kochte innerlich vor Wut. Wahrscheinlich dachte er an die Niederlage im Fabrikkeller. Er brannte darauf, sich dafür zu revanchieren.
»Melden Sie mich bitte Mr. Hostens«, wandte Parker sich an den älteren Gangster. »Teilen Sie ihm freundlichst mit, daß ich mit ihm über die Motoryacht ›Isabel‹ plaudern möchte. Als leidenschaftlicher Wassersportler für mich ein interessantes und unerschöpfliches Thema.«
»Raus …!« zischte der Gangster gereizt. Allein der Hinweis auf eine Motoryacht »Isabel« machte ihn nervös. Nur so war es zu verstehen, daß er eine recht ungeschickte Bewegung machte, die Josuah Parker unbedingt mißverstehen mußte.
Parker glaubte an Tätlichkeiten und wehrte sich auf seine Weise. Durch den Druck auf einen versteckt angebrachten Gummiball versprühte die Zierperle in der Krawatte eine stark riechende Flüssigkeit, die den beiden Gangstern den Atem nahm.
Während sie noch verzweifelt nach Luft schnappten und nicht im Traum daran dachten, ihre Waffen zu ziehen, schritt Parker gemessen und würdevoll an ihnen vorbei und betrat den Lift. Er schwebte bereits nach oben, als die beiden Gangster endlich wieder schalten konnten.
Josuah Parker trat ein ohne anzuklopfen.
Walt Hostans, der große, schlanke Mann mit dem Schnurrbart und den grauen Augen, preßte seine Lippen zusammen, als er Parker erkannte.
»Verzeihen und entschuldigen Sie diese ungewöhnliche Form des Eindringens«, meinte Parker höflich. »Zwei Ihrer Leute hatten es sich in den Kopf gesetzt, mich nicht zu Ihnen zu lassen.«
Hostans hatte sich zu einem matten Grinsen entschlossen. Seine linke Hand, die auf dem Schreibtisch lag, rutschte Zentimeter für Zentimeter zur Tischkante. Wollte er sie in die seitlich geöffnete Schublade fallen lassen?
»Ich hasse es, Sir, umständlich um den Kern einer Sache herumzugehen«, redete Josuah Parker inzwischen weiter, »es ist immer und stets mein Bestreben, mich konkret und präzise auszudrücken. Wie jetzt und hier, Mr. Hostans.«
»Man hört’s …«, meinte Hostans ironisch. Er hatte sich bereits sein Urteil über Parker gebildet. Er hielt diesen schwarz und altväterlich gekleideten Mann für einen geschwätzigen Trottel, den er bei der ersten Begegnung glatt überschätzt hatte. Diesmal wollte er es ihm nachdrücklich zeigen. Dieser umständliche Bursche brauchte eine derbe Lektion.
»Mehr durch Zufall als durch genaue Ermittlung geriet ich an Ihre Motoryacht ›Isabel‹, Sir«, redete Parker weiter. »Ein schönes, stolzes Boot, nicht wahr?«
Hostans Blick wurde starr.
Das Stichwort »Isabel« ging ihm sofort unter die Haut. Einfach unverständlich, wie dieser schwarze Knabe an das Boot geraten war. Hostans neigte dazu, sich schnell ein anderes, neues Urteil zu bilden.
Seine linke Hand hing an der Schreibtischkante. Er brauchte sie vorsichtig abrutschen zu lassen oder sie zu senken. Und schon lag sie dann auf dem 38er in der Lade.
»Ich ließ mir erzählen, Sir, daß Sie ein begeisterter Wassersportler sind, der selbst längere Fahrten nicht scheut.«
»Schon gut möglich«, antwortete Hostans langsam. Er war entschlossen, sein Gegenüber unmöglich zu machen. Noch wartete er damit. Hostans wollte herausbekommen, wieviel dieser ulkige Bursche an der Tür eigentlich wußte.
»Darüber hinaus lieben Sie Kanada, nicht wahr?« baute Josuah Parker die Konversation weiter aus. »Ich kann das durchaus verstehen. Auch ich liebe kanadischen Whisky.«
»Sie sind verdammt gut informiert«, entgegnete Hostans. Für ihn war jetzt alles klar. Sein Besucher wußte tatsächlich Bescheid. Damit sprach er sich selbst sein Urteil.
Hostans Hand rutschte leicht und geschmeidig von der Schreibtischkante ab.
Als er den 38er jedoch hochreißen wollte, erlebte er eine grausame Enttäuschung.
Parker war nämlich schneller.
In seiner rechten Hand lag ein solider 45er Colt, ein Exklusivmodell längst vergangener Zeiten, wie es die Siedler und Jäger im Westen des Landes vor vielen Jahren benutzten. Einige bemerkenswerte Rostflecken konnten den Gesamteindruck kaum stören.
»Ich möchte Sie doch sehr bitten, um den Tisch herumzukommen«, meinte Parker freundlich. »Im Waffenhandwerk nur wenig erfahren, lege ich keinen Wert darauf, daß Streit entsteht.«
Hostans war wütend, verlor langsam die Übersicht.
Er kam sich nicht nur ausgespielt, sondern sogar auch noch verhöhnt vor.
Jetzt erst ging ihm ein Licht auf.
Dieser Mann, der sich Josuah Parker nannte, War ein gerissener Fuchs. Sein Auftreten, die umständliche Ausdrucksweise, die scheinbare Tölpelhaftigkeit, das alles war nichts als Maske. In Wirklichkeit hatte er es mit einem ausgekochten Gegner zu tun, der